Die ästige Graslilie ist eine typische Art für die kalkhaltigen Trockenrasen auf der Schwäbischen Alb.




Vorkommen und Verbreitung: Die ästige Graslilie ist in ganz Europa weit verbreitet. Zum Teil ist die Pflanze auch bis zum Ural nach Osten zu finden. In Nordeuropa (Skandinavien) sind die Vorkommen nur begrenzt auf den südlichen Rand von Schweden und Norwegen 1. Auf der Schwäbischen Alb ist die Pflanze häufig auf den kalkhaltigen Trockenrasen 2. Sie ist zudem auf Steppenheiden, an Böschungen und an Waldrändern zu finden. Die ästige Graslilie bevorzugt einen lockeren, kalkhaltigen Boden. In den Alpen ist die Pflanze auf Höhenlagen bis zu 1.700 Metern anzutreffen. Die Pflanze ist eine typische Steppenpflanze.
Pflanzenbeschreibung
Wuchsform: Die ästige Graslilie ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die eine Wuchshöhe zwischen 30 bis 70 cm (seltener auch bis zu 100 cm) erreichen kann. Sie hat grundständige, grasartige Laubblätter, die aufrecht nach oben wachsen. Am aufrechten Stängel bilden sich die Blütenstände in doppeltraubigen Rispen. Unter der Erde bilden sich Rhizome für die Fortpflanzung und Überwinterung aus.
Blätter: Die Blätter sind länglich, linealisch aufgebaut und können eine Länge von bis zu 40 cm erreichen. In der Mitte der Blätter bildet sich eine deutlich sichtbare Blattnarbe aus.
Blüten: Die Blüten besitzen sechs Perigonblätter (Blütenblätter). Diese sind weißlich gefärbt und besitzen leichte Einkerbungen auf der Oberseite. Die Blütennarbe sitze am Ende eines länglichen, weißen Stängels in der Mitte der Blüte. Der Fruchtknoten ist grünlich gefärbt. Die gelben Staubbeutel sitzen am Ende von sechs länglichen Staubblättern. Es handelt sich um um eine nektarführende Scheibenblume. Der Nektar ist für die Insekten leicht zu erreichen. Die Bestäubung der Blüten erfolgt vor allem durch Bienen, Käfer, Schwebfliegen und Wespen. Selbstbestäubung ist zum Teil möglich. Die Blüten haben keinen Duft. Die Blütezeit der Pflanze reicht von Juni bis August.
Früchte: Die Früchte sind rundlich aufgebaut und zunächst grünlich gefärbt. Später werden sie braun und platzen auf um die Samen auszusähen. Es handelt sich um einen Wind- und Tierstreuer. Die Samen sind Kältekeimer.
Besonderheiten der Pflanze
Besonderheiten der Pflanze: Die heimischen Graslilien (ästige und traubige) sind als Futterpflanze für die Raupen der Graslilieneule (Episema glaucina) wichtig. Die Raupen des Nachtfalters ernähren sich von Lilienartigen (Liliales). Zu diesen Pflanzen zählen unter anderem Graslilien (Anthericum), Traubenhyazinthen (Muscari) und Milchsternen (Ornithogalum). Bei der Graslilieneule handelt es sich um einen stark gefährdeten Nachtfalter 3.
Namensherkunft
Namensherkunft: Der deutsche Name „Ästige Graslilie“ lässt sich wie folgt erklären: Der Bestandteil Graslilie bezieht sich auf die schmalen, grasähnlichen Blätter der Pflanze, während ästige auf die verzweigte Form des Blütenstands hinweist.
Der botanische Gattungsname „Anthericum“ leitet sich nach Genaust 4 von dem lateinischen Wort „anthericus“ – Stängel des Asphodills (eine Pflanze / Gattung: Asphodelus) sowie dem griechischen Wort „ανθερικος“ (antherikos) ab. Dies wird nicht von „ánthos“ – Blüte – sondern von antérix – Stängel / Halm – und weiter „athér“ – Granne – zurückgeführt. Die Graslilie ist somit nach ihrem aufrechten senkrechten Stiel und dem ähnlichen Habitus zu Asphodill benannt.
Der botanische Artname „ramosum“ leitet sich von dem lateinischen Wort „ramosus“ – „voller Äste / astreich / vielverzweigt“ sowie dem Wort „ramus“ – Ast – ab.
Gefährdung der Pflanze
Gefährdung der Pflanze: Die ästige Graslilie wird auf der Roten Liste Deutschlands bereits als potentiell gefährdet (Vorwarnliste) eingestuft 5. Durch das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) und die Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) steht die Pflanze unter einem besonderen Schutz! Sie darf keinesfalls gepflückt oder beschädigt werden. Die Pflanze ist zudem auf einigen regionalen Roten Listen ebenfalls vertreten. Die einzelnen Gefährdungsgrade sind wie folgt:
Baden-Württemberg: Vorwarnstufe (Status: V)
Bayern: Vorwarnstufe (Status: V)
Berlin: Stark gefährdet (Status: 2)
Bremen: Vom Aussterben bedroht (Status: 1)
Brandenburg: Gefährdet (Status: 3)
Hamburg: Vom Aussterben bedroht (Status: 1)
Hessen: Gefährdet (Status: 3)
Niedersachsen: Vom Aussterben bedroht (Status: 1)
Saarland: Extrem selten (Status: R)
Sachsen: Gefährdet (Status: 3)
Schleswig Holstein: Vom Aussterben bedroht (Status: 1)
Verbreitungs-Codes: A, AV, M1, M2, F (teilw.)
Quelle
- Anthericum ramosum L. in der GBIF Datenbank, abgerufen am 08.08.2025 ↩︎
- LUBW, abgerufen am 08.08.2025 ↩︎
- Lepiforum – Episema glaucina, abgerufen am 08.08.2025 ↩︎
- Genaust, Helmut, Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen, S. 66 und S. 411. ↩︎
- Rote Liste Zentrum – Art: Ästige Graslilie, abgerufen am 08.08.2025 ↩︎