Die Eberraute wurde im Mittelalter in Klostergärten angebaut. Heutzutage schmückt sie unsere Gärten mit Ihrem Aussehen und Geruch.
Vorkommen und Verbreitung: Die Eberraute (Artemisia abrotanum) ist eine Pflanze, die vermutlich ursprünglich aus Vorderasien / Südeuropa (Kroatien, Albanien, Bosnien und Herzegowina, Ukraine, Armenien) stammt. Von dort wurde die Pflanze nach Mitteleuropa gebracht und vor allem in Klostergärten angepflanzt [heutzutage keine medizinische Anwendung mehr]. Heutzutage findet man sie vor allem in Gärten als Zierpflanze. Die Eberraute bevorzugt dabei einen sonnigen, trockenen Standort mit einem mageren Boden. Selten sind verwilderte Vorkommen in Österreich / Italien zu finden.
Pflanzenbeschreibung
Wuchsform: Es handelt sich um ein mehrjähriges, winterhartes Kraut, das im älteren Zustand an den Stängeln leicht verholzt. Die Eberraute ist daher selten ein Halbstrauch und häufiger eine ausdauernd krautige Pflanze. Die Pflanze erreicht eine Höhe zwischen 50 bis 130 cm (seltener auch bis zu 170 cm). Der Wurzelstock ist dick und kann ebenfalls verholzen. Die Stängel wachsen meist aufrecht und sind im oberen Bereich reich verzweigt. Die älteren Zweige besitzen eine bräunliche Färbung mit spärlicher Behaarung (häufig fehlt diese auch vollständig). Die jüngeren Zweige sind hingegen grünlich gefärbt.
Blätter: Die einzelnen Blätter sind feingliedrig und sitzen in „Büscheln“ wechselständig an den Zweigen / Stängeln. Sie besitzen eine graublaue Färbung.
Blüten: Die Blütenstände haben eine aufrechte Form und besitzen eine Länge zwischen 10 bis 30 cm. Es handelt sich um eine Vielzahl von einzelnen, nickenden Blütenköpfen. Diese sind mit grünlich gefärbten länglichen Hüllblättern umgeben. Der Körbchenboden ist flach aufgebaut und beinhaltet die vielen einzelnen Körbchenblüten. Die kleinen Teilblüten besitzen eine Röhrenform. In der Mitte bilden sich zwischen 14 bis 16 zwittrige Blüten. Am Rand bilden sich vier bis acht rein weibliche Blüten aus. Die Kronblätter besitzen eine gelbe Färbung. Die Blütezeit reicht von Juli bis in den Oktober.
Früchte: Die Früchte bestehen aus Achänen und besitzen eine länge zwischen 0,5 bis 1 mm. Sie sind elliptisch aufgebaut und haben zwei bis fünf kantige Rippen auf der Außenseite. Die Fruchtreife wird im August bis November erreicht. Die Vermehrung der Pflanze kann durch die Teilung der Wurzel im Spätherbst oder durch Stecklinge im Sommer erfolgen.
Volkstümliche Namen
Volkstümliche Namen 1: Die Eberraute ist unter verschieden volkstümlichen Namen bekannt. Zu diesen zählen unter anderem: Eberreis, Schoßwurz, Abraut, Albraute. Zu den weiteren Namen zählen auch Stabwurz, Gartheil. Zudem gibt es noch weitere spezielle, regionale Bezeichnungen. Zu diesen gehören Gorthääl (obersächsisch-erzgebirgisch), Gordam / Gürtler (Niederbayern), Zitronenchrut (Schweiz). Im Schwäbischen (u.a. schwäbische Alb) kennt man die Pflanze als „Schmecke, Zitronenkraut, Gürtele, Grietelle, Greutling, Krätzete 2.
Die Namen „Zitronenchrut, Schmecke, Zitronenkraut“ gehen auf den Geruch und Geschmack der Pflanze zurück. Da diese einen leicht zitronenartigen Geruch besitzt. Die Namen „Gürtler, Gürtele, Grietelle und Greutling“ gehen auf den Wuchsort in Gärten zurück. „Stabwurz sowie Gartheil“ deuten auf die dünnen Zweige der Pflanze hin – da diese mit einem Stab oder einer Gerte verglichen werden können. „Eberreis“ soll der Name der Pflanze im Mittelalter gewesen sein [citation needed].
Namensherkunft des botanischen Gattungsnamen
Namensherkunft: Der botanische Gattungsname “Artemisia” hat eine interessante Geschichte zur Namensherkunft. Der Name Artemisia wurde bereits von Pedanios Dioskurides (Arzt der Antike) und Plinius der Ältere (römischer Gelehrter) erwähnt. Sie haben sich dabei aber auf die Art „Artemisia vulgaris“ (Beifuß) und ähnliche Arten bezogen. Der Name „Artemisia“ ist aber erst viel später entstanden – durch den schwedischen Naturforscher Carl von Linné. Eine Verbindung zur griechischen Göttin „Artemis“ (Göttin des Waldes, der Jagd) besteht nur indirekt über die Zuordnung des Wermutskraut (Artemisia absinthium)! 3
Nach Linné ist der Gattungsname „Artemisia“ der Königin Artemisia II. – die Gattin des Königs Maussolos II – gewidmet. Sie errichtete für Maussolos das berühmte Mausoleum von Halikarnassos, eines der sieben Weltwunder der Antike. Plinius der Ältere berichtet, dass Artemisia II. den Wunsch hatte, dass eine Pflanze nach ihr benannt wird. 4 Die Erstbeschreibung der Gattung Artemisia erfolgte schließlich im Jahr 1753 durch Carl von Linné in seinem Werk Species Plantarum, Band 2 5. Eine frühere Erwähnung erfolgte im Werk Critica Botanica von Carl von Linné aus dem Jahr 1737. 6
Namensherkunft des botanischen Artnamen
Der botanische Artname “abrotanum“ hat verschiedene Theorien für die Namensherkunft. Zu diesen zählen die folgenden:
1. Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993) 7
Nach Pfeiffer et al. sind alle Formen Entlehnungen und Zersprechungen von mittellateinisch “abrotanum”, lateinisch “habrotonum”, griechisch “habrótonon” (ἁβρότονον). Die weitergehende Herkunft ist unbekannt.
2. „Taschenwörterbuch der botanischen Pflanzennamen“ von Franz Boerner
Mutmaßlich soll sich der Artname „abrotanum“ von dem griechischen Namen der Eberraute ableiten.
3. Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen
Nach Helmut Genaust wohl ein volksetymologisch umgebildetes Lehnwort mit unbekannter Herkunft (Frisk 1,5). Auch die Heimat der Pflanze gilt nach Genaust als ungesichert. Die Ableitung aus dem griechischen “abrotos” (unsterblich, göttlich) wird ebenfalls [wohl zurecht] angezweifelt.
Gefährdung der Pflanze
Gefährdung der Pflanze: Da es sich um eine Garten- / Zierpflanze handelt ist die Pflanze nicht auf der Roten Liste Deutschlands berücksichtigt.
Verbreitungs-Codes: A, AV, M1, M2, F, K (alle synth.)
Quellen
- Gerhard Madaus: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Verlag Georg Thieme, Leipzig, 1938 ↩︎
- Schwäbische Flora, Theo Müller ↩︎
- Burkhardt L. 2022: Eine Enzyklopädie zu eponymischen Pflanzennamen: Von Menschen & ihren Pflanzen – Berlin: Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin. – https://doi.org/10.3372/epolist2022 – A-50 ↩︎
- C. Plinii Secundi Naturalis historia. Hrsg. von D. Detlefsen, I–VI (in 3 Bänden), Berlin 1866–1882, hier: Band 4, S. 85: Plinius, Naturalis historia XXV, 73 f. ↩︎
- Species Plantarum, Band 2, Seite 845, Carl von Linné ↩︎
- Critica Botanica, Carl von Linné ↩︎
- „Eberraute“, in: Wolfgang Pfeifer et al., Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, abgerufen am 28.11.2024. ↩︎