Die Eibe ist ein immergrüner Baum mit auffällig roten Früchten, der vor allem bei Vögeln beliebt ist. Trotz des schönen Aussehens handelt es sich um einen in allen Teilen sehr stark giftigen Baum. Auch vor dem Pollen der Pflanze ist Vorsicht geboten, für Allergiker kann dieser zu einer allergischen Reaktion führen.
~ Baum des Jahres 1994 / Giftpflanze des Jahres 2011 ~
~ Starke Giftpflanze ~
Vorkommen und Verbreitung: Die europäische Eibe wächst natürlicherweise vor allem in den Alpen sowie im Alpenvorland. Im Mitteldeutschland ist sie zerstreut als Wildpflanze anzutreffen. Im Nordosten und Norden ist die Eibe nur sehr selten zu finden. Häufig wird der Baum als Zierpflanze in Parks, Gärten und auf Friedhöfen angepflanzt. Zum Teil kann die Eibe in Form eines Garten-Hybrids als Hecken verwendet werden. Sie hat eine natürliche Verbreitung in Mittel- und Südeuropa bis in den Kaukasus sowie nach Kleinasien und in Nordafrika. Der Baum ist vor allem in schattigen Wäldern zu finden. In den Gebirgen ist die Eibe auf Höhen von bis zu 1.200 Metern anzutreffen.
Langsamer Wuchs: Die Eibe hat einen sehr langsamen Wuchs durch die oft sehr schattigen Standorte (1 bis 3 cm pro Jahr). Bei zu schnellem Wechsel der Lichtbedingungen können die Nadeln einen Sonnenbrand erleiden. Durch den langsamen Wuchs können die Eiben mit bis zu 1.000 Jahre sehr alt werden.
Pflanzenbeschreibung
Wuchsform: Der Baum besteht meist aus mehreren Stämmen und erreicht häufig einen Stammdurchmesser von bis zu 50 cm pro Einzelstamm. Die Eibe erreicht eine Wuchshöhe zwischen 5 bis 12 Metern (seltener auch bis zu 20 Meter). Die Stämme besitzen eine graubraune (frisch: rote) Rinde. Diese blättert häufig in flachen Rindenstücken vom Baum ab. Alte Exemplare haben eine raue Rinde. Die Baumkrone ist im jungen Stadium noch kegelförmig (unten breiter als oben), später wird sie rundlich / kugelförmig.
Nadeln: Die Nadeln sitzen gegenständig an den Ästen des Baums. Sie haben eine Länge zwischen 1,5 bis 3 cm. Die Oberseite ist dunkelgrün, glänzend gefärbt. Die Unterseite hat eine graugrüne, matte Farbe. Sie sind mit drei dunkleren Streifen gezeichnet. Die Ränder sind glatt und laufen am Ende spitz zusammen bzw. sind rundlich aufgebaut.
Blüten: Es gibt bei der Eibe rein weibliche und rein männliche Blüten. Die männlichen Blütenknospen sind rundlich aufgebaut und haben einen kurzen Stiel. Sie sind nur ca. 4 mm groß und haben eine gelbliche Farbe. Die männlichen Blüten bestehen aus Schuppenblättern sowie 6 bis 14 Staubblättern mit Pollensäcken. Die weiblichen Blüten sind nur ca. 2 mm groß und sitzen in den Achseln der Nadeln. Am Ende der weiblichen Blüten bildet sich ein „Bestäubungstropfen“ aus. Hierdurch kann der männliche Pollen abgefangen werden. Die Blütezeit der Eibe reicht von März bis in den April.
Samen: 6 bis 8 Wochen nach der Bestäubung der Blüte bildet sich aus dem grün gefärbten Fruchtknoten ein bei voller Reife schwarz gefärbter Samen aus. Der einzelne Samen ist von einem fleischigen Samenmantel umgeben. Dieser ist zunächst grün gefärbt, wechselt aber bei voller Reife zu einem leuchtenden rot. Der Samen sitzt in der Mitte der nach unten geöffneten Scheinbeere. Pro Beere bildet sich ausschließlich ein Samen aus. Die Samenreife beginnt ab August.
Besonderheiten der Pflanze
Besonderheiten des Stammes: Seltner können sich auch ältere Bäume mit einem Stammdurchmesser von bis zu 1 Meter bilden. Oft schließen sich dabei auch mehrere Bäume und Nebentriebe zu einem „Scheinstamm“ zusammen. Hierdurch ist die Altersbestimmung sehr schwierig.
Besonderheiten der Nadeln: Im Winter werden die Nadeln und anderen Bestandteile der Eibe von Hirschen gefressen. Vor allem die Rinde der Bäume ist besonders bei den Tieren beliebt. Diese sind nicht von den Giftstoffen betroffen.
Besonderheiten der Blüten: Die Blüten der Eibe sind zweihäusig aufgebaut. Dies bedeutet, dass die Blüten getrennte Geschlechter haben. Es bilden sich männliche und weibliche Blüten an verschiedenen Bäumen aus. An einem der beiden Bäume sitzen an den Zweigen die zahlreichen männlichen Blüten. Am anderen Baum sitzen die weniger zahlreichen weiblichen Blüten.
Besonderheiten des Pollen: Die blühenden Äste der Eibe sollten auf keinen Fall geschüttelt werden, da hierdurch der in den männlichen Blüten eingelagerte Pollen der Pflanze in großen Mengen freigesetzt wird. Die Pollenkörner sind wie alle weiteren Pflanzenteile giftig und führen bei Berührung mit der Haut zu Ausschlägen und Schwellungen. Dies betrifft nicht nur Allergiker! Aber auch vor allem diese sollten blühende Eiben meiden.
Besonderheiten des Samen: Das rote „Fruchtfleisch“ wird botanisch als Arillus bezeichnet. Es handelt sich hierbei um eine besondere Form der Außenhülle die einen Samen umgibt. Die Verbreitung der Samen erfolgt vor allem durch Tiere in Form der sogenannten Zoochorie. Besonders hierbei ist, das es sich um die Endozoochorie per Vogel handelt. Die Samen werden dabei zusammen mit dem Samenmantel von Vögeln gefressen und unverdaut von den Vögeln wieder ausgeschieden. Unter anderem Stare, Amseln sowie Sing- und Misteldrosseln zählen zu den Hauptverbreitern. Interessant ist, dass der Kleiber die Samen ebenfalls von den Bäumen wegträgt. Diese frisst er aber nicht sofort, sondern verbringt sie in Felsspalten, Mauerfugen sowie Borkenritzen. Diese sollen dem Kleiber dann als Wintervorrat dienen. Die Vögel vergiften sich durch den Verzehr der Samen nicht, da diese nicht zerbrochen / verdaut werden!
Starke Giftpflanze – Hinweise zum Umgang
Allgemeine Giftigkeit der Pflanze: Alle Pflanzenteile (bis auf das rot gefärbte Fruchtfleisch) sind sehr stark giftig. Es ist daher besondere Vorsicht im Umgang mit der Pflanze geboten. Beim Schneiden der Pflanze sollten unbedingt Handschuhe getragen werden. Der Grünschnitt darf nicht auf dem eigenen Komposthaufen verwendet werden, da im Pflanzensaft der Ästen, Zweigen und Nadeln Giftstoffe enthalten sind. Sofern Kinder im Haushalt leben sollte von der Pflanzung einer Eibe abgesehen werden, da vor allem die leuchtend rot gefärbten Scheinbeeren mit dem schwarzen Samen gerne von Kindern gesammelt werden könnten. Der Verzehr des Fruchtfleisches ist an sich nicht gefährlich, aber das Zerkauen von Kernen setzt die Giftstoffe frei!
Giftigkeit für Tiere: Bei Haustieren ist darauf zu achten, dass diese nicht mit der Pflanze in Kontakt kommen, da die Eibennadeln beim Zerkauen ebenfalls Giftstoffe freisetzen. Vor allem Pferde und Schafe sind sehr anfällig für eine Vergiftung mit der Eibe. Es ist daher darauf zu achten, dass keine Eibenbäume in der Nähe der Weide stehen. Auch für Kühe, Schweine sowie Geflügel ist die Pflanze nicht als Futter geeignet.
Vergiftung mit der Eibe
Inhaltsstoffe: Taxin B, Baccatin III, Biflavonoide, Phenole, Taxacine, Betulosid, Paclitaxel. Die Inhaltsstoffe werden auch nicht durch Trocknen zerstört!
LD50 Tiere: Pferde und Schafe – 100 / 200g Nadeln, Kühe – 500g Nadeln, Schweine – 75g Nadeln, Geflügel – 30g Nadeln, Hunde – 30g Nadeln
LD50 Menschen: Geringe Mengen der zerkauten Nadeln oder der Samen.
Symptome einer Vergiftung mit Eibe: Erste Vergiftungserscheinungen nach der Einnahme von Pflanzenteilen können sich nach über einer Stunde zeigen. Zu diesen zählen unter anderem: Übelkeit, Schwindel, Bewusstlosigkeit, Magenschmerzen sowie eine Erweiterung der Pupillen. Zudem können Herz- und Kreislaufstörungen auftreten. Das enthaltene Gift hat eine zunächst erregende später lähmende Wirkung auf das Zentrale Nervensystem sowie die Lunge. Dies zeigt vor allem durch eine Tachykardie (starke Beschleunigung des Herzschlags), später eine Bradykardie (stark verlangsamter Herzschlag). Es kann auch zu Leber- und Nierenschäden sowie Krampfanfällen kommen. Der Tod tritt ohne Behandlung durch Herzversagen oder Atemlähmung ein.
Erste-Hilfe bei einer Vergiftung mit Eibe: Es ist sofort ein Arzt aufzusuchen. Eigenhändige Behandlungen können den Zustand deutlich verschlechtern. Es wird eine professionelle Giftentfernung durch medizinisches Personal dringendst empfohlen. Von der eigenmächtigen Einnahme von Aktivkohle wird dringend abgeraten.
Volkstümliche Namen
Volkstümliche Namen: Die Eibe ist unter verschiedenen volkstümlichen Namen bekannt. Zu diesen zählen unter anderem Bogenbaum, Ibe, Neib, Kreuzruten sowie Totenbaum oder Kirchhofsbom. Der deutsche Name „Bogenbaum“ lässt sich aus der früheren Verwendung zur Herstellung von Bögen und Armbrüsten ableiten. Beim Holz der Eibe handelt es sich um ein hartes aber gleichzeitig elastisches Holz. Heutzutage wird es zum Teil auch noch in Drechslereien, bei Schnitzarbeiten und zur Herstellung von Musikinstrumenten verwendet. Vor allem in der Renaissance wurde aus dem Holz die Laute hergestellt. Im Mittelalter wurden die Eiben in Süddeutschland fast vollständig ausgerottet. Im Schwarzwald wird die europäische Eibe „Ibetännle“ genannt.
Der schwäbische Name „Ibe“ ist eine Verkürzung des Namens Eibe. Als „Kreuzruten“ wird die Eibe bezeichnet, da die Palmboschen mit Zweigen der Eibe verziert wurden. Diese wurden nach der Weihe hinter das Kruzifix im Wohnzimmer gesteckt.
Der Name „Totenbaum“ oder „Kirchhofsbom“ leitet sich aus der Praxis ab, Eiben auf Friedhöfen und an Kirchen anzupflanzen. Sie galt schon früher aufgrund ihrer Giftigkeit als „todbringende Pflanze“.
Namensherkunft
Namensherkunft: Der botanische Gattungsname „Taxus“ leitet sich aus dem lateinischen Wort „taxus“ ab. Dies ist der lateinische Name für die Pflanze. So hat Dioscurides die Eibe als σμῖλαξ (milax) bezeichnet. Erkennt aber in seinen Schriften wohl an das die Römer die Pflanze als τάξος (taxos) bezeichnen. Eine weitergehende etymologische Herkunft ist nicht nachweisbar. Eine mögliche Ableitung besteht im altgriechischen Wort „τόξον“ (Bogen), da scheinbar die Verwendung als Bogen bereits zu dieser Zeit bekannt war. Eine weitere Möglichkeit besteht in „τάξις“ (Ordnung), da die Nadeln regelmäßig an den Ästen verteilt sind. Der botanische Artname „baccata“ weist auf die beerentragenden Äste der Eibe hin. Es stammt aus dem lateinischen Wort „bacca“ – zu Deutsch: Beere – ab.
Namensherkunft des deutschen Namens: Der Name „Eibe“ stammt aus dem althochdeutschen „iwa“ sowie dem mittelhochdeutschen „iwe“ ab. Bei Hildegard von Bingen wird der Baum als „Ybenbaum“ bezeichnet.
Mythen um die Eibe
Mythen um die Eibe: Bei den Germanen war die Eibe ein heiliger Baum. Sie widmeten ihre „ihwaz Rune“ dem Baum. Die Eibe sollte hierdurch Krankheit und Unheil abwehren. Zudem wurden an vielen heiligen Plätzen Eiben gepflanzt.
Gefährdung der Pflanze
Gefährdung der Pflanze: Die Eibe wird auf der Roten Liste von Deutschland bereits als potentiell gefährdet eingestuft. Die natürlichen Vorkommen der Pflanze sind in fast ganz Deutschland gefährdet. Die Pflanze wird daher ebenfalls auf den regionalen Roten Listen der Bundesländer als gefährdet angesehen. Die einzelnen Gefährdungsgrade sind wie folgt:
- Baden-Württemberg: Vorwarnstufe (Status: V)
- Bayern: gefährdet (Status: 3)
- Berlin: Ausgestorben (Status: 0 – Ende des 18. Jh.)
- Brandenburg: Ausgestorben (Status: 0)
- Bremen: gefährdet (Status: 3)
- Hamburg: Extrem selten (Status: R – Neophyt)
- Hessen: ungefährdet (Status: *)
- Mecklenburg-Vorpommern: Vorwarnstufe (Status: V)
- Niedersachsen: gefährdet (Status: 3)
- Nordrhein-Westfalen: gefährdet (Status: 3)
- Rheinland-Pfalz: gefährdet (Status: 3)
- Saarland: unbekannt – nicht in Roter Liste enthalten!
- Sachsen: vom Aussterben bedroht (Status: 1)
- Sachsen-Anhalt: Extrem selten (Status: R)
- Schleswig-Holstein: unbeständig vertreten (Status: U)
- Thüringen: ungefährdet (Status: *)
Verbreitungs-Codes: A, AV, M1, (M2, F, K)