Europäische Stechpalme

Verbreitung und Vorkommen: Die europäische Stechpalme ist vor allem in Nord- und Westdeutschland, in Frankreich, im Mittelmeerraum, Südosteuropa und Nordafrika. Die Pflanze gilt in unseren Wäldern als selten aber heimisch. In den Alpen ist die Stechpalme auf Höhen von bis zu 1.800 Metern zu finden. Im Norden (Norwegen) ist die Pflanze bis zum 63° nördlichen Breitengrad bereits verbreitet. In Deutschland ist die Pflanze vor allem im Schwarzwald sowie den weiteren Mittelgebirgen zu finden. Die europäische Stechpalme wächst in Laubwäldern und Buchen-Tannenwäldern (Mischwälder). Die Pflanze bevorzugt dabei frische, milden bis mäßig sauren Lehmböden mit einem Humusanteil. Die Stechpalme wächst vor allem an halbschattigen Plätzen – sie hat aber auch eine hohe Schattentoleranz.

Wuchsform: Es handelt sich um einen wintergrünen Strauch, der eine Höhe zwischen 1 bis 5 Metern (seltener im Mittelmeerraum auch bis zu 10 Metern – baumartiger Wuchs) erreicht. Es handelt sich um einen getrenntgeschlechtlichen Strauch – an dem sich nur „weibliche“ oder nur „männliche“ Pflanzenteile ausbilden. Die unteren Pflanzenteile verholzen deutlich. Die Rinde ist dabei dunkelgrau / dunkelbraun gefärbt. Im jungen Zustand sind die Sträucher häufig aufrecht und nicht sehr breit. Später kehrt sich dies um, da die Sträucher breit-kegelförmig werden. Die Pflanze kann ein Alter von bis zu 100 Jahren (seltener bei guten Bedingungen auch älter!) erreichen.

Blätter: Die Blätter sitzen wechselseitig an den Ästen. Sie sind ledrig und haben eine wachsähnlichen Überzug. Die Blätter sind dunkelgrün gefärbt. Im unteren Teil besitzen die Blätter an den Rändern deutliche Stacheln – dies soll Tiere davon abhalten diese zu fressen. Im oberen Pflanzenteil bilden sich weniger Stacheln aus. Auf der Unterseite der Blätter sind diese hellgrün gefärbt und mit deutlichen Blattnarben überzogen. Die Blätter bleiben nur 2 bis 3 Jahre am Baum und werden dann abgeworfen.

Blüten: Die Blüten sind zweihäusig aufgebaut – die Selbstbestäubung ist zum Teil möglich, da in den Blüten auch die Organe des jeweils anderen Geschlechts vorhanden sind. Die Blütenfarbe reicht von weiß zu hellgelb. Die Außenseite der Blütenblätter ist gelb-grün gefärbt und leicht rot überlaufen. Die Blüten erscheinen im Mai bis Juni und werden vor allem durch Honigbienen, Sandbienen (Andrena) und Mauerbienen (Osmia) bestäubt.

Früchte: Die Früchte sind zunächst nach der Bestäubung kleine grüne Fruchtknoten. Später bilden sich hieraus die typisch roten, kugelförmigen Früchte aus. Diese besitzen im Inneren einen harten Kern. Die Früchte haben einen sehr herben Geschmack. Sie sind nicht für die menschliche Ernährung geeignet. Vögel können die Früchte essen, aber tun dies nur selten – (nach Turcek 1961 sind dies nur 12 Arten).1

Allgemeine Giftigkeit der Pflanze: Die europäische Stechpalme ist insgesamt giftig für Menschen und Tiere. Sie gilt als gering giftig, ist aber nicht für die menschliche Ernährung geeignet. Beim Umgang mit der Pflanze sind Handschuhe, auch wegen der Stacheln, empfehlenswert.

Inhaltsstoffe: In allen Pflanzenteilen sind unter anderem Triterpensaponine enthalten. Zu den einzelnen Inhaltstoffen zählen unter anderem Triterpene, Bismonoterpene und Nitrile: Rutin, Ursolsäure, Ilexsäure, Kaffeegerbsäure, Dextrose, Ilicin, Theobromin (möglich), Harz. Früheren Angaben das cyanogenen Glykoside enthalten sind konnten nicht bestätigt werden. Auch das Vorhandensein von Theobrominen konnte nicht bestätigt werden. 3 4

LD50 Tiere: unbekannt, häufiger kommt es bei Tieren, die die Blätter fressen, zu Verletzungen aufgrund der Stacheln.

LD50 Menschen: unbekannt

Symptome einer Vergiftung: Es kann bei Verzehr von größeren Mengen an Stechpalme zu Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen kommen.

Erste-Hilfe bei einer Vergiftung mit der Stechpalme: Es sollte reichlich Flüssigkeit bei Menge bis zu fünf Beeren dem betroffenen gegeben werden. Falls die Menge an verzehrten Beeren größer ist, sollte man sich mit einer Giftinformationszentrale in Verbindung setzen. Auch ein Arzt ist ggf. aufzusuchen.

Namensherkunft des botanischen Gattungs- und Artnamens 5: Nach Helmut Genaust in seinem Werk „Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen“: Der botanische Gattungsname “Ilex” lässt sich auf den Vergleich zu den immergrünen, ledrigen, dornigen Laubblättern der Steineiche (Quercus ilex) zurückführen. Der botanische Artname “aquifolium” bedeutet übersetzt “Nadelblatt”, von den stacheligen Rändern der Blätter 6.

Namensherkunft deutscher Name 7 8 9: Der Deutsche Name “Stechpalme” soll sich aus der Verwendung am Palmsonntag entwickelt haben. Hierbei wurden an Stelle der Palmenzweige häufig Äste der Stechpalme verwendet. Der Namensteil “Stech” bezieht sich auf die stacheligen Blätter.

Namensherkunft englischer Name 10: Für die Entstehungsgeschichte des Namens “Holly” gibt es verschiedene mögliche Herleitungen. Eine genaue Zurückführung ist aber nicht mehr möglich. Als Möglichkeit wird die folgende nach dem Buch: Christmas von Angie Mosteller, 2008 angesehen:

  • Der englische Botaniker William Turner (1508 – 1568) hat die Stechpalme als “Holy Tree” – zu deutsch “heiliger Baum” bezeichnet. Der heutige Name “holly” soll sich aus dem Wort “holy” entwickelt haben.
  • Andere Etymologen leiten “holly” von einem indo-europäischen Wort ab, dass sich mit “stachelig” ins Deutsche übersetzen lässt.

Die Stechpalme und die Weihnachtliche Tradition und der Mythologie 11 12: Die Verwendung und Verbindung von Stechpalmen (Zweige, Blätter und Früchte) zu Weihnachten wird von den meisten Autoren auf das antike römische Fest der Saturnalien (um die Wintersonnenwende) zurückgeführt. Die Römer pflegten dabei die Tradition, dass die Stechpalme dem Gott Saturn geweiht sei. Daher wurde sie während der Saturnalien, die zu Ehren von Saturn gefeiert wurden, häufig verwendet. Die Römer verwendeten dabei die Pflanze in Kränzen und schmückten die Bilder von Saturn mit den Blättern und Zweigen.

Plinius der Ältere (23–79 n. Chr.) nennt in seinem Werk Historia Naturalis weitere Gründe für die Verwendung der Stechpalme bei römischen Festen. Seiner Beschreibung zufolge sollte die Pflanze Häuser und Höfe vor Blitzeinschlägen und Hexerei schützen, wenn sie in der Nähe gepflanzt wurde. Aus dieser Vorstellung entwickelte sich der Glaube, dass die Stechpalme allgemein gegen jegliches Unheil schützen könne – seien es Naturkatastrophen, dunkle Mächte oder gefährliche Tiere. Während der römischen Feierlichkeiten galt sie daher als Symbol für ungetrübte Freude und dafür, dass nichts das Fest stören könne.

Da die Saturnalien traditionell zwischen dem 17. und 23. Dezember stattfanden – also nahe an unserem heutigen Weihnachtsfest –, liegt die Vermutung nahe, dass der heidnische Brauch, Stechpalmen als festlichen Schmuck zu nutzen, auch das frühe Christentum beeinflusst hat. Allerdings wurde die Pflanze auch von vielen anderen Kulturen in der Winterzeit verwendet, unabhängig von einem Bezug zu Saturn. Es scheint ein allgemeiner menschlicher Wunsch gewesen zu sein, die dunkle und kalte Jahreszeit mit natürlicher Schönheit zu erhellen. Auch die Christen sind Teil dieser langen Tradition.

Stechpalmenzweige werden heutzutage auch noch gerne in Großbritannien und Nordamerika als Weihnachtsschmuck genutzt. In den USA gibt es für die Herstellung von Schmuck ganze Plantagen mit Stechpalmen.

Baumnamen als Nachnamen für Personen 13: Baumnamen werden in der irischen Onomastik (Namens häufig in Personennamen integriert, was auch als Hinweis auf ihre ursprüngliche symbolische Bedeutung gedeutet werden kann. So lassen sich Namen wie Mac Cuill („Sohn der Hasel“), Mac Cuilinn („Sohn der Stechpalme“) und Mac Ibar („Sohn der Eibe“) mit der altwalisischen Formen wie Guidgen („Sohn des Waldes“), Guerngen („Sohn der Erle“) und Dergen (aus Dervo-genos, „Sohn der Eiche“) vergleichen.

Gefährdung der Pflanze: Die gewöhnliche Grasnelke steht auf der Roten Liste Deutschlands als ungefährdet. Es handelt sich um eine besonders geschützte Art gemäß der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV). Die einzelnen Gefährdungsgrade auf den regionalen Roten Listen sind wie folgt:

  • Baden-Württemberg: ungefährdet (Status: *)
  • Bayern: gefährdet (Status: 3)
  • Berlin: ungefährdet (Status: *)
  • Brandenburg: Stark gefährdet (Status: 2)
  • Hamburg: ungefährdet (Status: *)
  • Hessen: ungefährdet (Status: *)
  • Nordrhein-Westfalen: ungefährdet (Status: *)
  • Sachsen: nicht bewertet (Status: in Einbürgerung befindliche Art)
  • Schleswig Holstein: ungefährdet (Status: *)

Verbreitungs-Codes: A, AV, M1 (teilw.), M2 (teilw.), F (teilw.)


  1.  Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft – Die Stechpalme aus tierischer Sicht – LWF Wissen 85 – abgerufen am 11.06.2025 ↩︎
  2. Informationszentrale gegen Vergiftungen Bonn – Pflanzenportrait Stechpalme – abgerufen am 11.06.2025 ↩︎
  3. CliniTox – Pflanzengifte – Ilex sp. – abgerufen am 11.06.2025 ↩︎
  4. Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis ↩︎
  5. Helmut Genaust, „Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen“ ↩︎
  6. Jahrb. Bochumer Bot. Ver. 7 226–236 2016 ↩︎
  7. LWF, Gregor Aas, Die Europäische Stechpalme (Ilex aquifolium): Verbreitung, Morphologie und Ökologie – LWF Wissen 85 ↩︎
  8. DIEKMANN-MÜLLER, A. 2008: Weihnachtsstern und Mistelzweig. Mit Pflanzen durch die Winterzeit. – Ostfildern ↩︎
  9. STORL, W.-D. 2001: Pflanzen der Kelten. Heilkunde, Pflanzenzauber, Baumkalender, 2. Aufl. – Aarau ↩︎
  10. Christmas von Angie Mosteller, 2008, Seite 56, 70 – 74 ↩︎
  11. Christmas von Angie Mosteller, 2008, Seite 56, 70 – 74 ↩︎
  12. LWF, Dr. Alexandra Wauer – Artikel: Verehrt, geschätzt, vielseitig verwendet – LWF Wissen 85 ↩︎
  13. Pagan Celtic Britain : studies in iconography and tradition von Ross, Anne, 1992, S. 64 ↩︎

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