Gewöhnliche Hundszunge

Gewöhnliche Hundszunge - Blütenstand im Detail

Vorkommen und Verbreitung: Die gewöhnliche Hundszunge kommt in Europa bis nach Zentralasien vor. In Nordamerika und Island gilt die Pflanze als Neophyt. In Nordamerika wird sie zusätzlich als invasive Pflanzenart eingestuft, welche dort bekämpft wird 1. Die Pflanze bevorzugt trockenwarme Ruderalstellen, Schuttplätze, Wegränder und Trockenrasen. Sie ist dabei auf basenreichen / kalkhaltigen Böden zu finden. Die Hundszunge ist ein Stickstoffanzeiger.

Es handelt sich bei der Hundszunge um eine zweijährige Pflanze, die sommergrün ist. Im ersten Jahr bildet sich zunächst ausschließlich die Blattrosette aus. Erst im zweiten Jahr erscheint der Blütenstand. Sie kann eine Höhe zwischen 20 bis 80 cm – seltener bis zu 90 cm – erreichen. Alle Pflanzenteile sind mit feinen Haaren besetzt. Die Stängel wachsen aufrecht und sind im oberen Bereich reich verzweigt. Die Blütenstände hängen meist nach unten.

Blätter: Die Laubblätter sind in einer rundlichen, grundständigen Rosette dicht über dem Boden angeordnet. Sie sind zudem dicht, wechselständig am Stängel angeordnet. Die Blätter laufen am Ende spitz zusammen und sind lanzettlich aufgebaut. Auf der Ober- und Unterseite sind die Blätter mit feinen Haaren besetzt.

Blüten: Es handelt sich bei den einzelnen Blüten um trichterförmige Stieltellerblume. Diese sind in einer Rispenform am Ende der Stängel angeordnet. Die Blüte besitzt eine längliche Kronröhre, welche durch Schlundschuppen verschlossen ist. Der Nektar kann durch Hummeln, Wildbienen und Schmetterlinge aus der Blüte herausgeholt werden. Die Blüten sind zwittrig aufgebaut und besitzen fünf Blütenblätter. Sie sind radiärsymmetrisch aufgebaut und haben eine doppelte Blütenhülle. Die fünf Kelchblätter besitzen eine dichte Behaarung. Sie sind in der Mitte miteinander verwachsen. Im Blütenschlund bilden sich die Blütennarbe sowie Staubblätter aus. Die Blüten besitzen zunächst eine dunkelviolette Blüte. Diese wechselt im späteren Blühverlauf zu einer braun-roten Farbe. Der Farbwechsel während der Blütezeit entsteht aufgrund einer pH-Wert Änderung in den Blütenblättern. Selten kann es zu einer Selbstbestäubung kommen. Die Blütezeit reicht von Mai bis Juli.

Früchte: Nach der Blüte bilden sich aus dem Fruchtknoten die Klausenfrüchte aus. Jede Frucht besteht aus vier Klausen. Die Verbreitung erfolgt vor allem durch Tiere. Hierbei werden die Fruchtteile am Fell der Tiere – ähnlich wie bei Kletten – angeheftet (sogenannte Epichorie). Es handelt sich bei den Samen um Dunkelkeimer. Die Fruchtreife wird im Juli bis Oktober erreicht.

Giftigkeit der Pflanze: Die gewöhnliche Hundszunge gilt als stark giftig aufgrund der enthaltenen Pyrrolizidinalkaloide. Diese Giftstoffe greifen die Leber an. Die Pflanzen sollten daher nicht gegessen werden! Eine ältere Verwendung als Heilpflanze kann nicht mehr als gesundheitsfördernd angesehen werden. Von einer Medikation mit Hundszunge ist daher abzuraten! Clinitox / 2

Wirkstoffe: Pyrrolizidinalkaloide – wie Echinatin, 7-Angeloylheliotridin, Heliosupin, 12-Acetylheliosupin, Viridoflorin; der Gehalt in der Pflanze schwankt stark: 0,71 – 2,10% 3

Wirkung der Giftstoffe: Eine Pyrrolizidin-Vergiftung kann nach längerer Aufnahme der Giftstoffe auftreten. Pyrrolizidinalkaloide werden in der Leber in Metaboliten umgewandelt. Diese reagieren mit der DNA von Zellen sowie anderen Stoffen in der Leber welche zu einer Schädigung der Leberzellen führt. 4

Letale Dosis: LD50 Ratte (i.p.) – 350 mg Echinatin/kg Körpergewicht.

Namensherkunft: Der botanische Gattungsname „Cynoglossum“ leitet sich von den altgriechischen Worten „κύων“ (kyōn) – zu deutsch: Hund – und „γλῶσσα“ (glōssa) – zu deutsch: Zunge ab. Hieraus soll sich auch der deutsche Name „Hundszunge“ ergeben. Die Namensteile lässt sich mit den folgenden zwei Theorien erklären:

1. aufgrund der Form der Blätter – da diese eine gewisse Ähnlichkeit zur Form einer längliche Zunge haben.

2. aufgrund des unangenehmen Geruchs der Pflanze nach Mäuseurin. Eine Erklärung für den deutschen Namenszusatz „Hunds“ kann auch wie in den Fällen der „Roß-Pflanzen“ geliefert werden. Diese haben oft den Namenszusatz erhalten, da sie mit „richtigen“, essbaren Kräutern und Pflanzen verwechselt wurden. Es werden daher als „zu nichts zu gebrauchen“ angesehen. 5

Der botanische Artname „officinale“ deutet auf den früheren Gebrauch als Heilpflanze hin.

Gefährdung der Pflanze: Die gewöhnliche Hundszunge steht bereits mit der Vorwarnstufe auf der Roten Liste Deutschlands. Sie ist mäßig häufig anzutreffen hat aber einen mäßigen Rückgang im langfristigen Trend. Die Pflanze ist zudem auf einigen regionalen Roten Listen vertreten. Die einzelnen Gefährdungsgrade sind wie folgt:

  • Deutschland: Vorwarnstufe (Status: V)
  • Baden-Württemberg: ungefährdet (Status: *)
  • Bayern: Vorwarnstufe (Status: V)
  • Berlin: n/a
  • Brandenburg: ungefährdet (Status: *)
  • Hamburg: vom Aussterben bedroht (Status: 1)
  • Hessen: ungefährdet (Status: *)
  • Mecklenburg-Vorpommern: ungefährdet (Status: *)
  • Niedersachsen: gefährdet (Status: 3) / stark gefährdet (Status: 2)
  • Nordrhein-Westfalen: gefährdet (Status: 3)
  • Rheinland-Pfalz: ungefährdet (Status: *)
  • Saarland: Vorwarnstufe (Status: V)
  • Sachsen: gefährdet (Status: 3 )
  • Sachsen-Anhalt: ungefährdet (Status: *)
  • Schleswig-Holstein: gefährdet (Status: 3)
  • Thüringen: ungefährdet (Status: *)

Verbreitungs-Codes: AV (teilw.), M1, M2, F (Nord-Ost) 6


  1. Global invasive species database – Cynoglossum officinale – Abgerufen am 18.08.2024 ↩︎
  2. Roth L., Daunderer M. & Kormann K. (1994) Giftpflanzen – Pflanzengifte. 4. Auflage. Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Hamburg, pp. 283-284 ↩︎
  3. Teuscher & Lindequist, 2010 ↩︎
  4. Wie schädigen Pyrrolizidinalkaloide die Leber? – BfR – Abruf am 18.08.2024 ↩︎
  5. Die etymologie der phanerogamennomenclatur – Kanngiesser, Friederich – Seite 55 ↩︎
  6. FloraWeb – Abgerufen am 18.08.2024 ↩︎

Eine Antwort auf “Gewöhnliche Hundszunge”

  1. Avatar
    Sofia sagt:

    Was man früher nicht alles als Heilpflanze verwendet hat, was sich jetzt als giftig herausstellt, erstaunlich!
    Danke für den interessanten Artikel, wieder viel Neues gelernt!

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