Gewöhnliche Sonnenröschen 

Gewöhnliche Sonnenröschen - fünf goldgelbe Blütenblätter in einem Kreis um die vielen gelb gefärbten Staubblätter und die grüne Blütennarbe. Der Hintergrund ist unscharf mit Gräsern.

Vorkommen und Verbreitung: Das gewöhnliche Sonnenröschen ist in Deutschland vor allem in den Mittelgebirgen sowie im Alpenvorland anzutreffen. Im Norden Deutschlands gilt die Pflanze als sehr zerstreut. In Europa ist die Pflanze vom Norden Spaniens bis nach Südschweden und auf die britische Insel verbreitet. Nach Osten ist die Pflanze bis nach Tschechien und die Slowakei zu finden. In den Alpen kann sie auf Höhen von bis zu 2.500 Metern gefunden werden. 1 Die Pflanze bevorzugt dabei einen sonnigen, trockeneren (halbtrockenen) Standort. Diese Bedingungen sind meist auf Kalk-Magerwiesen (Mähder), Trockenhängen, Heiden, Waldrändern und auf Felsen gegeben. Sie ist eine der Arten in den folgenden besonderen Pflanzengesellschaften 2:

– Präalpiner Blaugras-Halbtrockenrasen (Carlino acaulis-Caricetum sempervirentis)

– Elsässer Volltrockenrasen (Artemisio albae-Koelerietum vallesianae)

– Pfriemengrassteppe (Stripetum capillatae)

– Alpiner Blaugras-Horst-Seggenrasen (Seslerio variae-Caricetum sempervirentis)

Wuchsform: Das Sonnenröschen wächst flach über den Boden und steigt häufig nur 10 bis 30 cm nach oben. Im oberen Bereich der aufrecht stehenden Stängel bilden sich die Blütenstände aus. Am Ende der Stängel sitzt eine Blüte. Die weiteren Blüten sind an einer Seite traubenförmig aufgereiht.

Blätter: Die Blätter sind ledrig und haben eine eiförmige bis ovale Form (je nach Unterart). Die Ränder der Blätter sind nach unten leicht eingerollt. Die Unterseite ist mit feinen Härchen besetzt. Auch hier ist die Unterart für die Dichte der Behaarung ausschlaggebend. Beim gewöhnlichen Sonnenröschen ist sie graufilzig. Es bilden sich an den Stängelblätter noch zwei kleinere Nebenblätter aus. Die Blattfarbe ist dunkelgrün.

Blüten: Die einzelnen Blüten sind radiär aufgebaut und haben einen Durchmesser zwischen 1,5 bis 2,5 cm. Die fünf Blütenblätter sind goldgelb gefärbt. In der Mitte der Blüten bilden sich die zahlreichen gelben Staubblätter sowie die grünlich gefärbte Blütennarbe aus. Die Blütennarbe ist einfach und ungeteilt am Ende. Die Blütezeit reicht von Juni bis September.

Früchte: Die Früchte der Sonnenröschen bestehen aus einer Kapselfrucht die bei vollständiger Reife aufplatzt und die Samen somit freigibt. Im Inneren der Kapsel sind sehr viele Samen enthalten. Die Verbreitung der Samen erfolgt über den Wind sowie Wasser (Regenschwemmling). Es handelt sich bei den Samen um Lichtkeimer. Die Fruchtreife wird im Juli bis November erreicht.

Besonderheiten der Wurzeln 3: Die Wurzeln der Pflanze gehen eine Ektomykorrhiza mit Wurzelpilzen ein. Dies wurde von den Botanikern Jean DexheimerJoëlle GerardJean-Pierre Leduc, und Gérard Chevalier im März 1985 nachgewiesen und im Canadian Journal of Botany veröffentlicht.

Besonderheiten der Blüte: Bei den Blüten handelt es sich um immer der Sonne zugewendete Blüte – diese folgen über den Tag dem Verlauf der Sonne. Die Blüten haben dabei eine Blühdauer von nur einem Tag. Die Blüten gelten als „Pollen-Scheibenblumen“ – da der Zugang zum Nektar den Insekten leicht fällt. Die Pollen und Nektar werden offen an den Nekatrien und Staubblättern angeboten. Die Blüten öffnen sich nur bei einer Temperatur von mindestens 20°C. Die äußeren Staubblätter biegen sich bei Berührung sofort nach unten um so den Pollen an den Bestäubern anzuheften. Diese Bewegung ist reversibel. Die gelben Kronblätter haben eine starke UV-Reflektion und sind so für Bienen gut sichtbar. Durch das Öffnen und Schließen der Blüten bei fallenden Temperaturen und zur Nacht kann zu einer Selbstbestäubung der Pflanze führen.

Volkstümliche Namen: Im Schwäbischen ist die Pflanze aufgrund ihrer goldgelben Blüten unter verschiedenen Namen bekannt. Zu diesen zählen: „Goldrösle, Sonnenrösle, Sonnenblümle“ 4.

Namensherkunft botanischer Name 5 6: Der botanische Gattungsname „Helianthemum“ leitet sich vermutlich von den folgenden zwei altgriechischen Worten ab:

helios (Ἥλιος) – zu deutsch Sonne (Sonnengott der griechischen Mythologie) – aufgrund der wie kleine Sonnen aussehenden Blüten.

und

anthemon (ἄνθεμον) – zu deutsch Blüte.

Der botanische Artname „nummularium“ lässt sich als „münzenartig“ ins deutsche übersetzen. Hierbei wird auf die runden, goldmünzenartigen Blüten der Pflanze verwiesen.

Gefährdung der Pflanze: Das gewöhnliche Sonnenröschen wird auf der Roten Liste Deutschlands als ungefährdet geführt. Die einzelnen Gefährdungsgrade in den Bundesländern sind wie folgt:

  • Baden-Württemberg: Vorwarnliste (Status: V)
  • Bayern: gefährdet (Status: 3)
  • Hamburg: ausgestorben (Status: 0)
  • Hessen: ungefährdet (Status: *)
  • Niedersachsen: gefährdet (Status: 3)
  • Nordrhein-Westfalen: ungefährdet (Status: *)
  • Rheinland-Pfalz: ungefährdet (Status: *)
  • Saarland: ungefährdet (Status: *)
  • Sachsen: stark gefährdet (Status: 2) 

Verbreitungs-Codes: A, AV, M1, M2, (F, K)


  1. GBIF.org – Georefferenced records – abgerufen am 02.08.2024 ↩︎
  2. Pflanzenwelt Mitteleuropas und der Alpen – Handbuch und Atlas der Pflanzengesellschaften – Auflage 2002 ↩︎
  3. Dexheimer J, Gérard J, Lecuc JP, Chevalier G 1985. Étude ultrastructurale comparée des associations symbiothiques mycorhiziennes Helianthemum salicifolium – Terfezia claveryi et Helianthemum salicifolium – Terfezia leptoderma. Can J Bot 63:582-591 – https://doi.org/10.1139/b85-073 ↩︎
  4. Schwäbische Flora – Schwäbischer Albverein – 2. Auflage ↩︎
  5. Taschenwörterbuch für Botaniker und alle Freunde der Botanik – Glaser, Ludwig – 1885 ↩︎
  6. Taschenwörterbuch der botanischen Pflanzennamen – 4. Auflage – 1989 ↩︎

Eine Antwort auf “Gewöhnliche Sonnenröschen ”

  1. Avatar
    Sofia sagt:

    Deine Seite ist echt n Schatz. Was man dabei alles so nebenher lernt über ne Pflanze findet man sonst nirgends so geballt auf nem Haufen, wie hier z. B. die Symbiose mit Pilzen, und was Scheibenblumen sind wusste ich auch nicht! Danke für deine tolle Arbeit!

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