Die Hundspetersilie ist die einzige Art der Pflanzengattung Aethusa. Es handelt sich um eine stark giftige Pflanze. Sie ist entfernt mit der beliebten Küchenpflanze „Petersilie“ verwandt, da beide zu den Doldenblütlern (Apiaceae) zählen.
Vorkommen und Verbreitung: Die Hundspetersilie kommt in fast ganz Europa vor. Sie wächst dabei an Wegen, Äckern und auf Ruderalflächen. Sie bevorzugt dabei stickstoffhaltige Lehmböden.
Pflanzenbeschreibung
Wuchsform: Bei der Pflanze handelt es sich um eine ein- bis zweijährige Pflanze, die eine krautige Wuchsform hat. Sie kann eine Höhe zwischen 10 bis 100 cm (seltener bis zu 120 cm) erreichen. Die Stängel sind im Inneren hohl und haben eine feine Streifung. Die Hundspetersilie hat eine blaugrüne Färbung am Stängel. Im oberen Teil sind sie gabelig verästelt. Unter der Erde bildet sich eine tiefe Wurzel aus.
Blätter: Die Blätter sind zwei bis dreifach gefiedert und bilden eine dreieckige Form aus. Die einzelnen Blätter sind ebenfalls fiederförmig eingeschnitten. Sie haben eine hellgrüne Färbung und besitzen einen unangenehmen Geruch (hierin besteht ein Unterscheidungsmaterial zur gewöhnlichen Petersilie). Die Enden der Fiederblättchen laufen spitz zusammen. Auf der Unterseite sind die Blätter glänzend.
Blüten: Die Doldenblüten sind flach eingebaut und haben eine weiße Färbung. Pro Blütendolde besteht aus zwischen 10 bis 20 Strahlen. Bereits im ersten Jahr können sich Blüten ausbilden. Die einzelnen Blüten bestehen aus fünf doppelten Blütenblättern sowie fünf Staubblättern und einer grünlichen Blütennarbe. Unter den Blüten sitzen die drei nach unten gerichteten Hüllblätter. Die Blütezeit reicht von Juni bis in den September, teilweise auch bis in den Oktober.
Samen: Die grün gefärbten, unreifen Samenstände der Hundspetersilie sitzen häufig in einer dichten Dolde. Die einzelnen Samen haben auf der Oberfläche deutliche Rippen. Die Frucht besteht aus einer doppelten Spaltfrucht, welche zusammenstehend ist. Bei Reifung färben sich die Samen bräunlich. Pro Pflanze können sich bis zu 500 Samen ausbilden. Die Samen haben eine Länge von bis zu 4 mm. Die Verbreitung erfolgt durch den Wind sowie durch Tiere.
Namensherkunft
Namensherkunft botanischer Name: Der botanische Gattungsname „Aethusa“ leitet sich von dem altgriechischen Wort „Αἵθουσα“ (aíthousa – die Brennende, die Leuchtende, die Glänzende – Αἵθουσα wird in der griechischen Mythologie als Geliebte von Apollo angesehen) ab. Dieses Wort soll sich wiederum von αἴθω (aíthō – brennen, leuchten) ableiten. Die Anlehnung an die „Glänzende / Leuchtende“ soll sich aufgrund der glänzenden Unterseite der Blätter entwickelt haben.
Der botanische Artname „cynapium“ setzt sich aus den altgriechischen Worten κύων (Nomen: κυνός – kynos = zu Deutsch: Hund) und dem lateinischen Wort apium (Doldenblütler / Sellerie – ehemals auch Petersilie [nach Tabernaemontanus]) zusammen.
Namensherkunft deutscher Name: Eine Erklärung für den Namenszusatz „Hunds“ kann auch wie in den Fällen der „Roß-Pflanzen“ geliefert werden. Diese haben oft den Namenszusatz erhalten, da sie mit den „richtigen“, essbaren Kräutern und Pflanzen verwechselt wurden. Es werden daher als „zu nichts zu gebrauchen“ angesehen. Die Erklärung für den Namensteil „Petersilie“ leitet sich aus der Ähnlichkeit zu dieser ab.
Verbreitungs-Codes: A. AV, M1, M2, F, K
Giftigkeit der Pflanze
Giftigkeit der Pflanze: Die Hundspetersilie gilt in allen Pflanzenteilen als giftig. Sie ist dabei nicht für die menschliche und tierische Ernährung geeignet. Schon wenig Pflanzenmaterial gilt bei Menschen als toxische Dosis.
Inhaltsstoffe: Polyine (Aethusin, Aethusanol A und Aethusanol B) – in der Wurzel 1%, im Kraut etwa 0,2%; Piperidinalkaloid (coniinähnliches Alkaloid) – 0,00023% in allen Teilen der frischen und getrockneten Pflanze.
Zielorgane: Zu den Zielorganen der Giftstoffe sind die Schleimhaut des Magens und des Darms sowie das petiphere und zentrale Nervensystem.
Wirkungsweise des Giftes
Wirkungsweise des Giftes: Die Toxine werden durch die Schleimhäute aufgenommen. Wenn Kühe diese Pflanze fressen, kann ein Übergang in die Milch erfolgen. Bei einer Vergiftung mit Pflanzenmaterial kommt es zu Durchfall, kaltem Schweiss, Tachykardie, Sehstörungen, Leibschmerzen, Krämpfen bis zur Atemlähmung.
- Aethusin ist ein zentral wirkendes Krampfgift, das vor allem am verlängerten Rückenmark insbesondere das Gefäss- und Atemzentrum angreift. Der Tod tritt bei einer starken Vergiftung / Nichtbehandlung der Vergiftung mit einer großen Menge von Pflanzenmaterial durch Lähmung der Lunge ein.
- Piperidinalkaloide reizen lokal die Schleimhäute und führen zu einer gesteigerten Speichelbildung. Das zentrale Nervensystem wird zudem zunächst erregt und später gelähmt.
Therapie bei einer Vergiftung: Erste-Hilfe-Massnahmen durch Laien bei einer Vergiftung: Verabreichung von Kohlesuspension/-pulver (1 g/kg Körpergewicht; AUSSCHLIEßLICH bei nicht bei bewusstlosen Patienten). Für das weitere Vorgehen zur Therapie ist dringend ein Arzt aufzusuchen und ggf. ist der Giftnotruf zu konsultieren. Es gibt kein bekanntes Antidot, es ist nur eine symptomatische Therapie möglich.
LD50 bei Tieren: Die folgenden letale Dosen sind für Tiere bekannt. Für Menschen sind keine Daten vorhanden:
TD Pferd p.o.: | 500 g Blätter/Tier (Wiesner, 1967) |
TD Schaf p.o.: | > 2 kg frische Pflanze/Tier (Liebenow & Liebenow, 1993; Teuscher & Lindequist, 1994) |
TD Rind p.o.: | 10 kg/Tier frische Pflanze (Liebenow & Liebenow, 1993; Teuscher & Lindequist, 1994) |
LD Rind p.o.: | 14-15 kg/Tier frische Pflanze (Liebenow & Liebenow, 1993; Teuscher & Lindequist, 1994) |