Ein typischer Feuchtwiesenbewohner im Alpenvorland ist der „Sumpf-Stendelwurz“ (Epipactis palustris). Es handelt sich bei der Pflanze um eine heimische Orchideenart.
Vorkommen und Verbreitung: Der Sumpf-Stendelwurz ist auf Flachmooren, Moorwiesen sowie Feuchtwiesen anzutreffen. Die Bilder der Pflanze sind auf einer Feuchtwiese bei Lindenberg entstanden. Sie ist im Alpenvorland häufig anzutreffen – nördlich der Donau gilt sie als selten. Sie ist zudem von der Küste bis in den Alpen auf 2.000 Metern zu finden. Die besonderen Pflanzen-Gesellschaften in denen der Sumpf-Stendelwurz vorkommt sind wie folgt: Großseggenheide, Davalseggen- und andere Kalkniedermoore, Trespen-Halbtrockenrasen, Kalk-Pfeifengaswiesen, Sumpfdotterblumenwiesen.
Pflanzenbeschreibung
Wuchsform: Der Sumpf-Stendelwurz besitzt eine aufrechte Wuchsform und kann eine Höhe zwischen 20 bis 50 cm erreichen. Sie besitzt eine kriechendes Rhizom, das sich unter der Erde ausbildet. Der Stängel ist im unteren Teil grünlich gefärbt und kahl. Die oberen Teile des Stängels sind bräunlich / grünlich und mit kurzen Haaren besetzt. Der Blütenstand ist in den meisten Fällen einseitig.
Blätter: Dicht über dem Boden bildet sich eine Blattrosette mit breiten Blättern aus. Im oberen Teil der Pflanze bilden sich lanzettliche, dünnere Blätter aus. Diese können eine Breite zwischen ein bis zwei Zentimeter erreichen. Die Blätter sind hellgrün gefärbt. In der Mitte sind die Blattnerven deutlich zu erkennen.
Blüten: Die äußeren drei Blütenblätter sind größer, während die inneren zwei Blütenblätter kleiner sind. Die untere Blütenlippe ist leicht herzförmig aufgebaut und hat eine weiße Färbung. Der vordere Blütenschlund ist durch die auffälligen Saftmahle gelb gefärbt. Der hintere Blütenschlund (Hypochil) besitzt eine rosa Aderung und ist in der Grundfarbe meistens weiß. Hier bildet sich auch eine napfartige Vertiefung aus, in welcher sich der Nektar sammelt. Im oberen Teil der Blüte sitzen die gelb gefärbten Staubblätter an denen sich das Pollinium bildet. Die einzelnen Blüten können eine Größe zwischen 10 – 12 mm erreichen. Jede Blütentraube besteht aus 8 bis 15 Blüten. Die Blütezeit liegt zwischen Ende Juni und Anfang August. Die Bestäubung der Blüten erfolgt vor allem durch Bienen, Wespen und andere Insekten.
Früchte: Nach der Blüte bilden sich Fruchtkapseln aus. Diese sind länglich geformt und bilden sich aus dem verdickten Fruchtknoten hinter der Blüte aus. Hierin reifen die vielen Samen heran. Die Oberfläche ist zunächst glatt und erhält später deutliche Kerben. Die Farbe wechselt von grünlich zu braun während der Reife. Die Samen der Orchideenart haben keine eigenen Nährstoffe für die Keimlinge. Die Keimung kann daher nur in Symbiose mit einem Mykorrhiza-Pilz erfolgen.
Namensherkunft & volkstümliche Namen
Volkstümliche Namen: Die Pflanzengattung „Epipactis“ wird in alten Fachbüchern noch als „Sumpfwurz“ bezeichnet. Dies rührt auch zum Teil von der Verbreitung der Pflanzengruppe in Sümpfen und Mooren. In manchen Regionen wird die Pflanze auch heute noch als „weiße Sumpfwurz“ oder auch „echte Sumpfwurz“ bezeichnet. In Norddeutschland ist die Pflanze vor allem als „Sumpf-Sitter“ bekannt.
Namensherkunft: Der botanische Pflanzenname „Epipactis“ wird als griechischer Pflanzenname (mit fehlerhafter Endung -is anstelle von -es) angesehen. Ursprünglich wird der Gattungsname als griechischer Name für Orobanche angesehen. Er lässt sich aber auch von dem griechischen Wort „epipactoum“ – zu deutsch: fest zusammenschließen – ableiten. Hierbei wird auf die Form der Petalen hingedeutet. Diese sind vorne oft zu einem kleinen Topf „zusammengeschlossen“. Der botanische Artname „palustris“ leitet sich aus dem lateinischen Wort „paluster“, zu deutsch „sumpfig“ ab. Dies deutet auf die Wuchsorte der Pflanze hin.
Gefährdung der Pflanze
Gefährdung der Pflanze: Auf der Roten Liste von Deutschland ist die Pflanze bereits als gefährdet eingestuft. Zudem sie bereits auf einigen regionalen Roten Listen. Wie alle heimischen Orchideenarten gilt auch für die Stendelwurze der besondere Schutz der BArtSchV. Wer die Pflanze für seinen eigenen Garten haben möchte, kann sie in einem Gartenfachhandel erwerben. Die Wildbestände dürfen auf keinen Fall ausgegraben werden.
- Baden-Württemberg: gefährdet (Status: 3)
- Bayern: gefährdet (Status: 3)
- Berlin: vom Aussterben bedroht (Status: 1)
- Bremen: stark gefährdet (Status: 2)
- Brandenburg: stark gefährdet (Status: 2)
- Hamburg: vom Aussterben bedroht (Status: 1)
- Hessen: stark gefährdet (Status: 2)
- Mecklenburg-Vorpommern: n/a
- Niedersachsen: stark gefährdet (Status: 2)
- Nordrhein-Westfalen: stark gefährdet (Status: 2)
- Rheinland-Pfalz: stark gefährdet (Status: 2)
- Saarland: gefährdet (Status: 3)
- Sachsen: stark gefährdet (Status: 2)
- Sachsen-Anhalt: stark gefährdet (Status: 2)
- Schleswig-Holstein: vom Aussterben bedroht (Status: 1)
- Thüringen: stark gefährdet (Status: 2)
Verbreitungs-Codes: A, AV, M1, M2, F, K