Zaun-Wicke

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Vorkommen und Verbreitung: Die Zaun-Wicke (Vicia sepium) wächst unter anderem in Gebüschen, an Waldrändern, in Laubmischwäldern und auf nährstoffreichen Fettwiesen (überdüngte Flächen). Zum Teil ist die Pflanze auch an Weg- und Ackerrändern zu finden. Die Hauptverbreitung ist in ganz Europa sowie großen Teilen von Asien (vor allem Sibirien bis nach West-China). In Nordamerika gibt die Pflanze als In Nordamerika gilt die Pflanze als Neophyt.

Wuchsform: Die Zaun-Wicke ist eine ausdauernd, krautige Pflanze. Sie wächst aufrecht nach oben und besitzt auf der Erde lange Ausläufer. Die Zaun-Wicke kann eine Höhe zwischen 30 bis 50 cm erreichen. Der Stängel ist vierkantig und kahl (ohne Härchen). Am Ende der Blätter bilden sich die „schwach verzweigten Ranken“ aus, welche sich an anderen Pflanzen festklammern können. Die gesamte Pflanze ist hellgrün gefärbt.

Blätter: Die Blätter bestehen aus 8 bis 14 einzelnen Fiederblättern. Sie sind meist fünf bis zehn Zentimeter lang und sitzen wechselständig an den Stängeln. Die einzelnen Fiederblättchen sind rundlich bis länglich-elliptisch aufgebaut. Auf der Ober- und Unterseite sind die Blätter hellgrün gefärbt. Die Ränder sind häufig mit feinen Härchen besetzt. Am Ende laufen die Fiederblättchen in einem spitzen Dorn zusammen.

Blüten: Die Blütenstände sitzen im oberen Teil der Stängel. Pro Blütentraube bilden sich zwischen drei bis fünf kurz gestielte zygomorphe Blüten aus. Die Krone der Blüte ist 12 bis 15 mm lang. Die Farbe der Blütenblätter ist violett mit weißlichem Schlund. Auf der Ober- und Unterlippe ist eine dunkelviolette Zeichnung erkennbar. Seltener bilden sich auch vollständig weiße Blüten aus. Die leicht nach hinten gebogenen Flügel sind länger als das nach vorn herausstehende Schiffchen. Die Hüllblätter sind dunkler (bräunlich) gefärbt und haben spitz zulaufende Enden. Im unteren Teil sind sie vollständig miteinander zu einem Kelch verwachsen. Die Blütezeit reicht von Mai bis in den Juni. Zu den Bestäubern zählen unter anderem Bienen, Hummeln und Ameisen.

Früchte: Die Hülsenfrüchte bilden sich nach der Blüte aus. Diese sind länglich geformt und können eine Länge zwischen zwei bis vier Zentimetern erreichen. Sie haben zunächst eine grünliche Färbung. Später bei vollständiger Reife ist die Farbe schwarz und die Oberfläche glänzend. Pro Schote bilden sich zwischen drei bis sechs Samen aus. Die einzelnen Samen sind kugelförmig aufgebaut und haben eine dunkle Farbe.

Besonderheiten der Blüte: Die Mai-Langhornbiene ist auf Schmetterlingsblütler spezialisiert. Sie ist daher oft an den Blüten der Zaun-Wicke und anderen Wicken-Arten, wie z.B. Futter-Wicke (Vicia sativa), Vogel-Wicke (Vicia cracca) sowie an der Wiesen-Platterbse (Lathyrus pratensis) und dem Rot- oder Weißklee (Trifolium pratenese, Trifolium repens) zu beobachten.

Nektarien außerhalb der Blüte: In den Blattachseln bilden sich kleine Nebenblätter aus. Diese sind auf der Unterseite mit einem bräunlichen Fleck besetzt. Hierbei handelt es sich um ein Nektarium, das Nektar produziert. Die Drüse wird häufig durch Ameisen besucht.

Volkstümliche Namen: Zu den volkstümlichen Namen aus Schwaben zählen unter anderem „Wiesewigg, Wegwigg, Wilde Wigg, Leiterwigg, Ameiseleiter (da die obersten Nebenblätter auch Nektar produzieren – siehe Besonderheiten), Hagwigg. Der Namensteil „Wigg“ ist dabei die Schwäbische Form von „Wicke“. Der Name „Hagwigg“ leitet sich von dem Wuchsort an Säumen und Zäunen ab.

Namensherkunft des botanischen Gattungs- und Artnamens: Der botanische Gattungsname „Vicia“ ist gleichzeitig der lateinische Name der Pflanze. Dieser soll sich von dem lateinischen Wort „vincire“ – zu deutsch: fesseln, binden, festbinden, umwinden, umbinden – ableiten. 1 2 Eine mögliche Erklärung hierfür sind die Ranken, die sich am Ende der Blätter ausbilden und andere Pflanzen umschlingen. So auch Helmut Genaust in „Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen“. Der botanische Artname „sepium“ lässt sich mit „der Zäune / in Zäunen und Hecken wachsend“ ins Deutsche übersetzen. 3

Namensherkunft deutscher Name: Der deutsche Name soll sich aus dem lateinischen Wort „vicia“ bzw. dem germanischen Wort „wikja, wikkja“ und später dem althochdeutschen „wikka“ / mittelhochdeutschen „wicke“ entwickelt haben.4

Spekulative weitergehende Namensherkunft [lt Friedrich Kannengießer / Wilhelm Pape]: Vom griechischen Wort „βικίον“ (vikion) abgeleitet, welches wiederum ein Diminutiv von „βίκος“ (vikos) ist. Nach Wilhelm Pape’s Handwörterbuch der griechischen Sprache Band 1 handelt es sich um ein orientalisches Wort. Nach seiner Auffassung wurde durch Hesychios von Alexandria (spätantiker griechischer Philologe und Lexikograf) die Definition „irdenes Gefäß (erdenes Gefäß – aus Ton / Erde hergestelltes Gefäß“ für das Wort „βίκος“ aufgestellt. 5

Erstbeschreibung der Pflanze: Der botanische Gattungsname „Vicia“ wurde erstmals im Jahr 1753 durch den Botaniker Carl von Linné in seinem Werk „Species Plantarum, t. 2, S. 737 6“ verwendet. Im gleichen Werk wurde auch der Artname „sepium“ für die Pflanze festgelegt.

Gefährdung der Pflanze: Die Zaun-Wicke ist auf der Roten Liste Deutschlands als ungefährdet eingestuft.

Verbreitungs-Codes: A, AV, M1, M2, F, K


  1. Kanngiesser, Friederich. Die etymologie der phanerogamennomenclatur : Eine erklärung der wissenschaftlichen, der deutschen, französischen, englischen und holländischen pflanzennamen. Gera: F. von Zezschwitz, 1908. ↩︎
  2. Karl Ernst Georges: Kleines deutsch-lateinisches Handwörterbuch. Hannover und Leipzig 1910 (Nachdruck Darmstadt 1999), Sp. 889-890 – http://www.zeno.org/nid/20001974173 ↩︎
  3. „Taschenwörterbuch der botanischen Pflanzennamen“ von Franz Boerner, 4. Auflage – Seite 362 ↩︎
  4. Köbler, Gerhard, Althochdeutsches Wörterbuch, (6. Auflage) 2014 ↩︎
  5. Pape, Wilhelm: W. Pape’s Handwörterbuch der griechischen Sprache. 1, Griechisch-deutsches Handwörterbuch ; Alpha – Kappa -Seite 372 – urn:nbn:de:bvb:12-bsb10585207-5 ↩︎
  6. Species plantarum, Carl von Linné, Jahr 1753 ↩︎

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