Echter Hopfen

Echter Hopfen - fünf Blüten an einem quer länglichen Stängel

Verbreitung und Vorkommen: Echter Hopfen kommt wild in Auwäldern und in Gehölzsäumen vor. Sie bevorzugt dabei einen frischen bis nassen und nährstoffreichen – hier v.a. stickstoffreichen – Boden in den wärmeren Lagen. In den Alpen ist die Pflanze auf einer Höhe von bis zu 1.150 Metern (Tirol) zu finden. Seit dem 8. Jahrhundert ist der Hopfen eine Kulturpflanze und wird in der Landwirtschaft verwendet 1. Die speziellen Bedingungen für den Anbau von Hopfen sind nur in wenigen Großregionen in Deutschland gegeben: in der Hallertaum, am Bodensee (rund um Tettnang – im Schussental), Elbe-Saale, Bitburg und Spalt. In anderen Ländern wie Österreich, der Schweiz, Tschechien und den USA gibt es auch Anbaugebiete. Die Annahme das der gemeine Hopfen erst zur Zeit der Völkerwanderung aus Russland nach Europa gelangt ist falsch – so auch Genaust in seinem Buch aus 1996 2.

Wuchsform: Es handelt sich um eine schnellwachsende, einjährige – seltener auch mehrjährige – Kletterpflanze. Sie ist ausschließlich sommergrün und verliert im Herbst die Blätter. Die mit kleinen Kletterhaaren (feine Widerhaken sind vorhanden) besetzten bis zu 6 Meter langen (in Kultur bis 12 Meter langen) Sprosse bilden sich jedes Jahr neu aus. Es handelt sich bei den Sprossen um einen Rechtswinder (im Uhrzeigersinn um eine Kletterhilfe rankend). Die Sprossspitze führt dabei die Bewegungen aus. Unter der Erde bildet sich eine dickes Rhizom – Wurzelstock – aus. Daraus treibt die Pflanze im Frühling mit zahlreichen Stängeln aus.

Stängel: Echter Hopfen besitzt einzelne Stängel. Diese sind rau und mit kurzen Kletterhaaren besetzt. Die Triebe der Pflanze können Durchschnittlich bis zu 10 cm pro Tag wachsen. Die sich oberirdisch ausbildenden Pflanzenteile sind nur einjährig und sterben im Herbst wieder ab. Zum Teil verholzen die Stängel (Reben).

Blätter: Die unteren Tragblätter sind drei- bis fünflappig (selten auch neunlappig) aufgebaut und haben einen zackig eingeschnittenen Rand. Die oberen Blätter sind hingegen dreieckig aufgebaut. Die Blätter sitzen jeweils gegenständig an den Stängeln. Die Oberseite der Blätter ist dunkelgrün und auf der Unterseite mit kurzen weißlichen Haaren besetzt. Auf der Oberseite sind die Blattnerven deutlich erkennbar.

Blüten: Es handelt sich um eine zweihäusige Pflanze (diözisch). Es werden zwei verschiedene Blütenstände an verschiedenen Pflanzen ausgebildet. Die männlichen Blüten sitzen dabei in einem lockeren, rispenförmigen Blütenstand. Die weiblichen Blüten sitzen in dichten, länglich-ährenförmigen Blütenständen zusammen. Nach der Blüte vergrößern sich die Hochblätter der einzelnen Blüten. Die Bilder oben zeigen den Kulturhopfen und dessen weibliche Blüten.

Früchte: Die Früchte bestehen aus kleinen Nüsschen, die breit eiförmig aufgebaut sind. Sie bilden sich ausschließlich aus, wenn die weiblichen Blüten durch männliche Blütenstaub bestäubt werden.

Landwirtschaftliche Verwendung: Echter Hopfen wird als ausschließlich weibliche Kultursorte in der Landwirtschaft (bereits seit dem 8. Jahrhundert) angebaut. Die reifen Blütendolden werden dabei beim Bierbrauen verwendet, da in der Pflanze diverse Bitterstoffe enthalten sind. Sie bilden die Grundlage für die Stammwürze und werden dem Brausud zugegeben.

Eine der ältesten Quellen für die Verwendung von Hopfen in Bier bildet Hildegard von Bingen – „[…] in seiner Bitterkeit verhindert er bestimmte Fäulnisse von von Getränken, denen er zugesetzt wird, so dass sie sich länger halten können.“

Probleme der Landwirtschaft: Ein Problem beim Hopfenanbau bilden die männlichen Pflanzen, da diese die Erntezeit verkürzen und den Ertrag der Dolden verringern. Der überreife Hopfen hat einen unangenehmen Geschmack. Die Anbaufelder werden ausschließlich mit weiblichen Pflanzen bepflanzt.

Arzneiliche Verwendung: In den Blüten bilden sich unter den Kelchblättern und Tragblättern kleine Harzkügelchen aus. Aus den Blütenständen kann ein wässriger-ethanolischer Extrakt gewonnen werden. Als Trockenextrakt kann dies in medizinischen Präparaten verwendet werden. Als arzneiliche Droge werden die getrockneten weiblichen Blütenstände verwendet. Es handelt sich dabei um die „Hopfenzapfen“ (Lupuli flos). Das Herbal Medicinal Product Committee (HMPC3) hat die Hopfenzapfen als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft. Nach der European Scientific Cooperative on Phytotherapy (ESCOP4) wird die Pflanze gegen Nervosität, Unruhe und Schlafstörungen eingesetzt. Zum Teil sind zudem Anwendungen gegen Dyspepsie bekannt.

Inhaltstoffe: In den Hopfenzapfen sind Bitterstoffe – 15 bis 30 % Phloroglucinderivate – sowie ätherische Öle enthalten. Zu diesen zählen unter anderem Humulone (Humulon, Cohumulon, Adhumulon); Humulen (α-Caryophyllen), β-Caryophyllen, Farnesen, Myrcen; Lupulone (Lupulon – β-Lupulinsäure, Colupulon, Adlupulon). Einige der Stoffe gelten als Aromastoffe und geben der Pflanze ihren charakteristischen Geschmack. Nach längerer Lagerung bildet sich 2-Methyl-3-buten-2-ol aus.

Traditionelle Anwendung der Pflanze: Hopfenzapfen und Baldrianwurzeln werden in Trockenextrakten „zur Besserung von Schlafstörungen“ als medizinisch anerkannt durch die HMPC angesehen (§ 39a AMG). Die Pflanzenextrake können durch langjährige Erfahrungen zur Besserung von leichten Stresssymptomen und als Schlafhilfe eingesetzt werden.

Verwendung nach Hildegard von Bingen: Nach ihr wird der Hopfen als „warm und trocken und enthält ein bisschen Feuchtigkeit“ eingestuft. Zum Gebrauch des Menschen ist er nach ihr nicht sehr nützlich, da er im Menschen die „Melancholie“ auslöst und das Gemüt traurig macht.

Namensherkunft des Gattungs- und Artnamen: Für den botanischen Gattungsnamen „Humulus“ sowie den botanischen Artnamen “lupulus” gibt es verschiedene Etymologie-Ansätze. Im folgenden Abschnitt werde ich einige der Möglichkeiten aufzeigen:

Namensherkunft des deutschen Namens: Auch für den deutschen Namen „echter Hopfen“ gibt es verschiedene Etymologie-Ansätze. Im folgenden Abschnitt werde ich einige der Möglichkeiten aufzeigen:

In dieser Quelle wird der deutsche Name “Hopfen” in Verwandtschaft mit “Haube” aufgrund der Schuppenblättchen der weiblichen Blüten gebracht und da diese insgesamt eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Haube haben. Es wird auch auf eine eventuelle Verwandtschaft mit dem französischen Wort “houppe” – zu deutsch Quaste – eingegangen. Nach einer dritten Meinung wird eine Verderbung aus “Humulus lupulus” angedacht.

Der Name „Hopfen“ kann nach Friedrich Kluge mit dem mittelhochdeutschen Wort „hopfe“, althochdeutschen „hopfo“, mittelniederdeutschen „hoppe“ in Verbindung gebracht werden. Nach ihm ist die Herkunft unklar. Zu beachten ist auch die Lautähnlichkeit zu anderen Bezeichnungen wie dem altnordischen „humli“ sowie dem altenglischen „hymele“. Diese passen auch zu dem altrussischen Wort „chumeli“, finnischen „humale“, wogulischen „qumlix“ , ungarischen „omló“ sowie dem neugriechischen „chouméli“. Von welcher dieser Sprache die Entlehnung ausgegangen ist, ist aber umstritten.

Nach diesem Wörterbuch kann die Namensherkunft des deutschen Wortes „Hopfen“ wie folgt sein: „die kugelförmige, aus vielen schuppigen Blättchen bestehende Blumendecke, oder das Haupt der Hopfenpflanze, welche auch selbst den Nahmen des Hopfens führet;“

Aberglauben rund um den Hopfen: Im Handwörterbuch des Deutschen Aberglaubens 12 sind die folgenden Aberglauben rund um den Hopfen aufgeführt:

„In Nord- und Westdeutschland besteht vielfach der Glaube, dass der H[opfen] in der Christnacht zwischen 11 und 12 Uhr selbst unter dem tiefsten Schnee frische Sprosse treibt. Aber um Mitternacht verschwinden sie wieder.“ Dieser Glaube gehört zum Sagenkreis von den Weihnachtsblüten. Hierher ist wohl auch die alte Bauernregel entstanden, dass Schnee in der Christnacht eine gute Hopfenernte bedeutet -> „Fallen in der Christnacht Flocken — der Hopfen wird sich gut bestocken“.13

14Viel H[opfen] bedeutet eine reiche Kornernte im nächsten Jahr 15, aber auch einen strengen Winter 16. Zu dem erst genannten Glauben ist zu bemerken, daß der H[opfen] bei slavischen und finnischen Völkern als Fruchtbarkeitssymbol gilt, z.B. wird die Braut mit H[opfen] überschüttet.

Gefährdung der Pflanze: Die Pflanze wird auf der Roten Liste Deutschlands als ungefährdet eingestuft.

Verbreitungs-Codes: A, AV, M1, M2, F, K (teilw. synth.)


  1. Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder: Die wichtigsten mitteleuropäischen Arten im Portrait, Ruprecht Düll und Herfried Kutzelnigg Gebundene Ausgabe aus dem Jahr 2016 ↩︎
  2. Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen, Helmut Genaust, Ausgabe aus dem Jahr 1996 ↩︎
  3. Committee on Herbal Medicinal Products ↩︎
  4. European Scientific Cooperative on Phytotherapy ↩︎
  5. Die etymologie der phanerogamennomenclatur, Friederich Kanngiesser, Seite 85, Ausgabe aus dem Jahr 1908 ↩︎
  6. Taschenwörterbuch für Botaniker und alle Freunde der Botanik, Ludwig Glaser, Seite 209, Ausgabe aus dem Jahr 1885 ↩︎
  7. Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen, Helmut Genaust, Ausgabe aus dem Jahr 1996 ↩︎
  8. Die etymologie der phanerogamennomenclatur, Friederich Kanngiesser, Seite 85, Ausgabe aus dem Jahr 1908 ↩︎
  9. Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Bd. 10, Sp. 1795 ↩︎
  10. Köbler, Gerhard, Althochdeutsches Wörterbuch, (6. Auflage) 2014 ↩︎
  11. Grammatisch-Kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart (Ausgabe letzter Hand, Leipzig 1793–1801) ↩︎
  12. Handwörterbuch Des Deutschen Aberglaubens Vollständig Band 01 Bis 10, Berlin, Bächtold Stäubli, Hanns Hoffmann Krayer Eduard, Ausgabe aus dem Jahr 1987 ↩︎
  13. Schreger Hausbüchlein, 1770, 131; Fischer Schwäb. Wörterbuch 3, 1802; 4,767: Treichel Westpreußen X, 441; Waltinger Bauernjahr im Niederbayerischen 1914, 99: ZföVk. I, 247 ↩︎
  14. Berckenmeyer Cur. Antiquarius 1712. 685; Festschr. d. Estn. Gesellsch. Dorpat 1888, 261; Schneeweis Weihnachten 101; Mannhadt Forschungen 355; Scheftelowitz Huhnopfer 16. ↩︎
  15. Fischer Schwäb. Wörterbuch 3, 1802 ↩︎
  16. Wilde Pfalz, 109M Yermoloff Volkskalender 383 ↩︎

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