Ein kalkliebender Doldenblütler, der einen mäßigen Rückgang seiner Population erfährt. Der Berg-Heilwurz kann auf der Schwäbischen Alb noch häufiger angetroffen werden.




Es wird von der Verwendung der Pflanze als Heilpflanze abgeraten, da die Pflanze mit giftigen Doldenblütlern verwechselt werden kann!
Vorkommen und Verbreitung 1: Der Berg-Heilwurz ist in Europa, Nordafrika und Teilen Asiens natürlich verbreitet. In Europa liegt die nördliche Verbreitungsgrenze im südlichen Norwegen / Südschweden. In Deutschland ist die Pflanze in der Mitte und im Süden nur sehr zerstreut bis selten anzutreffen. Die Pflanze bevorzugt einen kalkhaltigen Boden und ist dabei vor allem an Waldrändern, auf Halbtrockenrasen, Rasenbändern in Felsen sowie an Felsenhängen zu finden. Auf der Schwäbischen Alb gibt es einzelne größere Vorkommen im Donautal, dort wachsen die Gruppen meist auf den steinigen Felsköpfen (siehe Fotos).
Pflanzenbeschreibung
Wuchsform: Es handelt sich um eine zwei- bis mehrjährige (selten bis zu 5 Jahre – Pflanze stirbt nach dem ersten Blühen ab 2), krautig wachsende Pflanze. Sie ist ausschließlich sommergrün. Der Heilwurz kann eine Höhe zwischen 20 bis 120 cm (seltener auch 150 cm). Die oberirdisch wachsenden Pflanzenteile sind zum meisten Teil kahl / unbehaart. Unter der Blüte bilden sich vereinzelt Härchen aus. Der Stängel ist kantig gefurcht aufgebaut und wächst aufrecht. Unter der Erde bildet sich eine verdickte, tiefreichende Wurzel aus.
Blätter: Die Blätter sitzen wechselständig dicht über dem Boden sowie am Stängel herauf. Sie bestehen aus zweifach gefiederten Blattabschnitten. Diese sind eiförmig-lanzettlich aufgebaut. Sie sind an den Enden dreieckig / spitz zulaufend. Es bildet sich hierbei die typische Fächerform der Blätter aus. Bei den jungen Blättern sind diese anfangs noch zusammengefaltet und öffnen sich später. Die Blattfarbe ist auf der Ober- und Unterseite dunkelgrün.
Blüten: Der Blütenstand des Heilwurz besteht aus einer doppelten Blütendolde. Die gebogene große Blütendolde ist dabei in weitere kleinere Blütendolden aufgeteilt. Diese bestehen wiederum aus einer Vielzahl von einzelnen Blüten. Jeder Blütenstand enthält 20 bis 40 Einzeldolden. Die grünen Hüllblätter bilden sich an den Stängeln der Pflanze aus. Die Blüten des Heilwurz sind zwittrig und haben weiße Kronblätter. Die Kelchblätter sind bis zu 1 mm lang und am Rand mit feinen Härchen besetzt. Die Bestäubung der Blüten erfolgt durch Käfer, Fliegen, Wespen und Bienen. Seltener kann auch eine Selbstbestäubung vorkommen. Es handelt sich um Scheibenblumen mit einem offenen Nektar. Die Blütezeit reicht von Juli bis in den August.
Früchte: Die Früchte sind auf der Oberfläche deutlich gerippt und mit kurzen Härchen (Trichomen) besetzt. Sie erreichen eine Länge zwischen 3 bis 4 mm. Sie sind etwa doppelt so lang wie breit.
Erstbeschreibung der Pflanze
Erstbeschreibung der Pflanze: Die Erstbeschreibung des Berg-Heilwurz erfolgte im Werk „Species plantarum 3“ von dem schwedischen Naturforscher Carl von Linné unter dem Namen „Athamanta libanotis“. Die Umsetzung zum heutigen botanischen Gattungs- und Artname „Seseli libanotis“ erfolgte durch den deutschen Botaniker und Mediziner Wilhelm Daniel Joseph Koch im Jahr 1824 in seinem Werk „Nova Acta physico-med – Band 4 4“
Volkstümliche Namen & Namensherkunft
Volkstümliche Namen 5: Der Berg-Heilwurz ist unter verschiedenen volkstümlichen Namen bekannt. Zu diesen zählen unter anderem: Hirschheil (Österreich), Sesel und Bergfenchel.
Namensherkunft: Der Gattungsname „Seseli“ wurde zuvor für mehrere anderen Doldenblütler verwendet. Er leitet sich aus dem altgriechischen Wort „σἐλινον (selinon – „Selerie?“) ab, mit Reduplikation (Verdoppelung eines Wortes oder Wortteiles) zu „σέσελι“ umgewandelt und anschließend auf die Pflanze übertragen 6. Der Artname „libanotis“ ist der griechische Pflanzenname für den „Weihrauch“ (Boswellia) 7. Der Zusammenhang zwischen diesen Pflanzen ist nicht geklärt. [Anmerkung des Redners: Es handelt es sich bei diesem Abschnitt um unbestätigte Theorien].
Gefährdung der Pflanze
Gefährdung der Pflanze: Der Berg-Heilwurz wird auf der Roten Liste Deutschlands bereits als gefährdet eingestuft. Die Pflanze ist zudem auf einigen regionalen Roten Listen ebenfalls vertreten. Die einzelnen Gefährdungsgrade sind wie folgt:
Baden-Württemberg: Vorwarnstufe (Status: V)
Bayern: Gefährdet (Status: 3)
Brandenburg: Vom Aussterben bedroht (Status: 1)
Bremen: Vom Aussterben bedroht (Status: 1)
Hessen: Gefährdet (Status: 3)
Nordrhein-Westfalen: Stark gefährdet (Status: 2)
Niedersachsen: Stark gefährdet (Status: 2)
Sachsen: Vom Aussterben bedroht (Status: 1)
Sachsen-Anhalt: Stark gefährdet (Status: 2)
Schleswig Holstein: Vom Aussterben bedroht (Status: 1)
Verbreitungs-Codes: A, AV, M1, M2
Quellen
- Verbreitungskarte für Berg-Heilwurz – floraweb.de – Abgerufen am 02.09.2025 ↩︎
- Theo Müller: Schwäbische Flora, 2. Auflage, Schwäbischer Albverein e.V., Stuttgart, 2018, S. 204 ↩︎
- Von Linne, Carl: Species plantarum : exhibentes plantas rite cognitas ad genera relatas, cum diferentiis specificis, nominibus trivialibus, synonymis selectis, locis natalibus, secundum systema sexuale digestas / Caroli Linnæe., 01.01.1908, S. 244, [online] doi:10.5962/bhl.title.37656 ↩︎
- Curiosorum, Academia Caesarea Leopoldino-Carolina Naturae: Nova acta physico-medica Academiae Caesareae Leopoldino-Carolinae Naturae Curiosum, 1824, Seite 111, [online] https://www.biodiversitylibrary.org/item/113876 ↩︎
- Adler, Oswald, Fischer: Exkursionsflora von Österreich, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, Wien, 1994, Seite 553, Nr. 18 ↩︎
- Kanngiesser, Friederich: Die etymologie der phanerogamennomenclatur : Eine erklärung der wissenschaftlichen, der deutschen, französischen, englischen und holländischen pflanzennamen, 01.01.1908, Seite 166, [online] doi:10.5962/bhl.title.127499 ↩︎
- Boerner, Franz/Günther Kunkel: Taschenwörterbuch der botanischen Pflanzennamen: für Gärtner, Garten- und Pflanzenfreunde, Land- und Forstwirte, 01.01.1989, 4. Auflage, Seite 294 ↩︎