Blauer Eisenhut

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„Blauer Eisenhut“ (Aconitum napellus) ist die giftigste Pflanze Deutschlands. Bereits bei der Berührung ist Vorsicht geboten. Es handelt sich zudem um eine bei Verzehr tödlich wirkende Giftpflanze!
~ Sie wurde zur “Giftpflanze des Jahres 2005“ gewählt. ~
Gesamte Pflanze; Blauer Eisenhut
~ bei Verzehr tödliche Giftpflanze ~

Vorkommen und Verbreitung: Blauer Eisenhut wächst vor allem in den Hochgebirgen wie den Alpen und Pyrenäen. Es gibt auch vereinzelte Stellen an denen man den Eisenhut in Mittelgebirgen wie dem Bayerischen Wald und dem Allgäu finden kann – ein Beispiel hierfür bildet der Gipfelbereich des Großen Arbers. Die Pflanze wächst auf einer Höhe von bis zu 2.500 Metern. Sie ist dabei auf Hochstaudenfluren, an Bachsäumen, Gebüsche und teilweise auch im Wald zu finden. Gezüchtete Arten werden zum Teil als Zierpflanze in Gärten verwendet. Die Pflanze bevorzugt dabei einen nährstoffreichen Boden. Von der Anpflanzung im heimischen Garten wird oft abgeraten, da es sich um eine starke Giftpflanze handelt und der Umgang teilweise sehr schwierig ist.

Pflanzenbeschreibung

Wuchsform & Stängel: Beim Eisenhut handelt es sich um eine krautig wachsende, ausdauernde Pflanze. Sie besitzt unter der Erde eine rübenartige Wurzel. Jedes Jahr bildet sich eine neue Tochterknolle aus, da die Vorjahresknolle abstirbt. Der Eisenhut kann eine Wuchshöhe zwischen 30 bis 200 cm erreichen. Überirdisch bilden sich aufrechte, steife Stängel. Im oberen Teil besitzen sie eine reiche Verzweigung.

Blätter: Die Blätter der Pflanze sind ungefähr handtellergroß und fünf- bis siebenfach fächerförmig geteilt. Die einzelnen Blattteile haben eine tief eingeschlitzte Form. Die Ränder können zum Teil auch leichte Sporne ausbilden. Die Oberseite der Blätter besitzen eine dunkelgrüne, die Unterseite eine leicht hellgrüne Färbung.

Blüten: Die schon von weitem sichtbaren dunkelblauen Blüten sitzen in einer dichten, endständigen Traube am oberen Ende der Stängel. Das obere Blütenblatt hat die Form eines Helms und ist in den meisten Fällen breiter als hoch (Normalform). Es ist aber auch möglich das die Blütenteile gleich groß sind (Unterarten). Die Stiele der Blüten sind bei dieser Art behaart. In der Mitte der Blüte bildet sich eine Vielzahl von schwarz gefärbten Staubblätter. Der Blütenhelm ist auf der Außenseite der Blütenblätter leicht behaart. Zu den Hauptbestäubern zählen unter anderem Bienen, Hummeln und andere Hautflügler. Die Blütezeit reicht von Juni bis in den September.

Früchte: Die jungen Früchte stehen voneinander abgespreizt meist zu dritt an den Enden der Stängeln zusammen. Sie haben zunächst eine hellgrüne Färbung welche später zu einem Braunton wechselt. Es handelt sich um spitz zulaufende Balgfrüchte in denen mehrere kantige Samen enthalten sind. Die Früchte platzen bei voller reife auf und geben die Samen frei.

Besonderheiten der Pflanze

Besonderheiten der Blüten: Die Blüten des blauen Eisenhut werden unter anderem von Hummeln bestäubt. Eine ausschließlich auf die Gattung des „Eisenhut“ (Aconitum) spezialisierte Hummel-Art ist die „Eisenhut-Hummel“ (Bombus gerstaeckeri). Sie ernährt sich fast ausschließlich von dem Nektar und den Pollen des Eisenhutes. Selten / Ausnahmsweise wurden auch Beobachtungen an der Silberdistel festgestellt. Die Hummeln besuchen zunächst den früher im Jahr blühendenden gelben Eisenhut / Wolfs-Eisenhut. Später im Jahr sind sie an den Blüten des blauen Eisenhut zu finden. Als Lebensraum der besonderen Hummelart (einzige auf eine Pflanze spezialisierte einheimische Art) wird als Berghänge mit großen Eisenhutbeständen angegeben. Diese sind vor allem in den Alpen und Pyrenäen zu finden.

Frühere Verwendung als Heilpflanze – sie ist nicht zur Behandlung von Krankheiten zu verwenden!

Frühere Verwendung als Heilpflanze: Tinkturen aus dem blauen Eisenhut wurden früher aus den Blättern und Blüten hergestellt. Diese sollten gegen Erkältungen, Gicht und Neuraligien helfen. Es handelt sich um eine starke Giftpflanze! Sie findet dennoch vereinzelt in der chinesischen Medizin (aber auch im restlichen asiatischen Raum) verwendet. In der heutigen Medizin wird es in Deutschland nur noch in der Homöopathie verwendet. Von der Eigenbehandlung ist jedoch dringend abzuraten da bereits kleine Mengen in einer falschen Dosis zum Tod führen können.

Inhaltsstoffe: siehe unter Giftigkeit der Pflanze

Medizinische Drogen: Aconiti tuber (Radix Aconiti) – Eisenhutwurzel; Aconiti herba (Herba Aconiti) – Eisenhutkraut

Hinweise zum Umgang mit der Pflanze

Wichtiger Gefahrenhinweis zur Pflanze: Es handelt sich beim blauen Eisenhut um eine tödlich giftige Pflanze. Es wird stark davon abgeraten die Pflanze im Garten zu kultivieren wenn Kinder im Haushalt leben. Bei Berührung mit Pflanzenteilen wird dazu geraten die betroffenen Stellen gründlich abzuwaschen. Auch bei Haltung von Haustieren ist von einer Kultivierung abzusehen, da sie für Pferde, Rinder, Hunde, Katzen, Hasen, etc. sehr giftig ist. Beim Umgang und der Gartenarbeit mit der Pflanze sollten dringend Handschuhe verwendet werden! Auf keinen Fall sollte die Haut mit den Pflanzensäften in Berührung kommen. Die abgeschnittenen Pflanzenteile dürfen nicht auf dem Kompost verwendet werden! Blauer Eisenhut ist Deutschlands giftigste Pflanze!

Giftigkeit der Pflanze

Giftigkeit der Pflanze: Blauer Eisenhut wird fast ausschließlich als Giftpflanze bezeichnet, dies ist auch korrekt, denn die gesamte Pflanze ist hoch giftig! Bereits die Berührung der Pflanze kann zu Hautenzündungen führen. Es wird von der Anwendung als Heilpflanze dringend abgeraten!

Giftige Inhaltsstoffe der Pflanze: Vorwiegend in den Knollen, aber auch in den restlichen Teilen der Pflanze ist das stark wirksame Alkaloid „Aconitin“ enthalten. Bereits wenige Gramm der Pflanze (ca. 2 Gramm der Wurzel / enthalten durchschnittlich zwischen 3 bis 6 mg Aconitin) sind für einen Erwachsenen von tödlicher Wirkung. Das Gift ist bereits durch die Berührung der Pflanze in der Lage durch die Haut in den Körper einzudringen. Somit kann allein die Berührung der Blätter oder Blüten kann bereits zu einem Ausschlag führen. Besonders Kinder sind stark gefährdet, die beim Spiel Pflanzenteile abpflücken und verschlucken. Die Giftstoffe werden durch Lagerung der Pflanze zum Teil abgebaut.

Weitere Inhaltsstoffe der Pflanze: Mesaconitin, Hypaconitin, Napellin und N-Diethylaconitin, Aconitin, Inosit, Oxoaconitin, 14-Acetylneolin, Aconosin, Magnoflorin, Hokbusin A und Senbusin C.

LD50 Erwachsene: 3 bis 6 mg Aconitin

Vergiftungserscheinungen: Die Vergiftungserscheinungen zeigen sich bereits nach 10 – 20 Minuten. Als erstes Symptom tritt ein Kribbeln im Mund, in Fingern und an den Zehen auf. Zunächst wirkt das Aconitin erregend später lähmend. Es kommt als weitere Symptome zu Schweißausbrüchen, Erbrechen und Durchfällen. Zudem werden die Extremitäten häufig als “taub, gefühlslos“ bezeichnet. Die Körpertemperatur sinkt ab, die Atmung wird unregelmäßig, der Blutdruck sinkt, der Tod erfolgt durch Herzversagen oder Atemstillstand. Der Exitus erfolgt bei starker Vergiftung schon nach 30 – 45 Minuten.

Erste Hilfe: Es ist bei einer Vergiftung mit Aconitin sofort ein Notarzt zu rufen. Eine Selbstbehandlung sollte nicht erfolgen!

Möglicher Bestandteil von Hexensalben

Möglicher Bestandteil von Hexensalben: Da die Pflanze als Bestandteil von Hexensalben als sehr umstritten gilt wird in diesem Abschnitt nur auf plausible, mögliche Theorien eigegangen. Das Kribbeln und Taubwerden der Haut könnte zu dem Gefühl “sich in ein Tier verwandeln“ passen. Dies wird als häufige Wirkung der „Salbe“ genannt. Ob diese tatsächlich hergestellt wurden ist nicht gesichert.

Volkstümliche Namen

Volkstümliche Namen: Der blaue Eisenhut ist unter seinen verschiedenen volkstümlichen Namen bekannt. Zu diesen zählen: Sturmhut, Gifthut, Giftkraut, Mönchshut, Teufelskappe und Narrenkappe. Im bayerischen Schwaben ist die Pflanze zudem als “Gäulahüatla“ und “Pantöffela“. Für diese zwei Namen lassen sich interessante Herkünfte darstellen: Der Name „Gäulahüatla“ kommt daher, dass früher Kinder die Blüten gepflückt und damit gespielt haben. Sie haben die zwei kleinen Blütenblätter zur Seite gebogen und somit die Gäule (Pferde) einer Kutsche hergestellt. Der Name „Pantöffela“ stammt aus der Pantoffelform der Blüten.

Namensherkunft

Namensherkunft: Die Erklärung für die Herkunft des botanischen Gattungsnamen „Aconitum“ ist nicht abschließend geklärt. Es werden in der Literatur verschiedene Möglichkeiten genannt. In „Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft“ wird aufgezeigt, dass der Name von alten Autoren in verschiedenen Sinnen gebraucht wurde. Es ist dabei wohl eine Vorsicht bei der Interpretation walten zu lassen. Auch Genaust gibt in seinem „Etymologischen Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen“ verschiedene Möglichkeiten an.

Theorie 1: Die erste Theorie liefert das „Taschenwörterbuch für Botaniker“. Hier wird “ἐν ἀκόναις“ – zu deutsch “auf (schroffen) Felsen (wachsend)“ – als Erklärung für den Namen angegeben.

Theorie 2: Eine weitere Theorie bildet die Ableitung aus der griechischen Mythologie. Hiernach soll Herakles den Höllenhund “Kerberos“ aus der Unterwelt in die Oberwelt gebracht haben. In der Oberwelt tropfte Speichel aus den drei Mäulern von Kerberos. Hieraus soll der giftige Eisenhut gewachsen sein. Der Legende nach ist dies am Berg „Akonitos“ geschehen sein. Hieraus soll sich der Gattungsname “Aconitum“ ableiten. – Quelle „Naturkundemuseum Karlsruhe“

Der botanische Artname “napellus“ wird als Verniedlichungsform von “Napus“ – zu deutsch: “Rübe“ – angesehen. Dies leitet sich von der rübenförmigen Wurzel ab.

Der deutsche Name “Blauer Eisenhut“ leitet sich von der Form der Blüten ab. Das obere Blütenblatt erinnert dabei an einen „Helm“. Im Mittelhochdeutschen wurde der Helmschmied auch „Eisenhuter“ genannt.

Gefährdung der Pflanze

Gefährdung der Pflanze: Blauer Eisenhut steht wie alle Eisenhut-Arten unter strengem Schutz und sollte auf keinen Fall gepflückt werden! Die Pflanze ist in der Anlage 1 der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) aufgeführt. Auf der Roten Liste für Deutschland ist er bisher als noch nicht gefährdet eingestuft. Dennoch steht sie bereits auf einigen regionalen Roten Listen. Die einzelnen Gefährdungsgrade sind wie folgt,

– Baden-Württemberg: ungefährdet (Status: *)

– Bayern: Vorwarnstufe (Status: V)

– Hessen: Vorwarnstufe (Status: V)

– Nordrhein-Westfalen: ungefährdet (Status: *)

– Rheinland-Pfalz: gefährdet (Status: 3)

– Saarland: n/a

– Thüringen: extrem selten (Status: R)

Verbreitungs-Codes: A, AV, M1, M2

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