Diese heimische Orchidee ist gar nicht so leicht von den anderen Arten zu unterscheiden. Geflecktes Knabenkraut wird daher in diesem Beitrag als Artengruppe vorgestellt. Zu dieser zählt nach Literaturmeinung auch das Fuchssche Knabenkraut – der Beitrag ist hier zu finden: zum Fuchsschen Knabenkraut




~ schwache Giftpflanze ~
Vorkommen und Verbreitung 1: Geflecktes Knabenkraut (im nachfolgenden wird die Artengruppe beschreiben) ist als Orchidee auf spezielle Lebensräume angewiesen. In Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz, Saarland, Nordrhein-Westfahlen und Sachsen gibt es derzeit noch einige größere Populationen der Pflanze. In den weiteren Bundesländern gilt die Art bereits als selten anzutreffen. Aufgrund der teilweise sehr intensiven landwirtschaftlichen Nutzung ist die Art bereits vielerorts fast vollständig verschwunden. Zu den sehr speziellen Lebensräume zählen unter anderem: Feuchte Magerrasen, Nieder- und Quellmoore (Hochmoore mit Schlenken), lichte Wälder und Kalk-Pfeifengraswiesen. Die Pflanze ist auf feuchte / nasse Untergründe angewiesen.
Pflanzenbeschreibung
Wuchsform: Das gefleckte Knabenkraut ist eine krautig wachsende, ausdauernde Pflanze, die einen großen Blütenstand besitzt. Dicht über dem Boden bildet sich eine Blattrosette aus. Die Pflanze erreicht eine Wuchshöhe zwischen 20 bis 40 cm. Typisch für diese Orchideenart sind die drei bis fünf lanzettlich aufgebauten Blätter. Der Stängel ist im Inneren hohl und auf der Außenseite kantig bis rundlich aufgebaut. Die Grundfarbe der Pflanze ist dunkel- bis hellgrün. Im Boden sitzen die zwei eirunden Knollen. Es handelt sich um einen Knollengeophyt, welches diese als Überdauerungsorgan verwendet.
Blätter: Die lanzettlichen Blätter haben auf der Oberseite deutlich sichtbare Flecken und sind dunkelgrün gefärbt. Die Flecken sind stark variable in der Farbe und Form auf den Blättern. Sie können häufig stark ausgeprägt sein, seltener auch fast vollständig fehlen. Die Farbe der Flecken kann von hellbraun bis schwarz reichen.
Blüten: Die Blüten sind zygomorph aufgebaut und sitzen in dichten Blütenständen am Ende der Stängel. Der Stängel des Blütenstands ist häufig dunkelbraun bis dunkelrot gefärbt. Auf der Hinterseite der Blüte bildet sich ein deutlich sichtbarer, dünner, violett gefärbter Sporn aus. Die Grundfarbe der Blüten ist hellrosa bis weiß. Die weitere Beschreibung der Blüten ist unter den Besonderheiten zu finden. Die Hauptblütezeit bildet die Zeit von Juni bis Juli.
Früchte: Nur selten bilden sich aus den verwelkten Blüten Samenstände aus – ähnlich wie bei anderen Knabenkräutern. Die Früchte sind bis zu 20 mm lang und bis zu 6 mm dick. Sie reifen ab Juli bis September heran. In den Samenkapseln bilden sich die einzelnen Samen.
Besonderheiten der Pflanze
Besonderheiten der Blätter: Das gefleckte Knabenkaut ist im Vergleich zum breitblättrigen Knabenkraut an den Blättern erkennbar. Die Blätter sind nur bis zu 1,5 cm breit. Die Blattnarbe ist in der Mitte deutlich sichtbar und auf der Unterseite nach außen gerichtet. Die Stängelblätter sitzen höhen- und seitenversetzt am Stängel. Das oberste Stängelblatt kann bis zu den untersten Blüten reichen. Am Ende sind alle Blätter zugespitzt.
Besonderheiten der Blüten: Der Blütenstand besteht aus bis zu 35 Blüten (seltener auch 40 bis 60 Blüten – hier dann wahrscheinlicher Fuchssches Knabenkraut – aber kein eindeutiges Indiz). Auf der unteren Blütenlippe sind die dunkleren Schleifenmuster oft deutlich erkennbar. Seltener können aber auch die Schleifenmuster nur zum Teil sichtbar sein (vor allem bei älteren Blüten). Die untere Blütenlippe besteht aus drei Sepalen – zusammengewachsene Blütenblätter. Die seitlichen Sepalen stehen von der Blütenmitte nach außen ab. Das mittlere Sepalum (oberes Blütenblatt) ist zusammen mit den Petalen helmförmig zusammengesetzt. Im Inneren der Blüte bilden sich die Blütennarbe und die Staubblätter aus. Eine seltene Fehlfärbung der Blüten ist die “vollständig weiße” Variante.
Besonderheiten der Samen: Die Samen sind bei der Keimung auf bestimmte Bodenpilze angewiesen. Dabei gehen die Samen eine Symbiose mit Mykorrhiza-Pilzen ein. Erst nach mehreren Jahren bildet sich ein neuer Blütenstand.
Hybride zwischen den Knabenkräutern: Durch die häufigen Hybriden mit weiteren Orchideen können die Blätter in seltenen Fällen keine oder nur sehr schwache Flecken aufweisen. Die Hybridisierung führt häufig auch dazu, dass die Merkmale auf den Blättern und Blütenlippen abgeschwächt werden.
Namensherkunft
Namensherkunft 2: Der botanische Gattungsname „Dactylorhiza“ wurde erst Mitte des 20. Jahrhunderts als Abgrenzung zur Gattung „Orchis“ durch den Botaniker und Arzt Noël Martin Joseph de Necker aufgestellt.
Der ehemalige Gattungsname „Orchis“ stammt von dem griechischen Wort „όρχις“ (orchis) ab. Dies leitet sich aus der Form der Knollen der „Knabenkräuter / Orchideen“ ab. Der griechische Philosph Theophrastos von Eresos hat als erster Naturforscher die Pflanzengruppe der Knabenkräuter wissenschaftlich erwähnt.
Der neue Gattungsname „Dactylorhiza“ leitet sich aus den altgriechischen Worteb „δάκτυλος“ (dactylos) – zu deutsch: „Finger“ – und „ρίζα“ (rhiza) – zu deutsch: „Wurzel“ – ab. Dieser beschreibt den Aufbau der Wurzeln. Diese sind mehrteilig-handförmig aufgebaut. Zur Abgrenzung von den Knabenkräutern der Gattung Orchis wird die Verwendung des Namens „Fingerwurzen“ empfohlen. Diese bildet eine wörtliche Übersetzung des Gattungsnamens. Der Artname “maculatus” leitet sich aus dem lateinischen Wort „maculosus“ – zu Deutsch: fleckig, gefleckt, gesprenkelt, ab 3. Hierbei wird auf die vielen Flecken auf den Blättern hingewiesen.
Gefährdung der Pflanze
Schutzstatus der Pflanze: Das Sammeln der Pflanze ist in der freien Natur verboten! Sie stehen unter besonderem Schutz durch das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) und das Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES). Nach dieser gilt die Pflanze auch als streng geschützte Art. Das gefleckte Knabenkraut darf somit auf keinen Fall gepflückt oder ausgegraben werden!
Gefährdung der Pflanze: Die Artgruppe „Geflecktes Knabenkraut / Dactylorhiza maculata agg.“, wozu nach strittiger Literaturmeinung auch das Fuchssche Knabenkraut zählt, steht auf der Roten Liste Deutschland mit der Vorwarnstufe. Es ist somit bereits potentiell gefährdet, da ein starker Rückgang im langfristigen Bestandstrend zu verzeichnen ist.
Verbreitungs-Codes: A, AV (teilw.), M1, M2 (teilw.), F (teilw.)
Quellen
- FloraWeb – Atlaskarte – abgerufen am 10.07.2025 ↩︎
- Die etymologie der phanerogamennomenclatur – Seite 127 – Kanngiesser, Friederich. (1908) – abgerufen am 10.07.2025 ↩︎
- A Grammatical Dictionary of Botanical Latin – Missouri Botanical Garden – abgerufen am 10.07.2025. ↩︎