Heil-Ziest

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Der Heil-Ziest gehört zu den vergessenen Heilpflanzen – dabei wird die Pflanze mit der Artengruppe „officinalis“ geführt.
Heil-Ziest - Blütenstand
Heil-Ziest - Gesamte Pflanze

Vorkommen und Verbreitung: Der Heil-Ziest ist häufig auf Magerwiesen, Weiden, Rodungen und in lichten Wäldern anzutreffen. Die Pflanze ist in ganz Europa sowie im Kaukasus heimisch. In den Alpen sind einzelne Exemplare auf Höhen von bis zu 1.800 Metern ü.n.N. zu finden. Diese Art des Ziests bevorzugt sonnige, trockene Böden.

Pflanzenbeschreibung

Wuchsform: Die Pflanze kann eine Wuchshöhe zwischen 30 bis 70 cm (seltener auch 100 cm) erreichen. Sie besitzt eine krautige Wuchsform. Die Stängel sind unverzweigt und nur spärlich mit Blättern besetzt. Sie wachsen aufrecht nach oben. Es handelt sich um eine zwei- bzw. mehrjährige Pflanze. Im oberen Teil ist der Stängel leicht behaart und an der Basis deutlich verholzt. Die Pflanze besitzt im Gegensatz zu den anderen zugehörigen Arten der Gattung keinen unangenehmen Geruch.

Blätter: Die Blätter sind länglich-lanzettlich aufgebaut und besitzen eine dunkelgrüne Färbung. Der Rand der Blätter ist eingekerbt. Pro Stängel bilden sich nur wenige Blätter (meist nur 1 bis 3 Paar Stängelblätter). Die Oberseite ist mit kurzen, weißen Haaren besetzt. Die Blätter laufen am Ende spitz zusammen. Die Blattnerven sind deutlich erkennbar und besitzen eine hellgrüne Färbung. Die Blätter sitzen gegenständig am Stängel.

Blüten: Die endständigen Blütenstände bestehen aus einzelnen Lippenblüten. Diese sitzen in Quirlen am Ende der Stängel. Die Blüten bestehen aus mehreren miteinander verwachsenen Lippenblättern. Die Kronröhre ist auf der Innenseite behaart. Die Blütenblätter besitzen eine rosa / hellrote Färbung. Die Blüten sind vormännlich bis zwittrig aufgebaut. Die Staubblätter sowie Blütennarbe ragen aus der Oberlippe oft heraus. Pro Blüte bilden sich zwei Staubblätter und eine Blütennarbe. Zu den Bestäubern gehören unter anderem bis zu 20 Tagfalterarten, Schwebfliegen und Bienen / Hummeln. Eine spontane Selbstbestäubung kann leicht passieren. Die Blütezeit reicht von Juni bis in den August.

Früchte: Die Früchte bestehen aus Klausen. Diese können eine Länge von bis zu 2,5 mm und 1 mg schwer werden. Die Samen sind Lichtkeimer. Es handelt sich bei ihnen um Wind- und Tierstreuer. Die Fruchtreife reicht von September bis November.

Besonderheiten

Besonderheiten der Blüte: Es kann an den Blüten zum Teil ein „Verbiss“ oder „Blüteneinbruch“ durch Hummeln beobachtet werden. Diese beißen sich durch die Blütenblätter um an den Nektar zu kommen. Dabei werden die Blüten nicht bestäubt.

Verwendung als Heilpflanze

Verwendung als Heilpflanze: Seit dem Altertum ist der Heil-Ziest bereits als Heilpflanze bekannt. Heutzutage wird die Pflanze nur noch in der Volksheilkunde verwendet. Dort wird sie gegen Erkrankungen der Atemwege eingesetzt. Äußerlich kann sie zum Teil als Wundheilmittel eingesetzt werden. In der Homöopathie wird sie unter anderem gegen Asthma eingesetzt. Eine wissenschaftliche Wirkung ist nicht eindeutig nachweisbar! Es werden zur Herstellung von Medizin unter anderem die Blätter vor der Blüte gesammelt. Diese können in frischer Form oder als Breiumschlag eingesetzt werden. Die Pflanze wirkt unter anderem auswurffördernd und fiebersenkend. Zur innerlichen Anwendung werden unter anderem Aufgüsse sowie Tinkturen hergestellt.

Inhaltstoffe: Glykoside, Bitterstoffe, Gerbstoffe, Flavonoide, Saponine, Stachydrin, Betain, Kaffeesäure, Chlorogen- und Rosmarinsäure.

Nebenwirkungen: Wenn eine Überdosierung vermieden wird sind keine Nebenwirkungen zu erwarten.

Namensherkunft & Volkstümliche Namen

Volkstümliche Namen: Der Heil-Ziest ist im volkstümlichen Namen bekannt. Zu diesen zählen unter anderem “Gemeine Betonie, Pfaffenblume, Zahnkraut und Echter Ziest”.

  • Der volkstümliche Name „Betonie“ leitet sich aus dem lateinischen Gattungsnamen „Betonica“ ab. Eine genaue Erklärung zu diesem Zusammenhang ist unter der Namensherkunft ersichtlich.
  • Der Name „Pfaffenblume / Pfaffenblümchen“ findet sich im deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. Eine weitere Namensherkunft / Bedeutung lässt sich nicht finden. Der Name wird zum Teil zudem auch für weitere Pflanzen wie die „Berg-Küchenschelle“ verwendet.

Namensherkunft: Die Pflanze wird offiziell unter zwei synonymen botanischen Namen geführt. Zum einen ist dies „Stachys officinalis“ und zum anderen “ Betonica officinalis“. Eine Zuordnung zur botanischen Gattung „Stachys“ wird von manchen Authoren vorgenommen.

Unter der Gattung „Betonica“ gilt als Sammlung von zahlreichen Unterarten und infraspezifischen Taxa. Auf eine nähere Aufteilung wird aufgrund der teilweise umfangreichen vegetativen Unterschiede verzichtet. Der botanische Gattungsname „Betonica“ leitet sich von der Bezeichnung des Offizinell „betonicae herba / herba vettonica“ ab. Dies soll nach dem keltischen Volk der Vettonen in Südwest-Spanien benannt sein. Der botanische Artname „officinalis“ deutet auf die frühere medizinische Verwendung als Heilpflanze hin. Der Beiname „Betonie“ ist ein Lehnwort (aus einer fremden Sprache übernommenes und angepasstes Wort) des Gattungsnamen im Deutschen.

Gefährdung der Pflanze

Gefährdung der Pflanze: Der Heil-Ziest wird auf der Roten Liste Deutschlands bereits mit der Vorwarnstufe geführt. Die Gefährdungsgrade der einzelnen Bundesländer sind wie folgt:

Baden-Württemberg: ungefährdet (Status: *)

Bayern: ungefährdet (Status: *)

Berlin: stark gefährdet (Status: 2)

Bremen: stark gefährdet (Status: 2)

Brandenburg: stark gefährdet (Status: 2)

Hamburg: Ausgestorben (Status: 0 – 1945)

Hessen: Vorwarnstufe (Status: V)

Mecklenburg-Vorpommern: n/a

Niedersachsen: gefährdet (Status: 3) / Tiefland: stark gefährdet (Status: 2)

Nordrhein-Westfalen: gefährdet (Status: 3)

Rheinland-Pfalz: ungefährdet (Status: *)

Saarland: ungefährdet (Status: *)

Sachsen-Anhalt: ungefährdet (Status: *)

Sachsen: Vorwarnstufe (Status: V)

Schleswig-Holstein: vom Aussterben bedroht (Status: 1)

Thüringen: gefährdet (Status: 3)

Verbreitungs-Codes: A, AV, M1, M2, F

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