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Die „nesselblättrige Glockenblume“ ist keinesfalls stachelig. Die Blätter sind mit keinen Brennhaaren sondern feinen Haaren besetzt. Sie ist zudem ein unechter „Fingerhut“. Dabei handelt es sich unter anderem um einen in Bayern verbreiteten Name für die Pflanze.
Vorkommen und Verbreitung: Die nesselblättrige Glockenblume wächst unter anderem auf Wiesen, an Wegrändern und Gebüschsäumen. Zum Teil ist sie auch auf Kahlschlägen in Wäldern anzutreffen. Hierbei bevorzugt die Art einen nährstoff- und basenreiche Lehmböden. Sie kommt zudem unter Hecken vor. Diese Glockenblumenart ist in fast ganz Europa und Asien bis nach Westsibirien einheimisch. In den USA und Teilen von Kanada (Nordamerika) wächst die nesselblättrige Glockenblume zum Teil verwildert. Sie wird dort auch wie bei uns als beliebte Zierpflanze angepflanzt.
Pflanzenbeschreibung
Wuchsform: Diese Glockenblumen erreichen eine Wuchshöhe zwischen 40 bis 100 cm. Die Pflanze besitzt dabei einen aufrecht, krautigen Wuchs. Am oberen Ende der rotbraun gefärbten Stängel bildet sich die Blütentraube. Der Stängel ist scharf vierkantig aufgebaut. Die Oberfläche besitzt eine Vielzahl von feinen weißen Haaren. Der Blütenstiel hingegen ist zu grün überlaufen. Es handelt sich um eine Halbrosettenpflanze.
Blätter: Die Blätter sitzen wechselständig am Stiel. Sie besitzen einen schmal herzartig-eiförmigen Aufbau. So sehen die unteren Blätter oft der großen Brennnessel sehr ähnlich. Der Blattrand regelmäßigen stumpfe Zähnen besetzt. Die Oberseite der Blätter besitzt eine dunkelgrüne Färbung und ist ebenfalls wie der Rest der Pflanze mit feinen weißen Haaren besetzt. Die Blattrispen sind nach unten in das Blatt eingedrückt.
Blüten: Die Blüten sind in einer lockeren stängelumfassende Traube angeordnet. Diese besteht oft aus einer Vielzahl von Blüten. Seltener kann sich auch eine einseitige Rispe aus Blüten bilden. Zwischen den Blüten sitzen einzelne Blätter. Die Blüten sind meist nach oben stehend (seltener auch nach unten hängend) am Stängel. Die Blütenblätter besitzen eine dunkelviolette Färbung. Die Blütenkrone ist glockenförmig aufgebaut. Die miteinander verwachsenen Blütenblätter sind 5-zählig und werden zwischen 3 bis 4 cm – seltener auch 5 cm lang. Die Kelchblätter sowie Blütenblätter sind deutlich mit weißen Haaren besetzt bzw. bewimpert. Die Kelchblätter besitzen eine grünliche Färbung. Noch nicht geöffnete Blüten können eine weißliche Färbung der Blütenblätter besitzen. Die Blütezeit reicht von Juli bis August – seltener auch bis in den September.
Früchte: Die Früchte der Glockenblume bestehen aus einer Porenkapsel. Aus dieser fallen bei reife die Samen heraus und werden so durch den Wind verteilt. Die Samenkapseln können sich bei Regen und Nässe wieder verschließen. Eine weitere Methode zur Ausbreitung ist über Tiere. Es handelt sich um Licht- sowie Frostkeimer. Die Samen benötigen somit den Frost um im Frühling zum Keimen.
Besonderheiten der Pflanze
Details zur Bestäubung: Die meisten der Blüten sind männlich und besitzen einen klebrigen Pollen an den Staubblättern. In der Knospe werden die Pollen bereits an der sogenannten „Griffelbürste“ – eine Anordnung von Haaren im Inneren der Blüte – abgelagert. Während des Aufblühens ziehen sich die Griffelhaare zurück und geben den Pollen frei. Der weiß gefärbte in der Mitte der Blüte dient den bestäubenden Insekten als „Kletterhilfe“. So können diese den Pollen aus der Blüte herausholen. Der Griffel der Glockenblume ist oft dreigeteilt. Die Staubblätter im Inneren der Blüte werden durch die Bestäuber zur Seite gedrückt. So gelangen diese an den produzierten Nektar und nehmen gleichzeitig den Blütenpollen auf.
Farbänderung der Blütenblätter: Durch Zugabe von Säure (z.B. Ameisensäure) auf die Blütenblätter färben sich diese aufgrund einer chemischen Reaktion rot. Dies lässt sich mit der Veränderung des pH-Wertes in den Blütenblättern erklären. Normalerweise ist der Farbstoff im basischen Bereich in der Blüte gespeichert (blau). Durch die Säure wechselt der Farbstoff in den saurer Bereich. Somit wechselt die Farbe in den roten Farbbereich. Dies ist nicht nur für die Glockenblumen sondern auch viele andere blau / violett gefärbte Blüten anzuwenden. Es handelt sich dabei oft um „Anthocyan-Farbstoffe“.
Volkstümliche Namen & Namensherkunft
Volkstümliche Namen: Sie wird zudem in manchen Gegenden Bayerns als „Fingerhut“ bezeichnet. Dieser volkstümliche Name leitet sich von der Form der Blüten ab, da diese an einen Fingerhut erinnern. – Quelle: Volkstümliche Pflanzennamen aus dem bayrischen Schwaben von Dr. Heinrich Marzell
Namensherkunft: Der botanische Gattungsname „Campanula“ lässt sich mit „kleine Glocke“ oder „Glöckchen“ ins Deutsche übersetzten. Dabei wird auf die Form der Blüten, da diese wie Glocken aussehen, hingewiesen. Durch die Ähnlichkeit der Blätter mit denen der großen Brennnesseln soll der Namenszusatz „nesselblättrige“ entstanden sein. Der botanische Artname „trachelium“ leitet sich vermutlich von dem griechischen Wort „trachys“ – zu Deutsch „rau“ ab. Hierbei wird auf die rau behaarten Stängel und Blätter Bezug genommen.
Gefährdung der Pflanze
Status auf der Roten Liste: Die nesselblättrige Glockenblume steht in Deutschland als ungefährdet auf der Roten Liste.
Verbreitungs-Codes: A, AV, M1, M2, F, K