Purgier-Kreuzdorn

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Der Purgier-Kreuzdorn ist eine alte Färberpflanze, die bis heute noch selten verwendet wird. Vor den stacheligen Ästen ist aber Vorsicht geboten.
Die schwarzen Früchte des Purgier-Kreuzdorn sitzen direkt an den Ästen und sind von grünen Blättern bedeckt.
~ leicht giftige Pflanze ~

Vorkommen und Verbreitung: Der Purgier-Kreuzdorn wächst an sonnigen Hecken, Böschungen und an Waldrändern. Die Pflanze ist zudem auf Magerweiden anzutreffen, Sie bevorzugt dabei warme, mäßig trockene, basenreiche Böden. Dieser Kreuzdorn ist von der Ebene bis in die Mittelgebirge verbreitet. Im Süden häufiger als im Norden zu finden. Sie ist zudem in Südskandinavien und Südeuropa zu finden.

Pflanzenbeschreibung

Wuchsform: Beim Kreuzdorn handelt es sich um einen winterkahlen Strauch / Baum mit einer Höhe zwischen 3 bis 8 Metern. Die Zweigspitzen sind dornig besetzt. Der Hauptstamm kann einen Stammdurchmesser von bis zu 20 cm erreichen. Die vegetative Vermehrung erfolgt vor allem durch Wurzelsprosse.

Blätter: Die Blätter sind rundlich bis breit-eiförmig und bis zu 4 cm lang. Der Stiel der Hauptblätter ist länger als bei den Nebenblättern. Die Ränder der Blätter sind grob gezähnt. Die deutlichen Seitennerven sind zu drei bis vier Paaren pro Blatt vorhanden. Die Blätter sitzen gegenständig bis wechselständig (seltener) an den Ästen.

Blüte: Die Blüten haben ein unscheinbares Aussehen. Es handelt sich um „Nektar führende Scheibenblüten“. Die Blüten sind gelbgrün gefärbt und besitzen vier Blütenblätter. Sie werden 4 bis 5 mm groß. Pro Blütenachsel können sich zwei bis acht Blüten bilden. Die männlichen Blüten sind größer als die weiblichen. Der Griffel ist in zwei verschiedenen Längen ausgebildet. Hierdurch ist eine „Heterostylie“ in den Blüten vorhanden – dadurch wird die Fremdbestäubung gefördert. Die Bestäubung der Blüten erfolgt vor allem durch Fliegen und andere Hautflügler. Die Blütezeit reicht von Mai bis in den Juni.

Früchte: Die Beere sind 6 bis 8 mm groß und haben eine schwarze Färbung. Im Inneren befinden sich mehrere Steinkerne. Diese sind zwei- bis vierkantig aufgebaut. Die Verbreitung der Samen erfolgt vor allem durch Vögel, da diese die Samen gerne fressen und durch die Verdauung nicht zerstört werden. Die Fruchtreife reicht von September bis in den Oktober. Die Keimung der Samen erfolgt auf dem Erdboden. Es ist aber beim Umgang mit der Pflanze Vorsicht geboten, da es sich um giftige Beeren handelt!

Giftigkeit der Pflanze

Giftigkeit der Pflanze: Vor allem die unreifen Früchte und die Rinde gelten als leicht giftig. Diese Pflanzenteile können eine stark abführende Wirkung bei Einnahme hervorrufen. Die enthaltenen Giftstoffe greifen den Dickdarm bei Verdauung an. Sie können in größeren Mengen stark giftig bis eventuell tödlich wirken. Es wird daher von dem Verzehr der Beeren und Rinde dringend abgeraten. Sie haben keine arzneiliche Verwendung in der modernen Medizin.

Inhaltsstoffe: Anthranoide (Hydroxyanthracen-Derivate), Bitterstoffe, Frangulin (Emodinglykosid), Gerbstoffe, Saponine, Mono- und Oligosaccharide, Pektine und Vitamin C.

Symptome einer Vergiftung: Nach dem Essen der Beeren kann es zu Magen-Darm-Beschwerden kommen. Häufig sind diese einhergehend mit Erbrechen und Durchfall. Es kommt zudem zu einer Nierenreizung sowie einem starken Durstgefühl.

Erste-Hilfe Maßnahmen: Bei Einnahme von größeren Mengen der Beeren oder des Pflanzenmaterials ist ein Arzt aufzusuchen. Es erfolgt dann eine professionelle Entgiftung!

Besonderheiten

Futterpflanze für Schmetterlinge: Die Blätter des Purgier-Kreuzdorn gilt als Nahrungspflanze für die Raupen des Zitronenfalters (Gonepteryx rharni), des großen Kreuzdornspanners (Philereme transversata) und des Kreuzdorn-Zipfelfalter (Satyrium spini).

Verwendung der Pflanze

Verwendung der Pflanzen: Das harte orangerote Holz der Pflanze wurde früher zum Drechseln verwendet. Aus den Früchten kann der grünliche Farbstoff „Saftgrün“ hergestellt werden. Dieser entsteht durch das Kochen der Rinde und einer späteren Zugabe von Alaun. Ein Rezept aus dem Jahr 1860 kann hierzu im Polytechnischen Journal aus dem Jahr 1860 nachgelesen werden. Im sauren Bereich verfärbt sich der Farbton nach „rot“. Nach dem trocknen kehrt die Farbe zu „grün“ zurück. Quelle: Rommier, Band 155, Nr. LXIV, 1860 Aus dem wässrigen Auszug der Beeren ohne Zugabe von weiteren Stoffen kann eine gelbe Beize von Holz hergestellt werden.

Namensherkunft & Volkstümliche Namen

Volkstümliche Namen: Der Purgier-Kreuzdorn ist unter verschiedenen volkstümlichen Namen bekannt. Zu den bekanntesten Zählen unter anderem „echter Kreuzdorn, Wegedorn, Wehenbeeren. Zum Teil werden die Früchte auch als „Amselbeere“ bezeichnet, da sie gerne von Amseln verzehrt werden. Hierbei fressen die Vögel aber nur die reifen Beeren, da auch für sie die unreifen Beeren giftig sind.

Namensherkunft: Der botanische Gattungsname Rhamnus leitet sich aus dem griechischen Namen für „Dornstrauch“ ab. Der botanische Artname „cathartica“ kann aus dem spätlateinischen Wort „catharticus“ abgeleitet werden. Dies lässt sich mit „abführend“ (purgierend) ins deutsche übersetzen. Hieraus stammt auch der Name „Purgier-Kreuzdorn“ ab. Aufgrund der früheren Verwendung der Beeren als „abführendes Mittel“ bekam die Pflanze ihren deutschen Namen. Der Namensteil „ Kreuzdorn“ stammt aus den gegenständig am Ende der Äste sitzenden Dornen. Diese bilden ein leichtes Kreuz.

Gefährdung der Pflanze

Gefährdung der Pflanze: Der Purgier-Kreuzdorn steht als „ungefährdet“ auf der Roten Liste Deutschlands. Die einzelnen Gefährdungsgrade in den Bundesländern sind wie folgt:

  • Baden-Württemberg: ungefährdet (Status: *)
  • Bayern: ungefährdet (Status: *)
  • Berlin: ungefährdet (Status: *)
  • Brandenburg: Vorwarnstufe (Status: V)
  • Bremen: gefährdet (Status: 3)
  • Hamburg: Gefährdung unbekannten Ausmaßes (Status: G)
  • Hessen: ungefährdet (Status: *)
  • Mecklenburg-Vorpommern: potentiell nicht vorkommend (Status: n/a)
  • Niedersachsen: gefährdet (Status: 3)
  • Nordrhein-Westfalen: ungefährdet (Status: *)
  • Rheinland-Pfalz: ungefährdet (Status: *)
  • Saarland: ungefährdet (Status: *)
  • Sachsen-Anhalt: ungefährdet (Status: *)
  • Sachsen: Vorwarnstufe (Status: V)
  • Schleswig-Holstein: ungefährdet (Status: *)
  • Thüringen: ungefährdet (Status: *)

Verbreitungs-Codes: A, AV, M1, M2, F

*Die Pflanze gilt auf anderen Kontinenten (wie Nordamerika) als invasive Art.*

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