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Die purpurrote Taubnessel gilt für viele Landwirte als „Beikraut“ in ihren Feldern. Dabei handelt es sich durch ihre lange Blütezeit von März bis in den Oktober um eine wichtige Nektarpflanze für Bienen und Hummeln.
Vorkommen und Verbreitung: Die purpurrote Taubnessel wächst auf Feldern, an Weg- und Gebüschränder sowie in Gärten. Sie ist zudem auf Brachflächen und in Weinbergen zu finden. Die Pflanze bevorzugt dabei nährstoffreiche, lockere Lehmböden. Sie ist in fast ganz Europa und Westasien weit verbreitet.
Pflanzenbeschreibung
Wuchsform: Es handelt sich bei dieser Taubnesselart um eine einjährige, krautig wachsende Pflanze. Sie erreicht eine Höhe zwischen 5 bis 30 cm. Die einzelnen Pflanzenteile wachsen dabei meist kriechend, dicht über den Boden. Die Triebe mit den Blüten erheben sich aufrecht. Die Stängel sind vierkantig aufgebaut und besitzen keine Brennhaare. Sie haben eine rötlich bis bräunliche Färbung.
Blätter: Die Blätter stehen kreuzweise gegenständig am Stängel. Sie sind kurz gestielt und besitzen einen oval bis herzförmigen Aufbau. Die Oberseite ist runzelig und auf der Unterseite sind die Blattnerven deutlich sichtbar. Die Ränder der Blätter sind grob gezähnt. Im oberen Bereich der Pflanze besitzen die Blätter eine dunkelviolette bis braune Farbe. Die unteren Blätter haben eine dunkelgrüne Färbung. Sie können eine Länge zwischen 1 bis 4 cm erreichen.
Blüten: Die Blüten sitzen in endständigen Quirlen am oberen Ende der Stängel. Pro Stängel bilden sich zwischen 6 bis 10 Blüten in den Achseln der Blätter. Die Deckblätter besitzen eine rosa- bis purpurne Farbe, während der Schlund weißlich gefärbt ist. Pro Blüte bilden sich zwei lippenförmige Blütenblätter. Hierbei ist die Oberlippe helmförmig aufgebaut. Die Unterlippe besteht aus drei Lappen. Der mittlere Lappen ist dabei herzförmig aufgebaut. Die äußeren Lappen stehen dabei von der Blüte ab. Der behaarte Blütenkelch besitzt eine Länge zwischen 5 bis 6 mm. Die Blütezeit reicht von März (seltener bereits ab Februar) bis in den Oktober. Die Bestäubung der Blüten erfolgt durch Bienen, Hummeln und andere Hautflügler.
Frucht: Die Frucht besteht aus einer kleinen Achäne mit einem süßlichen Elaiosom (ein klebriges Anhängsel). Hierdurch werden Ameisen dazu angeregt, den Samen mitzunehmen. Der Fachbegriff für die Verbreitung der Samen durch Ameisen ist „Myrmekochorie“. Seltener kann es auch zu einer Verbreitung durch den Wind, in Form von Streuverbreitung kommen.
Nektarquelle für Wildbienen & Hummeln
Nektarquelle für Bienen & Hummeln: Die Pflanze gilt als wichtige Nektarpflanze für Bienen und Hummeln. Zu diesen gehören unter anderem die “Garten-Wollbiene“ (Anthidium Manicatum), die “Goldene Mauerbiene“ (Osmia aurulenta) und die “Stahlblaue Mauerbiene“ (Osmia caerulescens) sowie verschiedene Pelzbienen.
Status als Unkraut in der Landwirtschaft
Einstufung als Unkraut in der Landwirtschaft: Die purpurrote Taubnessel gilt als „Unkraut / Beikraut“ in den den landwirtschaftlichen Flächen. Dort wird es zum Teil auch aktiv bekämpft!
Verwendung in der Küche
Verwendung in der Küche: Von der purpurroten Taubnessel werden die frischen Triebe und Blüten in Salaten, Smoothies und Suppen verwendet. Die Blütentriebe können zudem in Teemischungen verwendet werden. Aus den süßlichen Blüten lässt sich ein Sirup herstellen. Sie werden auch teilweise als Dekoration genutzt. Nach der Blüte im Herbst kann die Wurzel der Pflanze geerntet werden und roh im Salat oder gekocht als Gemüse gegessen werden.
Geschmack der Pflanze: Die Pflanzenteile und Wurzeln erinnert leicht an den Geschmack von Pilzen. Die Blüten sind leicht süßlich.
Verwendung als Heilpflanze
Verwendung als Heilpflanze: Nur selten wird die purpurrote Taubnessel als Heilpflanze verwendet. Sie hat dennoch eine ähnliche Heilwirkung wie die „Weiße Taubnessel„. Die Taubnessel wird als auswurfförderndes und schleimlösendes Mittel bei Erkrankungen der Atemwege eingesetzt. Mit Auszügen aus den Blüten können Umschläge gegen Hautschwellungen angewendet werden. Die Taubnessel gilt als schwach harntreibend und leicht entzündungshemmend.
Inhaltsstoffe: ätherisches Öl, Flavonoide, Glykoside, Iridoide, Saponine, Schleim- und Gerbstoffe.
Nebenwirkungen: Es sind bisher keine Nebenwirkungen bei der Anwendung bekannt.
Verwechslung mit Giftpflanzen: Eine Verwechslung mit der ähnlichen Schwarznessel kann selten vorkommen. Diese Pflanze hat ein dunkleres Erscheinungsbild als die purpurrote Taubnessel. Sie wird zudem wegen Ihres unangenehmen Geruchs nicht verwendet. Nach dem Verblühen färbt sie sich teilweise schwarz!
Namensherkunft & volkstümliche Namen
Namensherkunft: Der botanische Gattungsname „Lamium“ stammt ursprünglich aus dem griechischen Wort „λάμσς“ – lamos das sich ins deutsche mit „Schlund“ übersetzen lässt. Dabei wird auf den Schlund der Blüten hingewiesen. Der botanische Artname „purpureum“ lässt sich aus dem lateinischen Wort für „purpurrot“ ableiten.
Volkstümliche Namen: Der volkstümliche Name „Bienensaug“ wird unter anderem in dem Buch „J. Sturms Flora von Deutschland“ für die Beschreibung der Taubnessel-Arten verwendet. Aufgrund der fehlenden Brennhaare bei der Taubnessel wird sie auch als „zahme Nessel“ bezeichnet.
Gefährdung der Pflanze
Status auf der Roten Liste: Die purpurrote Taubnessel gilt als ungefährdet auf der Roten Liste Deutschlands.
Verbreitungs-Codes: A, AV, M1, M2, F, K