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Die Rosmarinheide ist eine wahre Seltenheit in den Hochmooren der Mittelgebirge. Sie wurde daher bereits 1991 zur Blume des Jahres gewählt.
~ Starke Giftpflanze ~
Vorkommen und Verbreitung: Die Rosmarinheide wächst auf Hochmoorbulten mit nassen, nährstoffarmen, sauren Torfböden. Sie ist zudem teilweise in Heidemooren anzutreffen. Die Pflanze ist dabei kalkmeidend und benötigt einen offenen, nicht zu überwucherten Standort. Die Rosmarinheide ist in den Mittelgebirgen (Bayerischer Wald, Fichtelgebirge, Oberschwaben, Schwarzwald) und in den norddeutschen Moorgebieten zu finden. In den Alpen ist sie auf bis zu 1.700 Metern anzutreffen. Weltweit wächst die Pflanze in Europa, Nordamerika und Asien.
Pflanzenbeschreibung
Wuchsform: Bei der Pflanze handelt es sich um eine verholzende, immergrüne Pflanze. Sie wächst ausdauernd und bildet einen kleinen Zwergstrauch aus. Die Pflanze erreicht eine Wuchshöhe von 15 bis 30 cm. Durch unterirdische Ausläufer können sich kleinere Polster der Pflanze bilden. Die Wurzel geht eine Symbiose mit einem Mykorrhiza-Pilz ein.
Stängel / Zweige: Die Zweige wachsen verholzend aufrecht nach oben. An deren Ende bilden sich die Blüten. Sie besitzen eine grünliche bis rötliche Farbe. Die Blätter sind wechselständig an den Zweigen angeordnet.
Blätter: Die Blätter besitzen einen kurzen Stiel und sind länglich-lanzettlich geformt. Die Blattspreite in der Mitte des Blattes ist auf der Ober- und Unterseite deutlich sichtbar und besitzt eine hellgrüne Färbung. Die Laubblätter sind am Rand leicht umgerollt und erinnern damit an den Rosmarin. Die Unterseite der Blätter ist weißlich gefärbt.
Blüten: Pro Blütenstand können sich zwischen zwei bis fünf (seltener auch acht) Blüten bilden. Diese sind schirmförmig aufgebaut und besitzen eine hellrosa bis weiße Färbung. Die einzelnen Blüten haben eine nickende Wuchsform. Die Kronblätter sind glockenförmig miteinander verwachsen. Der Pollen fällt beim Anflug auf die Besucher der Blüte herab. Zu den Bestäubern zählen unter anderem Bienen und Hautflügler. Der Pollen rieselt bereits beim Anflug von Bestäubern aus den Blüten heraus. Die Blütezeit reicht von Mai bis in den Juli.
Früchte: Die Früchte der Rosmarinheide bestehen aus fünfteiligen Kapselfrüchten. Im Inneren bilden sich eine Vielzahl von Samen. Diese werden als Körnchenflieger durch den Wind verteilt. Die Keimung der Samen wird durch die Kälte induziert und es handelt sich um einen Lichtkeimer. Die Fruchtreife reicht von August bis Oktober.
Giftigkeit der Pflanze
Giftigkeit der Pflanze: Die gesamte Rosmarinheide ist stark giftig. Insbesondere bei Rindern, Schafen und Ziegen kann es schnell zu einer Vergiftungen kommen.
Inhaltsstoffe: Andromedotoxin, Iridoidglykoside
Vergiftung bei Menschen: Bei Menschen sind nur wenige Vergiftungen bekannt. Es sollen aber bereits Vergiftungen mit Honig der Rosmarinheide aufgetreten sein. Bereits der griechische Schriftsteller „Xenophon“ berichtete 300 v. Chr. von Vergiftungen mit dem Rosmarinheide-Honig in Kleinasien. Solche wurden zuletzt im Jahr 1981 und 1982 nachgewiesen. Es wird von dem Verzehr der Pflanze dringlichst abgeraten!
Symptome einer Vergiftung: Bei Verzehr der Pflanzenteile kommt es zu einem einer Reizung der Mundschleimhaut und Übelkeit mit Erbrechen. Es kann zudem auch zu Durchfall, Schweißausbrüchen und Schluckbeschwerden kommen. Auswirkungen auf das Gehirn zeigen sich durch Sprachstörungen, Schwindel und rauschähnliche Zustände. Es kann zu einer Bradykardie mit einer starken Blutdrucksenkung kommen. Der Tod tritt durch Atemlähmung ein.
Erste Hilfe bei einer Vergiftung: Sofortige Einweisung in eine Klinik!
Namensherkunft & Volkstümliche Namen
Volkstümliche Namen: Die Pflanze ist unter verschiedenen volkstümlichen Namen bekannt. Zu diesen zählen unter anderem Polei-Gränke, Torfheide, Lavendelheide, Sumpfrosmarin. Der Name „Gränke“ wird aus dem verwandten Wort „granum“ abgeleitet – ins Deutsche übersetzt mit „Korn, Kern“.
Namensherkunft: Die Namensherkunft der Pflanze kann auf verschiedene Arten erklärt werden. In diesem Abschnitt werden die wichtigsten Theorien zur Herkunft vorgestellt – siehe Anmerkung am Ende der Seite.
- Der botanische Gattungsname „Andromeda“ wurde durch den Botaniker LINNÉ geprägt. Dieser soll durch die besonderen Wuchsorte der Pflanze zwischen Moosen im Moor oder aber auf Felsen und steinigem Untergrund an eine griechische Sage erinnert worden sein. Nach der Sage wurde die Königstochter „Andromeda“ an einen Felsen am Meer gebunden und sollte dort einem Ungeheuer geopfert werden. Ihr späterer Mann Perseus soll sie aber im letzten Moment vor dem Ungeheuer gerettet haben.
- Eine weitere Möglichkeit bildet das ausschließliche Verbreitungsgebiet der Pflanze in der nördlichen Hemisphäre / nördlichen Halbkugel. Hier ist das Sternbild „Andromeda“ am Nachthimmel erkennbar.
- Der botanische Artname „polifolia“ leitet sich aus dem griechischen Wort „polei“ – zu deutsch „gamanderblättrig“ ab. Die Blätter der Rosmarinheide besitzen eine gewisse Ähnlichkeit mit den Blättern des „Polei-Gamanders“ (Teucrium polium). – Universität Duisburg-Essen
Der deutsche Name „Rosmarinheide“ lässt sich ein wenig einfacher erklären. Die Blätter besitzen eine sehr große Ähnlichkeit mit dem Rosmarin (Rosmarinus officinalis).
Gefährdung der Pflanze
Gefährdung der Pflanze: Die Rosmarinheide steht bereits als „gefährdet“ auf der Roten Liste Deutschlands. Die einzelnen Gefährdungsgrade in den Bundesländern sind wie folgt:
- Baden-Württemberg: gefährdet (Status: 3)
- Bayern: gefährdet (Status: 3)
- Berlin: vom Aussterben bedroht (Status: 1)
- Brandenburg: stark gefährdet (Status: 2)
- Bremen: nicht vorkommend (Status: n/a)
- Hamburg: stark gefährdet (Status: 2)
- Hessen: stark gefährdet (Status: 2)
- Mecklenburg-Vorpommern: nicht vorkommend (Status: n/a)
- Niedersachsen: gefährdet (Status: 3)
- Nordrhein-Westfalen: stark gefährdet (Status: 2)
- Rheinland-Pfalz: stark gefährdet (Status: 2)
- Saarland: Ausgestorben (Status: 0 / <1990)
- Sachsen-Anhalt: stark gefährdet (Status: 2)
- Sachsen: stark gefährdet (Status: 2)
- Schleswig-Holstein: gefährdet (Status: 3)
- Thüringen: stark gefährdet (Status: 2)
Verbreitungs-Codes: A, AV, M1, M2, F
Anmerkungen
*Anmerkung zur Namensherkunft in eigener Sache: Ein genauer Beleg für die vorgestellten Möglichkeiten der Namensherkunft lässt sich in den alten Büchern nicht finden. Dennoch wird eine Anlehnung an die „Sage“ als gegeben angesehen. So auch teilweise in den Büchern „Die Etymologie der Phanerogamennomenclatur“ sowie „Taschenwörterbuch für Botaniker“ zu finden.