Aufgrund des unangenehmen Geruchs der Blätter soll die Pflanze den Namen „stinkender Storchenschnabel“ erhalten haben. Hierbei handelt es sich aber nur um eine Theorie zur Namensherkunft.
Vorkommen und Verbreitung: Stinkender Storchenschnabel wächst unter anderem in krautreichen Wäldern, an Säumen und Waldrändern, auf Felsen und an Ruderalstellen. Zum Teil kann man die Pflanze auch im heimischen Garten als Wildsaat antreffen. Die Pflanze bevorzugt dabei einen frischen, nährstoffreichen Lehmboden. In den Alpen ist die Pflanze auf einer Höhe von bis zu 1.700 Metern zu finden.
Pflanzenbeschreibung
Wuchsform: Es handelt sich um eine ein- oder zweijährige Pflanze, welche eine Halbblattrosette ausbildet. Diese Art des Storchenschnabels kann eine Höhe zwischen 20 bis 40 cm erreichen. Am stark behaarten Stängel sitzen die gegenständigen Blätter. Die Enden der Stängel sind mit einer oder mehreren Blüten besetzt. Die Pflanze ist im oberen Teil zudem deutlich mehrfach verzweigt. Die gesamte Pflanze strömt beim zerdrücken einen unangenehmen Geruch aus.
Blätter: Die Blätter bestehen aus drei bis fünf Blattteilen. Sie haben somit eine Handform. Die einzelnen Teilblätter sind an den Rändern eingesägt und erreichen eine Länge zwischen 2 bis 5 cm. Die Oberseite der Blätter ist mit feinen Härchen besetzt und hat eine dunkelgrüne Färbung. Die Unterseite besitzt eine hellgrüne Farbe. In der Mitte der Blätter sind die Blattnerven deutlich erkennbar. Die Blätter verfärben sich im Herbst und Winter dunkelrot.
Blüten: Die Blüten bestehen aus fünf rosafarbenen Blütenblättern. Diese sind radiär um die Blütenmitte angeordnet. Im Inneren bildet sich eine pink gefärbte Blütennarbe aus, welche von roten Staubblättern umgeben ist. Die Pollen besitzen eine gelbe Färbung. Die Blütenblätter haben eine ovale Form und besitzen zwei bis drei hellrosa bis weiß gefärbten Streifen. Die grün bis rötlich gefärbten Hüllblätter sind mit langen, weißen Haaren besetzt. Die Bestäubung der Blüten erfolgt vor allem durch Bienen, Schwebfliegen und andere Hautflügler. Bei fehlendem Sonnenschein biegen sich die Blüten nach unten und erreichen somit eine Selbstbestäubung. Die Blütezeit reicht von April bis August (seltener auch bis Oktober).
Früchte: Nach dem Verblühen bildet sich eine fünfteilige Kapselfrucht aus. In dieser sitzen die Samenkörner. Wenn die Samenkapseln vollständig gereift sind, klappen diese von der Mittelwand ab. Hierdurch werden die Samen bis zu 3 Meter weit weggeschleudert. Es handelt sich somit um einen Austrocknungsstreuer. Die Fruchtreife wird zwischen Juli bis Oktober erreicht.
Frühere Verwendung als Heilpflanze
Frühere Verwendung als Heilpflanze: Stinkender Storchenschnabel auch „Ruprechtskraut“ genannt wurde nach der Signaturenlehre wegen der Rotfärbung der Blätter und Stängel gegen Blutungen eingesetzt. Weitere volkstümliche Anwendungen sind Zahnschmerzen, Fieber, Gicht, Nieren- und Lungenleiden eingesetzt. Die Pflanze wirkt dabei vor allem wundheilend und harntreibend. In der Schulmedizin findet die Pflanze keine Verwendung.
Inhaltstoffe: Bitterstoffe, Geranin, diverse Gerbstoffe, ätherische Öle, Vitamin C
Volkstümliche Namen
Volkstümliche Namen: Stinkender Storchenschnabel und „Ruprechtskraut“ sind nur zwei der Namen für die Pflanze. Zudem gibt es noch weitere volkstümliche Namen wie „Robertskraut“, „Gottensgnadenkraut“ und „Rotlaufskraut“. Woher der Name „Ruprechtskraut“ stammt ist umstritten. Die Pflanze wurde durch den Botaniker Linné mit dem Heiligen Ruprecht (Heiliger Robert / Landesheiliger von Salzburg) in Verbindung gebracht. Zu seinen Ehren benannte Linné die Pflanze nach St. Ruprecht / Rupert / Robert. Die weiteren Details und Möglichkeiten zur Namensgebung werden im Punkt Namensherkunft erläutert. Der Name Rotlaufskraut stammt von der roten Färbung der Blätter im Herbst und Winter ab.
Namensherkunft
Namensherkunft: Der botanische Gattungsname „Geranium“ lässt sich mit „Storchenschnabel“ übersetzen. Es leitet sich von dem griechischen Wort „γεϱάνιον“ (geranion) ab. Dies stammt wiederum aus dem Wort „γέϱανος“ (geranos) – zu deutsch: Kranich! Es handelt sich somit um eine Lehnübersetzung. Nach dem Verblühen bildet sich eine schnabelartige Verlängerung der Blütennarbe. Diese erinnert entfernt an den Schnabel eines Kranichs.
Die erstmalige Verwendung des vollständigen botanischen Namens „Geranium robertianum“ ist in der Erstbeschreibung des stinkenden Storchenschnabels im Jahr 1753 zu finden. In dieser hat der Botaniker Linné (* 1707 bis † 1778) diesen Namen zum ersten Mal verwendet (Scan von Linnés Werk „Species Plantarum 2“, Seite 681, aus dem Jahr 1753 ist hier abrufbar / Nachweis bei zenodo).
Erklärung des botanischen Artnamens
Die Herkunft des botanischen Artnamens „robertianum“ gilt als ungeklärt / schwer belegbar, lässt sich aber mit zwei möglichen Theorien teilweise erklären.
1. Theorie: Die erste dieser Theorien ist, dass sich Namensteil „robertianum“ aus einer Verbindung zum „Heiligen Ruprecht“ (bzw. Heiliger Robert / Landesheiliger von Salzburg) ableiten kann. Dieser „Ruprecht“ war zu seiner Lebzeit (*um 650 bis † vermutlich 718) der Bischof von Salzburg. In Schriften aus dem 12. Jahrhundert von Hildegard von Bingen (*um 1098 bis † 1179) wird (vermutlich) der Storchenschnabel als „Herba roberti“ bezeichnet. Aus diesem soll im Jahr 1753 der Botaniker Linné zu Ehren des hl. St. Ruprecht / Rupert / Robert den Namen „robertianum“ gewählt haben.
2. Theorie: Die zweite Theorie für den Namensteil „robertianum“ ist, dass diese aus dem lateinischen Wort „ruber“ – zu deutsch „rot“ – ableitet. Da die Pflanze im Herbst rote Stängel und rote Blätter ausbildet. Eine weitere Erklärung könnte die Ableitung aus dem althochdeutschen Wort „rōtpreht, rōtbrecht“ – in roter Farbe glänzend sein. Hiernach wird “rōt“ wie unsere heutige Farbe „rot“ verwendet. Der Namensteil “preht / brecht“ lässt sich wie die älteren Formen „b/per(c/ch)t“ als “glänzend“ oder “gleißend“ übersetzen. Eine mögliche Erklärung hierfür ist wiederum auch hier die strahlend rote Färbung der Pflanze im Herbst. – Danke an Stephan M. Rother für die Unterstützung bei der Bestimmung der Namensherkunft.
Gefährdung der Pflanze
Gefährdung der Pflanze: Der stinkende Storchenschnabel wird als ungefährdet auf der Roten Liste Deutschlands geführt.
Verbreitungs-Codes: A, AV, M1, M2, F, K