Weißes Labkraut

Das weiße Labkraut ist eine bekannte Wiesenpflanze, die aufgrund ihrer unscheinbaren und kleinen Blüten dennoch oft übersehen wird.

Vorkommen und Verbreitung: Weißes Labkraut ist eine weit verbreitete Pflanze und in fast ganz Europa anzutreffen. Sie wächst unter anderem auf trockene Fettwiesen, Halbtrockenrasen und in Gebüschen. Die Pflanze ist zudem an Wald- und Wegrändern sowie auf Ruderalflächen zu finden. Sie bevorzugt dabei trockene bis leicht feuchte, nährstoffreiche Lehmböden. In den Alpen ist das Labkraut auf einer Höhe von bis zu 2.100 Metern anzutreffen.

Pflanzenbeschreibung

Wuchsform: Beim weißen Labkraut handelt es sich um eine ausdauernd wachsende, krautige Pflanze. Die Pflanze gilt als Hemikryptophyt, deren Überwinterungsknopsen dicht über dem Boden oder an Erdsprossen sitzen. Unter der Erde bilden sich tiefe Wurzeln aus. Das weiße Labkraut besitzt einen aufrechten Wuchs und erreicht eine Höhe zwischen 40 bis 110 cm. Der Stängel ist dünn und nicht behaart. Er hat zudem einen deutlich vierkantigen Aufbau. Unterirdisch bildet sich ein tiefreichender Wurzelballen aus.

Blätter: Die Blätter sitzen quirlblättrig an den Stängeln. Die einzelnen Blätter haben nur eine einzelne Blattader, welche Mittig in den Blättern sitzt. Die Oberseite ist dunkelgrün gefärbt und hat eine glänzende Oberfläche. Die Ränder der Blätter sind mit feinen Zacken besetzt. Pro Quirl bilden sich zwischen 4 bis 10 einzelne Blätter (meistens 8 Blätter – seltener aber auch mehr). Sie haben eine lineare Form und sind bis zu 8x so lang wie breit.

Blüten: Weißes Labkraut bildet rispige Blütenstände mit einer Vielzahl von Einzelblüten aus. Die Blütenblätter besitzen eine weiße bis cremeweiße Färbung. Diese haben eine lanzettliche, am Ende spitz zusammenlaufende Form. In Mitte verwachsen die vier Blütenblätter zusammen mit der Blütennarbe und dem Blütenboden zusammen. Die Blütennarbe hat eine rundliche, halbkugelige Form und besitzt eine hellgrüne Färbung. Die gelb gefärbten Staubbeutel sitzen an länglichen, weißen Staubblättern. Die Bestäubung der Pflanzen erfolgt vor allem durch Fliegen sowie andere Hautflügler. Die Blütezeit reicht von Mai bis in den September.

Früchte: Die Früchte bestehen aus zwei Teilfrüchten. Sie haben eine leicht runzelige Oberfläche und sind rundlich aufgebaut. Sobald die gesamten Samen reif sind, zerfallen die trockenen Früchte auseinander und werfen dabei die Samen auf den Boden ab.

Besonderheiten der Pflanze

Besonderheiten der Pflanze: Durch den Helligkeitskontrast der Blüten zu den grünen Blättern werden als Bestäuber vor allem Fliegen angelockt. Der Duft der Blüten ist im Gegensatz zum echten Labkraut vernachlässigbar. Rinder fressen die Pflanze nicht gerne. Im getrockneten Zustand zerfällt das Heu aus der Pflanze zu kleinen Teilen.1

Verwendung der Pflanze

Verwendung als Farbstoff (wie bei Galium vernum) 2:  Aus der Wurzel kann wie bei dem echten Labkraut eine Art von rotem Farbstoff hergestellt werden. Dieser eignet sich zum Teil zum Färben von Wolle und Kleidungsstücken. Über die Beständigkeit des Farbstoffes wurden aber bis dato noch keine genaueren Forschungen – Anmerkung des Redners: zumindest ist in den eigenen Recherchen nichts aufzufinden – durchgeführt worden. Die Pflanze ist heutzutage aber nicht mehr in der Industrie relevant, da es viele verschiedene synthetische Farbstoffe gibt. Für den Eigengebrauch sollte die Pflanze auch nicht verwendet werden, da sie zum Teil bereits als gefährdet auf der Roten Liste steht. Der Farbstoff ist vor allem in der Wurzel enthalten.

Verwendung als Zusatz zu Käse 3: Durch den in der Wurzel enthaltenen Farbstoff wurde früher zudem der Chesterkäse (eine eingefärbt. Der Käse hat durch die Zugabe des Farbstoffs eine dunkelgelbe bis leicht orange Farbe erhalten. – Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder

-> Anmerkung zur Verwendung der Pflanze: In der alten Literatur wird „weißes Labkraut“ als Galium album nicht ausdrücklich erwähnt. Es wird dort häufig von der “Galium mollugo agg.“ – Artengruppe innerhalb der Labkräuter – geschrieben. Es sei hierbei angemerkt, dass alle Arten innerhalb dieser Artengruppe zum gleichen Zweck verwendet wurden.

Volkstümliche Namen

Volkstümliche Namen 4 5: Das weiße Labkraut ist unter verschiedenen volkstümlichen Namen zu finden. Zu diesen zählen unter anderem Butterstiel, Gliedekraut, Liebfrauenstroh, Lidgängchen und Megerkraut. Eine Erklärung für einige dieser Namen kann aufgrund der Forschungen des Botanikers Dr. Heinrich Marzell zurückgeführt werden. Dieser hat in seinem Werk „Volkstümliche Namen aus dem bayerischen Schwaben“ das „gemeine Labkraut“ auf seine volkstümlichen Namen untersucht. Zu diesen zählt unter anderem auch „Gliederkraut“ (Birkach bei Lindau). Dieser Name soll daraus entstanden sein, das aus dem Absud der Pflanze ein Mittel gegen Gliederkrankheiten bei Kühen hergestellt wurde. Die volkstümlichen Namen wie Butterstiel, Gliedekraut, Liebfrauenstroh, Lidgängchen und Megerkraut sind in dem Werk „Kräuterbuch – Unsere Heilpflanzen in Wort und Bild – auf Seite 149“ von dem Botaniker Dr. Lösch zu finden.

Namensherkunft

Namensherkunft 6: Der botanische Gattungsname „Galium“ stammt von dem altgriechischen Wort „Gala“ ab. Dies hat die Bedeutung von „Milch“. Es wird oft hierzu der Fakt genannt, dass dies auf die „Verwendung der Pflanze“ als Labersatz zurückgreift – denn diese ist seit über 2.000 Jahren (bereits zu Zeiten der Griechen) bekannt – dies ist faktisch aber falsch! [siehe hierzu echtes Labkraut] Eine Herkunft des Gattungsnamens kann somit nicht nachgewiesen werden. Der botanische Artname „album“ sich aus dem lateinischen Wort „albatus“ herleiten. Dies lässt sich mit „weiß gekleidet“ ins deutsche übersetzten. Hierbei wird auf die weißen Blüten der Pflanze hingewiesen. Der deutsche Name der Pflanze „weißes Labkraut“ deutet ebenfalls auf die Übersetzungen aus dem botanischen Gattungs- und Artnamen hin.

Besonderheiten der Gattung “Galium“: Die Artgruppe “Galium mollugo agg.“ wurde in den alten Botanikbüchern nicht in die heute bekannten zwei Arten unterschieden. Hier wurde ausschließlich die durch Linné geprägte Bezeichnung “Galium mollugo L.“ verwendet. So auch in Losch “Kräuterbuch – Unsere Heilpflanzen in Wort und Bild“ -> Quelle für die Verwendung. Die Zeichnung in diesem Buch sieht auch dem weißen Labkraut anstelle des Wiesen-Labkrauts gleich. Dennoch wurde auch hier die gebräuchliche lateinische Bezeichnung für das “Wiesen-Labkraut“ verwendet. Die Art „Galium album Mill.“ ist in Deutschland häufiger anzutreffen.

Gefährdung der Pflanze

Gefährdung der Pflanze: Das weiße Labkraut wird auf der Roten Liste Deutschlands als ungefährdet geführt.

Verbreitungs-Codes: A, AV, M1, M2, F, K


Quellen
  1. Kosmos Naturführer – Wiesenblumen auf Weiden, Wiesen und Rasen – 1992 – Seite 6 ↩︎
  2. J. Sturms Flora von Deutschland: in Abbildungen nach der Natur – Jakob Sturm – Seite 199 ↩︎
  3. J. Sturms Flora von Deutschland: in Abbildungen nach der Natur – Jakob Sturm – Seite 200 ↩︎
  4. Volkstümliche Pflanzennamen aus dem bayerischen Schwaben – Ein Beitrag zur Volkskunde – Dr. Heinrich Marzell – Seite 117 – 1911 ↩︎
  5. Kräuterbuch: unsere Heilpflanzen in Wort und Bild – Losch – Seite 149 – 1903 – https://doi.org/10.24355/dbbs.084-201102020810-0 ↩︎
  6. Die etymologie der phanerogamennomenclatur – Seite 74 – Kanngiesser, Friederich ↩︎

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