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Aufgrund Ihrer frühen Blütezeit im Jahr galt sie in früheren Zeiten als Zauberpflanze. Bereits bei Frost und Kälte öffnen sich die Blüten der chinesischen Zaubernuss (Hamamelis mollis).
Das vollkommene Gegenteil bildet die virginische Zaubernuss (Hamamelis virginiana). Ihre Blütezeit beginnt erst im Herbst. Für die Nordamerikanischen Ureinwohner war sie zudem eine wichtige Heilpflanze.
Vorkommen und Verbreitung: Bei der Zaubernuss muss zwischen den verschiedenen Arten unterschieden werden. Die chinesische Zaubernuss stammt ursprünglich aus China (Provinzen Hubei und Jiangsu). Dort ist sie auf Höhenlagen von 1.300 bis 2.500 Metern einheimisch. Die virginische Zaubernuss hingegen stammt ursprünglich aus Nordamerika (vor allem an der Atlantikküste). Dort ist sie von Mexiko bis nach Kanada weitverbreitet. In Europa werden beide Arten vor allem als Ziergehölz in Gärten und Parks angepflanzt. Sie sind bis zu -18°C winterhart.
Pflanzenbeschreibung
Wuchsform: Beide Zaubernuss-Arten können zu einem Strauch heranwachsen, der drei bis sechs Meter hoch werden kann. Die Zaubernuss kann seltener auch einen baumartigen Wuchs entwickeln und somit bis zu zehn Meter Wuchshöhe erreichen.
Blätter: Die Pflanze besitzt haselnussähnliche Blätter, die wechselständig an den Ästen sitzen. Die Blätter haben eine grüne Färbung über den Sommer und entwicklen eine gelbe Färbung im Herbst. Sie sind verkehrt eiförmig bis elliptisch aufgebaut. Auf der Oberseite sind sie glatt und auf der Unterseite grau behaart.
Blüten: Die Blüten haben einem starken aber angenehmen Duft und stechen sofort mit ihrer auffällig hellgelben Farbe ins Auge. Sie sind bei beiden Arten korallenartig geformt und besitzen lange, schmale Kronblätter. Bei Frost rollen sich die Blütenblätter zusammen. So verhindern sie das erfrieren in der Nacht. Das Innere der Blüte ist bräunlich / rötlich gefärbt. In der Mitte der Blüte bilden sich die braun gefärbten Staubblätter. Die Außenseite der Kelchblätter ist behaart. Bei der chinesischen Zaubernuss reicht die Blütezeit von Januar bis in den März hinein. Bei der virginischen Zaubernuss erscheinen die Blüten im Herbst und frühen Winter (September bis in den späten Oktober / teilweise November). In den Blütenknospen sind die Blütenblätter zusammengerollt.
Früchte: Bei der virginischen Zaubernuss reifen die Samen erst im Sommer des nächsten Jahres heran. Sie sind eiförmig aufgebaut und die Samenkapseln brechen bei der Reife auf. Die Samen werden so zum Teil meterweit um die Pflanze herum verteilt.
Frühere Verwendung als Heilpflanze
Medizinische Verwendung der Hamamelis virginiana: Die Blätter und die Rinde enthalten verschiedene ätherische Öle. Diese können aus der Rinde durch Wasserdampfdestillation extrahiert werden. Sie wurden in der Naturmedizin der amerikanischen Ureinwohner unter anderem gegen Brandwunden, verschiedene Verletzungen und Furunkel verwendet. Sie zeigt zudem Wirkung bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts findet man zudem die ersten Nachweise der medizinischen Behandlung in Europa. Die Blätter werden im Herbst gesammelt und schonend getrocknet. Die Rinde wird im Frühling gesammelt. Heutzutage wird die virginische Zaubernuss in Form von Präparaten aus den getrockneten Blätter (Hamamelisblätter – Hamamelidis folium) und der getrocknete Rinde (Hamamelisrinde – Hamamelidis cortex) arzneilich verwendet. Anweisungen zur genauen Anwendung sowie Dosierung der Pflanze gibt es bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur zum Abruf. – Quelle 1, Quelle 2, Quelle 3
Eine wissenschaftliche Abhandlung zur Verwendung der Hamamelis von Tobias Niedenthal und Johannes G . Mayer kann hier im Volltext eingesehen werden: Artikel in der Zeitschrift für Phytotherapie
Inhaltsstoffe: Gerbstoffe (Hamamelitannin), ätherisches Öl, Flavonoide
Wirkung der Pflanze: Sie wirkt vor allem adstringierend, juckreizlindernd und entzündungshemmend
Nebenwirkungen: Bei erheblicher Überdosierung der Pflanze kann es zu Magen- und Darmreizung kommen. Bei normaler Verwendung sind keine Nebenwirkungen bekannt.
Verwendung in der Naturkosmetik
Verwendung der Hamamelis virginiana in der Naturkosmetik: Die Inhaltsstoffe der Pflanze werden als Extrakt oder Hydrolat verwendet. Die in der Rinde enthaltenen Gerbstoffe und ätherischen Öle werden dabei mittels einer einfachen Wasserdampfdestillation extrahiert (diese ist auch selbst herstellbar, mit dem korrekten Equipment. Von der Verwendung einer selbst gebauten Destillationsanlage wird aber abgeraten). In der Kosmetik heißt der gewonnene Bestandteil „Hamameliswasser“ – hierbei werden aber die meisten Gerbstoffe aus den Produkten entfernt.
Namensherkunft & Volkstümliche Namen
Namensherkunft: Der lateinische Name „Hamamelis“ stammt ursprünglich aus dem Griechischen. Es handelt sich aber dabei um eine falsche Übersetzung. Denn im griechischen wird die Pflanze als „Homomelis“ (ὁμομηλίς) bezeichnet. Dies setzt sich zusammen aus „homos“ (ὁμος) – gleich, ähnlich – und „melis / mēlon“ (μηλίς / μῆλον) – Quittenbaum / Apfelbaum. – Quelle: Etymologisch-botanisches Handwörterbuch / Taschenwörterbuch für Botaniker
Volkstümliche Namen: Die Pflanze hat zudem einige volkstümliche Namen. Zu diesen gehören unter anderem Mitapfel und Zauberhasel (witch-hazel). Der Name „Zaubernuss“ stammt von der frühen Blütezeit von Januar bis in den März. Da dies für die meisten Pflanzen sehr ungewöhnlich ist, wurde sie früher zum Teil als magisch angesehen. Die Herkunft des englischen Namen „Witch-hazel“ kann nicht genau nachgewiesen werden. Der Namensteil „Hasel /engl. hazel“, welcher auch in manchen deutschen volkstümlichen Namen vorkommt, wird von der Form der Blätter abgeleitet. Der Namensteil „witch“ hat dabei aber nichts mit den uns im deutschen bekannten Hexen zu tun. Es deutet dabei eher auf das alte englische Wort „wych“ hin. Dies lässt sich mit „biegen / biegsam“ übersetzen. In diesem Zusammenhang wird auf die Biegsamkeit der Äste hingedeutet. Der deutsche Name ist somit leider nur eine fehlerhafte Übersetzung aus dem Englischen. – Quelle: Arnoldia Volume XXXVI Eine weitere Erklärung für den Namen „witch-hazel“ soll aus der Verwendung der Pflanze als Wünschelrute in Amerika stammen.
Verbreitungs-Codes: keine (synthetisch)
Schöne Beschreibung und feiner Hinweis auf die zwei Arten, die werden ja oft synonym verwendet. Sind die aus deinem Garten?
Die beiden Pflanzen stammen nicht aus meinem Garten. Nachbar‘s haben auch schöne Gärten. Die zweite Pflanze steht im Kräutergarten des Klosters in Inzigkofen.
Synonym sollten die beiden lateinischen / deutschen Namen nicht verwendet werden. Sind ja nicht die gleichen Pflanzen 😉
Wow. Was für eine tolle Farbe der Blüten! Diese Schilder kommen mir aus dem Klostergarten von Inzigkofen bekannt vor? Ist das dort? Ich habe mir ja schon lange überlegt ob ich mir so einen Busch in meinen Vorgarten holen soll.
Grüße Regina