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Zweigriffeliger Weißdorn wehrt sich mit seinen langen Dornen vor allem gegen Fressfeinde. Mit ganzen 2,5 Zentimetern gehört die Pflanze zu den stacheligsten Vertretern der Familie der Rosengewächse.
Vorkommen und Verbreitung: Zweigriffeliger Weißdorn ist in fast ganz Europa von den Pyrenäen bis zum Balkan zu finden. Die Pflanze bevorzugt lichte Gebüsche, Hecken, sonnige Hänge sowie lichte Laub- und Nadelwälder. Sie ist dabei vor allem auf alkalische Böden anzutreffen.
Pflanzenbeschreibung
Wuchsform: Der zweigriffelige Weißdorn wächst als bis zu 10 Meter hoher, aufrechter Strauch. Die Baumkrone ist sehr dichtastig aufgebaut und nur sparrig verzweigt. Die Äste sind mit bis zu 2,5 cm langen Dornen besetzt. Diese dienen vor allem der Abwehr von Fressfeinden. Die Zweige sind im jungen Stadium dunkelrot gefärbt. Später geht die Farbe zu einem leichten grau über. Der Stamm des Weißdorns ist heller als der des Schlehdorns und bildet so ein Unterscheidungsmerkmal.
Blätter: Die Blätter des zweigriffeligen Weißdorns sind von denen der verwandten Pflanze (eingriffeliger Weißdorn) wie folgt abzugrenzen. Nur etwa die Hälfte der Blätter des zweigriffeligen Weißdorns sind drei bis fünf-lappig aufgebaut. Dabei sind diese an den EInschnitten zu erkennen. Alle weiteren Blätter besitzen keine Einschnitte. Die Ränder sind deutlich eingesägt. Die Blätter sind zwischen 3 bis 5 cm lang. Die Oberfläche ist ledrig, glänzend dunkelgrün gefärbt. Auf der Unterseite sind die Blätter mattgrün gefärbt.
Zweigriffeliger Weißdorn – Übersicht über die Blattformen
Blüten: Die Blüten sind 8 bis 15 mm groß und besitzen einen radiären Aufbau. Die fünf einzelnen Blütenblätter sind weiß gefärbt und haben eine runde Form. In der Mitte der Blüte bilden sich zwei (seltener auch drei) Griffel mit jeweils einer Blütennarbe. Im Gegensatz zum eingriffeligen Weißdorn, da an diesem sich nur ein Griffel pro Pflanze bildet. Es können sich zudem Hybride (wie auf dem Foto gezeigt) bilden. Diese besitzen beide Merkmale am selben Strauch. Eine Unterscheidung der einzelnen Weißdorne ist nur auf Grundlage von weiteren Merkmalen, zum Teil auch nur sehr schwer, möglich. Die Blüten besitzen einen ungewöhnlich, leicht unangenehmen Geruch. Pro Blütenstand können sich zwischen drei bis zehn Blüten bilden. Sie sitzen in einer sogenannten Trugdolde. Die Blütezeit reicht von April bis in den Mai.
Hybride der Blüten zwischen zwei- und eingriffeligen Weißdorn
Früchte: Die Früchte sind glänzend rot gefärbt. Sie besitzen beim zweigriffeligen Weißdorn pro Frucht zwei (seltener auch drei) Steinkerne. Die Abgrenzung zum eingriffeligen Weißdorn erfolgt zudem über die Steinkernzahl. Bei dieser Art besitzt die Frucht nur ein Steinkern. Hybride (wie auf dem Foto gezeigt) können beide Versionen am selben Strauch aufweisen. Die Früchte haben eine ungefähre Größe von einem halben Zentimeter.
Verwendung in der Küche
Verwendung in der Küche: Die Früchte aller Weißdorn-Arten können im August bis September geerntet werden. Sie werden zu Kompott, einer Marmelade oder Herstellung von Wein verwendet. Die getrockneten Früchte können zu Tee verarbeitet werden. Die Knospen der jungen Blätter geben Spirituosen einen aromatischen Geschmack.
Verwendung als Heilpflanze
Verwendung als Heilpflanze: Zweigriffeliger Weißdorn wird ähnlich wie der eingriffelige Weißdorn in der Volksmedizin eingesetzt. Aus den Blättern kann ein herzwirksamer Tee oder Kräuterwein hergestellt werden. Extrakte aus der Pflanze besitzen eine höhere Wirkung als die einzelnen Pflanzenteile.
Wissenschaftlich bestätigte Wirkungen: Klinisch nachgewiesen ist die durchblutungsfördernde Wirkung auf die Herzkranzgefäße, die Blutdruckregulierung sowie der Einsatz bei Herzbeschwerden. Dabei wird aber ein längerer Gebrauch vorausgesetzt.
Bezeichnung der Arzneien: Zweigriffeliger Weißdorn ist gemäß dem europäischen Arzneibuch (Ph. Eur. 10) als „Weißdornblätter mit Blüten“ (Crataegi folium cum flore), „Weißdornblüten“ (Crataegi flos), „Weißdornfrüchte“ (Crataegi fructus) in Apotheken vertreten.
Inhaltsstoffe: Die arzneilich verwendeten Pflanzenteile haben eine unterschiedliche Zusammensetzung an Inhaltstoffen. Die folgende Tabelle soll hierbei einen Überblick bieten.
Blüten | Blätter | Früchte |
---|---|---|
Flavonoide: Flavonen, Flavonolen – ca. 2,5% | Flavonoide: Flavonen, Flavonolen – ca. 1,8% | Flavonoide: Quercetinderivate – ca. 1,0% |
Procyanidine A-2+B-2 – ca. 3,7% | Procyanidine – ca. 2,4 % | Procyanidine – ca. 0,5% – 2,4% |
Chlorogensäure – ca. 0,7% | Phenolcarbonsäuren, Triterpensäuren – ca. 0,6% | Triterpensäuren – ca. 0,4% |
Nebenwirkungen: Es sind keine Nebenwirkungen bei der Anwendung bekannt. Die Art zeichnet sich durch eine ausgezeichnete Verträglichkeit aus.
Namensherkunft & volkstümliche Namen
Volkstümliche Namen: Im Mittelalter wurde die Pflanze unter anderem als „Bedegar“ und „Hagedorn“ bezeichnet.
Namensherkunft: Der botanische Gattungsname „Crataegus“ stammt ursprünglich aus dem griechischen Wort „κραταιός“ – krataios das sich ins Deutsche mit „stark“ oder „fest“ übersetzen lässt. Dabei wird auf die Härte des Holzes hingewiesen. Der deutsche Name „zweigriffeliger Weißdorn“ deutet auf die „zweigriffelige Blütennarbe“ hin. Der Namensteil „Weißdorn“ leitet sich vermutlich aus der helleren Rinde – im Gegensatz zum Schwarzdorn – bzw. den weißen Blüten ab.
Gefährdung der Pflanze
Status auf der Roten Liste: Der zweigriffelige Weißdorn steht in Deutschland als ungefährdet auf der Roten Liste.
Verbreitungs-Codes: A, AV, M1, M2, F, K