Aufrechter Ziest ist durch seine weißlichen Blüten auf den Magerrasen der schwäbischen Alb noch häufig zu finden.
Vorkommen und Verbreitung: Aufrechter Ziest ist im Flachland bis in die Alpen vertreten. Es handelt sich dabei um eine wärmeliebende Pflanze, welche vor allem auf sonnigen Kalk-Magerrasen (wie sie in der Schwäbischen Alb zu finden sind), in wärmeliebenden Eichenwäldern, in Schneeheide-Kiefernwäldern, in Schlehengebüschen und in Säumen zu den vorher genannten Gebieten wächst. In Europa ist die Pflanze von Spanien bis zum Kaukasus anzutreffen. Als nördliche Verbreitungsgrenze gilt Norddeutschland. Sie ist im Norden nur zerstreut zu finden. In Süddeutschland, Österreich und der Schweiz ist die Pflanze häufig. In den Alpen kommt die Pflanze auf einer Höhe von bis zu 2.150 Metern vor [Hegi]. Sie wächst vor allem auf nährstoffreichen, kalkhaltigen Böden.
Pflanzenbeschreibung
Wuchsform: Es handelt sich beim aufrechten Ziest um eine krautig wachsende Pflanze, welche durchaus mehrjährig sein kann. Die Pflanze erreicht eine Höhe zwischen 20 bis 40 cm – seltener bis zu 70 cm. Unter der Erde bildet sich ein verzweigtes Rhizom mit einer Sprosse aus. Aus dieser wächst im Frühling ein aufrechter Stängel heraus. Die Wurzel kann eine Tiefe von bis zu 2 Metern erreichen – hierdurch hat sie eine Anpassung an die trockenen Standorte geschaffen. Der Stängel ist vierkantig aufgebaut und besitzt eine dichte, drüsige Behaarung. Im Inneren ist der Stängel hohl und hat eine grüne Färbung.
Blätter: Die Blätter sitzen meist paarweise gegenständig am Stängel. Sie haben einen langen, behaarten Blattstängel. Die Unterseite ist ebenfalls stark abstehend behaart. Die Blätter haben eine grüne Färbung und einen eingesägten Rand. Die Form der Blätter ist oval mit einer zusammenlaufenden Spitze am Ende bzw. länglich-lanzettlich. Die Blätter können eine Länge zwischen 2 bis 5 cm erreichen.
Blüten: Am Ende der Stängel bildet sich ein länglicher, durch Blätter unterbrochener Blütenstand aus. Dieser kann eine Länge zwischen 5 bis 15 cm erreichen. Dieser ist im oberen Bereich dichter und nimmt nach unten deutlich ab. Es handelt sich um einen ährenähnlichen Blütenstand (Scheinähre). Pro Blütenstand bilden sich zwischen zwei bis acht Scheinquirle aus. Pro Quirl könnten es sechs bis zehn Blüten sein. Die Blüten sind von kleinen, spitz zulaufenden Deckblättern umgeben. Die Blütenstiele haben eine Länge von nur wenigen Milimetern. Die Blüte ist zygomorph aufgebaut und besitzt eine hellgelbe bis weißliche Färbung. Der Schlund der Blüten ist mit einer lila Färbung umrandet. Die Oberlippe ist zu einem Helm ausgeformt. Aus der Blüte stehen die Blütennarbe und die Staubblätter deutlich heraus. Die Blütezeit reicht von Juni bis in den Oktober.
Früchte: Die Früchte bilden sich nach der Blütezeit und bestehen aus dunkelbraunen Klausenfrüchten. Im Inneren dieser Fruchtstände bilden sich die kleinen, kugelförmigen, schwarzen Samen aus. Die Fruchtreife reicht von August bis in den Winter. Die Ausbreitung erfolgt vor allem durch den Wind, aber auch eine Klebeausbreitung an Tieren ist möglich (Epichorie).
Besonderheiten der Pflanze
Besonderheiten der Blüte: Die Blüten sind zunächst vormännlich und wechseln später zur weiblichen Form. Die Bestäubung erfolgt vor allem durch Wildbienen, Hummeln und Schwebfliegen. In den Blüten bildet sich ein hoher Anteil an Nektar und Pollen aus. Es erfolgt in den meisten Fällen eine Fremdbestäubung – die Selbstbestäubung ist nur selten zu beobachten. Eine Selbstbestäubung kann dennoch zur Bildung von Samen führen.
Besonderheiten der Pflanze: Aufrechter Ziest ist ein Hemikryptophyt (überwinternde Schaftpflanze). Dies bedeutet, dass die Überwinterung an der Erdoberfläche erfolgt. Die Vermehrung erfolgt häufig aber durch unterirdische Ausläufer. Hierdurch können sich größere Gruppen von Pflanzen ausbilden.
Namensherkunft
Namensherkunft: Der botanische Gattungsname „Stachys“ leitet sich aus dem altgriechischen Wort „στάχυς“ (Stachys) ab. Dieses Wort lässt sich mit „Ähre“ ins Deutsche übersetzen. Da die Blüten in einer Ähre am Stängel stehen. Der botanische Artname „recta“ leitet sich aus dem lateinischen Wort „rectus“ – zu deutsch „geradewegs, direkt, gerade, aufrecht“ ab. Hierbei wird auf die aufrechte Wuchsform der Pflanze hingewiesen.
Gefährdung der Pflanze
Gefährdung der Pflanze: Der aufrechte Ziest wird auf der Roten Liste Deutschlands bereits mit der Vorwarnstufe geführt.
Verbreitungs-Codes: A, AV, M1, M2, F, K (v.a. östlich)