Echter Baldrian

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Echter Baldrian ist aufgrund seiner Wurzel ein altbekanntes Heilmittel gegen Nervenleiden. Die Pflanze wirkt dabei vor allem als Beruhigungsmittel.
In der Mitte ist eine Blüte. Die Blüte besteht aus einer Dolde und besitzt eine hellrosa Blütenfarbe.
Blüte des echten Baldrian im Detail

Vorkommen und Verbreitung: Echter Baldrian wächst vor allem vor allem in Staudenfluren, an Ufern und in lichten Wäldern. Die Pflanze bevorzugt dabei nasse, nährstoff- und basenreiche Böden. Sie ist von der Ebene bis in die Mittelgebirge anzutreffen. Der Baldrian kommt in fast ganz Europa, teilweise auch Asien, vor.

Pflanzenbeschreibung

Wuchsform: Bei dem echten Baldrian handelt es sich um eine ausdauernd wachsende Pflanze. Sie besitzt eine Wuchshöhe zwischen 40 bis 100 cm. In seltenen Fällen kann der Baldrian auch eine Höhe von bis zu 2 Metern erreichen.

Stängel: Der Stängel ist gefurcht und besitzt eine hellgrüne Farbe. Er ist ausschließlich im oberen Teil / auf Höhe der Blüten leicht verzweigt. Pro Blüte bildet sich ein Stängel aus.

Blätter: Die Blätter sind vielfach gefiedert und besitzen einzelne lanzettlich aufgebaute Blatteile. Sie können eine Länge von bis zu 20 cm erreichen. An den untersten Blättern können sich zwischen 15 bis 19 Einzelblattteile bilden. Alle Blätter sitzen in Paaren gegenständig am Stängel. Die Färbung reicht wie bei allen weiteren Teile der Pflanze von hellgrün bis zu einem dunkelgrün. Die Grundblätter sind oft lang gestielt während die oberen Blätter direkt an den Stängeln wachsen.

Blüten: Die Blütenstände sitzen endständig an den Stängeln. Die Blüten haben einen halbkugelig bis schirmförmig aufgebauten Blütenstand. Es handelt sich um eine Trichterblume. Die einzelnen Blüten besitzen einen Durchmesser zwischen drei bis vier Millimeter. Die Blütenstände können einen Durchmesser von bis zu 15 cm erreichen. Die Unterseite der Blütenblätter ist dunkelrosa gefärbt. Die Oberseite besitzt eine hellrosa Farbe. Aus der Blüte stehen die drei Staubblätter und die zweigeteilte Narbe heraus. Die Blütezeit reicht von Mai bis in den September (seltener auch in den Oktober).

Früchte: Nach der Blütezeit bilden sich die bis zu vier Millimeter langen Achänen (nüsschenförmige Samen). Diese Samen bilden beim heranreifen einen hygroskopischen Pappus. Dieser dient zur Verbreitung durch den Wind als Schirmchenflieger. Eine Wasserausbreitung der Samen ist zudem möglich, da diese auf der Wasseroberfläche treiben können. Die Fruchtreife reicht von September bis in den Oktober. Die Vermehrung der Pflanze erfolgt aber hauptsächlich durch die Wurzel.

Besonderheiten der Pflanze

Besonderheiten der Blüte / Geruch der Pflanze: Die Pflanze hat einen besonderen, typischen Baldriangeruch. Dieser ähnelt dem Lockgeruch von Katzen. Die Blüten verströmen einen starken, süßlichen Duft. Zu den Bestäubern gehören unter anderem Zweiflügler, Bienen und verschiedene Tagfalter.

Baldrian als Futterpflanze: Echter Baldrian gilt unter anderem als Futterpflanze für den spezialisierten „Baldrian-Scheckenfalter“. Dieser ist bereits auf der Roten Liste für Tagfalter als gefährdet eingestuft. Auch als Nektarpflanze wird der Baldrian von verschiedenen Tagfaltern, wie dem Aurorafalter und Dickkopffalter, aufgesucht.

Verwendung als Heilpflanze

Verwendung als Heilpflanze: Die Wurzel des Baldrian ist bereits seit dem Altertum ein wirksames Nervenmittel. So wird es bis heute noch als Bestandteil von Arzneien gegen nervöse Angstzustände und bei Einschlafstörungen eingesetzt. Als pharmazeutisches Arzneimittel wird hierbei die getrocknete Wurzel eingesetzt. Die in der Pflanze enthaltenen ätherischen Öle (u.a. Bornylacetat, Bornylisovalerianat) geben ihr den typischen Baldrian Geruch. Es wird zur Einnahme von Baldrian-Präparaten für maximal vier bis sechs Wochen geraten. Von einer Daueranwendung der Pflanze ist hingegen abzuraten.

Inhaltsstoffe: ätherische Öle (u.a. Bornylacetat, Bornylisovalerianat), Isovaleriansäure, Iridoiden, Monoterpene und Sesquiterpene

Nebenwirkungen: Nebenwirkungen bei der Anwendung von Baldrian treten nur selten auf. Bei einer zu hohen Dosis kann es zu einer Lähmung des Zentralen Nervensystems kommen.

Aberglauben um den Baldrian

Aberglauben um den Baldrian: Bereits bei den nordischen Völkern wurde der Baldrian zum Schutz vor bösen Geistern eingesetzt. Hierzu wurde ein Strauß der Pflanze über die Tür gehängt. Wer den Baldrian bei sich trägt soll gegen Hexenzauber und den Teufel geschützt werden. Ein Baldrian-Strauß sollte sich bei bösen Gestalten bewegen.

Namensherkunft

Volkstümliche Namen: Der Baldrian ist zum Teil auch als „Katzenkraut“ bekannt, da Katzen den Geruch der Wurzel lieben.

Namensherkunft: Der botanische Gattungsname „Valeriana“ leitet sich vermutlich vom lateinischen Wort „valere“ ab. Dies lässt sich mit „kräftig / gesund sein / sich wohl befinden“ ins Deutsche übersetzen. Hierbei wird vermutlich auf die Heilkraft der Pflanze hingewiesen. Eine weitere Möglichkeit bildet eine Ehrung von „Plinius Valerianus“ – ein römischer Arzt). Der botanische Artname „officinalis“ deutet auf die frühere medizinische Verwendung als Heilpflanze hin. Der deutsche Name leitet sich vom nordischen Lichtgott Baldur ab.

Gefährdung der Pflanze

Gefährdung der Pflanze: Echter Baldrian ist auf der Roten Liste Deutschlands als nicht gefährdet eingestuft. Dennoch wird die Pflanze auf regionalen Roten Listen mit abweichenden Gefährdungsgraden geführt. Diese sind wie folgt:

Baden-Württemberg: ungefährdet (Status: *)

Bayern: ungefährdet (Status: *)

Berlin: gefährdet (Status: 3)

Brandenburg: ungefährdet (Status: *)

Hamburg: sehr selten (Status: R)

Hessen: ungefährdet (Status: *)

Mecklenburg-Vorpommern: ungefährdet (Status: *)

Niedersachsen: ungefährdet (Status: *)

– Nordrhein-Westfalen: ungefährdet (Status: *)

Rheinland-Pfalz: ungefährdet (Status: *)

Saarland: ungefährdet (Status: *)

Sachsen: gefährdet (Status: 3)

Sachsen-Anhalt: ungefährdet (Status: *)

Schleswig-Holstein: ungefährdet (Status: *)

Thüringen: ungefährdet (Status: *)

Verbreitungs-Codes: A, AV, M1, M2, F, K

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