Filz-Klette

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Die „filzige Klette / Filz-Klette“ (Arctium tomentosum) ist eine der einheimischen Klettenarten. Ihre Blüten und Früchte sind durch die stacheligen Anhängsel sehr anhänglich.

Vorkommen und Verbreitung: Die Filz-Klette wächst vor allem an Bächen & Flüssen sowie deren Ufern. Zudem ist sie in Ufer-Hochstaudenfluren, Schutt-Krautfluren und Distelfluren zu finden. In urbanen Gebieten ist sie auch auf unbefestigte Straßen und Wegen zu finden. Diese Klette ist in Europa, China, Zentralasien und Sibirien heimisch. In Nordamerika gilt sie als eingeschleppt und ist somit ein Neophyt. In den Alpen ist sie auf einer Höhe von bis zu 1.400 Metern zu finden.

Pflanzenbeschreibung

Wuchsform: Es handelt sich um eine zweijährige Pflanze. Die Filz-Klette erreicht eine Höhe zwischen 50 bis 120 cm. In seltenen Fällen ist auch eine Wuchshöhe von bis zu 2 Metern möglich. Die meisten Äste stehen aufrecht und geben der Pflanze ihr buschiges Aussehen. Die rotbraunen Stängel sind leicht mit kurzen Haaren besetzt. Die Blätter sitzen in einer grundständigen Blattrosette.

Blätter: Die gestielten Blätter sind breit eiförmig bis herzförmig. Die Unterseite ist mit einer Vielzahl von kleinen filzigen Härchen besetzt. Diese geben den Blättern eine weißgraue Färbung. Die Blätter sind auf der Oberseite dunkelgrün gefärbt. Die Blattnerven sind von beiden Seiten deutlich sichtbar. Die einzelnen Blätter sitzen wechselständig an den Ästen. Die grundständigen Blätter besitzen einen länglichen Stängel. Die Blätter können eine Länge zwischen 30 bis 40 cm erreichen. Die Blattränder sind grob gezähnt bis glattrandig aufgebaut.

Blüten: Die Blütenstände bestehen aus dicht beieinander sitzenden Blüten. Die einzelnen Blüten haben eine kugelige Form. Die äußeren grünen Hüllblätter besitzen hakenförmige, stachelige Spitzen. Zwischen diesen sitzen die spinnwebenförmig, wollartigen Fäden. Die inneren Blütenblätter sind purpur gefärbt. Sie können einen Durchmesser zwischen 1,5 bis 2,5 cm erreichen. Die kleinen Röhrenblüten sind purpurfarben und besitzen eine leicht herausstehende drüsige Zunge. Die Blütezeit reicht von Juli bis in den September.

Früchte: Die Fruchtstände bestehen aus einer Vielzahl von einzelnen hellbraunen Achänen. Diese erreichen eine Länge zwischen 5 bis 8 mm. Der Pappus besteht aus weißen Borsten. Nach der vollständigen Reifung öffnen sich die Hüllblätter und geben die Samen frei. Die Verbreitung der Samen erfolgt durch den Wind und zum Teil durch Tiere.

Leichte Giftigkeit der Pflanze – Hinweise zum Umgang

Giftigkeit der Pflanze: Beim Umgang mit der Pflanze kann es durch die enthaltenen Inhaltsstoffe zu einer Kontaktdermatitis kommen. Diese Hautreizungen wurden bei der „großen Klette“ (Arctium lappa) bei Berührung mit dem Pflanzensaft beobachtet. Es wird somit empfohlen Handschuhe bei der Handhabung mit der Pflanze zu verwenden 1.

Inhaltsstoffe: ätherische Öle, Arctiin, Inulin, Polyine, Schleimstoffe, Sesquiterpenlactone

Volkstümliche Namen & Namensherkunft

Volkstümliche Namen 2: Im schwäbischen Volksmund werden alle Kletten-Arten als „Glufestock“ bezeichnet. Die „Glufe“ (schwäbischer Name) ist eine Stecknadel / Haarnadel mit der man etwas zusammenstecken kann. Dabei wird auf die Hüllblätter mit den Widerhaken bei den Blüten hingewiesen. Mit diesen können sich die Fruchtstände an Kleidung und Tieren anheften. Genauer betrachtet sehen die kleinen Widerhaken wie abstehende Stecknadeln aus.

Namensherkunft: Die Bedeutung und Herkunft des botanischen Gattungsnamens „Arctium“ ist nicht abschließend geklärt. Nach Helmut Genaust gibt es die folgende Theorie 3: „lat. arction, dem griechischen „árktion“ (Diosk.), zu árktos – zu deutsch: „Bär“.

Hierdurch wird möglicherweise eine Verbindung zu den borstig-hakigen Früchten – verglichen mit einem rauen Bärenfell – gezeigt [Meinung von Michael Richter – blumen-natur.de].

Der botanische Artname „tomentosum“ leitet sich von dem lateinischen Wort „tomentosus“ – zu deutsch „filzig“ ab. Hierbei wird auf die „haarigen Strukturen“ um die Hüllblätter hingewiesen.

Gefährdung der Pflanze

Gefährdung der Pflanze: Die Filz-Klette ist in Deutschland auf der Roten Liste als ungefährdet eingestuft.

Verbreitungs-Codes: A, AV, M1, M2, F, K


Quellen
  1. Chan, YS., Cheng, LN., Wu, JH. et al. A review of the pharmacological effects of Arctium lappa (burdock). Inflammopharmacol 19, 245–254 (2011) ↩︎
  2. Müller, Theo: Schwäbische Flora, 2. Auflage, Stuttgart, Schwäbischer Albverein e.V., 2018, S. 322 ↩︎
  3. Genaust, Helmut: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen, 3. Auflage, 1996, S. 73. ↩︎

3 Antworten auf “Filz-Klette”

  1. Avatar
    Rainer sagt:

    Sehr geehrter Herr Richter,
    in den vergangenen Tagen habe ich mich intensiver mit der filzigen Klette beschäftigt. Durch Makro-Fotografie auf das „kunstvolle Spinnengewebe“ aufmerksam geworden, möchte ich gerne wissen, wie dieses entsteht, wie die Pflanze dieses produziert. Vermutung, es könnte etwas mit den „drüsigen Zungen“ zu tun haben. Leider habe ich im Internet bisher keine tiefergehende Antwort auf meine Frage gefunden. Vielleicht können Sie mir weiterhelfen.
    MfG
    RainerG.

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  2. Avatar
    Gernot Segelbacher sagt:

    Bei Korbblütlern handelt es sich um Hüllblätter, die den Blütenstand Kelchblatt-ähnlich einhüllen. Der Kelch ist meist zum Pappus als Flugobjekt umgewandelt. Die filzigen Haare auf den Hüllblättern, wie bei Filziger Kletter, Edelweiß et al. sind alles jeweils ein- bis mehrzellige Emergenzen der Blatt-Epidermis.
    Übersetzt heisst das: die Haarigen Strukturen sind Umwandlungen der obersten Blatttzelllen, das kommt häufig vor.

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