Eine Schönheit in alten Bauerngärten, der „gewöhnliche Flieder“. Aber auch der Geruch der Pflanze ist betörend.
Vorkommen und Verbreitung: Ursprünglich stammt der gewöhnliche Flieder (Syringa vulgaris) aus der Balkanregion bzw. Südosteuropa. Seit dem 16. Jahrhundert wird der Flieder in den Gärten in Europa angepflanzt – bereits im Jahr 1588 wurde die Pflanze in Nürnberg kultiviert. Im Jahr 1576 wurde sie erstmals in Wien (Österreich) kultiviert und von dort sowie auch von
Italien aus nach Mittel- und Westeuropa gebracht (Krausch 2003). Heutzutage sind dies die verschiedensten Flieder-Hybride und Sorten, die als Zierpflanzen in Gärten und Parks verwendet werden. Sie können aber auch sporadisch verwildert angetroffen werden. Ein Beispiel hierfür ist die Population der Pflanze rund um Haigerloch 1. In Nordamerika gilt die Pflanze als Neophyt.
Pflanzenbeschreibung
Wuchsform: Der Flieder kann eine Höhe zwischen 2 bis zu 6 Meter erreichen. Die Pflanze bildet dabei einen Busch aus. Die unteren Pflanzenteile verholzen mit zunehmendem Alter – sie können dabei einen Durchmesser bis zu 20 Zentimeter. Die Rinde ist graubraun gefärbt. Unter der Erde bilden sich weit auslaufende Wurzeln aus. Diese führen zu vielen Ausläufern. Es handelt sich somit bei der Pflanze um einen „Intensivwurzler“.
Blätter: Die Blätter haben ein herzförmiges Aussehen. Am Ende laufen die Blätter spitz zusammen. Der Mittelnerv des Blattes ist weißlich und deutlich sichtbar. Die Färbung ist dunkelgrün. Die Blätter können eine Länge zwischen 10 bis 15 cm erreichen.
Blüten: Die 10 bis 20 cm langen, aufrechten Blütenrispen bilden sich am Ende der Zweige aus. Die einzelnen Blüten sind kurzgestielt und haben eine blasslila Färbung (Zuchtformen können weiß oder dunkellila Farben besitzen). Es handelt sich um zwittrige Blüten, in welcher sich die zwei kurzen Staubblätter (in der Kronröhre) und ein kurzer Griffel mit zweiteiliger Narbe ausbilden. Die Blüten bestehen aus vier Blütenblättern. Sie geben einen starken Duft während der Blütezeit ab. Dieser soll Bienen, Hummeln und Schmetterlingen zur Bestäubung anlocken. Die Blütezeit reicht von April bis Mai.
Früchte: Die Früchte sind länglich aufgebaut und bestehen aus zwei Kapseln. Am Ende der Kapseln laufen diese spitz zusammen. Pro Frucht bilden sich 8 Samen aus. Die Außenseite ist braun gefärbt und hat ein holziges Aussehen. Die Fruchtreife wird bis September erreicht.
Volkstümliche Namen
Volkstümliche Namen: Der Flieder ist im Schwäbischen unter verschiedenen Namen bekannt. Zu diesen zählen unter anderem „Siringe, Ziring, Zirang, blauer Holunder, „welscher / spanischer / türkischer Holunder“, blauer Blust, Maie, Maiele, Maieblüemle, Himmelfahrte- oder Pfingstbluem, Pfingst-Maie, Geßnägele / Gassnägela 2, Himmelfahrts- oder Auffahrtsnägele und Pfingstnägele. 3
-> Die Namen „Siringe, Ziring, Zirang“ leiten sich von dem botanischen (lateinischen) Name der Pflanze – „syringa“ ab.
-> Der Name „welscher / spanischer / türkischer Holunder“ besitzt eine interessante Namensherkunft. Beim schwarzen Holunder unter dem Punkt „Holunder als Flieder?“ gehe ich weiter auf die Namensherkunft ein. Da der Flieder nach seiner Einführung einen Namen brauchte wurde kurzerhand der „Flieder“ zum Holunder und der Flieder erhielt hierdurch den frei gewordenen Namen. Und schon verwirrt? Hinzu kommt aber, dass dieser Wechsel von manchen nicht vollzogen wurde. Durch seine ähnliche Blütezeit wurde der Flieder kurzerhand nach seinem „Herkunft“ benannt (das diese in den Namen teilweise sehr falsch ist wurde gekonnt ignoriert). Die Namen „blauer Flieder / blauer Blust“ leitet sich von der Blütenfarbe ab.
-> Der Name „Geßnägele / Gassnägela“ soll sich aus „Gansnägele“ entwickelt haben = unechte Nelke (vgl. Gäns-Pappel – Marzell Tierpfl.).
-> Die Namen „Maie, Maiele, Maieblüemle, Himmelfahrte- oder Pfingstbluem, Pfingst-Maie“ zeigen den Blühmonat der Pflanze an. Da diese im Mai / Pfingsten blühen.
Namensherkunft
Namensherkunft: Der botanische Gattungsname „Syringa“ leitet sich von dem lateinischen Wort „syringa“ ab. Dies wird wiederum als Nebenform von syrinx (gr. σῦριγξ) ‚Röhre, Pfeife‘ angesehen. Zur weiteren Namensherkunft wird im „Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm“ folgendes ausgeführt: ‚die weil man die ästlein zu pfeiffen brauchen kann‘ (weil man aus den Ästen Pfeifen herstellen kann) 4. Der botanische Artname „vulgaris“ lässt sich mit “gewöhnlich“ ins Deutsche übersetzen.
Gefährdung der Pflanze
Gefährdung der Pflanze: Da es sich um eine Garten- / Zierpflanze handelt ist die Pflanze nicht auf der Roten Liste Deutschlands berücksichtigt. Das Bundesamt für Naturschutz hat den Flieder auf die Schwarze Liste – Managementliste gesetzt. Sie gilt als Konkurrenz für heimische Arten. 5
Verbreitungs-Codes: A, AV, M1, M2, F, K (syth.)
Quellen
- Flieder- und Felsenstädtle Haigerloch – Abgerufen am 21.12.2024 ↩︎
- Bericht des Naturwissenschaftlichen Vereins für Schwaben und Neuburg (a.V.) in Augsburg, Abgerufen am 21.12.2024 ↩︎
- Schwäbische Flora – Natur-Heimat-Wandern – Seite 149, Schwäbischer Albverein ↩︎
- Paul Kretschmer: Wortgeographie der hochdeutschen Umgangssprache, Göttingen 1918. ↩︎
- BfN Schriften 352 – Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertungen für in Deutschland wild lebende gebietsfremde Gefäßpflanzen – Abgerufen am 21.12.2024 ↩︎