Frühlings-Hungerblümchen

Frühlings-Hungerblümchen - Kleine weiße Blüten in einer Gruppe zusammenstehend am Ende von dünnen Stängel. In der Mitte der weißen Blüten sitzen die gelben Blütennarbe und Staubblätter. Zwischen den Blüten sind noch 3 blaue Ehrenpreisblüten. Im Hintergrund wächst grünes Gras.

Vorkommen und Verbreitung: Das Frühlings-Hungerblümchen kommt in ganz Europa, dem nördlichen Afrika sowie Teilen von Asien vor. In den Alpen ist die Pflanze in Graubünden auf einer Höhe von bis zu 1.600 Metern und im Kanton Wallis auf bis zu 2.300 Metern zu finden. Auf dem nordamerikanischen Kontinent ist die Pflanze im Osten und Westen der USA sowie Teilen von Kanada verbreitet. In der Mitte von Nordamerika und Alaska fehlen die Vorkommen. Das Frühlings-Hungerblümchen gilt als lichtliebend und ist vor allem auf mageren, trocken Standorten verbreitet. Es bevorzugt dabei einen sandigen, kieshaltigen Boden. Es ist daher häufig an Wegrändern, in Steinbrüchen und Kiesgruben sowie auf Ruderalflächen zu finden. Zum Teil war es früher auch auf „schlechten“ Ackerböden zu finden [Hegi]. 1 2

Wuchsform: Das Hungerblümchen ist eine aufrecht wachsende, einjährige Pflanze. Es erreicht eine Höhe zwischen 2 bis 15 cm (seltener sind auch bis zu 25 cm möglich). Die Wurzeln bilden sich pfeil- bis spindelförmig unter der Erde aus. Sie haben eine hellgelbliche Färbung. Die einzelnen Stängel sind dünn aufgebaut und haben eine deutlich erkennbare Behaarung (nur im unteren Teil der Stängel!). Es bilden sich keine Stängelblätter aus. Am Ende der Stängel bilden sich die Blütenstände aus.

Blätter: Die Blätter sind grundständig und in einer Blattrosette angeordnet. Sie haben eine verkehrt-eiförmige bis lanzettliche Form. Auf der Oberseite und an den Rändern sind die Blätter mit kurzen, weißen Haaren besetzt. Die Härchen sitzen auf kleinen „Hügeln“ auf den Blättern. Sie haben dabei zum Teil eine Verzweigung.

Blüten: Die Blüten sitzen zunächst in einer dichten Blütentraube. Diese wird im späteren Verlauf beim Aufblühen lockerer. Die unter den Blütenblättern sitzenden Kelchblätter sind mit kurzen Haaren besetzt. Die Kelchblätter haben eine grünliche bis leicht grünweiße Färbung. Die vier, zweispaltigen Kronblätter (Blütenblätter) haben eine weiße, seltener auch rosa Farbe. In der Mitte der Blüten bilden sich die grünlich gefärbte Blütennarbe sowie die sechs gelb gefärbten Staubbeutel aus. Die Blütezeit reicht von Februar bis in den Mai. Die Bestäubung erfolgt in den meisten Fällen durch Selbstbestäubung. Seltener durch Insekten.

Früchte: Die Früchte bestehen aus einzelnen Schoten in denen sich zwischen 15 bis 35 Samen aus. Die Samen sind rundlich bis oval-länglich aufgebaut. Sie haben eine braune Färbung. Die Ausbreitung der Samen erfolgt durch den Wind. Daneben kann er auch als Regenschwemmling oder Tierstreuer sich ausbreiten.

Erstbeschreibung: Das Frühlings-Hungerblümchen wurde im Jahr 1753 von Carl von Linné in seinem Werk „Species Plantarum3 unter dem Namen „Draba verna“ erstveröffentlicht. Durch den französischen Pflanzenbiologen François-Fulgis Chevalier erfolgte im Jahr 1828 die Neueingliederung zur Erophila verna (L.) Chevall. in die Gattung Erophila DC. Durch molekularphylogenetische Untersuchungen wurde die Zusammenführung von Erophila in Draba durchgeführt. 4

Volkstümliche Namen: Das Frühlings-Hungerblümchen ist im Werk „Die deutschen Volksnamen der Pflanzen“ 5 unter verschiedenen volkstümlichen Namen aufgeführt: Darbe (Könen – RLP), Gänseblum (Brunfels), Gänsekraut (ehem. Schlesien), unser Herrn Gottes Löffel (ehem. Schlesien), Hunger (Sommerfels), Hungerblome / Hungerkrud (Bremen), Hüngerblümchen (Sachsen, Ditmarschen, Würtemberg).

Namensherkunft Gattungsname: Laut Helmut Genaust in seinem Buch „Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen“ sind die folgenden Ansätze zur Namensherkunft enthalten: Der Gattungsname „Drába“ wurde bereits zu vorlinnésischen Zeiten verwendet. Er geht zurück auf das altgriechische Wort „drábe“ – eine krautige Sippe (Dioskurides) – dessen Bedeutung und Anlehnung an andere griechische Worte ist offen.6

Namensherkunft ehemaliger Gattungsname: Genaust zum ehemaligen Gattungsnamen „Erophila“: Dieser setzt sich aus dem griechischen Wort „êr“ (Genitiv: êros) – Frühling – und „phílē“ – Freundin – zusammen. Sie gehört damit zu den Arten die zu den Frühblühern, die den Frühling ankündigen gehören.7

Namensherkunft Artname: Die Etymologie des botanischen Artname „verna“ leitet sich aus dem lateinischen Wort „vernus“ ableiten. Es stammt vermutlich ursprünglich von dem Proto-Indo-Europäischen Wort „wósr̥“ – zu deutsch: Frühling – ab. Hieraus soll der Zusatz „Frühlings-“ entstanden sein.

Namensherkunft deutscher Name: Der deutsche Name „Hungerblümchen“ bezieht sich darauf, dass die Pflanze auf schlechtem Ackerboden wächst. Nach Hegi soll das zahlreiche Auftreten der Pflanze im Frühling als Zeichen eines unfruchtbaren Jahres gelten. Die schlechten Ackerböden (trocken, magere Standorte) werden als „Hungerböden“ bezeichnet. 8

Gefährdung der Pflanze: Das Frühlings-Hungerblümchen wird auf der Roten Liste Deutschlands als ungefährdet eingestuft. Die Pflanze ist zudem in den einzelnen Bundesländern als ungefährdet anzusehen.

Verbreitungs-Codes: A, AV, M1, M2, F, K


  1. Illustrierte Flora von Mittel-Europa. Mit besonderer Berücksichtigung von Deutschland, Oesterreich und der Schweiz, IV. Band. Dicotyledones (II. Teil), Seite 389; Nr. 1318 ↩︎
  2. Flora of North America, abgerufen am 23.03.2024 / Flora of Pennsylvania, abgerufen am 23.03.2024 ↩︎
  3. Caroli Linnaei – Species plantarum :exhibentes plantas rite cognitas, ad genera relatas, cum differentiis specificis, nominibus trivialibus, synonymis selectis, locis natalibus, secundum systema sexuale digestas, abgerufen am 24.03.2024 ↩︎
  4. Molecular Data Indicate Complex Intra- and Intercontinental Differentiation of American Draba (Brassicaceae), abgerufen am 24.03.2024 ↩︎
  5. Die deutschen Volksnamen der Pflanzen : neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze von Pritzel, Georg August aus dem Jahr 1882, Seite 137, abgerufen am 24.03.2024 ↩︎
  6. Helmut Genaust, Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen, Auflage 1996, S. 215 f. ↩︎
  7. Helmut Genaust, Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen, Auflage 1996, S. 235 ↩︎
  8. Hegi, Illustr. Flora von Mitteleuropa, 1919, Band 4/1. Teil ↩︎

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