Große Zweiblatt

Das große Zweiblatt wurde zur “Orchidee des Jahres 1992“ gewählt. Es handelt sich um eine der unauffälligsten einheimischen Orchideen.
~ früherer botanischer Name: Listera ovata – neuer botanischer Name: Neottia ovata ~

Vorkommen und Verbreitung: Das große Zweiblatt ist vor allem in Gebüschsäumen, Halbtrockenrasen, Gebüschen, Waldrändern sowie in hellen Mischwäldern anzutreffen. Die Pflanze ist nicht sehr anspruchsvoll und auch sehr stickstoffresistent für eine Orchidee. Sie benötigt dennoch einen leicht feuchten Boden. In den Alpen ist die Pflanze auf Höhen von bis zu 1.900 Metern zu finden. Oft sind die Pflanzen in mehreren Gruppen nebeneinander anzutreffen.

Pflanzenbeschreibung

Wuchsform: Die Orchidee hat einen aufsteigend aufrechten Wuchs und erreicht eine Höhe zwischen 20 bis 50 cm (seltener auch bis zu 70 cm). Das unterirdische Rhizom besteht oft aus mehreren Abschnitten (pro Jahr bildet sich ein Rhizomteil aus). Die einzelnen Wurzeln sind fleischig aufgebaut und kriechen horizontal durch den Boden. Der Stängel ist grünlich gefärbt und ist mit Drüsenhaaren besetzt.

Blätter: Pro Pflanze bilden sich zwei Laubblätter (seltener weniger oder mehr). Die Blätter sind gegenständig am Stängel angeordnet. Sie haben eine eiförmigen Aufbau und sind bis zu 15 cm lang. Auf der Oberseite sind die Blätter hellgrün gefärbt und mit deutlich sichtbaren Blattnerven besetzt. Die Blattnerven verlaufen parallel. Die Ränder sind glatt.

Blüte: Die Blüten sitzen in einer einseitigen Blütentraube. Diese besteht aus 20 bis 65 Einzelblüten. Die Blüten haben eine grünliche Färbung und sind zygomorph aufgebaut. Pro Blüte bilden sich drei Blütenblätter mit eine leichten Eiform und ein längliches Blütenblatt nach unten aus. Das längliche Blütenblatt ist im unteren Bereich zweigeteilt. Im Gegensatz zu anderen Orchideen bildet sich kein Sporn aus. Die Blütezeit reicht von Mitte Mai bis Mitte Juni.

Früchte: Die Früchte sind keulenförmig aufgebaut und können eine Länge bis zu 14 mm erreichen. Im Inneren bilden sich kleine runde Samen aus, welche als Windstreuer / Körnchenflieger verbreitet werden.

Besonderheiten der Pflanze

Besonderheiten der Blüten: Zu den Bestäubern der Pflanze zählen unter anderem Schlupfwespen und Käfer. Eine seltene Selbstbestäubung ist möglich. Die Nektarabsonderung der Blüte erfolgt auf die Unterlippe der Blüten. Hierdurch werden die Bestäuber dazu gebracht die Blüte anzufliegen und sich darauf abzusetzen. Sobald die Insekten in den Blütenschlund hineinkriechen und das Rostellum (ein kleiner Fortsatz des Pollenstands des oberen Teils der Blüte) berühren, werden die Pollenpakete explosionsartig mit einer klebrigen Flüssigkeit an die Bestäuber angeheftet und so verbreitet. Die Bestäubungsrate der Blüten und der folgende Fruchtansatz liegt bei ca. 88 bis 90%! Auf den Blütenstängeln sitzen klebrige Drüsenhaare, welche das hinaufklettern von Insekten zu den Blüten verhindern sollen.

Besonderheiten der Vermehrung: Die Vermehrung erfolgt vor allem durch das Rhizom. Hierbei bilden sich aus den Wurzeln zu Sprossen um. Es handelt sich hierbei um einen ungewöhnlichen Vorgang.

Volkstümliche Namen & Namensherkunft

Volkstümliche Namen: Das große Zweiblatt ist unter verschiedenen volkstümlichen Namen bekannt. Zu diesen zählt auch „eiförmiges Zweiblatt“. Dies leitet sich von dem Aussehen der Blätter – diese sind eiförmig aufgebaut – ab.

Namensherkunft: Der Name „großes Zweiblatt“ lässt sich von den zwei Blättern – welche direkt über dem Boden wachsen – ableiten. Pro Pflanze bilden sich nur zwei Blätter aus. Der botanische Gattungsname „Neottia“ leitet sich von dem griechischen Wort „neottía, neossía“ – zu deutsch „Nest“ ab. Die Wurzeln der Pflanze bilden eine Art von „Nest“ aus. Der frühere botanische Gattungsname „Listera“ wurde zu Ehren von Martin Lister – dem Leibarzt der Königin Anna von England – benannt. Der botanische Artname „ovata“ lässt sich mit „oval“ ins deutsche übersetzen.

Gefährdung der Pflanze

Gefährdung der Pflanze: Das große Zweiblatt ist auf der Roten Liste Deutschlands als ungefährdet eingestuft.

Verbreitungs-Codes: A, AV, M1, M2, F, K

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