7 Minuten Lesezeit
Der kriechende Günsel ist eine als Unkraut verschriene Pflanze, die aber wahlweise als Tee oder Tinktur hilfreich gegen Sodbrennen ist – zudem bildet sie eine gute Beilage zum Wildkräutersalat.
Vorkommen und Verbreitung: Kriechender Günsel ist in fast ganz Europa anzutreffen. Dabei wächst er auf Wiesen, Wegrändern zusammen mit anderen Unkrautpflanzen. Auch in unseren Gärten ist diese Wildstaude sehr häufig anzutreffen.
Gattungsgröße: Es handelt sich um eine Gattung mit 40 einjährigen / teilweise mehrjährigen Arten.
Pflanzenbeschreibung
Wuchsform & Stängel: Es handelt sich um eine mehrjährige Pflanze, die eine Wuchshöhe von bis zu 30 Zentimeter erreichen kann. Der Stängel hat eine vierkantige Form und ist leicht behaart. Es bilden sich kriechende Rhizome aus, die auch zur Verbreitung der Pflanze dienen. Eine Besonderheit besteht hier bei der Varietät „Ajuga reptans var. alpina W.D.J.Koch“ diese bildet keine Ausläufer aus (nur im Gebirge auftretend).
Blätter: Die Grundblätter des Günsels sind spatelförmig aufgebaut und haben einen stumpf gezahnten Rand. Sie sitzen grundständig in einer Blattrosette. Die oberen Blätter haben meistens einen glatten Rand und stehen dicht unter den Blüten. Sie sind dabei wechselständig an den Stängeln verteilt. Die Oberseite der Blätter ist hellgrün gefärbt. Die jungen Blätter haben im Ansatz einen rötliche / braune Farbe. Auf der Unterseite sind die Blätter mit kurzen, rauen Haaren besetzt.
Blüten: Die Blütenkrone besteht aus mehreren Ringen von zwei bis sechs Blüten. Hierdurch bildet sich das typische ährenartige Aussehen der Pflanze. Die Blüten sind dunkelblau bis leicht violett gefärbt und besitzen eine zygomorphe Form. Die kleinen gelben Blütenstempel ragen aus der Blüte heraus. An diesen bilden sich die Pollen. Die Blüten sind bei Bienen und Hummeln sehr beliebt. Die Blütezeit reicht von April bis in den Juni.
Samen: Die Samen des Günsels bestehen aus einer vierteiligen Spaltfrucht. Die einzelnen Teilfrüchtchen sind kleinen Nüsschen. Bei den Samen handelt es sich um Kälte- sowie Lichtkeimer. Die Hauptverbreitung der Pflanze erfolgt aber über Ausläufer welche sich aus den Wurzeln bilden.
Besonderheiten der Pflanze
Schmetterlingsfutter: Die Blüten bilden eine wichtige Nektarquelle für verschiedene Schmetterlingsarten. Zu diesen zählen unter anderem die Gattung der Weißlinge (Pieris – vor allem hier der Zitronenfalter und die Kohlweißlinge), der Hauhechel-Bläuling (Polyommatus icarus) und der Aurorafalter (Anthocharis cardamines). Zudem sind seltener auch Nachtfalter an den Blüten zu finden.
Verwendung in der Küche
Verwendung in der Küche: Die jungen Blätter und Blütenknospen sowie die Blüten können als Dekoration für Speisen verwendet werden. Die Blätter geben den Speisen eine frische Würze. Die Blüten besitzen einen feinherben Geschmack. Sie sollten kurz geröstet oder gekocht werden, da sie im rohen Zustand einen sehr starken chicoréeartig-bitteren Geschmack besitzen. In Salaten und Kräuterquark sind sie nur als gering dosiertes Gewürz geeignet.
Verwendung als Heilpflanze
Verwendung als Heilpflanze: Kriechender Günsel ist eine wohl etwas in Vergessenheit geratene Heilpflanze. Sie kann dabei bei Verdauungsbeschwerden eingesetzt werden. Dabei ist die Pflanze wahlweise als Tee oder Tinktur anwendbar. Sie wirkt antibakteriell, beruhigend und harntreibend. Sowohl der Tee als auch die Tinktur können bei Sodbrennen oder Verdauungsbeschwerden eingesetzt werden. Eine tatsächliche Verwendung ist aber inzwischen sehr selten bis nicht vorkommend.
Tee: Der Tee wird aus ein bis zwei Teelöffel des getrockneten Günsels hergestellt. Die Blätter werden mit kochendem Wasser übergossen und für 10 Minuten ziehen gelassen. Es sollten aber nicht mehr als ein bis drei Tassen pro Tag getrunken werden. Nach sechs Wochen Daueranwendung sollte eine Pause eingelegt werden. Ansonsten kann es zu unerwünschten Nebenwirkungen kommen.
Tinktur: Die Blätter in einem Schraubdeckel-Glas mit einem klaren Alkohol übergießen und für 2 bis 6 Wochen ziehen lassen. Die hergestellte Mischung anschließend in einer dunklen Flasche zu lagern. Wem die Tinktur zu stark ist, kann sie mit Wasser verdünnen. Täglich sollten bis zu 10 Tropen eingenommen werden.
Umschläge: Die Pflanze kann nach der Volksheilkunde als Wundheilmittel und gegen Quetschungen als Breiumschlag eingesetzt werden.
Inhaltsstoffe: Gerbstoffe (Tannine), Saponine, Iridoidglykoside
Namensherkunft
Namensherkunft: Der botanische Gattungsname „Ajuga“ soll sich von dem lateinischen Wort „abigo“ (zu deutsch – abtreiben) ableiten, da die Pflanze angeblich eine purgierende Wirkung besitzt. Eine andere Möglichkeit besteht im Wort „ἀγυιεός“ (agyieos) – zu deutsch: gliederschwach – da die Pflanze gegen Gicht verwendet wurde. Der botanische Artname „reptans“ leitet sich aus dem lateinischen Wort „rēpere“ – zu deutsch „kriechend, schleichend“ ab.
Namensherkunft deuscher Name: Der deutsche Name „Günsel“ soll sich aus dem ehemaligen Gattungsnamen „Consolida“ entwickelt haben. Dies lässt sich aus dem lateinischen Wort „consolidare“ – zu deutsch „festmachen“ – herleiten. Hierbei wird nach dem Wörterbuch von Grimm auf die zugeschriebene „zusammenschweißende Kraft“ der Pflanze hingewiesen. A. Walde-Hofmann hat die folgenden ähnlichen Namen zusammengetragen: cunsele (14. Jh., althochdeutsch), consul, gunsul (14./15. Jh.). Bei Mone wurde noch der Name „gunsol“ (15. Jh.) genannt. Seit 1500 war auch der Name „gunsel“ geläufig. Weitere Abwandlungen können im Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm gefunden werden.
Gefährdung der Pflanze
Gefährdung der Pflanze: Der kriechende Günsel ist auf der Roten Liste Deutschlands als nicht gefährdet eingestuft.
Verbreitungsgebiet-Code: A, AV, M1, M2, F, K