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Das „Jakobs-Greiskraut / Jakobs-Kreuzkraut“ (Senecio jacobaea syn. Jacobaea vulgaris) ist vor allem bei Pferdebesitzern und Bauern gefürchtet, denn es handelt sich bei Verzehr um eine starke Giftpflanze.
~ Starke Giftpflanze ~
Vorkommen und Verbreitung: Das Jakobs-Greiskraut wächst unter anderem auf Trockenrasen, Fettwiesen und an Wegrainen. Zum Teil ist es zudem auch in krautreichen Laubwäldern und auf Weiden zu finden. Die Pflanze ist dabei auf frischen, nährstoffreichen, humosen Lehmböden angewiesen. Es handelt sich um einen „Stickstoffanzeiger“. In den Alpen ist es auf einer Höhe von bis zu 2.000 Metern anzutreffen. Diese Greiskraut-Art ist in fast ganz Europa verbreitet.
Pflanzenbestimmung
Wuchsform: Die Pflanze ist zweijährig (seltener auch mehrjährig) und erreicht eine Wuchshöhe zwischen 30 bis 100 cm. Das Jakobs-Greiskraut besitzt einen buschigen, staudenartigen Wuchs. Im ersten Jahr bildet sich eine grundständige Blattrosette. Erst im zweiten Jahr bildet sich ein Stängel mit einem Blütenstand. Die Stängel sind hellgrün gefärbt und besitzen keine Behaarung. Im oberen Teil sind die Stängel reich verzweigt. Sie sind leicht gerillt (nur in einer Makro-Aufnahme zu sehen).
Blätter: Die Grundblätter sind etwa 20 cm lang. Alle Blätter am Stängel sind fiederteilig aufgebaut. Sie bestehen aus fünf bis sieben paarweise Segmenten. Das Endsegment der Blätter ist etwas länger als die seitlichen Segmente. Die Ränder der Blätter sind oft leicht nach oben eingerollt. In einigen Fachbüchern werden die Blätter mit den des Rucola verglichen. Die Blätter
Blüten: Die Blütenstände bestehen aus einer doldenartigen Rispe. Die einzelnen Blüten besitzen zwischen 12 bis 15 goldgelb gefärbte Blütenblätter. Das Innere der Blüte besteht aus einer halbkugeligen Blütenhülle. Sie sind gelblich gefärbt. Diese ist mit zwei Reihen von kurzen, schuppigen Hüllblättchen umgeben. Die Blütenscheibe besitzt in der Mitte aus Röhrenblüten und ist außen von Zungenblüten umgeben. Diese sind mit 1 cm langen Blütenblättern besetzt. Die Blütenköpfe besitzen einen Durchmesser von 15 bis 25 mm. Die Blütezeit reicht von Anfang Juli bis in den August. Die Vorblütezeit beginnt bereits im Juni. Die Hauptblüte wird meist am 25. Juli erreicht.
Früchte / Samen: Nach dem Verblühen bildet sich der für Korbblütler typische Samenstand. Hierbei handelt es sich um einen Pappus mit einer Vielzahl an kleinen Samen mit Schwebehärchen an deren Ende. Die Achänen besitzen eine kurze Behaarung. Die Verbreitung erfolgt durch den Wind oder auch zum Teil Tiere. Pro Pflanze können sich mehrere tausend Samen bilden. Eine Verbreitung der Samen erfolgt zum Teil auch durch landwirtschaftliche Maschinen. Es handelt sich bei den Samen um Lichtkeimer.
Giftigkeit der Pflanze – Hinweise zum Umgang
Giftigkeit der Pflanze: Alle Teile des Jakobs-Greiskraut sind stark giftig. Sie sollte daher weder gepflückt noch gegessen werden. Die Pflanze enthält unter anderem tödlich giftige Alkaloide. Die Pflanze wird aufgrund des Geruchs von den meisten Weidetieren im frischen Zustand gemieden. Die Giftstoffe zersetzen sich nicht beim Trocknen und sind somit noch im Heu und der Silage enthalten. Der Geruch hingegen geht beim Trocknen verloren. Bei Pferden, Kühen und Schafen sowie Ziegen kann das Kraut in großen Mengen tödlich wirken. Die enthaltenen Gifte in diesem Greiskraut machen die gesamte Pflanze bitter, können aber dennoch unbemerkt in das Futter der Tiere gelangen. Die Konzentration an Giftstoffen ist in den Jungpflanzen am höchsten! Eine Bekämpfung der Pflanze erfolgt in der Landwirtschaft vor allem durch stärkere Düngung der Flächen.
Inhaltsstoffe: Die Pflanzen enthalten eine Vielzahl von verschiedenen Pyrrolizidinalkaloiden. Die wichtigsten hierunter sind: Jacobin (und die Derivate) Retrorsin und Senecionin sowie Erucifolin. Bei den Pyrrolizidinalkaloiden handelt es sich um hoch giftige Stoffe, die unter anderem leberschädigend wirken.
Wirkungsweise der Pyrrolizidinalkaloide: Ausschlaggebend für den Verlauf einer Vergiftung ist die Menge und der Zeitraum für die Exposition mit den Giftstoffen. Diese werden in der Leber in Metaboliten umgewandelt. Diese metabolisierten Stoffe können mit der DNA und anderen Makromolekülen reagieren. Hierdurch entsteht eine Schädigung der Leberzellen. Diese kann auch noch Monate nach Aufnahme der Gifte zum Tod der Tiere führen.
Vergiftung mit der Pflanze: Zu den klinischen Symptomen bei einer Vergiftung gibt es in der „CliniTox Datenbank“ eine ausführliche Liste. Die Symptome zeigen sich zwischen drei bis fünf Tage / bis zu sechs Wochen nach Aufnahme der Pflanze durch die Tiere.
Letale Dosis: Unterschiedlich für verschiedene Tierrassen -> Verweis auf „CliniTox Datenbank„. Bei Rindern und Pferden wird eine Angabe zwischen 50 bis 200 g der frischen Pflanze pro kg Körpergewicht als LD angegeben. Hieraus ergibt sich ein Wert von 1 – 2 mg Pyrrolizidinalkaloide pro kg Körpergewicht und Tag. Eine Langzeitexposition über mehrere Wochen kann zum Tod der Tiere führen. Es kommt dabei zur „Schweinsberger Krankheit“. Wobei Pferde hierfür besonders anfällig sind.
Futterpflanze für Raupen
Futterpflanze für Raupen: Für die Raupen des Nachtfalters „Jakobskrautbär / Blutbär“ (Tyria jacobaea) sind die giftigen Pflanzenteile wie Blätter und Stängel eine wichtige Nahrungsquelle. Die Raupen sind gelb-schwarz geringelt und somit sehr auffällig gefärbt. Durch ihre Nahrung mit dem enthaltenen Gift werden sie für ihre Fressfeinde ungenießbar. Die Raupen selbst nehmen keinen Schaden von den giftigen Inhaltsstoffen der Pflanze. Da die Raupen auf die Pflanze angewiesen sind, sollte eine Ausrottung der Pflanze vermieden werden!
Volkstümliche Namen & Namensherkunft
Volkstümliche Namen: Das Jakobs-Greiskraut ist unter verschiedenen volkstümlichen Namen bekannt. Der wohl bekannteste dieser Namen ist wohl „Jakobs-Kreuzkraut“. Die Erklärung für diesen Namen ist ähnlich wie die Namensherkunft des botanischen Namens. Die Pflanze hat eine Blütezeit um den 25. Juli und wird daher mit dem „Jakobustag“ in Verbindung gebracht. Weitere Namen sind Gold- oder auch Grindkraut sowie Baldgreis.
Namensherkunft: Die Namensherkunft des „Jakobs-Greiskraut“ ist leicht nachzuweisen. Sowohl der botanische Artname „jacobaea“ als auch der deutsche Namensteil „Jakobs-“ lässt sich auf den „Tag des Heiligen Jakobus“ zurückführen. Die Pflanze steht zu diesem Zeitpunkt oft in voller Blüte. Beim „Jakobustag“ handelt es sich um den dem 25. Juli – somit die Mitte der Blütezeit. Es ist hierbei aber auch die Herkunft des prägenden Botanikers „LINNE“ – aus Schweden – zu bedenken, da die Blüte zum Teil in unseren Breitengraden bereits im Juni beginnt.
Der botanische Gattungsname „Senecio“ leitet sich von dem lateinischen Wort „senex“ oder „senis“ – zu Deutsch „Greis“ – ab. Dabei wird auf das Aussehen der Fruchtstände hingeweisen. Auch der deutsche Name „Greiskraut“ soll aus dem wuscheligen Aussehen der Fruchtstände, dem Pappus, entstanden sein. Durch die weiße Färbung der Samenstände wurden die Menschen dabei an das „Haupt eines Greis“ – einen sehr alten Menschens – erinnert. Daher wird der Samenstand zum Teil auch als „Greisenhaupt“ bezeichnet.
Gefährdung der Pflanzen
Gefährdung der Pflanze: Auf der Roten Liste von Deutschland ist die Pflanze als nicht gefährdet eingestuft.
Verbreitungs-Codes: A, AV, M1, M2, F