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Der Knoten-Braunwurz (Scrophularia nodosa) – Hierbei handelt es sich um eine nach Fleisch stinkende Pflanze mit seltsamen Aussehen.



Bitte in der freien Natur nur den Knoten-Braunwurz ansehen. Nicht berühren, da die Pflanze einen unangenehmen Geruch auf der Haut hinterlässt.


Vorkommen und Verbreitung: Der Knoten-Braunwurz wächst vor allem in krautreichen Wäldern, in Gebüschen und auf Ruderalstandorten. Sie bevorzugt frische, nährstoffreiche, kalkarme Böden. In den Mittelgebirgen / Alpen ist sie auf bis zu 1.270 Metern anzutreffen. Es handelt sich bei der Pflanze um den häufigsten Vertreter der Gattung der Braunwurze.
Pflanzenbeschreibung
Wuchsform: Die Pflanze erreicht eine Wuchshöhe von 50 bis 100 cm. Sie stehen oft in kleinen Gruppen zusammen. Pro Pflanze entsteht nur ein Stängel aus, welcher aufrecht nach oben wächst. Unter der Erde bildet sich ein knotiges Rhizom aus. Der braun-rötliche Stängel hat eine vierkantige Form und ist im oberen Teil häufig verzweigt.
Stängel & Blätter: Am oberen Ende wachsen kleinere Nebenäste, an denen sich die Blüten ausbilden. Die Blätter sitzen gegenständig in Paaren am gesamten Stängel hinauf. Die einzelnen Blätter haben eine pfeilförmige / herzförmige Gestalt. Die Ränder sind spitz gesägt, wobei die Spitzen zum unteren Rand hin größer werden. Die kurzen Stiele haben eine dunkelrote Färbung.
Blüten: Der Blütenstand des Knoten-Braunwurz besteht aus vorweibliche „Rachenblumen“. Sie sitzen in einem rispenartigen Gesamtblütenstand. Die Kronröhre hat eine braune Färbung. Die Oberlippe steht dabei wie bei einem Nistkasten etwas nach vorne. Die umfassenden Kelchblätter an den Blüten haben eine hellgrüne Farbe. Im Inneren der Blüte bilden sich das gelbe ringförmige Nektarium. Es bildet sich eine hellgelb Narbe. Diese steht oft aus der Blüte heraus. Sie ist in den ersten zwei Tagen weiblich, später für zwei Tage männlich. Besonders Wespen und Bienen locken die Blüten an. Die Blüten imitieren den Geruch von Fleisch um so die Wespen anzulocken. Vor dem Verblühen der Blüte ist eine Selbstbestäubung auch möglich. In Nordamerika wurden auch Kolibris als Bestäuber beobachtet. Die Blütezeit reicht von Juni bis in den August.
Frucht: Die Frucht besteht aus einer aufspringenden, geteilten Kapsel. Diese enthalten sehr viele kleine Samen. Diese werden durch den Wind verteilt.
Besonderheiten der Blüten
Der Knoten-Braunwurz wird in mancher Literatur als „Wespenblume“ bezeichnet. Dies rührt von der Bestäubung der Blüten durch Wespen her. Der Fachausdruck für diese Bestäubungsart lautet „Sphecophilie“ 1 – hierbei handelt es sich um eine Sonderform der Insektenbestäubung. Bei den Braunwurzen erfolgt die Bestäubung aber hauptsächlich durch Bienen. Zum Teil sind auch Hummeln an den Blüten zu beobachten. Nach den Forschungen von Henri Greil 2 (Institut für Bienenschutz am Julius Kühn-Institut) erfolgt die Bestäubung durch verschiedene kleine Bienenarten, u.a. Lasioglossum (Furchenbienen) und Hylaeus (Maskenbienen). Dies wird auch durch „Die Wildbienen Deutschlands“ von Paul Westrich 3 unterstützt. Bei der Webseite Wildbienenwelt 4 werden als Bestäuber Hylaeus pectoralis und Lasioglossum sexnotatum genannt.
Namensherkunft & Volkstümliche Namen
Namensherkunft 5: Der botanische Gattungsname „Scrophularia“ leitet sich von dem lateinischen Wort „scrophula“ – dem lateinischen Namen für „Halsdrüsengeschwülste“ – ab. Zur weiteren Erklärung zur Namensherkunft siehe Abschnitt frühere Verwendung als Heilpflanze. Der botanische Artname „nodosa“ stammt von dem zum Teil knolligen, kotigen Wurzeln (Rhizom). Das lateinische Wort „nodosus“ lässt sich mit knotig, knorrig ins Deutsche übersetzen.
Volkstümliche Namen: Die Pflanze ist unter verschiedenen volkstümlichen Namen in der älteren Literatur zu finden. Zu diesen zählen unter anderem: Drüßwurz, Blutkraut, stinkender Harrach, Helmkraut, Sauwurz, Wundblatt.
Frühere Verwendung als Heilpflanze
Frühere Verwendung als Heilpflanze 6: Bereits in der Antike wurde die Pflanzengattung der Scrophularia gegen Beschwerden als Heilpflanze eingesetzt. Im Werk „Das Kräuterbuch“ von Leonhart Fuchs aus dem Jahr 1543 wird der Wasser-Braunwurz (Scrophularia auriculata) als Heilpflanze angegeben. Aufgrund der Inhaltsstoffe wurde die Pflanze äußerlich und innerlich bei Skrofulose und Gesichtsekzemen eingesetzt. Dies belegt auch Gerhard Madaus in seinem „Lehrbuch der biologischen Heilmittel“ aus dem Jahr 1938. Hierin wird von der innerlichen und äußerlichen Anwendung bei den folgenden Krankheiten berichtet: skrofulösen Drüsenschwellungen, Ohrenekzem, Hämorrhoiden, Pruritus vulvae, Skabies, Grind, Crusta lactea, Pemphigus, Ulzera und Kropf. Heutzutage findet die Pflanze in der Volksmedizin keine Anwendung mehr. Es wird von einer Selbstmedikation abgeraten! Es werden in der Schulmedizin zum Teil Präparate mit anregender Wirkung auf das Lymphsystem hergestellt. Diese werden durch Pharmaunternehmen kontrolliert hergestellt und müssen zwingend durch einen Arzt verschrieben werden.
Inhaltsstoffe: Die in der Pflanze enthaltenen Stoffe sind unter anderem Iridoide, Glykoside und Saponine. Dabei muss aber auf die leichte Giftigkeit der Glykoside hingewiesen werden. Diese können in höheren Dosen die Nieren reizen und auf schädigen. Es wird von einer längeren Verwendung der Präparate dringend abgeraten.
Geschmack / Geruch: Die Pflanze hat einen eigenartigen, widrigen Geruch. Die Wurzel hat einen bitteren Geschmack. Die Blüten haben einen leichten Fleischgeruch.
Frühere Verwendung in der Küche: Die Blätter sind zum Teil in der Küche verwendet worden. Persönlich rate ich aber davon ab. Sie haben einen seltsamen Geschmack.
Gefährdung der Pflanze
Gefährdung der Pflanze: Der Knoten-Braunwurz wird auf der Roten Liste von Deutschland als nicht gefährdet eingestuft. Die einzelnen Gefährdungsgrade sind dennoch wie folgt,
– Baden-Württemberg: ungefährdet (Status: *)
– Bayern: ungefährdet (Status: *)
– Berlin: ungefährdet (Status: *)
– Brandenburg: Vorwarnstufe (Status: V)
– Hamburg: ungefährdet (Status: *)
– Hessen: ungefährdet (Status: *)
– Mecklenburg-Vorpommern: ungefährdet (Status: *)
– Niedersachsen: ungefährdet (Status: *)
– Nordrhein-Westfalen: ungefährdet (Status: *)
– Rheinland-Pfalz: ungefährdet (Status: *)
– Saarland: ungefährdet (Status: *)
– Sachsen: ungefährdet (Status: *)
– Sachsen-Anhalt: ungefährdet (Status: *)
– Schleswig-Holstein: ungefährdet (Status: *)
– Thüringen: ungefährdet (Status: *)
Verbreitungs-Codes: A, AV. M1, M2
Quellen
- Leins, Peter: Blüte und Frucht : Morphologie, Entwicklungsgeschichte, Phylogenie, Funktion und Ökologie ; mit 3 Tabellen / Peter Leins; Claudia Erbar. – 2. vollständig überarb. Aufl. – 2008 – ISBN 978-3-510-66046-9 ↩︎
- Henri Greil, Institut für Bienenschutz, abgerufen am 12.07.2025 ↩︎
- Die Wildbienen Deutschlands, 1. Auflage, 2018 ↩︎
- Wildbienenwelt, abgerufen am 12.07.2025 ↩︎
- Die etymologie der phanerogamennomenclatur, Seite 163, Kanngiesser, Friederich, 1908 ↩︎
- Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus, Ausgabe 1938 ↩︎