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Sie wird von vielen als eine Pflanzenkrankheit angesehen, die Laubholz-Mistel (Viscum album). Es handelt sich aber auch um eine sehr alte Heilpflanze.
~ schwache Giftpflanze ~
Vorkommen und Verbreitung: Die gemeine Mistel wächst vor allem in Laubholzbeständen, Parks, Obstbaumplantagen und auf Streuobstwiesen. Sie ist dabei meist ebenfalls auch auf umliegenden Bäumen zu finden. Die Verbreitung der Pflanze erfolgt unter anderem durch Vögel, welche die Früchte sehr gerne fressen. Die Laubholzmistel ist in fast ganz Europa anzutreffen. In Nordeuropa (Skandinavien) ist die Mistel nur selten zu finden.
Pflanzenbeschreibung
Wuchsform: Bei der Laubholz-Mistel (Viscum album) handelt es sich um einen Halbschmarozer der sich auf Laubbäumen ausbreitet. Die Mistelkugeln schaden teilweise dabei der Wirtspflanze, da sie dem Baum Wasser und Mineralien entziehen. Sie bilden sogenannte „Saugwurzeln / Rindenwurzeln“, welche sich in die Äste der Bäume einschmarozen. Die Pflanze besitzt einen kugelförmigen Umriss. Oft bildet sich auf den befallenen Bäumen nicht nur eine dieser Mistelkugeln, sondern auch mehrere. Befallene Bäume müssen in der Landwirtschaft oft gefällt oder zurückgeschnitten werden.
Häufige Wirtspflanzen: Zu den häufigsten Wirtspflanzen der Laubholzmistel zählen unter anderem Apfelbäume, Ebereschen, Pappeln Eichen, Linden, Ahorne und Weiden. Seltener sind sie auch auf Weißdornen zu finden. Sehr selten bis keine Nachweise sind auf Obstbäumen wie Birnen, Kirschen, Pflaumen und Zwetschgen erbracht.
Blätter & Stängel: Die Pflanze besteht aus einem reicht verästelten Busch. Die Farbe der Stängel reicht von gelbgrün bis zu einem dunkelgrün. Die Blätter sind ledrig rau. Sie haben eine umgekehrt länglich-eiförmige Form. Die Blätter sitzen gegenständig am Ende der Stängel.
Blüten: Die Blüten sind unscheinbar bleichgelb bis grün gefärbt und bestehen aus 4 Kronblättern aber ohne Griffel in der Mitte. Es handelt sich um eine zweihäusige Blüte. Die Blütenstände stehen meist in mehreren dicht gedrängten Blüten zusammen. Die Blütezeit reicht von März bis in den April (seltener auch bis in den Mai).
Früchte: Die Früchte bestehen aus einer weißen Beere. Die Früchte enthalten ein klebriges Fruchtfleisch. Die Reifezeit der Beeren liegt im Dezember. Die Verbreitung der enthaltenen Samen erfolgt durch bestimmte Vögel. Diese fressen die Mistelbeeren und geben die unverdauten Samen wieder ab. Diese haften dann an den Zweigen weiterer Bäume. Hieraus wachsen wieder neue Mistelpflanzen.
Giftige Pflanze – Hinweise zum Umgang
Giftige Pflanze: Bei der Pflanze handelt es sich um eine leicht giftige Pflanze. Sie wirkt bei Verzehr schwach toxisch. Weder die Beeren noch die Blätter sind für die menschliche Ernährung geeignet. Durch die enthaltenen Inhaltsstoffe werden unter anderem die Schleimhäute des Verdauungstrakes leicht gereizt.
Inhaltsstoffe: Lectine (Viscumin – zwischen 0,05% bis 0,2%), Thionine (Viscotoxine)
LD50 für Tiere: unbekannt / bisher keine Nachweise vorhanden
Die Mistel in der Volksheilkunde
Die Mistel in der Volksheilkunde: Zu den bekanntesten Volksmitteln zählt wohl der Misteltee. Dieser wird aus den Mistelzweigen und Mistelblättern hergestellt. Der Pfarrer Kneipp schrieb über den Tee: “Thee von Mistel stillt Blutflüsse. Ich könnte eine Reihe von Fällen aufzählen, bei denen eine einzige Tasse zur Stillung genügt hat. Auch ein Mistelwein wurde früher aus den Mistelblättern und dem Tausengüldenkraut hergestellt. Dieser soll bei Appetitlosigkeit Abhilfe schaffen. Von der Herstellung und Anwendung eigener Medizin wird aber abgeraten, da es sich um eine schwach toxische Pflanze handelt. In einer falschen Dosierung kann sie zu Nebenwirkungen führen.
Volkstümliche Namen & Namensherkunft
Volkstümliche Namen: Die Laubholzmistel ist unter verschiedenen volkstümlichen Namen bekannt. Zu diesen zählt unter anderem auch „weißbeerige Mistel“.
Namensherkunft: Der botanische Gattungsname „Viscum“ leitet sich etymologisch aus dem Lateinischen ab. Das Wort lässt sich ins Deutsche mit „Leim / Klebstoff“ übersetzten. Dies lässt sich aus den klebrigen Beeren ableiten. Für eine weitere Erklärung siehe auch „Besonderheiten -> Vogelleim“. Der botanische Artname „album“ lässt sich als Lehenwort aus dem lateinischen Adjektiv „albus“ – zu deutsch „weiß“ ableiten.
Die Herleitung des deutschen Namens “Mistel“ ist unsicher bis nicht bestimmbar. Es gibt einige Theorien zur Namensherkunft. Eine Möglichkeit ist eine Ableitung aus dem Wort “Mist“. Dies lässt sich aus dem mittelniederdeutschen Wort “migen“ – zu deutsch Streu / Mist ableiten. Aber bereits Heinrich Marzell – ein bedeutender Biologe – äußerte zu den Theorien in den 1950er Jahren größere Bedenken. Eine weitere Erklärung könnte das indogermanische Wort “mejgh“ liefern. Dies soll sich ins moderne Deutsch mit “Harn, Kot“ übersetzen lassen. Weitere Erklärungen sind in der folgenden Quelle zu finden: BALLES, I. (1999): Zum germanischen Namen der Mistel: Für Helgo Bran, Loranthologe. Historische Sprachforschung,
Symbiose mit verschiedenen Vögeln und Insekten
Symbiose mit mit bestimmten Vogelarten: Die weiße Mistel ist eine Art von Symbiose für die Verbreitung der Samen mit bestimmten Vogelarten eingegangen. Die Misteldrossel ist wohl die bekannteste Vertreterin der „visciphilen“ Vogelarten. Besonders im Winter bevorzugt diese Drosselart die weißen Beeren in den Bäumen. Die Vögel „naschen“ an dem Fruchtfleisch der Mistelbeeren. Die Samen bleiben dabei oft am Schnabel der Vögel kleben. Hierdurch sollen die Tiere zur sogenannten Schnabelpflege animiert werden. Die Samen bleiben dann an neuen Ästen kleben und verbreiten somit die Pflanze. Eine weitere Vogelart ist die Mönchsgrasmücke. Sie nutzt die weißen Beeren vor allem als Futter für ihre Brut.
Mistelinsekten: Der Mistel-Rüsselkäfer (Ixapion variegatum) hat sich auf das Leben an und in der Mistel spezialisiert. Zwei Schmetterlingsarten haben sich auf die Mistel als Raupennahrungspflanze angepasst. Hierbei handelt es sich zum einen um den “Mistel-Wickler“ (Celypha woodiana) sowie den Mistel-Glasflügler (Synantedon loranthi). Diese sind eng mit der Pflanze verbunden.
Besonderheiten
Herstellung von Vogelleim aus der “Eichenmistel“: Aus den klebrigen Samen der verwandten Eichenmistel (Loranthus europaeus) wurde früher der Vogelleim gewonnen. Dieser ist bereits zur Zeit der Kelten hergestellt worden. Die unreifen Trauben wurden zur Erntezeit gesammelt. Die Trauben werden getrocknet und dürr zerstoßen. Anschließend müssen sie 12 Tage lang in Wasser eingelegt werden. Hierbei faulen die Beeren etwas. Die hieraus entstehende Masse wird mit einem Stößel weiter zerkleinert. Die Schalen müssen von dem Fleisch getrennt werden. Aus dem so gewonnenen Fleisch wird der Vogelleim hergestellt. Zur Andickung der Mischung wurde zudem oft noch Honig oder angedickter Pflaumensaft verwendet.
Mistel in der Kunst
Mistelverehrung bei den Galliern: Bei Druiden gab es nichts was ihnen heiliger war als die Misteln. Die wichtigsten Opfergaben haben die Druiden vor allem unter misteltragenden Bäumen getätigt.
Verwendung von Mistelzweigen: Vor allem in England sind die Mistelzweige ein beliebter Weihnachtsschmuck. Es ist eine englische Sitte, an Weihnachten Mistelbüsche an die Decke des Zimmers zu hängen. Wenn die Mistelbüsche über die Stalltüren gehängt werden, soll das Haus vor Blitz, Feuer, Krankheit und bösen Geistern geschützt werden. Der Brauch Mädchen unter dem Mistelzweig im Weihnachtszimmer küssen zu dürfen stammt auch aus dieser Region.
Der Adventskranz und die Mistel: Neben dem klassischen Tannengrün wurden früher auch teilweise Mistelzweige in den Adventskranz eingearbeitet. Diese Tradition ist heutzutage aber fast in Vergessenheit geraten.
Misteln in der Kunst: Die Weißmistel ist ein beliebtes Motiv in der Kunst. Sie werden dabei vor allem als Motiv für Ohrringe, Halsketten und Ringe verwendet. Aber auch in England wurden die Mistelzweige auf Tellern und Tassen als sogenanntes “Mistelgeschirr“ abgedruckt. Eine weitere besondere Kunstform bilden die “Briefmarken“.
Gefährdung der Pflanze
Die Pflanze steht derzeit nicht unter Schutz. Sie ist auf der Roten Liste Deutschlands noch nicht als gefährdet eingestuft.
Verbreitungs-Codes: A, AV, M1, M2, F