Rainfarn

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Die volkstümlichen Namen geben dem „Rainfarn“ einen goldenen Schein – denn die Blüten sind „Gülden Knöpfle“.
~ Giftpflanze bei Verzehr! ~

Vorkommen und Verbreitung: Der Rainfarn wächst vor allem auf Ruderalflächen (z.B. Raine). Hierzu gehören unter anderem Wege, Schutthalden und Dämme. Sie ist zudem zum Teil an Bach- / Flussufern (Stromtalpflanze) vor. Die Pflanze ist in fast ganz Europa verbreitet. Der Rainfarn bevorzugt dabei auf nährstoffreichen und humosen Böden. 

Pflanzenbeschreibung

Wuchsform: Die Pflanze besitzt eine stark wuchernde Wuchsform. Es handelt sich um eine krautige, mehrjährige Pflanze. Sie kann eine Wuchshöhe zwischen 40 bis 120 cm (seltener auch bis zu 150 cm) erreichen. Die unterirdischen Wurzeln können bis zu 90 cm tief in den Boden reichen. Sie bestehen aus einem unterirdischen Rhizom, welches gleichzeitig zur Überwinterung dient. Die Blätter sind wintergrün. Der Stängel ist kantig aufgebaut. Die Blattansätze besitzen eine rotbraune Färbung.

Blätter: Die Blätter der Pflanze bestehen aus 8 bis 12 fiederteiligen Einzelblättern. Die Ränder der Blätter sind mit einer Vielzahl von kleinen Zähnen besetzt. Die unteren Blätter besitzen einen längeren Stiel, wohingegen die oberen Blätter direkt am Stängel sitzen. Sie sind dunkelgrün gefärbt und haben einen starken Geruch. Bei vollem Sonnenlicht richten sich die Blätter senkrecht in Richtung Süden aus. Hieraus resultiert die Bezeichnung als „Kompasspflanze“.

Blüten: Die Blüte besteht aus einer Doldenrispe mit einer Vielzahl an kleinen Blütenkörbchen. Die einzelnen Blütenköpfe sind zwischen 7 bis 12 mm groß und goldgelb gefärbt. Die äußeren Blütenblätter fehlen vollständig. Die Blütenkörbchen bestehen aus bis zu 100 zwittrigen Röhrenblüten. Die aufgeblühten Röhrenblüten können eine Höhe von bis zu 6 mm erreichen. Die Röhrenblüten besitzen im Inneren vor allem Pollen. Sie bieten zudem aber auch Nektar und werden gerne von Insekten, u.a. Fliegen und Bienen, besucht. Auf der Unterseite der Blüten bilden sich die gelbgrün gefärbten Hüllblätter. Sie haben ein schuppiges Aussehen. Die Blütezeit reicht von Juli bis in den September.

Früchte / Samen: Die Früchte bestehen aus Achänen ohne Pappus. Es handelt sich um Wind- und Tierstreuer. Die Fruchtreife erfolgt im August bis in den Oktober.

Giftpflanze – Hinweise zum Umgang

Giftigkeit der Pflanze: Die Blätter des Rainfarn können unter Umständen bei empfindlichen Menschen eine Hautreizung bei Berührung auslösen. Alle Teile des Rainfarn sind zudem bei Verzehr giftig. Die Pflanze sollte daher weder gepflückt noch gegessen werden. Das enthaltene Rainfarnöl kann zu einer Allergie oder in größeren Mengen Vergiftung führen. Die Pflanze besitzt einen kampferartigen Geruch.

Inhaltsstoffe: Die Pflanzen enthalten das „Oleum tanaceti“. Dieses setzt sich unter anderem aus Beta-Thujon, Flavonoide, Sesquiterpenlactone, Thujylalkohol zusammen. Zudem sind Monoterpenalkohole, Cumarine, Phenolcarbonsäuren sowie Sterole und Triterpene enthalten. Alle Inhaltstoffe wirken neurotoxisch.

Vergiftung mit der Pflanze: Die Vergiftung zeigt sich zunächst durch Erbrechen, Entzündung von Magen und Darm (Schmerzen im Bauch), einer Rötung des Gesichts sowie zur Pupillenerweiterung. Es kann bei einer starken Vergiftung zu Herzrythmusstörung sowie Schäden an der Leber und Niere kommen. Zu den klinischen Symptomen bei einer Vergiftung gibt es in der „CliniTox Datenbank“ eine ausführliche Liste. Es ist bei einer Vergiftung nur eine Dekontamination bzw. eine symptomatische Therapie möglich.

Letale Dosis 50: für Menschen unbekannt – Maus: 442,4 mg / kg Beta-Thujon.

Frühere Verwendung der Pflanze

Frühere Verwendung als Heilpflanze: Die Pflanze wurde unter anderem früher als Heilpflanze angewendet. Aufgrund der giftigen Inhaltstoffe und in Überdosierung tödlichen Wirkung wird vom Gebrauch abgeraten! Sie wurde aufgrund des kampferartigen Geruchs gegen Ungeziefer und Motten sowie Würmer angewendet. Diese sollen durch den Geruch vertrieben werden. Aufgüsse der Pflanze wurden als Mittel gegen Milben und Blattläuse eingesetzt. In Pferdeställen wurde das getrocknete Kraut gegen Fliegen aufgehängt. Vor allem die frischen Blätter sollen aber gegen Mücken, Flöhe und Läuse helfen.

Verwendung als Färbepflanze: Der Rainfarn kann zusammen mit einer Beize aus Alaun zum Färben von Wolle verwendet werden. Diese erhält dadurch eine dunkelgelbe Farbe.

Verwendung gegen Schädlinge: Früher wurde der Rainfarn gekocht und ein Sud hieraus hergestellt. Durch das enthaltene Thujon ist die Pflanze giftig für Blattläuse und andere Blattschädlinge. Die Blätter der Nutzpflanzen werden dabei mit dem verdünnten Sud aus getrockneten Rainfarn besprüht. Je nach Befall ist dies einmal oder mehrmals notwendig. Es wird aber empfohlen das Gemüse nicht direkt nach dem Sprühen zu pflücken. Der Rainfarn selbst ist nicht zum Verzehr geeignet!

Volkstümliche Namen

Volkstümliche Namen: Die Pflanze ist unter vielen verschiedenen volkstümlichen Namen bekannt. Zu diesen gehören unter anderem Wurmkraut und Gülden Knöpfle (Goldknopf) sowie Totenkraut und Unsterblichkeitskraut. Der Rainfarn ist zudem als Blitz- und Donnerkraut sowie Revierblume bekannt.

  1. Der Name „Gülden Knöpfle / Goldknopf“ leitet sich aus der goldgelben Farbe der Blüten und ihrer kreisrunden Form ab. Diese wurden auch früher gerne durch Kinder als „Spielgeld“ benutzt.
  1. Unter Karl dem Großen war die Pflanze als „Reinfano“ – „Grenzfahne“ bekannt. Dies hängt vor allem mit dem Wuchsort – dem Ackerrand, Wegrand – zusammen. Die Pflanze bildet durch ihre leuchtende Farbe eine Abgrenzung zwischen der Kulturlandschaft und dem Wildwuchs der Ackerraine.
  1. Als Grenze zwischen den Lebenden und Toten wird die Pflanze von einigen indoeuropäischen Völkern angesehen. Sie deuteten den Wuchs als Übergang zwischen dem Reich der Lebenden und dem der Toten, Dämonen und Geistern.
  1. Als Unsterblichkeitskraut war der Rainfarn in der Antike und im Mittelalter bekannt. Man glaubte das der Verwesungsprozess durch den Rauch des verbrannten Krautes aufgehalten werden kann. Im Christentum wurden die Blüten als Spender des ewigen Lebens angesehen und als Grabbeigabe genutzt.

Brauchtümer: Der Rainfarn ist einer der neun Heilkräuter, welches zu Maria Himmelfahrt (dem 15. August) in der Kirche geweiht wird. Es soll so gegen Blitz, Donner und Dämonen Schutz bieten.

Namensherkunft

Namensherkunft: Der Name Rainfarn leitet sich von dem Wuchsort der Pflanze, den „Rainen“ (Ruderalflächen) und der Form der Blätter (welche an einen Farn erinnern) ab. Eine weitere Deutung zum Wortteil „Farn“ stammt daher, dass es sich hierbei um eine Fehldeutung des Wortes „Fahne“ handeln könnte. Denn die Pflanze gilt wie oben unter „Reinfano“ als „Grenzfahne“. Eine derartige Herleitung scheint nicht ungewöhnlich zu sein. Der botanische Gattungsname „Tanacetum“ lässt sich aus dem griechischen Wort „athanasia“ – zu deutsch „unsterblich“ – ableiten. Hierbei wird ebenfalls auf den Mythos die Pflanze mache „unsterblich“ angedeutet. Der botanische Artname „vulgare“ lässt sich als „gewöhnlich“ übersetzen. Da es sich um eine häufige Pflanze handelt.

Gefährdung der Pflanze

Status auf der Roten Liste: Der Rainfarn steht in Deutschland als ungefährdet auf der Roten Liste.

Verbreitungs-Codes: A, AV, M1, M2, F, K

Eine Antwort auf “Rainfarn”

  1. Avatar
    Carola Löffler sagt:

    In den Achtzigern las ich in einem Buch über Bio- Gartenbau über die Verwendung von Rainfarn gegen Läuse. Ich entdeckte die Pflanze einige Ortschaften weiter entfernt. Deren Samen säte ich zwischen unseren Gartenhimbeeren aus. Der Rainfarn wuchs dort dann auch tatsächlich.

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