Schwarze Königskerze

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Die „schwarze Königskerze“ (Verbascum nigrum) besitzt keine schwarzen Blüten, wie es der Name vermuten lässt, stattdessen sind sie strahlend gelb mit violetten Staubblättern. Im Gegensatz zu anderen Königskerzen-Arten haben die Laubblätter eine dunkelgrüne Färbung!

Vorkommen und Verbreitung der Pflanze: Die schwarze Königskerze ist vor allem an Bahndämmen, Waldschlägen und auf Schutthaufen sowie weiteren Ruderalfloren zu finden. Sie bevorzugt dabei trockene aber nährstoffreiche Standorte und ist zudem ein Basenzeiger. Diese Königskerze ist in ganz Europa anzutreffen, in den Gebirgen auch auf bis zu 1.400 Metern zu finden.

Pflanzenbeschreibung

Wuchsform: Die Pflanze kann eine Größe von 50 bis zu 150 cm erreichen. Sie wächst dabei kerzengrade in die Höhe. Die Blüten sind in Ähren angeordnet. Im Frühling treiben zunächst die Blätter aus der Wurzel aus. Im zweiten Jahr bildet sich der kantige Stängel mit den Blüten aus. Unter der Erde bildet sich eine längliche Wurzelrübe aus. Es handelt sich um eine Halbrosettenpflanze.

Blätter: Die Blätter sitzen am unteren Ende der Pflanze und sind herzförmig aufgebaut. Die Stiele der Blätter sowie die Blattadern sind rötlich gefärbt.

Blüte: Die Blüten sitzen am oberen Ende der Stängel der Pflanze. Die einzelnen Blütenkronen sind 12 bis 22 mm groß. Die Blüten sind gelb, die Staubblätter sind rot bis purpurn gefärbt. Am Ende besitzen sie einen orangefarbenen Staubbeutel.

Früchte: Aus den Blüten entstehen die Fruchtkapseln. Sobald die Kapseln trocken sind öffnen sich diese und geben die 300 winzigen Samen. Pro Pflanze bilden sich bis zu 60.000 Samen (ca. 200 Blüten). Es handelt sich bei den Samen um Wind- und Tierstreuer. Die Samen sind Lichtkeimer und benötigen den Frost zum Keimen.

Volkstümliche Namen

Volkstümliche Namen: Die Königskerzen sind als Gattung unter verschiedenen volkstümlichen Namen bekannt. Oft werden die einzelnen Arten im Volksmund nicht unterschieden. So wird vor allem aber die gewöhnliche Königskerze als „Wollkraut“ (nach den wolligen Blättern bezeichnet). Auch zählen Namen die auf die Verwendung hindeuten oft zu den volkstümlichen Namen. So zum Beispiel Brennkraut oder Fackelblume. In manchen Regionen werden die Königskerzen insgesamt zudem als „Himmelbrand“ bezeichnet. Dies soll sich aus dem Bildnis der Jungfrau Maria mit einer Königskerze in der Hand entwickelt haben – Meyers Großes Konversationslexikon (6. Auflage, 1905–1909).

Im Schwäbischen ist die Pflanze unter den volkstümlichen Namen wie „Feldkerz, Wegkerz, Hauskerz, Wetter- oder auch Gewitterkerz“ bekannt. Zum Teil wird sie dort auch als „Wullekerz und Fackelkr(a)ut genannt! Der Name Zangekerz leitet sich aus der Tradition die Pflanze in einer „Zange“ / in einem „Kräuterbüschel“ zu verwenden.

Die Königskerze ist eines der Kräuter das bei der „Kräuterweihe zum Fest Mariä Himmelfahrt“ in die Würzbüschel gehört. Je nach Region werden für die Kräuterbüschel aus verschiedenen Pflanzen zusammengestellt. Am 15. August werden die Kräuter zu einem Strauß, dem Würzbüschel, zusammengebunden und mit zur Kirche gebracht. Dort werden die Pflanzen dann geweiht.

Zu den weiteren schwäbischen Namen zählen „Hirschstengel, Fuchs- oder Wolfsschwanz“ welche sich auf die stattlichen Blütenstängel bezieht.

Namensherkunft des deutschen Namens

Namensherkunft: Der Gattungsname „Königskerze“ wird zum Teil von ihrer stattlichen Erscheinung abgeleitet. Es handelt sich bei dem Namen um ein Kompositum zwischen den Wörtern „König“ und „Kerze“. nach Meyers Konversationslexikon gilt die Königskerze als Symbol der Königswürde (daher der Namensteil „König“). Eine weitere Herkunft für den Namen ist die frühere Verwendung als Kerze.

Im „Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm“ werden verschiedene Möglichkeiten der Namensherkunft aufzeigt. Eine hiervon ist von Johann Wigand im catal. herbarum in Borussia nascentium: Der hohe schlanke kahle stengel mit der gelben blume sieht einer brennenden kerzegleich, man soll aber den stengel auch wirklich zur fertigung von wachskerzen benutzt haben.

Daher kann davon ausgegangen werden, das die mit Teer oder Pech bestriche Pflanze ähnlich wie eine Fackel verwendet werden kann. Teilweise wurden die zerschnittenen Blätter und Stängel als Lampendochte verwendet. So wird in Meyers Großes Konversationslexikon (6. Auflage, 1905–1909) auf diesen Umstand hingewiesen.

Auch in Leonhart Fuchs „Das neue Kreuterbuch“ von 1543 sind volkstümliche Namen wie „Wullkraut / Kertzenkraut / Brennkraut / Himmelbrandt“ enthalten. Er nennt zudem den griechischen Namen „Phlomos / Φλόμος“ bzw. den lateinischen Namen „verbascum“.

Der griechische Name „phlomos“ lässt sich in den Schriften von Pedanios Dioskurides, 1. Jahrhundert. De Medicinali Materia libri quinque – in der Übersetzung von Julius Berendes – nachweisen. Eine mögliche Erklärung für den Namen liefert Meyers Großes Konversationslexikon (6. Auflage, 1905–1909). Hierbei wird auf die Verwendung als Fackel hingewiesen.

Der Name „Verbascum“ taucht bereits bei Plinius dem Älteren, 1. Jahrhundert. Naturalis historia Buch XXV, Kapitel 73 (§ 120–121) auf.

Nach Leonhard Fuchs wurde die Pflanze bei den Römern auch als „Candela regis“ bezeichnet. Auch in „Die etymologie der phanerogamennomenclatur“ wird auf die Bezeichnung „Candella regia“ – zu deutsch „Königskerze“ hingewiesen.

Der Namenszusatz „schwarze“ wird als Übersetzung des botanischen Artnamens „nigrum“ angesehen.

Namensherkunft des botanischen Namens

Namensherkunft des botanischen Gattungsnamens: Der botanische Gattungsname „Verbascum“ leitet sich aus dem Wort „Barbascum“ ab. Es wird von einer Verwandtschaft mit dem Wort „barba“ – zu deutsch Bart – ausgegangen, da das Blatt filzig aussieht. Siehe hierzu auch die Erklärung in „Die etymologie der phanerogamennomenclatur“. Die griechische Bezeichnung der Pflanze ist „Φλόμος (Phlomos)“ – nach Dioskurides. Dies leitet sich wiederum aus den griechischen Worten φλέγομαι (phlegomai) – zu deutsch „brennend“ sowie φλογίζομαι (phlogizomai) – zu deutsch „in Flammen stehen“. Hierbei wurde auf die Verwendung der Pflanze als Lampendochte hingeweisen.

Namensherkunft des botanischen Artnamens: Der botanische Artname „nigrum“ leitet sich aus dem lateinischen Wort „niger“ – dies lässt sich mit schwarz ins Deutsche übersetzen.

Verwendung als Heilpflanze

Verwendung als Heilpflanze: Die schwarze Königskerze wird ähnlich wie weitere Königskerzen-Arten in der Medizin verwendet. Aus den Blüten werden vor allem Tees hergestellt. Diese werden vor allem bei Husten und Heiserkeit eingesetzt.

Inhaltsstoffe: Saponine, diverse Schleimstoffe, Flavonoide

Gefährdung der Pflanze

Gefährdung der Pflanze: Die schwarze Königskerze gilt auf der Roten Liste Deutschlands als ungefährdet.

Verbreitungs-Codes: A, AV, M1, M2, F, K 

Eine Antwort auf “Schwarze Königskerze”

  1. Avatar
    Sabine Maurer sagt:

    Wow. Eine tolle Beschreibung der Pflanze und so eine ausführliche Analyse der Namensherkunft!

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