Silberdistel

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Die „gewöhnliche Silberdistel“ (Carlina acaulis ssp. acaulis) wird als die „Wunderblume“ des Kaiser „Karl der Große“ angesehen – Sie war zudem die „Blume des Jahres 1997“.
Sehr ähnlich aussehend aber mit langem Stängel, die „Krausblatt-Silberdistel (Carlina acaulis ssp. caulescens)“
~ Besonders geschützte Art / leichte Giftpflanze ~

Vorkommen und Verbreitung: Die Silberdistel wächst unter anderem auf trockenen Magerrasen und in lichten Wäldern. Sie ist dabei vor allem auf Kalk-Magerrasen ohne Düngung anzutreffen. Zu den Hauptverbreitungsgebieten zählen die Gebirge von Mittel- und Südeuropa. Vor allem die Alpen, der Bayerische Wald und die Schwäbische Alb. Im Hochgebirge wächst sie auf Höhe von 2.800 Metern über n. N. Beide Unterarten können im Fachhandel für den Steingarten erworben werden. Da die steinigen Lagen (bevorzugter Standort der Pflanze) immer seltener werden, dürfen die Wildpflanzen auf keinen Fall aus der Natur entnommen werden.

Pflanzenbeschreibung

Bei Silberdistel gibt es zwischen den Unterarten deutliche Unterschiede. Diese werden im nächsten Teil genauer erläutert:

Gewöhnliche Silberdistel / Stängellose Silberdistel

Wuchsform: Die Pflanze wächst niederliegend nur knapp über dem Boden. Sie erreicht dabei eine Wuchshöhe zwischen 3 bis 10 Zentimetern. Sie gilt als ausdauernd, krautig wachsende Pflanze. Es bildet sich oft nur ein sehr kurzer Stängel unter der Blüte an dem die Blätter sitzen. Der Stängel besitzt eine leicht rötlich-grüne Färbung.

Blätter: Die Blätter sind bei der gewöhnlichen Silberdistel flach bis mäßig kraus aufgebaut. Sie haben eine fiederspaltige Aufteilung und sind am Ende mit spitzen Dornen besetzt. Die Blätter sitzen nur sehr knapp über dem Boden. Die Blätter können eine Länge zwischen 5 bis 15 cm erreichen. Im Herbst / Winter vertrocknet die Pflanze. Dabei färben sich die Blätter und Stängel silbrig-weiß.

Blüten: Die gesamte Blüte ist weiß gefärbt. Das Innere der Blüte ist von einer Vielzahl an stacheligen Blütenblättern umgeben. Diese sind weiß gefärbt und besitzen einen silbrigen Glanz. Die Mitte der Blüte besteht aus vielen einzelnen Röhrenblüten, welche am Rand rosa und zur Mitte hin weiß erscheinen. Die Blüte kann einen Durchmesser von bis zu 7 cm erreichen. Die Blütezeit reicht von Mai bis in den September.

Früchte / Samen: Die Samenkapseln sind dunkelbraun bis schwarz gefärbt. Nach dem Reifen werden diese Samen unter anderem durch Berührung oder den Wind aus den vertrockneten Blüten getragen. Die einzelnen Samen besitzen einen kleinen Pappus und können somit im Wind fliegen. Zum Teil können Distelfinken auf den Blüten beobachtet werden. Sie picken dabei die Samen aus der Blütenhülle heraus.

Krausblatt-Silberdistel / Stängel-Silberdistel

Wuchsform: Die Pflanze wächst aufrecht und besitzt einen langen Stängel. Sie kann dabei eine Wuchshöhe von bis zu 60 Zentimetern erreichen. Sie besitzt ebenfalls einen ausdauernden, krautigen Wuchs. Die Blätter bilden sich direkt unter der Blüte in einer Rosette. Der Stängel ist dunkelrot bis leicht grün überlaufen gefärbt.

Blätter: Bei der Krausblatt-Silberdistel sind die Blätter stark kraus aufgebaut. Sie besitzen ebenfalls eine fiederspaltige Aufteilung und sind am Ende mit spitzen Dornen besetzt. Die weiß gefärbte Mittelrippe ist am Grund der Blätter besonders stark ausgeprägt. Die Blätter erreichen eine Länge von 5 bis 15 cm. Der Stängel ist vor allem im oberen und mittleren Teil mit Blättern besetzt. Im Herbst / Winter vertrocknet die Pflanze. Dabei färben sich die Blätter und Stängel silbrig-weiß. Die Mitte der Blüte besitzt dann eine goldgelbe Färbung.

Blüten: Die gesamte Blüte ist weiß gefärbt. Das Innere der Blüte ist von einer Vielzahl an stacheligen Blütenblättern umgeben. Diese sind weiß gefärbt und besitzen einen silbrigen Glanz. Die Mitte der Blüte besteht aus vielen einzelnen Röhrenblüten, welche am Rand rosa und zur Mitte hin weiß erscheinen. Die Blüte kann einen Durchmesser von bis zu 4 cm erreichen. Die Blütezeit reicht von Juli bis in den September.

Früchte / Samen: Die Samenkapseln sind dunkelbraun bis schwarz gefärbt. Nach dem Reifen werden diese Samen unter anderem durch Berührung oder den Wind aus den vertrockneten Blüten getragen. Die einzelnen Samen besitzen einen kleinen Pappus und können somit im Wind fliegen. Ähnlich wie bei der stängellosen Silberdistel können auch hier Distelfinken auf den Blüten beobachtet werden. Sie picken dabei die Samen aus der Blütenhülle heraus.

Besonderheiten für Insekten

Futterpflanze für Insekten: Die Blüten der Silberdisteln werden vor allem von Schmetterlingen und Hummeln / Bienen gerne besucht. Die Bestäubung der Blüten erfolgt durch die langrüsseligen Insekten da die Röhrenblüten eine Länge von bis zu 10 mm erreichen können. Die Blütenblätter sind aufgrund der Reflektion von UV-Strahlen gut für die Insekten sichtbar. Eine auf die Silberdistel spezialisierte Käferart ist der DIstelrüsselkäfer (Larinus pallinis). Dieser bestäubt unter anderem die Blüten. Seine Larven leben aber im Blütenboden und ernähren sich dort von der Blüte.

Frühere Verwendung als Heilpflanze & in der Küche

Frühere Verwendung als Heilpflanze: In der Volksheilkunde wurde die Wurzel und das Kraut der Silberdistel gegen Grippe und als harntreibendes Mittel eingesetzt. In der Veterinärmedizin war es üblich die Wurzeln als Brunst- oder Mastpulver zu verwenden. In der Wurzel sind ätherische Öle wie „Carlinaoxid“ enthalten. Diese wirken unter anderem antibakteriell. Sie sind aber gleichzeitig bei innerer Anwendung toxisch! Es wird somit dringend von der Selbstmedikation mit der Pflanze abgeraten!

Frühere Verwendung in der Küche: Die jungen Blätter und der Blütenboden wurden früher zum Teil auch in der Küche verwendet. Diese wurden ähnlich wie Artischocken zubereitet oder roh gegessen. Hieraus entstand auch der volkstümliche Name Jägerbrot.

Namensherkunft & Volkstümliche Namen
Wieso wird sie Wetterdistel genannt?

Die Silberdisteln gelten schon lange als „Wetterpropheten“. Denn bei Nacht und feuchtem Wetter schließt die „Wetterdistel“ ihre Blütenblätter nach innen um die empfindliche Blüte im Inneren zu schützen. Diese Phänomen kann auch schon vor dem Regen beobachtet werden, da die Luftfeuchtigkeit oft bereits schon früh ansteigt. Somit bilden die Blüten einen guten Wetteranzeiger. Sie können die Wetterumschwünge bereits „vorhersagen“.

Wie Silberdisteln und der Kaiser Karl zusammenpassen?

Einer alten Legende nach soll, Kaiser Karl der in der Gautinger Reismühle geboren wurde, in einem Traum ein Engel erschienen sein. Er zeigt ihm eine stachelige Blume inmitten der trockenen Rasen. „Diese wird dir und deinem Heer gegen die Pest helfen“. Dem Kaiser hat sie auch ihren lateinischen Namen zu verdanken: „Carline acaulis“. Denn der Sage nach konnten durch den Hinweis des himmlischen Engels, die „Feldscher“ (das Sanitätspersonal seines Heeres), das Heer vor dem Untergang durch die Pest retten. Sie wird in der älteren Literatur auch als „Karlsdistel“ zu Ehren des Kaisers genannt. Dies spiegelt auch der lateinische Gattungsname „Carlina“. Dieser ist die lateinische Verkleinerungsform von „cardulina“ – abgeleitet von dem Wort „cardus“ – dies lässt sich mit „Distel“ ins deutsche Übersetzen.

Woher kommt der Name Eberwurz?

Im Volksmund wird sie auch als Eberwurz bezeichnet. Eine Silberdistel soll die Kräfte und die Ausdauer, deren die diese Pflanze pflücken und bei sich tragen, stärken. Nützlich ist es auch, sie dem Vieh, vor allem den Schweinen, an den Trog zu nageln. Dann bleiben die daraus essenden vor Krankheiten bewahrt. Aber man sollte auch bedenken, dass sie unter strengem Naturschutz steht. Eine weitere Erklärung für den Namen soll die ebenerdige Blüte – eine falsche Ableitung hieraus – gewesen sein. Eine genaue etymologische Herkunft des Namens ist nicht oder nur schwer zu bestimmen.

Woher kommt der Name Silberdistel?

Aufgrund der strahlend weißen / silbrig gefärbten Blütenblätter (auch noch nach dem vertrocknen) erhielt die Pflanze ihren Namen „Silberdistel“. Der Namensteil „Distel“ hat sich nach den fiederspaltigen Blättern entwickelt, da diese an die Blätter von Distelarten erinnern.

Wie kam es zum Namen „Jägerbrot“?

Der Name „Jägerbrot“ soll aus der Verwendung des fleischigen Fruchtbodens der Distelblüte entstanden sein. Diese Erklärung wird auch laut Unger-Khull (Steirischer Wortschatz als Ergänzung zu Schmellers Bayerischem Wörterbuch, S. 362) aufgeführt. Auch die Almhirten nutzten die Pflanze gerne als kleine Stärkung. In Tirol ist die Pflanze unter dem Namen “Jagabrot“ bekannt – danke an @Thomas_Gerl für die Info. Auch in Wien wird die Pflanze mit dem Namen “Jägerbrot“ bezeichnet – danke an @Robert_Glattau und @Silvia_Jirsa für die Bestätigung

Gefährdung der Pflanze

Gefährdung der Pflanze: Auf der Roten Liste Deutschlands wird die Silberdistel mit beiden Unterarten auf der Vorwarnliste geführt. Sie ist somit bereits potentiell gefährdet.

Alle Unterarten der Silberdistel sind zudem nach der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) als besonders geschützte Arten erfasst. Sie dürfen somit auf keinen Fall ausgegraben oder abgepflückt werden. Beide Unterarten können im Fachhandel für den Steingarten erworben werden. Auch die Entnahme von vertrockneten Exemplaren aus der Natur ist verboten! Die einzelnen Gefährdungsgrade sind wie folgt:

  • Deutschland: Vorwarnstufe (Status: V / V)
  • Baden-Württemberg: Vorwarnstufe (Status: V / V)
  • Bayern: Vorwarnstufe (Status: V / V)
  • Hessen: gefährdet (Status: 3 für caulescens)
  • Niedersachsen: stark gefährdet (Status: 2 für caulescens)
  • Sachsen-Anhalt: gefährdet (Status: 3 für acaulis)
  • Sachsen: vom Aussterben bedroht (Status: 1 für acaulis)

Verbreitungs-Code: A, AV, M1 / A, AV, M1, M2

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