Die „Türkenbund-Lilie“ (Lilium martagon) ist eine der prächtigsten einheimischen Lilien. Zudem handelt es sich um eine wahre Rarität.
Vorkommen und Verbreitung: Die Türkenbund-Lilie wächst vor allem in Buchen- und Mischwäldern sowie auf subalpinen Hochstaudenfluren mit Gebüschen. In den Alpen ist die Pflanze auf einer Höhe von bis zu 1.800 Metern anzutreffen. Sie bevorzugt dabei basenreiche (kalkhaltige) Böden. Die Pflanzenpopulation ist derzeit rückläufig da sie durch Sammler, Wildverbiss und das Lilienhähnchen (ein für Lilien schädliches Insekt) geschädigt wird. Der älteste bestätigte Nachweis ist in Baden-Württemberg am Feldberg. Dieser wurde im Jahr 1488 durch den Botaniker „Claus von Metry“ erbracht.
Pflanzenbeschreibung
Wuchsform: Die Türkenbund-Lilie kann eine Wuchshöhe von 30 cm bis 1,5 Metern erreichen. Pro Pflanze bildet sich nur ein Stängel. Am oberen Ende des Stängels sitzt die Blütenrispe. In dieser können sich bis zu 20 Blüten (in Züchtungen auch bis zu 40 Blüten) bilden. Der Stängel ist kahl und mit dunklen Flecken besetzt. Die nach außen stehenden Nebenstängel, an welchen sich die Blüten bilden haben eine fast vollständig violette Färbung. Unter der Erde bildet sich eine schuppige, ovale Zwiebel – die eine gelbe Färbung besitzt. Sie kann einen Durchmesser von bis zu 8 cm erreichen.
Blätter: Die Blätter sitzen im unteren Bereich des Stängels in einem Quirl. Sie besitzen keinen Stiel und liegen dicht am Stängel an. Die oberen Blätter sind hingegen wechselständig aufgebaut. Die Färbung der Blätter reicht von dunkelgrün bis hellgrün.
Blüten: Die einzelnen Blüten besitzen eine rosa Grundfarbe und sind mit purpurnen Flecken besetzt. Die Perigonblätter sind während der Blüte deutlich zurückgerollt und bilden eine Art „Turban“. Pro Blüte bilden sich 6 Blütenblätter. Die gelb bis orange gefärbten Staubbeutel hängen außerhalb der Blüte an langen Stielen. Der Pollen an den Staubblättern ist ähnlich wie bei den Glockenblumen sehr klebrig. In der Mitte der Blüte bildet sich die violette Blütennarbe. Der Nektar wird unter den Blütenblätter gebildet. Die warzenartigen Ausbildungen an den Blütenblättern dienen „Großbienen“ zum festhalten. Hierdurch können sie an den Nektar gelangen. Selbstbestäubung ist bei der Pflanze nicht möglich, da sie selbststeril ist. Das Perigon hat ansonsten einen leicht öligen Überzug. Die Blütezeit reicht von Juli bis in den August. Die ersten Blüten bilden sich erst nach vier bis fünf Jahren.
Früchte: Bei der Frucht handelt es sich um eine fachspaltige Kapsel. Diese sind vor allem Wind- und Tierstreuer. Die einzelnen Samen sind geflügelt und flach aufgebaut. Die Fruchtreife reicht von September bis Oktober.
Einstufung als Nachtfalterblume
Einstufung als Nachtfalterblume: Die Türkenbund-Lilie ist eine Nachtfalterblume, da sie vor allem Nachts ihre Blüten öffnet. Zu dieser Zeit haben die Blüten auch den stärksten Duft. Die Blüten werden vor allem durch schwirrende Schwärmer (z.B. Ligusterschwärmer = Sphinx ligustri; Taubenschwänzchen = Macroglossum stellatarum; Eulenfalter = Noctuidae) bestäubt. Die verwandte Art in Kalifornien wird gerne von Kolibris aufgesucht.
Frühere Verwendung der Pflanze
Verwendung in der Küche: In Sibirien und Nordost-Asien werden die Zwiebeln zum Teil gekocht als Gemüse gegessen. In Deutschland wird die Pflanze nicht in der Küche verwendet. [Citation needed / Quelle 2]
Verwendung als Heilpflanze: Im Mittelalter galt die Pflanze als vielseitiges Heilmittel. Heutzutage wird sie in der Volksmedizin nur noch bei Hämorrhoiden angewendet. Es ist dabei aber nicht zu 100% eine Wirksamkeit bewiesen. Zudem sollte die Pflanze nicht abgepflückt oder ausgegraben werden. Sie ist durch die BArtSchV besonders geschützt!
Giftigkeit der Pflanze
Giftigkeit der Pflanze: Für Katzen ist die Pflanze sehr stark giftig! Die enthaltenen Tuliposide gelten als Kontaktallergene. Wenn die Zwiebeln oder anderen Pflanzenteile durch Katzen gefressen werden kommt es zu akutem Nierenversagen mit Nekrose der tubulären Epithelialzellen. Der Wirkmechanismus ist nicht bekannt. – Clinitox Datenbank
Volksglaube und Mythen
Volksglaube und Mythen: Im Mittelalter umrankten die Pflanze einige Mythen. So waren die Alchemisten überzeugt durch die goldene Zwiebel und unedlen Metallen echtes Gold herzustellen. Dies hat natürlich nicht funktioniert.
Namensherkunft & Volkstümliche Namen
Volkstümliche Namen: Durch die auffällige Färbung der Wurzel der Pflanze hat sie einige Namen erhalten. Zu diesen gehören unter anderem Goldwurz, Goldzwifl und Goldapfel. Diese Namen sollen sich aus der leicht goldgelb gefärbten Zwiebelhülle (welche die Zwiebel umgibt) ergeben haben.
Namensherkunft: Der botanische Gattungsname „Lilium“ leitet sich aus dem gleichlautenden lateinischen Wort ab. Dies lässt sich mit „Lilie“ ins Deutsche übersetzen. Die weitergehende Etymologie lässt sich mit dem altgriechischen Wort „λείριον“ (leírion) noch belegen. Die weitere Herkunft ist schwer bis nicht belegbar!
Der zweite Namensteil „martagon“ geht vermutlich auf das türkische Wort „martagan“ zurück. Dies deutet auf eine türkische Kopfbedeckung hin und zeigt sich an der Pflanze durch die zurückgekrümmten Blütenblätter. Türkenbund kann als Anlehnung an den Turban angesehen werden, denn es stammt von dem türkischen Wort „tülbent“ ab. Somit lässt sich eine plausible Erklärung für den Namen herleiten.
Gefährdung der Pflanze
Status auf der Roten Liste: Die Türkenbund-Lilie wird auf der Roten Liste Deutschlands derzeit als nicht gefährdet eingestuft. Sie ist durch die BArtSchV besonders geschützt – wie alle weiteren europäischen Lilienarten. Auf keinen Fall dürfen wilde Bestände abgepflückt oder ausgegraben werden! Die Pflanze steht zum Teil auf den regionalen Roten Listen. Die einzelnen Gefährdungsgrade sind wie folgt:
– Baden-Württemberg: ungefährdet (Status: *)
– Bayern: ungefährdet (Status: *)
– Berlin: ungefährdet (Status: *)
– Brandenburg: stark gefährdet (Status: 2)
– Bremen: gefährdet (Status: 3)
– Hamburg: ungefährdet (Status: *)
– Hessen: Vorwarnstufe (Status: V)
– Mecklenburg-Vorpommern: ungefährdet (Status: *)
– Niedersachsen & Bremen: gefährdet (Status: 3)
– Nordrhein-Westfalen: gefährdet (Status: 3)
– Rheinland-Pfalz: gefährdet (Status: 3)
– Saarland: ungefährdet (Status: *)
– Sachsen-Anhalt: ungefährdet (Status: *)
– Sachsen: gefährdet (Status: 3)
– Schleswig-Holstein: Gefährdung anzunehmen (Status: G)
– Thüringen: ungefährdet (Status: *)
Verbreitungs-Codes: A, AV, M1, M2, F (östl.)