Waldmeister

Der „Waldmeister“ (Galium odoratum) – Die Zutat für ein bekanntes Erfrischungsgetränk und zugleich eine wohlriechende Pflanze.
Waldmeister - Blütenstand des Waldmeisters
Blütenstand des Waldmeisters

Vorkommen und Verbreitung: Der Waldmeister wächst in krautreichen, schattigen Buchen- und Laubmischwäldern. Die Pflanze bevorzugt dabei basenreiche, frische Lehmböden. Sie bilden oft größere Gruppen und führen so zu einem Naturraum namens: „Waldmeister-Buchenwälder“. Sie ist in ganz Europa anzutreffen und als Neophyt in Amerika und Afrika zu finden. In den Alpen wächst die Pflanze auf einer Höhe von bis zu 1.600 Metern.

Pflanzenbeschreibung

Wuchsform: Es handelt sich um eine mehrjährige, krautige Pflanze, welche eine Wuchshöhe zwischen 5 bis 25 (seltener auch bis zu 50 cm) erreichen kann. Unterirdisch bildet sie verzweigte Rhizome. Pro Pflanze bildet sich ein unverzweigter Stängel. Dieser hat eine vierkantige Form. An den Enden sitzen die Blüten in einer Trugdolde. Die Blätter sind in einem Quirl um den Stiel angeordnet. Die Verbreitung der Pflanze erfolgt vor allem durch die Rhizome.

Blätter: Die einzelnen Blätter sind länglich-lanzettlich aufgebaut. Pro Quirl bilden sich sechs bis acht Blätter. Sie sind hellgrün bis dunkelgrün gefärbt.

Blüten: Die weiß gefärbten Blüten sind in Trugdolden am Ende der Stängel angeordnet. Sie sind trichterförmig aufgebaut und besitzen vier weiß gefärbte Staubblätter in der Mitte. Die meisten der Blüten sind rein männlich. Die Bestäubung erfolgt zum Großteil durch Fliegen. Eine Selbstbestäubung der Blüten ist ebenfalls möglich. Die Blütezeit reicht vom Mai bis in den Juni.

Früchte: Die Früchte bestehen aus kleinen Nüsschen, welche borstig mit kleine Wiederhaken besetzt sind. Es handelt sich hierbei um eine Klettenfrucht, welche sich vor allem an das Fell von Tieren anheftet. Im Inneren der Nüsschen bilden sich die runden Samen aus. Die Samenreife erfolgt im Juli bis August.

Verwendung in der Küche

Verwendung in Waldmeister-Bowle: Eine klassische Anwendung für den Waldmeister ist die Bowle zum 1. Mai. Dabei wird der Waldmeister vor der Blüte gesammelt und leicht angetrocknet – 1 bis 2 Tage antrocknen lassen. Ein kleines Sträußchen der Pflanze (es wird dringend empfohlen nicht mehr als 3 Gramm des frischen Krautes pro Liter zu verwenden!) wird anschließend mit einem Liter Wein für eine Stunde ziehen gelassen. Zwei Esslöffel Zucker und eine Flasche Sekt runden die Bowle ab. Das Aroma der Pflanze ist vanille-grasartig süß. Aber Vorsicht: Das Kraut nicht zu lange ziehen lassen. Mit einer Überdosierung von Cumarin ist nicht zu Spaßen. Siehe hierzu auch den Abschnitt: Giftigkeit der Pflanze.

Frühere Verwendung in Speisen und Getränken: Früher wurde das echte Aroma des Waldmeisters in verschiedenen Getränken und Speisen verwendet. Seit dem Jahr 1974 darf kein echter Waldmeister mehr in Süßspeisen und Getränken verwendet werden. Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass das enthaltene Cumarin in großen Mengen zu Leberschäden führen kann.

Verwendung als Heilpflanze

Verwendung als Heilpflanze: Das Kraut des Waldmeisters kann während der Blüte zu Tee verarbeitet werden. Die ausschließliche Verwendung vor der Blüte ist hingegen ein Aberglaube. Kurz vor der Blüte ist der Gehalt an Inhaltstoffe zwar am größten, dennoch kann das Kraut auch nach der Blüte verwendet werden. Vorsicht: Das Kraut bitte nicht zu lange im Tee ziehen lassen. Mit einer Überdosierung von Cumarin ist nicht zu Spaßen. Siehe hierzu auch den Abschnitt: Giftigkeit der Pflanze. Der Tee wird bei Magen- und Darmkrämpfen sowie Gallen und Leberbeschwerden eingesetzt, da die Inhaltstoffe eine beruhigende Eigenschaft besitzen. Die Pflanze wirkt zudem zum Teil krampflösend und entzündungshemmend.

Nebenwirkungen: Eine Nebenwirkung bei der Anwendung der Pflanze ist die schlechte Blutgerinnung, da diese durch das Cumarin beeinflusst wird. Bei Überdosierung mit Waldmeister kann es zu Kopfschmerzen, Benommenheit und Leberschäden kommen.

Inhaltsstoffe: Cumaringylkosid (erst beim Verwelken bildet sich Cumarin), Asperulosid, ätherische Öle, Bitterstoffe und Gerbstoffe – die Anteile der enthaltenen Inhaltsstoffe schwankt deutlich, kurz vor der Blüte ist die Konzentration am höchsten

Verwendung als Färbepflanze

Verwendung als Färbepflanze: Früher wurde die Wurzel des Waldermeisters als Färbemittel verwendet. Da der Waldmeister wie die Krapp-Pflanze / Färberröte (Rubia tinctorium) sowie das Labkraut zu den Rötegewächsen. Sie wurde daher zur Herstellung von roten / braunen Farbstoffen sowie zum Rotfärben von Tüchern und Stoffen genutzt.

Giftigkeit der Pflanze

Leichte Giftpflanze: In einer Dosis ab ca. 500 mg/kg Lebendgewicht an Cumarin, bei oraler Aufnahme kann es bei Menschen zum Tod kommen. Dies kann nur sehr selten mit der Wildpflanze erreicht werden. Dennoch ist Vorsicht geboten, denn bereits in niedrigeren Dosen kann die Pflanze zu einer Leber- und Nierenschädigung führen. Bei normaler Verwendung und keiner längeren Anwendung kommt es in den meisten Fällen nur zu keinen / leichten Nebenwirkungen. Cumarin ist zudem einer der Bestandteile von Rattengift!

Volkstümliche Namen & Namensherkunft

Volkstümliche Namen: Der wohlriechende Waldmeister ist unter anderem als Gliederkraut, Herzfreund, Leberkraut, Mösch, Teekraut oder Waldtee bekannt. Aufgrund der Blütezeit im Mai wird sie auch als Maiblume / Maikraut / Maichrut (in der Schweiz) bezeichnet.

Nach dem Botaniker Marzell soll der Name „Gliederkraut“ ist aus dem Brauch entstanden „den Absud des Waldmeisters gegen Gliederkrankheiten bei Kühen“ anzuwenden. Es wird vermutet das der Gebrauch daher stammt, dass die Stängel gliederartig zusammengesetzt sind. Hieraus soll nach der Signaturenlehre die Verwendung entstanden sein. – Quelle: Volkstümliche Namen aus dem bayerischen Schwaben – vgl. gemeines Labkraut

Namensherkunft: Der lateinische Wortteil „Galium“ stammt von dem altgriechischen Wort „Gala“ ab. Dies hat die Bedeutung von „Milch“. Durch die Zugabe des Pflanzensaftes zu Milch gerinnt diese. Somit ist die Wirkung ähnlich wie beim echten Labkraut. Der Artname „odoratum“ soll sich aus dem lateinischen Wort „odōrātus“ – zu deutsch wohlriechend – ableiten.

Zum deutschen Namen wird für den Namensteil „Meister“ auf die vermeintlich hervorragende Heilwirkung hingedeutet. Der Namensteil „Wald“ soll aus dem Wuchsort entstanden sein.

Gefährdung der Pflanze

Gefährdung der Pflanze: Der Waldmeister wird auf der Roten Liste von Deutschland als nicht gefährdet eingestuft. In den einzelnen Bundesländern sind die Gefährdungsgrade wie folgt:

  • Deutschland: ungefährdet (Status: *)
  • Baden-Württemberg: ungefährdet (Status: *)
  • Bayern: ungefährdet (Status: *)
  • Berlin: vom Aussterben bedroht (Status: 1)
  • Bremen: ungefährdet (Status: *)
  • Brandenburg: ungefährdet (Status: *)
  • Hamburg: Vorwarnstufe (Status: V)
  • Hessen: ungefährdet (Status: *)
  • Mecklenburg-Vorpommern: ungefährdet (Status: *)
  • Niedersachsen: ungefährdet (Status: *)
  • Nordrhein-Westfalen: ungefährdet (Status: *)
  • Rheinland-Pfalz: ungefährdet (Status: *)
  • Saarland: ungefährdet (Status: *)
  • Sachsen-Anhalt: ungefährdet (Status: *)
  • Sachsen: ungefährdet (Status: *)
  • Schleswig-Holstein: ungefährdet (Status: *)
  • Thüringen: ungefährdet (Status: *)

Verbreitungs-Codes: A, AV, M1, M2, F, K

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