Weinraute

In den altertümlichen Klostergärten war diese Pflanze nicht wegzudenken. Aber es ist Vorsicht bei dem Umgang mit ihr geboten. Es handelt sich um eine bei Berührung potentiell giftige Pflanze!
~ potentiell phototoxische Pflanze – nicht bei starkem Sonnenschein berühren! ~

Vorkommen und Verbreitung: Die Weinraute stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum. Dort ist sie auf der Balkanhalbinsel bis zur Krim einheimisch. Die Pflanze wird in unseren Breitengraden gerne als „Gewürz- und Heilpflanze“ in den Gärten angebaut. Es wird vom Anbau abgeraten, denn der Saft der Pflanze ist in Verbindung mit der Sonne giftig! Die Weinraute wächst vor allem auf trockenen, kalkreichen Lehmböden und ist an sonnige und warme Standorte angepasst. In Mitteleuropa ist sie nur unbeständig in Weinbaugebieten verwildert anzutreffen. Auf der südlichen Schwäbischen Alb gilt sie örtlich als eingebürgert. Die Fotos sind in diversen Klostergärten entstanden.

Pflanzenbeschreibung

Wuchsform: Bei der Weinraute handelt es sich um einen Halbstrauch, da der untere Teil der Zweige leicht verholzen kann. Die Pflanze kann eine Wuchshöhe von bis zu einem Meter erreichen. Die einzelnen Zweige besitzen eine graugrüne Färbung im unteren Bereich und eine dunkel- bis grasgrüne Färbung im oberen Bereich. Die Stängel an welchen die Blüten sitzen sind rundlich und aufsteigend aufgebaut.

Blätter: Die Blätter sind unpaarig gefiedert aufgebaut. Im gesamten Aufbau haben sie eine dreieckige Form. Die Oberseite der Blätter ist mit einer leichten Wachsschicht überzogen. Die einzelnen Blattteile besitzen einen spatelförmigen Aufbau. Sie sind auf der Oberseite graugrün gefärbt.

Blüten: Die Blüten sind in einem trugdoldigen Blütenstand am Ende der Stängel angeordnet. Jeder der Blütenstände ist mit einer Vielzahl an Blüten besetzt. Pro Blüte bilden sich vier bis fünf rundliche Blütenblätter. Die Ränder der Blütenblätter sind in vielen Fällen nach oben gebogen. Die Kronblätter besitzen eine gelbliche Farbe. In der Mitte der Blüte sitzt die grünlich gefärbte Blütennarbe. Um diese Blütennarbe sitzen die vier bis sieben gelb gefärbten Staubblätter. Der Nektar wird in den Scheibenblüten gebildet. Die Blütezeit der Pflanze reicht von Juni bis in den August / September. Die Bestäubung der Pflanze erfolgt vor allem über Bienen und andere Hautflügler.

Früchte: Nach der Blüte bildet sich aus der Blütennarbe eine grünliche Kapselfrucht. Die rundliche Kapselfrucht besteht aus vier bis fünf Schalenteilen. Im Inneren bilden sich die Samenkörner aus.

Besonderheiten der Pflanze

Besonderheiten der Pflanze: Alle Pflanzenteile sind mit einer Vielzahl von Öldrüsen überzogen. In diesen bilden sich die ätherischen Öle, welche der Weinraute ihren typischen starken „weinartigen“ Geruch verleihen. Durch das teilweise anhaftende ätherische Öl besitzt die Pflanze einen bitteren Geschmack.

Phototoxische Pflanze – Hinweise zum Umgang

Phototoxische Pflanze: Bei Kontakt mit der Pflanze kann es bei sensiblen Menschen sowie der Einnahme von größeren Mengen der Pflanze im Zusammenhang mit Sonnenlicht zu Hautirritationen kommen (ähnliche Wirkung wie beim Riesen-Bärenklau). Diese Reaktion werden durch die auf und in den Blättern abgelagerten „Furanocumarine“ hervorgerufen. Es ist somit zu empfehlen die Pflanze nur mit Handschuhen zu berühren. Der Umgang mit der Weinraute sollte zudem auf ein Minimum beschränkt werden, da die Inhaltsstoffe als potentiell schädlich gelten. Ähnlich wie bei anderen furanocumarinhaltigen Pflanzen kann es bei Aufnahme einer hohen Dosis der Giftstoffe zu einer gesteigerten Lichtempfindlichkeit kommen.

Bevor ich nun Kommentare unter diesem Beitrag erhalte, dass die Pflanze „nur potentiell giftig“ ist, möchte ich diesen Sachverhalt aufklären. Die Chinolinalkaloide (Arborin, Acridon, Graveolinin, Rutamarin, Graveolinin) gelten als Stoffe mit einer beträchtlichen Giftwirkung. In der Pflanze sind hiervon nur mengenweise geringe Anteile (0,4% bis 1,4%) enthalten. Die Inhaltsstoffe sind dennoch als giftig anzusehen! Daher ist ein vorsichtiger Umgang mit der Pflanze unerlässig.

Verwendung als Heilpflanze

Verwendung als Heilpflanze: Dieser Abschnitt dient nicht zur Selbstmedikation oder als Empfehlung zur Verwendung. Persönlich würde ich von der Verwendung als „Heilpflanze“ Abstand nehmen. Das Risiko durch die Giftstoffe ist mir zu groß gegenüber der Heilwirkung.

Von der Anwendung ist während der Schwangerschaft dringend abzuraten! Es sind nur volkstümliche Anwendungen bekannt. Die Pflanze wird in der Schulmedizin nicht angewendet!

Die Weinraute ist als Heilpflanze nur eingeschränkt verwendbar, denn sie enthält einige Giftstoffe im ätherischen Öl. Es ist bei der Anwendung der Pflanze Vorsicht geboten. Es wird aufgrund der Giftigkeit keine medizinische Anwendung auf dieser Seite präsentiert. Die Pflanze wirkt nach der volkstümlichen Ansicht durchblutungsfördernd, krampflösend und menstruationsfördernd. Sie wird in der volkstümlichen Medizin gegen Bluthochdruck, Kreislaufstörungen sowie Wechseljahrsbeschwerden eingesetzt.

Inhaltsstoffe der Pflanze: Furanocumarine, Rutin, Chinolinalkaloide (Arborin, Acridon, Graveolinin, Rutamarin, Graveolinin), ätherische Öle (2-Ketone), Bitterstoffe, Stärke, Cumaringlycosid

Nebenwirkungen: Bei einer Überdosis mit der Weinraute kommt es zu Magen- und Darmbeschwerden, einem Anschwellen der Zunge und einem heftigem Speichelfluss. Bei Einnahme von größeren Mengen der Pflanze kann es aufgrund der enthaltenen Furanocumarine zu einer gesteigerten Lichtempfindlichkeit kommen. Eine Photodermatitis kann durch die Pflanze In seltenen Fällen ausgelöst werden. Diese zeigt sich dann durch Ausschläge / Rötungen und Hautentzündungen.

Verwendung in der Küche

Verwendung in der Küche: Die Blätter der Weinraute gelten unter anderem als wichtiger Zusatz zu dem italienischen Grappa. Durch die Zugabe des Krauts kann so eine verdauungsfördernde Wirkung erzielt werden. Die Weinraute ist zudem ein Hauptbestandteil des „Vierräuberessig“. Hierbei handelt es sich um eine Duftmischung aus dem 18. Jahrhundert. Sie sollte zum Schutz vor Pest eingesetzt worden sein. Eine wissenschaftlicher Beweis für eine Wirksamkeit gegen Pest konnte nicht eindeutig nachgewiesen werden. Die Blätter besitzen einen sehr intensiven Geschmack. Sie sollten daher nur sparsam verwendet werden. Von der Anwendung während der Schwangerschaft wird dringend abgeraten!

Namensherkunft & Volkstümliche Namen

Volkstümliche Namen: Die Pflanze ist unter verschiedenen volkstümlichen Namen bekannt. Zu diesen zählen unter anderem „Augenraute, Edelraute, Weinkraut und Gartenraute“. Die volkstümlichen Namen weisen dabei zum Teil auf die Verwendung der Pflanze in der Medizin und Weinherstellung hin.

Namensherkunft: Der botanische Gattungsname „Ruta“ leitet sich als Nominalisierung aus dem lateinischen Verb „rutaceus“ ab. Dies lässt sich mit „rautenartig“ ins deutsche übersetzen. Hieraus entstand auch der Wortteil „Raute“ im deutschen Namen. Der Namensteil „Wein“ deutet auf die Verwendung als „Zugabe zu Wein“ hin. Hierdurch sollte ein mäßiger Wein veredelt werden. Vor allem der Geruch wurde durch das Kraut positiv beeinflusst.

Der botanische Artname „graveolens“ leitet sich aus dem lateinischen ab – zu deutsch: stark riechend – und lässt sich mit dem starken Geruch der Pflanze erklären.

Gefährdung der Pflanze

Gefährdung der Pflanze: Die Weinraute ist auf der Roten Liste Deutschlands bereits als gefährdet eingestuft.

Die Pflanze ist zudem auf einigen regionalen Roten Listen ebenfalls vertreten. Die einzelnen Gefährdungsgrade sind wie folgt:

  • Baden-Württemberg: gefährdet (Status: 3)
  • Bayern: ungefährdet (Status: *)
  • Berlin: unbeständig (Status: U)
  • Hessen: ungefährdet (Status: *)
  • Sachsen-Anhalt: stark gefährdet (Status: 2)
  • Thüringen: gefährdet (Status: 3)

Verbreitungs-Codes: A, AV, M1, M2, F, K (teilweise synth.)

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