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Die Blätter der weißen Taubnessel stechen im Gegensatz zur Brennnessel nicht – sie ist damit die zahme Verwandte.
Vorkommen und Verbreitung: Die weiße Taubnessel wächst auf Wiesen, an Wegrändern, in Gärten, Laub- und Nadelwäldern und auf Ruderalflächen. Sie ist oft in großen Gruppen zusammen mit Brennnesseln anzutreffen. Zum Teil ist die Pflanze auch in Gebüschen und unter Sträuchern anzutreffen. Die Pflanze bevorzugt einen stickstoffreichen, lehmigen Boden – besitzt aber eine hohe ökologische Toleranz und gilt meistens als anspruchslos. Sie ist in fast ganz Europa sowie Teilen von Asien beheimatet. In Nordamerika gilt die Art als „Neophyt“.
Pflanzenbeschreibung
Wuchsform: Die weiße Taubnessel ist eine ausdauernde Pflanze mit einer unterirdisch wachsenden Wurzel. Diese kann weitere Seitentriebe mit neuen Pflänzchen ausbilden. Hierdurch bilden sich größere Gruppen der Pflanze. Die Wurzel ist reich-verästelt und besitzt eine dunkelbraune Farbe. Die Taubnessel erreicht eine Wuchshöhe zwischen 20 bis 70 cm. Die Stängel haben eine vierkantige Form und sind im Inneren hohl. Sie sind zudem deutlich behaart.
Blätter: Die Blätter sitzen gegenständig (kreuzweise) an den Stängeln. Die Blätter haben eine breit-lanzettliche Form. Die Ränder der Blätter sind eingesägt. Die Blattspreiten sind herzförmig, eiförmig ausgebildet. Auf beiden Seiten sind die Blätter behaart. Im Gegensatz zur großen Brennnessel sind diese Haare keine Brennhaare.
Blüten: Die einzelnen Lippenblüte besitzen eine weiße Färbung. Sie sitzen in einem Quirl um die Stängel. Pro Pflanze können sich zwischen zwei bis fünf (seltener auch mehr) Blütenquirle bilden. Die Blüten sind zweiseitig symmetrisch aufgebaut. Die Oberlippe ist drüsig behaart und ca. 10 mm lang. Die Unterlippe besteht aus einem zweigespaltenem Blütenblatt. Der im Inneren der Blüte sitzende Fruchtknoten ist vierteilig aufgebaut. Die Narbe ist zweiteilig und von vier Staubblättern umrandet. Jeweils zwei der Staubblätter sind kurz und lang. Die Blüten werden von Insekten, wie Bienen, Hummeln und Schmetterlingen bestäubt. Die Blütezeit reicht von April bis in den Oktober.
Frucht: Nach der Blütezeit im Oktober entstehen die Früchte. Sie bestehen aus einer vierteiligen Spaltfrucht. In diesen bilden sich viele einzelne Samen. An diesen Samen hängt ein kleines Elaisom, welches zur Verbreitung der Samen durch Ameisen dient.
Verwendung in der Küche
Verwendung in der Küche: Die Blätter der Taubnessel hat einen leichten Champignongeschmack und ist somit für Salate und als Suppengemüse geeignet. Hierbei werden die jungen, weichen Triebspitzen und zarten Blätter verwendet. Eine weitere Verwendungsmöglichkeit ist als Beigabe zu Kräutertees. Die Blüten können als Dekoration für Salate oder Desserts verwendet werden. Die Wurzeln besitzen einen steinpilzartigen Geschmack und eignen sich somit für Gemüsesuppen oder Pesto. Geröstet sind die Wurzeln zudem ein möglicher Kaffeeersatz. Anstelle von Brennnesseln können die Blätter der Taubnessel in der Gründonnerstagsuppe verwendet werden.
Verwendung als Heilpflanze
Verwendung als Heilpflanze: Die Blüten und das Kraut der weißen Taubnessel werden zum Teil arzneilich verwendet. Die hieraus gewonnenen Arzneimittel werden als Lamii albi flos & Lamii albi herba bezeichnet. In der Volksheilkunde werden die Blüten zu Tee verarbeitet. Die Inhaltsstoffe wirken unter anderem adstringierend, entzündungshemmend, sekretionsmindernd und juckreizlindernd.
Wissenschaftlich bestätigte Wirkungen: Als wissenschaftlich nachgewiesene Anwendungen der Pflanze gelten die innerliche Anwendung der Taubnessel bei Katarrhen der oberen Luftwege (inkl. Bronchitis und Husten) und leichten Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut. Sie kann zudem Abhilfe bei Entzündungen der Haut in Form von Umschlägen liefern. – Quelle: Das große Handbuch Klosterheilkunde
Volkstümliche Anwendungen: Sie sollen bei Augenflimmern, Blähungen sowie Menstruationsbeschwerden eingesetzt werden. Zum Teil wurde die Pflanze auch bei Gicht empfohlen. Umschläge aus der Pflanze sollen bei Hautproblemen wie Sonnenbrand und Verbrennungen sowie Schwellungen Abhilfe schaffen. Es gelten die meisten dieser Anwendungen aus der Erfahrungsheilkunde als bewiesen. Es kann aber nicht für die Wirksamkeit garantiert werden.
Inhaltsstoffe: Die arzneilich verwendeten Pflanzenteile haben eine unterschiedliche Zusammensetzung an Inhaltstoffen. Die folgende Tabelle soll hierbei einen Überblick bieten.
Blüten | Blätter |
---|---|
Iridoidglykoside: Albosid A+B, Caryoptosid, Lamalbid | Iridoidglykoside: Albosid A+B, Caryoptosid, Lamalbid |
Phenylpropanderivate: Acteosid, Chlorogensäure, Lamalbosid | Phenolcarbonsäuren: Isoferulasäure, p-Cumarsäure, p-Hydroxybenzoesäure, Vanillinsäure |
Flavonoide: Quercetinglykoside, Rutosid, Tilirosid | Flavonoide: Kämpferol, Quercetin |
Triterpensaponine | Betaine, Stachydrin |
Gerbstoffe, Schleimstoffe | Gerbstoffe, Vitamin C |
Nebenwirkungen: Es sind bisher keine Nebenwirkungen bei der Anwendung bekannt.
Geschichtliches zur Pflanze
Geschichtliches zur Pflanze: Bei den antiken Autoren und in den Werken der Klosterheilkunde findet die Pflanze bis in das 13. Jahrhundert keine Beachtung. Erst der Gelehrte Albertus Magnus zählte zu einem der ersten, der sich zur Heilwirkung der Taubnessel äußerte. Auch Konrad von Megenberg beschrieb in seinem ‚Buch der Natur‚ – um 1350 entstanden – die Heilwirkung verschiedener Pflanzen. Hierzu zählte auch die weiße Taubnessel – aber nur im Zusammenhang mit der Brennnessel und ohne Beschreibung der Heilwirkung. In der Klosterschrift „Gart der Gesundheit“ aus dem Jahr 1485 wurde der Taubnessel ein gesamtes Kapitel gewidmet. – Quelle: Das große Handbuch Klosterheilkunde
Namensherkunft & volkstümliche Namen
Namensherkunft: Der lateinische Name „Lamium“ stammt ursprünglich aus dem griechischen Wort „λάμσς“ – lamos das sich ins deutsche mit „Schlund“ übersetzen lässt. Dabei wird auf den Schlund der Blüten hingewiesen.
Volkstümliche Namen: Der volkstümliche Name „Bienensaug“ wird unter anderem in dem Buch „J. Sturms Flora von Deutschland“ für die Beschreibung der Taubnessel-Arten verwendet. Aufgrund der fehlenden Brennhaare bei der Taubnessel wird sie auch als „zahme Nessel“ bezeichnet. Eine interessante Namensgrundlage bildet der altchinesische Name für die Pflanze, dort wird sie „Kraut der lächelnden Mutter“ genannt. Aufgrund ihrer Heilwirkung bei Frauen soll dieser Name entstanden sein. Belege hierfür sind nur schwer zu erbringen.
Gefährdung der Pflanze
Status auf der Roten Liste: Die weiße Taubnessel steht in Deutschland als ungefährdet auf der Roten Liste.
Verbreitungs-Codes: A, AV, M1, M2, F, K