Acker-Gauchheil

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In unseren Gärten ist der Acker-Gauchheil (Anagallis arvensis) mit seinen orangenen, leuchtenden Blüten ein wahrer Hingucker unter den Unkräutern. Aber es ist beim Umgang etwas Vorsicht geboten, denn es handelt sich um eine Giftpflanze.
~ schwache Giftpflanze ~

Vorkommen und Verbreitung: Der Acker-Gauchheil ist bei uns oft im Garten und auf brach liegenden Äckern zu finden. Sie ist oft eine der ersten Pflanzen auf den kurzlebigen Ruderalfluren oder als Kraut in Acker-Beikrautfluren. Der Ackergauchheil bevorzugt dabei frische, nährstoffreiche Lehmäcker. Die Pflanze benötigt zudem sehr viel Licht und Wärme. Zum Teil ist die Pflanze auch in Weingärten, Schutthalden und an Straßenrändern anzutreffen. Der Acker-Gauchheil gilt zudem in Asien und Amerika eingebürgert.

Pflanzenbeschreibung

Wuchsform: Die einzelnen Stängel können eine Länge von bis zu 25 cm haben. Die Pflanze erreicht eine Wuchshöhe zwischen 5 bis 30 cm. Die Stängel des Gauchheil haben oft keine aufrechte Wuchsform, sondern wachsen kriechend über den Boden. Es handelt sich um eine krautig wachsende – ausschließlich einjährige Pflanze.

Stängel: Der Stängel ist vierkantig aufgebaut und besitzt eine hellgrüne Färbung. Am Grund sind die Stängel reichlich verzweigt, Während dies im oberen Teil aber deutlich abnimmt. An den Enden der Stängel bilden sich die Blütenstände.

Blätter: Dicht über dem Boden bildet sich eine Grundblattrosette, welche auch im Winter vorhanden ist. Die Blätter sind eiförmig aufgebaut und sind ganzrandig. Sie sitzen gegenständig an den Stängeln. Auf der Unterseite sind die Blätter deutlich behaart und besitzt schwarze Punkte.

Blüten: Die Blüten haben eine mennigrote bis orangene Färbung. In der Mitte der Blüte geht die Farbe zu einem violett über. In seltenen Fällen besitzen die Blüten eine blaue (var. azurea), rosa oder weiße Färbung. Pro Blüte bilden sich fünf Blütenblätter. Sie haben eine radiale Blütenform. In der Mitte sitzen fünf gelben Staubblätter und eine Narbe. Die Blüten haben einen eigenartigen, stechenden Geruch. Die Blüten schließen sich bereits lang vor dem Beginn von Regen / Wetterumschwüngen. Somit wurde die Pflanze früher auch als „Barometer des Armen Manns“ bezeichnet. Sie wurde somit von Bauern verwendet. Die Blütezeit reicht von Juni bis in den Oktober.

Früchte: Nach der Blüte entsteht eine 5 mm lange Kapsel, in welcher die Früchte entstehen. Die einzelnen Früchte sind kugelförmig aufgebaut.

Giftpflanze – Hinweise zum Umgang

Giftigkeit der Pflanze: Der Acker-Gauchheil gilt als eine schwache Giftpflanze. Die in der Pflanze enthaltenen ätherischen Öle sind für den stechenden Geruch verantwortlich. Die Pflanze sollte auf keinen Fall gegessen werden! Früher wurde sie aber dennoch aufgrund der schwachen Giftigkeit zum Fischfang benutzt. Eine Übertragung der Giftstoffe kann so aber nicht ausgeschlossen werden.

Inhaltstoffe: Die Pflanze enthält Saponine, Flavonoide, Bitterstoffe, Gerbstoffe, Glycoside und ätherische Öle.

Symptome einer Vergiftung: Bei einer Vergiftung kommt es zu einer leicht narkotisierenden Wirkung kommen. Die Blätter sind in der Lage eine allergische Hautreaktion hervorzurufen. Der Verzehr der Pflanze kann auch bei Tieren zu einer leichten bis schweren Vergiftung (je nach Menge) führen. In schlimmen Fällen kann die Pflanze zum Koma führen und schließlich dem Tod.

Vermutliche tödliche Dosis (LD50): In einem wissenschaftlichen Artikel welcher bereits 2003 veröffentlicht wurde, ist eine Angabe zur Toxizität der Pflanze zu finden. Hiernach wird 10,7 mg/kg als die 50% letale Dosis angesehen.

Frühere Verwendung als Heilpflanze

Frühere Verwendung als Heilpflanze: Im Mittelalter wurde die Pflanze teilweise als Heilpflanze verwendet. Es galt für lange Zeit als Mittel gegen die Tollwut. Dioscurides und Plinius empfahlen die Pflanze bei Zahnschmerzen und auch Schlangenbisse. Diese Verwendungen gelten heutzutage alle als wissenschaftlich nicht belegbar. Die Pflanze enthält zudem giftige Inhaltstoffe. Es sollte somit auf keinen Fall der Acker-Gauchheil als Medikament verwendet werden! In manchen Fällen wird sie als homöopathisches Mittel angewendet. Es wird aber davon abgeraten, selbst Medikamente aus der Pflanze herzustellen und zu verwenden!

Leichte Giftpflanze – Hinweise zum Umgang

Schutzmaßnahmen beim Umgang: Es werden keine besonderen Schutzmaßnahmen beim Umgang empfohlen. Dennoch sind Gartenhandschuhe vor allem beim Entfernen der Pflanze hilfreich, da sie leicht giftige Säfte enthalten kann.

Volkstümliche Namen und deren Herkunft

Namensherkunft: Der botanische Gattungsname „Anagallis“ wird in machen Fachbüchern mit „Zierde der Felder“ übersetzt. Eine treffendere Übersetzung lässt sich aber aus dem griechischen Wort „ana“ – zu deutsch „wieder“ – und „agallein“ – zu deutsch „schmücken“ – ableiten. Hierbei wird auf die zwei blühenden Generationen pro Jahr hingewiesen. Der zweite Namensteil „arvensis“ lässt sich ins Deutsche mit „Acker“ übersetzen. Der deutsche Name „Gauchheil“ stammt von der Verwendung als „Abhilfe gegen Blödheit“ ab. Denn der Wortzusatz „Gauch“ stammt von dem mittelhochdeutschen Wort für „Narr“.

Volkstümliche Namen: Die Pflanze wird in alten Botanikbüchern auch zum Teil mit Volksnamen beschrieben. Diese sind unter anderem Frauenblume, Hühnerbiß, rother Meierich und Zeisigkraut genannt wird. In einigen Dialekten wird die Pflanze zudem als Geckenheil, Heil aller Welt, Wuthkraut, Verstandkraut bezeichnet. Im Schwäbischen gibt es zudem auch die Namen Blutströpfle, Roter Augentrost, Rotes Katzenäugle.

Erklärung der Namen: Die volkstümlichen Namen wie „rother Meierich, Zeisigkraut, roter Augentrost, Blutströpfle“ und Ähnliche deuten auf die Rote Farbe der Blüten hin. Aufgrund der späten Blütezeit der Pflanze (gegen 9 Uhr am Morgen) wird sie zudem als „Faule Lies, Neunerbluemle“ bezeichnet.

Der Acker-Gauchheil hat den Namen aufgrund seiner vermutlichen Heilkräfte erhalten. Schon von von Alters her wurde der Pflanze eine Abhilfe gegen Wut, Melancholie und Blödsinnigkeit zugeschrieben. Hieraus lassen sich die Namen „Geckenheil“ und „Verstandkraut“ erklären. Sie soll zudem teilweise gegen tollwütige Hunde und Füchse (in alten Büchern als Reinecke Fuchs bezeichnet) Abhilfe schaffen. Man hatte ihr auch Heilkräfte bei Augenkrankheiten zugeschrieben. Hieraus entstand der Name Augenblüte.

Gefährdung der Pflanze

Gefährdung der Pflanze: Auf der Roten Liste für Deutschland wird diese Art als „ungefährdet“ eingestuft. Die Bestände der Pflanze gelten bisher nicht als gefährdet.

Verbreitungs-Codes: A, AV, M1, M2, F, K

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