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Die Acker-Glockenblume (Campanula rapunculoides) wird auch als „Mausöhrle“ bezeichnet. Dabei wird wohl auf die Form der Blätter angespielt.
Vorkommen und Verbreitung: Die Acker-Glockenblume ist in ganz Europa und Asien bis nach Westsibirien einheimisch. In Nordamerika gilt die Pflanze als eingebürgert. Sie ist vor allem an Wald- und Wegrändern, auf Äckern, an Säumen und in Gebüschen anzutreffen. Die Pflanze bevorzugt dabei eine kalkreiche, sandig-lehmige Erde. Sie ist dabei vor allem an trockenen bis halbfeuchten Standorten zu finden. In den Alpen ist sie auf bis zu 1.100 Metern zu finden. Diese Glockenblumen-Art stammt ursprünglich aus dem Kaukasus. Sie gilt zudem als eine beliebte Gartenpflanze.
Pflanzenbeschreibung
Wuchsform: Die mehrjährige Pflanze erreicht eine Wuchshöhe von 30 bis 80 cm. Sie bildet eine Gruppen von unterirdischen Ausläufern. Hierdurch ist sie nur bedingt für Wildpflanzengärten verwendbar, da sie sich oft auf größere Flächen verteilen kann. Die Ausbreitung erfolgt unter anderem durch die Knollenwurzeln und unterirdischen Ausläufer.
Stängel: Der Stängel ist stumpfkantig und mit kurzen rauen Haaren besetzt. Am Stängel können sich einzelne Blütenrispen mit bis zu 40 Blüten bilden. Die Blüten sitzen meist nur einseitig am Stängel.
Blätter: Die unteren Blätter sind lang gestielt und haben eine schmale Herzform. Die Ränder der Blätter sind stumpf-gezähnt. Auf der Unterseite sind sie kurz behaart. Die Blätter sitzen wechselständig am Stängel. Die oberen Blätter haben eine länglich-lanzettliche Form und sitzen nah am Stängel. Die Blätter besitzen eine grüne Färbung.
Blüten: Die Blüten sitzen nickend an kurzen Stielen, welche am Stängel enden. Die Krone ist am Rand deutlich bewimpert. Die Kelchblätter sind ebenfalls deutlich behaart. Die Blütenblätter sind an deren Ende leicht nach hinten gebogen. Die Blütenkrone kann eine Länge von 2 bis 3 cm erreichen. Die Blütenblätter besitzen eine hell-violett bis leicht bläulich-violette Färbung. Die fünf Blütenblätter sind etwa bis zur Mitte der Blüten verwachsen. Der Kelchzipfel ist am Grund nicht verbreitert. Die Blüten sind zwittrig aufgebaut und können sich somit auch selbst bestäuben. Die Blütennarbe ist dreiteilig aufgespalten. Die Acker-Glockenblume blüht von Juni bis in den September. Die Blütenstände sind im Gegensatz zu anderen Glockenblumen-Arten nur einseitig aufgebaut.
Namensherkunft & Volkstümliche Namen
Volkstümliche Namen: Sie wird zudem als „Mausöhrle“ bezeichnet, dabei wird wohl auf die Blätter angespielt. In einigen älteren Büchern kann für die Pflanze der Name „queckende Glockenblume“ gefunden werden. Dieser Name lässt sich auf die „queckenartige“ Verbreitung der Wurzel zurückführen.
Namensherkunft: Der botanische Gattungsname „Campanula„ stammt aus dem lateinischen. Dieser lässt sich mit „kleine Glocke“ übersetzen. Der botanische Artname „rapunculoides“ setzt sich zum einen aus den lateinischen Wort „rapunculus“ – zu deutsch „Rapunzel-Glockenblume“ – und zum anderen aus dem griechischen Wort „oeides“ – zu deutsch „ähnlich“ – zusammen. Hierbei wird auf die Ähnlichkeit der Acker- zur Rapunzel-Glockenblume hingewiesen.
Verwendung als Heilpflanze und frühere Nutzung
Frühere Verwendung als Heilpflanze: Teilweise wurde die Pflanze auch als Heilpflanze verwendet. Sie wirkt dabei antiseptisch und adstringierend, zum Teil auch wundheilden. Dennoch ist die Heilwirkung nur sehr schwach. Sie hat heutzutage keine medizinische Bedeutung mehr.
Frühere Nutzung der Pflanze: Die Knollen und Blätter sind essbar. Bereits im 18. Jahrhundert wurde die Pflanze in Skandinavien als Nahrungspflanze verwendet. Die Wurzel und Blätter sollen ein recht mildes Aroma besitzen. Die jungen Triebe haben einen ähnlichen Geschmack wie Spargel. Die Wurzel hingegen einen leicht süßen Geschmack. Dieser ist mit der Zuckererbse vergleichbar. Heute wird die Wurzel nicht mehr in der Küche verwendet, obwohl sie einen hohen Gehalt an Vitamin C und Inulin enthält.
Verwendung im eigenen Garten: Die Acker-Glockenblume kann im Fachhandel für den eigenen Garten gekauft werden. Hierbei ist aber darauf zu achten, die Ausbreitung der Pflanze einzudämmen. Da die Pflanze eine Vielzahl an unterirdischen Ausläufern bildet.
Wichtige Futterpflanze: Die Pflanze gilt zudem als Nahrungspflanze für einige spezialisierte Bienenarten. Auch Hummeln lieben diese Pflanze, da sie sehr viel Nektar produziert. Zu den spezialisierten Bienen gehören unter anderem die braunschuppige Sandbiene, Glockenblumen-Scherenbiene, Zweifarbige Sandbiene, Glockenblumen-Sägehornbiene.
Gefährdung der Pflanze
Gefährdung der Pflanze: Auf der Roten Liste für Deutschland wird diese Art als „ungefährdet“ eingestuft. Dennoch steht die Pflanze bereits auf ein paar regionalen Listen.
– Baden-Württemberg: ungefährdet (Status: *)
– Bayern: ungefährdet (Status: *)
– Berlin: nur unbeständig nachweisbar (Status: U)
– Brandenburg: stark gefährdet (Status: 2)
– Hamburg: vom Aussterben bedroht (Status: 1)
– Hessen: ungefährdet (Status: *)
– Mecklenburg-Vorpommern: ungefährdet (Status: *)
– Niedersachsen: ungefährdet (Status: *)
-Nordrhein-Westfalen: ungefährdet (Status: *)
– Rheinland-Pfalz: ungefährdet (Status: *)
– Saarland: ungefährdet (Status: *)
– Sachsen: vom Aussterben bedroht (Status: 1)
– Sachsen-Anhalt: Vorwarnstufe (Status: V)
– Schleswig-Holstein: ungefährdet (Status: *)
– Thüringen: ungefährdet (Status: *)
Verbreitungs-Codes: A, AV, M1, M2, F, K