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Der „echte / gewöhnliche Seidelbast“ (Daphne mezereum) – diese Blüten verströmen einen wunderbaren aber auch starken Duft nach Seife.
~ Giftpflanze ~
Vorkommen und Verbreitung der Pflanze: Der gewöhnliche Seidelbast wächst vor allem in Laub- und Mischwäldern. In den Alpen ist er auf einer Höhe bis zu 2.500 Metern anzutreffen. Dabei bevorzugt die Pflanze einen kalkhaltigen und humusreichen Boden. Sie kann in unseren Gärten auch gezogen werden, davon wird aber abgeraten, denn die gesamte Pflanze ist hoch giftig. Weltweit ist die Pflanze vor allem in Europa und Kleinasien bis nach Nordasien verbreitet.
Pflanzenbeschreibung
Wuchsform: Die Pflanze erreicht eine Wuchshöhe zwischen 50 cm bis zu 2 Metern. Sie bildet dabei einen sommergrünen Strauch aus. Im Herbst wirft der Strauch die Blätter ab. Die Rinde der einzelnen Äste hat eine graubraune bis grau-gelbliche Färbung. Im oberen Teil sind die Äste stark verzweigt. Beim Zerreiben der Rinde und Früchte werden übelriechende, giftige Stoffe freigesetzt.
Blätter: Am Ende der Blütezeit bilden sich die verkehrteiförmigen, ganzrandigen Blätter aus. Die Blätter besitzen eine hellgrüne Farbe. Sie sitzen mit einem kurzen Stiel gegenständig an den Ästen. Die Blattränder sind leicht eingerollt und am Ende deutlich zugespitzt. Am Ende der Zweige sitzen sie oft in größeren Gruppen zusammen.
Blüten: Die Blüten sitzen direkt am Stängel und bestehen aus vier miteinander verwachsenen Blütenblättern. Diese haben eine hellrosa bis violette (selten weiße) Färbung. Die Blütezeit reicht vom Februar bis in den April. Damit blüht der Seidelbast bevor sich die Blätter entwickeln. Die Blüten haben einen starken, angenehmen seifenartigen Duft. Pro Blattachsel bildet sich eine Dreiergruppe von Blüten. Im Inneren der Blüte bilden sich vier gelbe Narben aus.
Früchte: Die Früchte bestehen aus roten, glänzenden Steinfrüchten. Diese reifen im Juli bis August heran. Sie sind wie alle weiteren Teile der Pflanze hochgiftig. Es wird daher abgeraten die Pflanze im Garten anzubauen, wenn Kinder oder Haustiere im Haus leben. Die Früchte sind für Bachstelzen und Drosseln scheinbar ungiftig (es wird vermutet, dass diese immun gegen das giftige Fruchtfleisch sind oder dieses vermutlich keine Giftstoffe enthält – „Biogene Gifte“. – Eberhard Teuscher, Ulrike Lindequist). Die Vögel speien aber auch die Kerne der Beeren wieder aus. Linné meint zur Giftigkeit der Früchte „bereits 6 der Beeren können einen Wolf töten.“
Giftpflanze – Hinweise zum Umgang
Giftigkeit der Pflanze: Die Pflanze ist mit Vorsicht zu behandeln, da es sich um eine starke Giftpflanze handelt. Es kommt vor allem bei Kindern häufig zu einer Vergiftung mit den strahlend roten Beeren. Diese sollten auf keinen Fall gegessen werden. Bereits kleine Mengen können zu Vergiftungserscheinungen und wenige Beeren der Pflanze können zum Tod führen! Auch der Rauch von brennenden Seidelbastästen gilt als giftig! Es wird zudem davon abgeraten die Pflanze als homöopathische Medizin einzusetzen. Da es sich um eine starke Giftpflanze handelt, kann es sehr schnell bei einer falschen Dosierung zu einer starken Vergiftung kommen.
Wirkung der Pflanze
Inhaltsstoffe: Die gesamte Pflanze ist giftig und enthält in allen Teilen einen hohen Gehalt an Giftstoffen. Zu diesen zählen unter anderem Daphnin (7-Glucosido-7,8-dioxycumarin), Umbelliferon, Daphnetoxin und der Harzstoff Mezerein (siehe hierzu Giftpflanzen. Pflanzengifte: Giftpflanzen von A – Z von Lutz Roth, Max Daunderer, Kurt Kormann). Das Daphnetoxin befindet sich in den Ästen, dem Stamm und den Wurzeln (vor allem in der Rinde) sowie der Diterpenester Mezerein in den Samen. Die Toxine werden durch die Trocknung der Pflanzenteile nicht inaktiv!
Kritische Dosis: Ab 2 zerbissenen Samen gilt die Pflanze als kritisch toxisch. In diesen Fällen ist sofort ein Notarzt zu informieren. Das Verschlucken von 10 bis 12 Samenkernen gilt für Erwachsene als tödliche Dosis.
Symptome einer Vergiftung: Die Berührung des Blatt- und Fruchtsaftes kann zu Hautentzündungen und Verbrennungen führen. Bei einer Vergiftung mit der Pflanze kommt es bereits nach ca. 5 Minuten zu einer Mundrötung, Übelkeit, Kopfschmerzen und Erbrechen. In schweren Fällen auch zu Fieber, Krämpfen, Lähmungen sowie Schockzuständen und Herz-Kreislaufstörungen kommen. Hinzu kommen dann noch Gastroenteritis mit Nekrose der Magenschleimhaut. Es kann zudem auch zu Muskelkonvulsionen kommen. In schlimmsten Fall tritt der Tod durch Kreislaufkollaps ein.
Wirkung der Pflanze: Die Aufnahme der Toxine kann zum einen durch die Mundschleimhäute sowie des Magens erfolgen, aber zum Teil auch durch die intakte Haut. Mezerein wirkt auf die Haut und Schleimhäute stark reizend und führt zu einer Blasenbildung / Entzündung. Es kommt zu einer Schädigung der Nieren und des Zentralen Nervensystems. Das Daphnetoxin wirkt auch krebseregend.
Erste-Hilfe Maßnahmen: Bereits bei Verdacht auf eine Vergiftung muss sofort ein Notarzt gerufen werden. Bei einem zerbissenen Samen kann als Erste Hilfe Wasser und Kohle angewendet werden. Es wird aber dringend zu einer ärztlichen Giftentfernung geraten! Nach äußerlichem Kontakt muss die Haut gründlich gereinigt werden.
Mythen & Sagen
Volksglaube & Mythen: Früher glaubten die Leute in der Pflanze sei ein Geheimnis verborgen. Einer Sage nach sollen Schweizer Bauern beim Heumachen ein Zwergenkind gefangen haben. Da sei der Zwergenvater am Waldrand erschienen und habe gerufen:
Sie mögen dich erhenken,
sie mögen dich ertränken,
sie mögen dich erstechen,
die Arm‘ und Bein‘ dir brechen.
Fürcht‘ weder ihre Macht noch List,
doch sag nicht, wofür der Zyland ist.
Das Zwergenkind hat nichts gesagt. So kennen wir das Geheimnis bis heute nicht. In der Mythologie soll er dazu dienen geheime Schatzgewölbe zu öffnen. – Quelle: Mutabor Märchenstiftung. Zudem wurde der Pflanze die Kraft der „Hexenabwehr“ zugesprochen.
Der botanische Name „Daphne“ stammt aus einer griechischen Sage. Die schöne Bergnymphe Daphne wurde von Apollon verfolgt. In ihrer Not flehte sie ihren Vater Peneios an, dass er sie in eine schöne Gestalt verwandeln soll. So verwandelte er sie in einen Lorbeerbaum. Die Blätter des Lorbeer ähneln denen des Seidelbast. Hieraus soll der lateinische Name entstanden sein.
Früher wurde die Pflanze auch als Garten-Orakel verwendet. Wenn die Pflanze zuerst an der Spitze anfängt zu blühen, dann wurde die Saat früh ausgebracht. Die Bauern rechneten dann auch später im Jahr mit einer reichen Ernte.
Volkstümliche Namen
Volkstümliche Namen: Es gibt einige zum Teil auch nur lokal bekannte volkstümliche Namen für die Pflanze. Hierzu gehören vor allem: Zyland / Zeiland, Daphne, Rachbeeren, Zindelbast, Kellerhals, Zeidelbast, Zilanden, Zeylander, Brennwurz – Quelle: Buch von Friedrich Hayne, Leonhart Fuchs: Das Kräuterbuch von 1543, Denkschriften der Kaiserlichen Akademie
Der Name Kellerhals stammt von dem würgenden Gefühl im Hals bei einer Vergiftung mit der Pflanze. Hierbei wird bei Einnahme der Beeren oder weiteren Pflanzenteile ein Würgereiz ausgelöst. Die Beeren der Pflanze werden auch als „Weilandsbeere“ bezeichnet. Sie sind dabei benannt nach einem berühmten nordischen Schmied. Der Name „Brennwurz“ stammt von der brennenden Eigenschaft der Beeren und Rinde. – Quelle: Denkschriften der Kaiserlichen Akademie
In alten Schriften wird die Pflanze auch als „Scheisslorbeer“ bezeichnet. Gemeint ist hiermit, dass die Pflanze ein schlechter Lorbeer ist. Denn die Blätter des Seidelbast sind leicht mit denen des echten Lorbeer zu verwechseln. Zudem hat die Pflanze aufgrund ihrer üblen Eigenschaften einen schlechten Ruf erhalten. – Quelle: Denkschriften der Kaiserlichen Akademie
Im Englischen ist die Pflanze als „Mezereon“ bekannt. Dies leitet sich aus dem botanischen Artnamen „mezereum“ ab.
Namensherkunft
Namensherkunft: Das Wort Seidelbast soll nach dem Botaniker Höfer von „zeideln“ = ziehen stammen. Dies scheint von der Eigenschaft des Bast zu abzustammen, denn dieser kann unter anderem auf der Haut blasen ziehen. Eine weitere Erklärung für die verschiedenen Namen können auch das altnorddeutsche Wort „tywitr“ und das dänische Wort „tysved“ bilden. Denn die Pflanze ist dem nordischen Kriegsgott Zio geweiht. Ein weiterer Wortteil stammt von „linta“ – Bast – ab. Hieraus entstand das Wort „ziolinta“, später auch „Zeiland“, „Seidel“ und weitere Namen. Der zweite Namensteil der Pflanze „mezereum“ stammt von dem persischen Namen „mazeriyn“ ab. Dies ist auch der arabische Name für die Pflanze. – Quelle: Ethymologisch-botanisches Handbuch, Denkschriften der Kaiserlichen Akademie
Frühere Verwendung
Verwendung der Rinde: Die Rinde wurde früher in Essig eingeweicht und auf die Haut gelegt. Hier wurde sie als blasenziehendes Mittel (nur Äußerlich) angewendet. Innerlich wurde die Rinde zum Teil als Mittel gegen Geschwülste und Knochenkrankheiten eingesetzt. Diese waren aber unter größter Vorsicht zu genießen. Die Rinde ist fast geruchslos, besitzt aber einen brennend scharfen Geschmack. Von einer Verwendung als Medikation wird heutzutage dringend abgeraten.
Gefährdung der Pflanze
Gefährdung der Pflanze: Der Seidelbast wird auf der Roten Liste von Deutschland als nicht gefährdet eingestuft. Dennoch steht die Pflanze nach der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) unter besonderem Schutz! Daher sollte sie auf keinen Fall gepflückt oder ausgegraben werden!
Verbreitungs-Codes: A, AV, M1, M2, F, K