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„Weißer Fingerhut“ (Digitalis purpurea alba) gilt als der etwas weniger giftige Verwandte des roten Fingerhuts. – Achtung es handelt sich dennoch um eine bei Verzehr tödliche Giftpflanze!
~ Starke Giftpflanze ~
Vorkommen und Verbreitung: Weißer Fingerhut wächst vor allem in den Bergwäldern der Mittelgebirge. Die Pflanze ist zudem an Waldwegen, auf Kahlschlägen und krautigen Waldlichtungsfluren zu finden. Sie bevorzugt dabei einen humosen, sandigen bis lehmigen Boden.Der weiße Fingerhut hat ein weitläufiges Verbreitungsgebiet in West- und Mitteleuropa. Der weiße Fingerhut ist eine zweijährige Pflanze. Zum Teil kann sie durch eine natürliche genetische Mutation der roten Fingerhüte entstehen. Im Fachhandel ist der weiße Fingerhut als „Zierpflanze“ erhältlich.
Pflanzenbeschreibung
Wuchsform & Stängel: Weißer Fingerhut kann eine Wuchshöhe zwischen 30 bis 200 cm erreichen. Sie hat einen hohen, aufrecht wachsenden Stängel. Die grün gefärbten Stängel stehen einzeln. Sie sind pro Pflanze unverzweigt aufgebaut. Im oberen Teil der Pflanze entsteht der Blütenstand.
Blätter: Am unteren Ende der Stängel bildet sich eine Grundblattrosette. Die einzelnen Blätter sind auf der Oberseite rau und mit deutlichen Blattnerven besetzt. Die Ränder sind durchgehend leicht eingesägt. Die Stängelblätter sitzen an einem länglichen Stängel und sind wechselständig am Stiel zwischen den Blüten verteilt. Auf der Unterseite der Blätter bilden sich kurze, weiß gefärbte Härchen aus. Die Grundfarbe der Blätter ist dunkelgrün.
Blüten: Die Blütenstände wachsen in einer einseitigen Traubenform am oberen Ende des Stiels. Die einzelnen sind glockenförmig aufgebaut und haben eine weiße Färbung mit einer auffällig gelb gefleckten Unterlippe. Sie sind wie alle weiteren Pflanzenteile hochgiftig. Durch die fehlende Farbe in den Blüten bildet sich weniger Digitaloide in den Blüten. Diese sind daher auch weniger giftig als bei dem roten Fingerhut. Die Blütezeit erstreckt sich von Juni bis in den August hinein.
Früchte: Nach der Blütezeit bilden sich die Samenstände aus. Diese bestehen aus einer mehrteiligen Kapselfrucht. Innerhalb der Kapselfrucht bilden sich die kleinen, braunen Samen. Die Fruchtknoten wachsen zu einer braunen Frucht heran. Es handelt sich bei den einzelnen Samen um Wind- und Tierstreuer. Bei den Samen handelt es sich um Lichtkeimer.
Besonderheiten der Blüten
Besonderheiten der Bestäubung: Die Bestäubung der Pflanze erfolgt vor allem durch Hummeln und Bienen. Es handelt sich bei den Blüten um „Einkriechblüten“. Beim Versuch an den Nektar zu kommen, wird der Rücken der Insekten mit Pollen besetzt. Die Blüten sind in den meisten Fällen vormännlich und öffnen sich zunächst von unten nach oben. Die Blüten haben eine Blütedauer von ca. 6 Tagen.
Starke Giftpflanze – Hinweise zum Umgang
Gefahrenhinweis zur Pflanze: Weißer Fingerhut ist in allen Pflanzenteilen hochgiftig. Vergiftungssymptome treten bereits bei Aufnahme von geringen Pflanzenmengen auf. Aufgrund dessen muss davon abgeraten werden die Pflanze im Garten zu kultivieren wenn Kinder im Haushalt leben. Bei Berührung mit Pflanzenteilen sind die betroffenen Stellen gründlich abzuwaschen.
Giftigkeit der Pflanze: Wie auch alle anderen Fingerhutarten ist der rote Fingerhut sehr stark giftig und kann bei Menschen und Tieren tödlich wirken. Vor allem in den Blättern und Blüten sammelt sich das Gift an. Dabei ist es von der Tageszeit und Jahreszeit abhängig wie hoch die Konzentration tatsächlich ist. Sie schwankt über den Tagesverlauf stark. Dabei ist die Pflanze oft Nachmittags giftiger als am Vormittag. Es ist davon auszugehen das bei fehlender Behandlung bereits geringe Mengen der Pflanze (Blätter) tödlich wirken können. Eine Behandlung ist durch Gabe eines Antidots möglich. – Quelle 1 / Quelle 2
Giftige Inhaltsstoffe der Pflanze: Nach Literaturangaben sind im roten Fingerhut ca. 100 verschiedene herzwirksame Digitaloide (u.a. Steroidglykoside, Cardenolide) enthalten. Eine teilweise Aufzählung der Inhaltsstoffe ist wie folgt:
– Primärglycoside: herzaktive Glykoside (Purpureaglykosid A, B u.a.)
– Sekundärglycoside (durch Glukose-Abspaltung): Digitoxin, Gitoxin; durch weitere Zuckerabspaltung Aglycone (Genuine): Digitoxigenin, Gitoxigenin
– Steroidsaponine: Digitonin, Gitonin u.a.
– weitere Inhaltstoffe: Gerbstoffe, Flavonderivate und andere Stoffe.
Durch das Trocknen, Lagern oder Kochen werden die Toxine nicht inaktiviert!
Symptome einer Vergiftung
Symptome einer Vergiftung; Bei einer Vergiftung mit Fingerhut kommt es im Frühstadium zu Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Magen-Darm-Beschwerden. Später kommen auch zentralnervöse Sehstörungen mit „Doppelbildern“ und Störungen im Farbsehen hinzu. Bei starken Vergiftungen sind Delirium und Halluzinationen möglich. Durch die starke Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System, hier v.a. auf das Herz kommt es zu Herzrhythmusstörungen mit stark absinkenden Puls. Als Gegenmaßnahme versucht der Körper dies durch einen Anstieg des Blutdrucks auszugleichen. Ohne eine Behandlung mit einem Antidot kann es zum Tod durch Herzstillstand kommen.
Die tödliche Dosis liegt bei etwa 2,5 g der Blätter (variierend je nach Gesundheitlicher Verfassung der Person und Körpergröße / Gewicht). In manchen Literaturangaben ist die Rede von 2 bis 3 Blättern als tödliche Dosis.
Eine genaue Auflistung der Wirkungsmechanismen der Toxine kann in der clinitox-Datenbank abgerufen werden. Diese sind zu detailliert für meine Pflanzenseite.
Erste Hilfe bei einer Vergiftung: Bei einer starken Vergiftung mit Fingerhut sollte umgehend der Rettungsdienst (Notruf 112) informiert werden. Es wird zudem empfohlen ein Giftinformationszentrum zu konsultieren. Maximal ein Glas Flüssigkeit sollte zu sich genommen werden!
Verwendung in der Medizin
Verwendung der Digitalisglycoside in der Medizin: Die aus den Blättern gewonnenen Präparate werden in der Medizin als Herzmittel verwendet. Dabei ist auf eine sehr genaue Dosierung zu achten. Auf keinen Fall sollte eine Selbstmedikation versucht werden! Es ist immer ein ärztlicher Rat einzuholen!
Namensherkunft
Namensherkunft: Der Name der Pflanze leitet sich von der Form der Blüten und deren Ähnlichkeit mit dem Nähutensil „Fingerhut“ ab. Vor allem die Form der Blüten erinnert an dieses Utensil.
Der botanische Gattungsname „Digitalis“ leitet sich von dem lateinischen Wort „digitus“ – zu deutsch „der Finger“ – bzw. „digitalis“ – zu deutsch: „zum Finger gehörend“. So auch in „die etymologie der phanerogamennomenclatur“.
Der botanische Artnamenteil „alba“ weist auf die weiße Blütenfarbe hin. Der weitere Teil „purpurea“ zeigt, dass die Pflanze eine Variante des roten Fingerhuts ist.
Gefährdung der Pflanze
Gefährdung der Pflanze: Der weiße Fingerhut wird auf der Roten Liste Deutschlands als ungefährdet eingestuft.
Verbreitungs-Codes: AV, M1, M2, F, K
Wer weiterlesen möchte kann sich gerne auch über weitere Fingerhutarten informieren (direkt per klick auf den Namen zur Seite gelangen).
– Roter Fingerhut
– Weißer Fingerhut
Ich habe roten Fingerhut aus meiner sauerländischen Heimat in meinem Garten im Rheinland ausgesät, wo er gut gedeiht, aber einige Pflanzen blühen weiß, während die Mehrzahl weiterhin rot blüht. Wie kommt das, bzw. wieso taucht diese weiße Variante auf? Anmerkung: Diese Pflanze ist unglaublich robust. Sie hat sich durch Samen selbst weiter verbreitet, dies an den unmöglichsten Standorten, z.B. auf meinem gepflasterten Auto-Stellplatz. Oberirdisch keinerlei Erde, sie ist durch Ritzen unter das Pflaster gelangt – und blüht!
Vielen Dank für Ihren Kommentar zu meinem Beitrag. Nach Ihren Angaben haben Sie, sofern ich das richtig verstehe, immer nur den rosa gefärbten „roten Fingerhut“ in Ihrem Garten gehabt. Die weißen Blüten treten in seltenen Fällen als „Laune der Natur“ auf. Die oberen Bilder zeigen allesamt diese Naturfingerhüte. Im Gartenfachhandel kann selbstverständlich auch die weiß gefärbte Variante als spezielle Züchtung gekauft werden.
Hallo, im Gemüse verblüht ein riesiger weißer verzweigter Fingerhut. Mitten im Fenchel und Sellerie im 2.Jahr auch blühend.
Den Fingerhut möchte ich weglassen. Kann ich an dieser Stelle wieder Gemüse ziehen oder ist der Boden auch giftig
Der Boden wird durch die Pflanze nicht „giftig“. Man kann also in diesem Beet wieder Gemüse anbauen.