5 Minuten Lesezeit
Der etwas weniger giftige Verwandte des roten Fingerhuts, der „weiße Fingerhut“ (Digitalis purpurea alba). – Achtung es handelt sich hierbei um eine bei Verzehr tödliche Giftpflanze!




~ Starke Giftpflanze ~
Vorkommen und Verbreitung: Der weiße Fingerhut wächst vor allem in Bergwäldern, an Waldwegen, auf Kahlschlägen und krautigen Waldlichtungsfluren. Die Pflanze hat ein weitläufiges Verbreitungsgebiet in West- und Mitteleuropa. Der weiße Fingerhut ist eine zweijährige Pflanze, die durch Züchtung aus dem roten Fingerhut entstanden ist. Zum Teil kann die Pflanze auch durch natürliche Mutation der roten Fingerhüte entstehen. Der weiße Fingerhut bevorzugt dabei einen humosen, sandigen bis lehmigen Boden.
Pflanzenbeschreibung
Wuchsform & Stängel: Diese Art des Fingerhuts kann eine Wuchshöhe zwischen 30 bis 200 cm erreichen. Sie hat einen hohen, aufrecht wachsenden Stängel. Die grün gefärbten Stängel stehen einzeln. Sie sind pro Pflanze unverzweigt aufgebaut. Im oberen Teil der Pflanze entsteht der Blütenstand.
Blätter: Am unteren Ende der Stängel bildet sich eine Grundblattrosette. Die einzelnen Blätter sind auf der Oberseite rau und mit deutlichen Blattnerven besetzt. Die Ränder sind durchgehend leicht eingesägt. Die Blätter stehen an einem länglichen Stängel. Die Stängelblätter sind wechselständig am Stiel zwischen den Blüten verteilt. Auf der Unterseite der Blätter sind sie mit kurzen, weiß gefärbten Härchen besetzt. Die Grundfarbe der Blätter ist dunkelgrün.
Blüten: Die Blütenstände wachsen in einer einseitigen Traubenform am oberen Ende des Stiels. Die einzelnen sind glockenförmig aufgebaut und haben eine weiße Färbung mit einer auffällig gelb gefleckten Unterlippe. Alle Pflanzenteile sind hochgiftig. Durch die fehlende Farbe in den Blüten bildet sich weniger Digitaloide in den Blüten. Diese sind daher auch weniger giftig als bei dem roten Fingerhut. Die Blütezeit erstreckt sich von Juni bis in den August hinein. Die Bestäubung der Pflanze erfolgt vor allem durch Hummeln und Bienen. Es handelt sich bei den Blüten um „Einkriechblüten“. Beim Versuch an den Nektar zu kommen, wird der Rücken der Insekten mit Pollen besetzt. Die Blüten sind in den meisten Fällen vormännlich und öffnen sich zunächst von unten nach oben. Die Blüten haben eine Blütedauer von ca. 6 Tagen.
Früchte: Nach der Blütezeit bilden sich die Samenstände aus. Diese bestehen aus einer mehrteiligen Kapselfrucht. Innerhalb der Kapselfrucht bilden sich die kleinen, braunen Samen. Die Fruchtknoten wachsen zu einer braunen Frucht heran. Es handelt sich bei den einzelnen Samen um Wind- und Tierstreuer. Bei den Samen handelt es sich um Lichtkeimer.
Starke Giftpflanze – Hinweise zum Umgang
Gefahrenhinweis zur Pflanze: Es wird stark davon abgeraten die Pflanze im Garten zu kultivieren wenn Kinder oder Haustiere im Haushalt leben. Bei Berührung mit Pflanzenteilen wird dazu geraten die betroffenen Stellen gründlich abzuwaschen. Beim Umgang mit der Pflanze sind in jedem Fall Handschuhe zu tragen. Der Pflanzensaft ist hochgiftig und solle auf keinen Fall eingenommen werden.
Giftigkeit der Pflanze: Wie auch alle anderen Fingerhutarten ist der weiße Fingerhut sehr stark giftig und kann bei Menschen und Tieren tödlich wirken. Vor allem in den Blättern und Blüten sammelt sich das Gift an. Dabei ist es von der Tageszeit und Jahreszeit abhängig wie hoch die Konzentration tatsächlich ist. Sie schwankt über den Tagesverlauf stark. Dabei ist die Pflanze oft Nachmittags giftiger als am Vormittag.
Giftige Inhaltsstoffe der Pflanze: Digitaloide (ca. 100 verschiedene herzwirksame Steroidglykoside oder Cardenolide) – keine genaue Aufzählung möglich.
Symptome einer Vergiftung
Symptome einer Vergiftung: Zu den Häufigsten Symptomen bei einer Vergiftung mit dem Gift des Fingerhutes ist eine anhaltende Übelkeit und ggf. Sehstörungen. Darüber hinaus verringert das Gift die Pulsfrequenz drastisch. Als weitere Nebenwirkung steigt der Blutdruck so stark an, dass es zu Herzrhythmusstörungen und letztlich dem Tod durch Herzstillstand kommen kann. Die tödliche Dosis liegt bei etwa 2,5 g der Blätter (variierend je nach Gesundheitlicher Verfassung der Person und Körpergröße / Gewicht). In manchen Literaturangaben ist die Rede von 2 bis 3 Blättern als tödliche Dosis.
Verwendung in der Medizin
Verwendung der Digitalisglycoside in der Medizin: Die aus den Blättern gewonnenen Präparate werden in der Medizin als Herzmittel verwendet. Dabei ist auf eine sehr genaue Dosierung zu achten. Auf keinen Fall sollte eine Selbstmedikation versucht werden! Es ist immer ein ärztlicher Rat einzuholen!
Namensherkunft
Namensherkunft: Der Name der Pflanze leitet sich von der Form der Blüten und deren Ähnlichkeit mit dem Nähutensil „Fingerhut“ ab. Vor allem die Form der Blüten erinnert an dieses Utensil. Der botanische Gattungsname „Digitalis“ wurde aus dem volkstümlichen Namen ins Lateinische übersetzt.
Verbreitungs-Codes: AV, M1, M2, F, K
Wer weiterlesen möchte kann sich gerne auch über weitere Fingerhutarten informieren (direkt per klick auf den Namen zur Seite gelangen).
– Roter Fingerhut
– Weißer Fingerhut
Ich habe roten Fingerhut aus meiner sauerländischen Heimat in meinem Garten im Rheinland ausgesät, wo er gut gedeiht, aber einige Pflanzen blühen weiß, während die Mehrzahl weiterhin rot blüht. Wie kommt das, bzw. wieso taucht diese weiße Variante auf? Anmerkung: Diese Pflanze ist unglaublich robust. Sie hat sich durch Samen selbst weiter verbreitet, dies an den unmöglichsten Standorten, z.B. auf meinem gepflasterten Auto-Stellplatz. Oberirdisch keinerlei Erde, sie ist durch Ritzen unter das Pflaster gelangt – und blüht!
Vielen Dank für Ihren Kommentar zu meinem Beitrag. Nach Ihren Angaben haben Sie, sofern ich das richtig verstehe, immer nur den rosa gefärbten „roten Fingerhut“ in Ihrem Garten gehabt. Die weißen Blüten treten in seltenen Fällen als „Laune der Natur“ auf. Die oberen Bilder zeigen allesamt diese Naturfingerhüte. Im Gartenfachhandel kann selbstverständlich auch die weiß gefärbte Variante als spezielle Züchtung gekauft werden.