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Nur im Herbst öffnen sie die Blüten der „Herbstzeitlosen“ (Colchicum autumnale). Diese Blüten sollten aber nicht mit den des Krokus verwechselt werden – die Pflanzen sind nicht miteinander verwandt.
~ Vorsicht es handelt sich um eine sehr starke Giftpflanze‼️ ~






~ Die Herbstzeitlose wurden zur Giftpflanze des Jahres 2010 gewählt ~
Vorkommen und Verbreitung: Die Herbstzeitlose ist in Hartholz-Auenwäldern sowie auf Glatthafer-Talfettwiesen zu finden. Die Pflanze bevorzugt dabei vor allem Feucht- bzw. Nasswiesen. Sie ist in fast ganz Europa verbreitet. Herbstzeitlose bevorzugen ein submediterran-subatlantisches Klima und benötigen einen sonnigen bis halbschattigen Standort. Die Pflanze braucht einen kalkhaltigen, nährstoffreichen Boden.
Pflanzenbeschreibung
Wuchsform: Die Pflanze erreicht eine Wuchshöhe zwischen 5 bis 35 cm. Die Blätter sind stängellos bzw. haben nur einen „kurzen Scheinstängel“. Der untere Teil der Blätter ist gelb bis leicht rötlich gefärbt. Die Blüten sitzen am Ende von langen Stängeln. Häufig bilden sich kleine Gruppen von mehreren Pflanzen / Knollen aus.
Blätter: Die Wurzel bildet eine dicke Knolle in welcher die Pflanze überwintert. Im Frühjahr und Frühsommer bildet sich eine hellgrüne Blattrosette. Die einzelnen Blätter können eine Länge von bis zu 30 cm erreichen. Sie sind breitlanzettlich aufgebaut. Auf der Oberseite der Blätter ist ein schwacher, mittlerer Blattnerv ausgebildet. Die weiteren Blattnerven laufen parallel auf den Blättern. Die Blätter sind steif und wachsen hierdurch aufrecht nach oben. Später knicken sie häufig ab und wechseln zu einer gelben Färbung.


Blüten: Die Blüten der Herbstzeitlosen erreichen eine Größe zwischen 5 bis 25 cm. Sie haben eine deutliche blassrosa bis violette Färbung und werden häufig durch Bienen und Hummeln bestäubt. Die sechs Blütenblätter sind am unteren Ende miteinander verwachsen und bilden dadurch eine Art von Scheinstiel. Die sich im Inneren gebildeten gelben Staubblätter erinnern an die Pollenstände des Krokus. In der Mitte der Blüte sitzt die ebenfalls gelb gefärbte Blütennarbe. Die Blütezeit ist sehr ungewöhnlich für die heimische Flora, da sie von August bis in den November reicht.


Früchte: Im Inneren der Blattrosette bildet sich eine kleine, zunächst grüne – später braune, Frucht aus. In der Fruchtkapsel reifen die braun-schwarzen Samen heran. Wenn diese reif sind platzt die Kapsel auf und gilbt die einzelnen Samenkörner frei. Die Hauptverbreitung erfolgt durch Ameisen, da an den Samen ein klebriges Anhängsel hängt (welches die Ameisen vermutlich lieben). Das Foto unten zeigt eine der Fruchtkapseln im unreifen Zustand.

Besonderheiten der Pflanze
Besonderheiten der Blätter: Die Blätter haben auf beiden Seiten eine glänzende Oberfläche. Sie laufen am Ende deutlich spitz zusammen. Dies ist ein deutliches Unterscheidungsmerkmal zum Bärlauch. -> Hier gibt es ein PDF mit den Unterscheidungsmerkmalen zum Download. Wie immer gilt der Grundsatz, wenn „Bärlauch oder Herbstzeitlose an einem Standort nicht unterschieden werden können, dann sollten man die Pflanzen definitiv stehen lassen!“.
Besonderheiten der Blüten: Durch die Größe von bis zu 15 cm sind die Blüten der Herbstzeitlosen mitunter die größten in unserer heimischen Flora. Die Blüten können sich selbst bestäuben und sind daher normalerweise nicht auf Insekten angewiesen. Sie werden dennoch von Wildbienen und Fliegen aufgesucht.
Giftigkeit der Pflanze
Giftigkeit der Pflanze: Alle Teile der Pflanze sind sehr giftig. Sie darf daher weder gepflückt noch gegessen werden. Sie ist sowohl für Tiere als auch Menschen tödlich giftig. Die Blätter sowie die Samen haben den höchsten Anteil an dem Gift „Colchicin“. Es sind viele Vergiftungen mit teilweise tödlichem Ausgang bekannt. Hauptsächlich sind Kinder hiervon betroffen, da sie besonders empfindlich auf die Giftstoffe reagieren. Teilweise sind auch Vergiftungen über die Milch von Ziegen, Schafen und Kühen möglich, da diese die zum Teil von der Pflanze fressen können.
Wirkung der Giftstoffe: Die Giftstoffe wirken schädigend auf den Zellkern. Erste Vergiftungserscheinungen zeigen sich erst nach 2 bis 6 Stunden nach Aufnahme des Giftes. Es zeigen sich zunächst Beschwerden in Form von Kratzen und Brennen im Mund sowie Schluckbeschwerden. Später kommt es zu Übelkeit, Erbrechen sowie Durchfällen und Darmkrämpfen. Eine Lähmung des Zentralen Nervensystems sowie Atemnot treten in schweren Fällen auf. Es kommt zudem zu Lungenödemen sowie Nierenversagen. Bei Überlebenden ist als Spätfolge Haarausfall möglich.
- Vermutliche tödliche Dosis bei Menschen (LD50): Die Samen gehören zu den giftigsten Pflanzenteilen. Die LD50-Dosis liegt bei 1,5 bis 2,0 Gramm bei Kindern und bei Erwachsenen bei 5,0 Gramm. (Quelle: Uni Frankfurt)
- Tödliche Dosis bei Rindern / Pferden: Die tödliche Dosis liegt bei Rindern bei 1,2 bis 1,5 kg der frischen Blätter. Bei Pferden liegt die tödliche Dosis bei 1,2 bis zu 3 kg der frischen Blätter – bzw. 5 kg der getrockneten Blätter nach drei Tagen (Quelle: CliniTox Datenbank).
Im Fall einer Vergiftung ist sofort der Gift-Notruf zu informieren. Der Betroffene ist sofort in ein Krankenhaus zu bringen!
Inhaltsstoffe der Pflanze: In der gesamten Pflanze ist das Alkaloid „Colchicin“ enthalten. Der Name des Gifts ist von dem lateinischen Namen der Pflanze abgeleitet.
Colchicingehalt in den Pflanzenteilen: Der Gehalt an Alkaloiden ist stark schwankend. Reifen Samen: 0,5% – 1,2%, frische Blüten 1,2% – 2.0%, frische Blätter 0,15% – 0,4%, Knollen 0,1% – 0,6% (Quelle: CliniTox Datenbank)
Erste Hilfe: Es ist zwingend eine Behandlung im Krankenhaus erforderlich. Eine Selbsthilfe ist nicht möglich!
Frühere Verwendung als Heilpflanze
Frühere Verwendung als Heilpflanze: Die sehr stark giftige Herbstzeitlose ist eines der einzigen Mittel, das wirksam bei akutem Gichtanfall hilft. Bereits seit der Antike wurde es in der Medizin verwendet um Schmerzen während eines Gichtanfalls zu lindern. Es wird heute noch selten in fertigen Präparaten und der Homöopathie verwendet. Es wird ausdrücklich davon abgeraten selbst Präparate herzustellen. Eine zu hohe Dosis kann zum Tod führen.
Volkstümliche Namen
Volkstümliche Namen: Die Herbstzeitlosen sind unter verschiedenen volkstümlichen Namen bekannt. So ist sie als Giftkrokus, Giftblume oder auch Teufelswurz bekannt. All diese Namen leiten sich von der giftigen Wirkung der Pflanze ab. Zu den ungewöhnlicheren Namen zählen unter anderem „Spinnerin, Michelsblume (Michaelisblume), Schulblume, Kälberschisse, Wiesensaftan“. Hierzu führt das Buch Die etymologie der phanerogamennomenclatur folgendes aus:
– Spinnerin: Die Pflanze beginnt dann zu blühen, wenn die Spinnstuben eröffnet werden. Die Annahme, sie wäre die „Urheberin der Spinnfäden im Altweibersommer“ ist etymologisch nicht beweisbar.
– Michelsblume (Michaelisblume): Da die Pflanze um den Michaelistag (29. September eines Jahres) anfängt zu blühen. Hierauf ist auch der Name Schulblume zurückzuführen (Ende der Schulferien).
– Kälberschisse: Da die Pflanze gefährlich für Weidetiere (besonders Kälber) ist.
– Wiesensafran: Die Blüten der Pflanze erinnern an den Safran.
Namensherkunft
Namensherkunft: Der botanische Gattungsname „Colchicum“ leitet sich vermutlich aus der Landschaft „Kolchis“ (antike Landschaft zwischen dem Kaukasus und der Ostküste des schwarzen Meers) ab. Dort soll die ursprüngliche Heimat der Pflanze sein. Eine weitere Theorie ist eine Anlehnung an die Kolchische Giftmischerin Medea (Μήδεια). Sie gilt in der griechischen Mythologie als Frauengestalt. Im Altgriechischen war die Pflanze als ἐφήμεϱον (ephēmeron) bekannt. Dies leitet sich aus der Fähigkeit der Pflanze den Tod innerhalb eines Tages herbeizuführen. Der botanische Artname „autumnale“ lässt sich mit „herbstlich“ ins Deutsche übersetzen. Der Name „Herbstzeitlose“ ist wegen der späten Blütezeit im Jahr entstanden.
Gefährdung der Pflanze
Gefährdung der Pflanze: Auf der Roten Liste von Deutschland ist die Pflanze als nicht gefährdet eingestuft. Dennoch wird sie durch die intensive Nutzung in der Landwirtschaft immer mehr von den Feldern und Wiesen verdrängt.
Verbreitungs-Codes: A, AV, M1, M2, F, K