Im Volksmund wird die Pflanze oft „Märzenbecher“ genannt – gemeint ist aber die „Frühlings-Knotenblume“ (Leucojum vernum).
Märzenbecher
Scharlachroter Kelchbecherling
~ Giftpflanze ~
Vorkommen und Verbreitung: Der Märzenbecher wächst vor allem in Auen- und Schluchtwäldern, Wiesen und an feuchten Ufern. Zudem ist die Pflanze ist in unseren Gärten als Zierpflanze verbreitet. Sie ist in ganz Süd- und Mitteleuropa anzutreffen. In den Alpen ist die Frühlings-Knotenblume auf Höhen von bis zu 1.600 Metern zu finden. An einigen Stellen auf der Schwäbischen Alb gibt es besondere Vorkommen der Pflanze – dort sind ganze Täler bewachsen. Der Märzenbecher steht unter Naturschutz und sollte somit auf keinen Fall aus seinem natürlichen Lebensraum entnommen werden. Im Gartenfachcenter können Zuchtpflanzen gekauft werden!
Pflanzenbeschreibung
Wuchsform: Die Pflanze kann eine Höhe zwischen 10 bis 30 cm erreichen. Sie gehört zu den Zwiebelgewächsen und zieht sich nach der Blüte für eine Ruhephase bis zum nächsten Frühling wieder ein. Bereits früh im Jahr bilden sich die ersten Blätter der Knotenblumen. Diese durchbrechen bereits im Januar zum Teil auch Schnee.
Stängel & Blätter: Die Blätter sind grundständig und wachsen in einer Rosette. Die einzelnen Blätter haben eine deutliche dunkelgrüne Färbung. Pro Knolle bilden sich zwischen drei bis fünf Blätter aus. Sie haben eine längliche, grasartige Form und eine Breite zwischen drei bis fünf Zentimetern. Die Blüten hängen nickend am Ende der aufrecht stehenden Stielen. Jeder der Stängel bildet im oberen Teil ein kleineres Blättchen aus. Dieses gilt als zweigeteilt und besitzt eine hellgrüne Färbung.
Blüten: Sie sind in sechs gleichgroße, spitz zulaufende Blütenblätter aufgeteilt. Die Blütenfarbe ist weiß mit den typisch grünen Spitzen. Im Inneren des Blütenkelch bilden sich die goldgelben Staubblätter, Oberhalb der Blütenblätter bildet sich der namensgebende Fruchtknoten. Dieser hat eine hellgrüne Färbung. Pro Stängel bildet sich eine Blüte. In seltenen Fällen wachsen aber auch zwei oder mehr Blüten aus einem Stiel heraus. Typischerweise reicht die Blütezeit von März bis in den April (seltener auch Mai).
Früchte: Nach der Blüte bildet sich eine zunächst grün gefärbte Fruchtkapsel aus. Diese senkt sich oft vor der vollständigen Reifung nach unten auf den Boden. In der Kapsel bilden sich zahlreiche Samen mit einem kleinen Elaiosom (nahhaftes Anhängsel an Samen). Hierdurch werden die Samen vor allem durch Ameisen verteilt.
Giftpflanze – Hinweise zum Umgang
Hinweise zum Umgang: Die Berührung der Pflanze ist ungefährlich. Dennoch ist die gesamte Pflanze nicht für den Verzehr geeignet. Für das Umpflanzen sollten unbedingt Handschuhe getragen werden. Haustiere sollten dennoch von den Pflanzenteilen ferngehalten werden.
Giftigkeit der Pflanze: Für den Menschen und Tiere sind alle Teile giftig. Es werden in der Pflanze unter anderem Alkaloide wie Lycorin und Galantamin gebildet. Diese sind für Menschen unverträglich und führen zu Vergiftungen.
Inhaltsstoffe: In der Zwiebel sind 0,1% Alkaloide enthalten. Zu den Hauptalkaloiden zählen Galanthamin und Lycorin. Daneben sind auch Homolycorin und Tazettin enthalten.
Symptome einer Vergiftung: Bei einer Vergiftung mit der Pflanze kommt es zu Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Bewusstseinsstörungen. Bei einer hohen Dosis können zudem Arrhythmien und extrapyramidale Syndrome auftreten. Hierbei handelt es sich um Bewegungsstörungen der Muskeln.
Erste Hilfe bei einer Vergiftung: Bei einer Vergiftung sollte ein Arzt hinzugezogen werden. Es wird der Besuch des Krankenhauses empfohlen! Eine Giftentfernung kann durch die Gabe von Aktivkohle erwirkt werden. Dies sollte aber im Normalfall auf keinen Fall durch keinen Laien erfolgen!
Besonderheiten der Pflanze
Symbiose mit Pilzen: Neben den Knotenblumen wachsen meist auch spezielle Pilze. Dabei handelt es sich um die „scharlachroten Kelchbecherlinge“. Die Pilze sind oft eine große Rarität, da sie nur an diesen speziellen Standorten vorkommen.
Größere Vorkommen: Aufgrund der speziellen Anforderungen an Standort und Klima gibt es nur noch wenige größere Vorkommen der Pflanze. Eines von diesen ist das Wolfstal auf der Schwäbischen Alb. Die Pflanzen sind sehr streng geschützt und dürfen auf keinen Fall mitgenommen werden! Auch sollten die Wege bei einem Besuch des Tals nicht verlassen werden und die Pflanzen auf keinen Fall beschädigt werden.
Weitere Arten: Bei deutlich gelblich gefärbten Blütenflecken (siehe Bild unten) kann es sich unter Umständen um die kapartische Unterart der Frühlings-Knotenblume (Leucojum vernum var. carpathicum) handeln. Bei dieser Art ragen die miteinander verwachsenen Hochblätter nicht über die Blüten hinaus. Es handelt sich dann in den meisten Fällen um aus Gärten verwilderte Pflanzen.
Namensherkunft & Volkstümliche Namen
Namensherkunft: Der botanische Gattungsname „Leucojum“ (ursprünglich Leukoïon – nach Dioscoride aber für die Pflanze „Levkoje“) leitet sich aus dem griechischen Worten „leukos“ und „ion“ ab. Diese lassen sich mit „weiß“ und „Veilchen / duftende Pflanze“ ins deutsche übersetzen. Vorlinnésch wurden hierunter neben der Levkoje und dem Goldlack auch weitere duftende Kreuzblüter wie die Mondviole und die Frühlings-Knotenblume zusammengefasst. Der botanische Artname „vernum“ lässt sich mit „im Frühling blühend“ ins Deutsche übersetzen. Dies deutet somit auf die Blütezeit der Pflanze hin.
Volkstümliche Namen: In Oberbayern wird die Frühling-Knotenblume „Schneeglöckerl“ genannt – nicht zu verwechseln mit den „Schneeglöckchen“ (Galanthus nivalis). In Oberösterreich wird die Pflanze unter anderem als „Schneekaterl“ bezeichnet. In alten Büchern finden sich noch die Beinamen „Milchglöckchen“, „Hornungsblume“, „Sporkelblume“ und „Sommerthürchen“. Vielen ist die Pflanze auch als „Märzenbecher“ bekannt.
Erläuterung einzelner Namen: Der Name „Sommerthürchen“ ist die Bezeichnung für mehrere im Frühjahr blühende Pflanzen. Nach der mundartlichen Bedeutung des Namens öffnen diese die Tür für den Sommer / die wärmere Hälfte des Jahres. – Quelle: dwds.de
Der Name „Sporkelblume“ stammt von dem altdeutschen Wort Sporkel. Dies lässt sich mit Februar ins Hochdeutsche übersetzen. Dieser volkstümliche Name ist vor allem in Niedersachsen und am Niederrhein verbreitet. – Quelle: Bayerische Staatsbibliothek
Gefährdung der Pflanze
Gefährdung der Pflanze: Es gibt nur noch wenige Standorte an denen die Frühlingsknotenblume natürlich wächst. Daher steht sie auf der Roten Liste, mit den Gefährdungsgrad 3 und ist somit als „gefährdet“ eingestuft! Nach der Bundesartenschutzverordnung – BArtSchV sowie dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) – handelt es sich um eine besonders geschützte Art. Die Gefährdungsgrade in den einzelnen Bundesländern sind wie folgt:
– Deutschland: gefährdet (Status: 3)
– Baden-Württemberg: gefährdet (Status: 3)
– Bayern: gefährdet (Status: 3)
– Berlin: ungefährdet (Status: *)
– Brandenburg: ungefährdet (Status: *)
– Bremen: n/a
– Hamburg: ungefährdet (Status: *)
– Hessen: gefährdet (Status: 3)
– Niedersachsen: ungefährdet (Status: *)
– Nordrhein-Westfalen: gefährdet (Status: 3)
– Rheinland-Pfalz: gefährdet (Status: 3)
– Sachsen: gefährdet (Status: 3)
– Schleswig-Holstein: ungefährdet (Status: *)
– Thüringen: ungefährdet (Status: *)
Verbreitungs-Codes: A, AV, M1, M2, F, K