Der rundblättrige Sonnentau (Drosera rotundifolia) ist eine der kleinsten fleischfressenden Pflanzen im Moor. Um ihn zu finden, muss man jedoch sehr genau hinsehen. Auffällig sind die kleinen roten Blättchen.
Vorkommen und Verbreitung: Rundblättriger Sonnentau ist auf magere Standorte wie Hochmoore, Schlenke und Kolke, Sumpfquellen sowie Bultkomplexe angewiesen. Die Pflanze kommt ausschließlich auf nährstoffarmen, kalkfreien und nassen Untergründen vor. Sie ist dabei vor allem auf den Torfböden der Moore zu finden.
Pflanzenbeschreibung
Wuchsform: Beim rundblättrigen Sonnentau handelt sich um eine mehrjährige, krautig wachsende Pflanze. Sie wächst meist niederliegend und bildet in der Mitte einen bis zwei Stiele mit mehreren Blüten aus. Die Pflanze erreicht dabei eine Wuchshöhe zwischen 5 bis 20 cm.
Blätter: Die Blätter sind in einer rundlichen Grundblattrosette angeordnet. Sie besitzen nur kurze Blattstiele. Auf der Oberfläche der Blätter bilden sich bis zu 200 rötliche Tentakeln. Diese besitzen eine dunkelrote Färbung. Die Grundfarbe der Blätter ist grün-gelblich. An der Oberfläche der Fangblätter bildet sich ein klebriger Saft aus. Hierdurch bleiben Insekten an diesen Fangblättern kleben.
Blüten: Pro Pflanze bilden sich bis zu 15 weiß gefärbte Blüten. Diese sitzen in einer weiten Rispe am Ende des aufrechten Stängels. Pro Blüte bilden sich fünf weiße Blütenblätter aus. Sie ist dabei radiär aufgebaut. In der Mitte der Blüten bildet sich eine hellgrüne Blütennarbe aus. Diese ist mit fünf weißen Staubblättern umgeben. Die Bestäubung der Blüten erfolgt durch Fliegen und andere Hautflügler. In den meisten Fällen erfolgt aber eine Selbstbestäubung der Blüte, da sich diese oft nicht öffnen. Die Insekten dienen aber nicht nur als Bestäuber sondern zählen gleichzeitig zur Beute der Pflanze. Die Blütezeit reicht von Juni bis in den August.
Die Blätter als Insektenfalle
Insektenfalle: Die kleinen wie „Tautröpfchen“ aussehenden Flüssigkeiten auf den Blättern wirken wie eine natürliche Insektenfalle. Verfängt sich ein Hautflügler in den Tröpfchen ziehen sich die Blätter zur Mitte zusammen. In der Mitte der Blätter sitzen die Verdauungsorgane der Pflanze. Hierin werden die Insekten aufgelöst und zersetzt. Der Verdauungsprozess kann mehrere Tage in Anspruch nehmen. So kommt die Pflanze zu ihren Nährstoffen, wodurch sie auch in den nährstoffarmen Hochmooren überleben kann.
Die Blätter als Nahrungsquelle
Blätter als Nahrungsquelle für Raupen: Die Raupe der Sonnentau-Federmotte (Syn: Sonnentau-Federgeistchen / Buckleria paludum) ernährt sich sowohl von den klebrigen Blättern der Sonnentau-Arten als auch den darin verfangenen Insekten. Die Raupen selbst kleben nicht an den Tropfen der Blätter fest und können diese problemlos als Nahrungsquelle nutzen.
Blätter als Nahrung für die Sumpfschrecke: Die Blätter des Sonnentaus bilden einen Teil der Nahrung der selten gewordenen Sumpfschrecke. Diese ist zu groß für die Blätter des kleinen Sonnentaus und kann so gefahrlos an den Blättern fressen.
Frühere Verwendung der Pflanze
Frühere Verwendung als Färbemittel: In Schottland wurde früher in den Highlands ein „purpurner“ Farbstoff aus der Pflanze hergestellt. Dieser war unter dem Namen „lus-na-feàrnaich“ bekannt. Ein Nachweis für den Namen ist in dem Buch „The illustrated Gaelic dictionary“ von Edward Dwelly auf Seite 615 zu finden.
Frühere Verwendung als Medizin: Bereits im 12. Jahrhundert wurde der Sonnentau vom italienischen Artzt Matthaeus Platearius die Pflanze als „herba sole“ gegen Reizhusten. Früher wurde das getrocknete Kraut als Tee, Tinktur oder Extrakt verarbeitet. Heutzutage wird die Pflanze aufgrund ihrer Seltenheit nicht mehr medizinisch angewendet.
Volkstümliche Namen & Namensherkunft
Volkstümliche Namen: Rundblättriger Sonnentau ist im Volksmund unter verschiedenen Namen bekannt. Zu diesen zählen „Schleimgras, Heidengras, Bauernlöffel und Engelkraut“. Der Name „Schleimgras“ stammt von den „Tautropfen“ auf den Blättern. Da diese mit Schleim in Verbindung gebracht wurden. Im Schottischen ist die Pflanze als „lus-an-feàrnaich“ bekannt. Dies lässt sich mit „plant with shields“ erklären – zu deutsch: „Pflanze mit Schilden“. Aufgrund der Form der Blätter hat sie diesen Namen erhalten. Die Blätter haben eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Ritterschild.
Namensherkunft des botanischen Namens: Der botanische Gattungsname „Drosera“ leitet sich von dem griechischen Wort „δϱοσεϱός“ (droseros) – zu deutsch „betaut“ – bzw. „δϱόσος“ (drosos) – zu deutsch „Tau“ ab. Hierbei wird auf die kleinen Drüsenköpfchen auf den Blättern hingewiesen. Diese haben dadurch den Anschein von Tau.
Namensherkunft des deutschen Namens: Der deutsche Name „rundblättriger Sonnentau“ leitet sich von den kleinen Tröpfchen auf den Blättern ab. Diese werden durch das Sonnenlicht angestrahlt und können wie „Tautropfen“ glitzern. Die Blätter haben zudem eine rundliche Form.
Gefährdung der Pflanze
Gefährdung der Pflanze: Rundblättriger Sonnentau wird auf der Roten Liste Deutschlands bereits als gefährdet eingestuft. Der rundblättrige Sonnentau ist wie alle weiteren Sonnentau-Arten durch das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) und die Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) unter besonderen Schutz gestellt! Sie darf keinesfalls gepflückt oder beschädigt werden. Die Pflanze ist zudem auf einigen regionalen Roten Listen ebenfalls vertreten. Die einzelnen Gefährdungsgrade sind wie folgt:
– Baden-Württemberg: gefährdet (Status: 3)
– Bayern: gefährdet (Status: 3)
– Berlin: vom Aussterben bedroht (Status: 1)
– Brandenburg: Vorwarnstufe (Status: V)
– Hessen: stark gefährdet (Status: 2)
– Hamburg: vom Aussterben bedroht (Status: 1)
– Niedersachsen: gefährdet (Status: 3)
– Nordrhein-Westfalen: gefährdet (Status: 3)
– Rheinland-Pfalz: gefährdet (Status: 3)
– Sachsen: stark gefährdet (Status: 2)
– Sachsen-Anhalt: stark gefährdet (Status: 2)
– Saarland: vom Aussterben bedroht (Status: 1)
– Schleswig-Holstein: gefährdet (Status: 3)
– Thüringen: stark gefährdet (Status: 2)
Verbreitungs-Codes: A, AV, M1, M2, F, K