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Das das „Scharbockskraut“ (Ficaria verna, Ranunculus ficaria L.) galt früher als Hilfsmittel gegen den Scharbock (Skorbut). Die Pflanze hat einen hohen Gehalt an Vitamin C!
~ Leichte Giftpflanze ~
Vorkommen und Verbreitung: Typischerweise ist das Scharbockskraut in lichten Mischwäldern, Auenwäldern, Gebüschen und auf Wiesen anzutreffen. Sie ist zudem in verwilderten Gärten zu finden. Dort bildet das Scharbockskraut ohne Störungen große Teppiche von Blättern und Blüten. Es ist natürlicherweise in Nord- und Mitteleuropa anzutreffen. In den Alpen kommt die Pflanze auch auf einer Höhe von bis zu 1.800 Metern vor.
Pflanzenbeschreibung
Wuchsform: Die Pflanze wächst niederliegend, dicht über dem Boden. Sie bildet zudem Wurzeln an den Knoten zwischen den einzelnen Pflanzenteilen. Jedes Jahr werden die unterirdischen Vermehrungsorgane (Wurzelknollen) neu gebildet. Hierin werden die Nährstoffreserven der Pflanze gebildet. Die Wurzelknollen haben eine feigenähnliche Form. Die Pflanze kann eine Höhe von 5 bis 20 cm erreichen. Im Frühling ist das Scharbockskraut oft eine der ersten Pflanzen, welche Blätter ausbildet, noch bevor dies die Bäume tun.
Blätter: Die grünen, herzförmigen Blätter bilden sich schon Anfang des Frühjahrs vor den Blüten. Sie sind auf der Oberseite stark glänzend und besitzen keine Härchen. Seltener haben die Blätter eine stumpfe Zahnung. Die Blätter bilden sich bereits im Vorfrühling und ziehen sich bereits wieder im Mai / Juni ein. Nachdem sich die Blüten entwickelt haben, bilden sich in den Blättern leicht giftige Stoffe.
Blüten: Die Blüten bestehen aus vielen einzelnen, gelb glänzenden Kronblättern. Die Blüte hat eine radiären Aufbau und kann eine Größe von bis zu 20 mm erreichen. Im Inneren der Blüte bilden sich 8 bis 12 gelbe Nektarblätter. Die Kronblätter sind eiförmig / länglich aufgebaut. Die Blütezeit reicht von März bis Mai.
Früchte & Vermehrung: Es bilden sich nur wenige Samen aus den Blüten. Die Vermehrung der Pflanzen erfolgt über kleine Brutknospen, welche sich unter den Blättern bilden. Die Brutknospen besitzen nur die Größe eines Getreidekorns.
Verwendung als Heilpflanze
Frühere Verwendung als Mehlersatz: In Notzeiten konnten die Brutknospen (welche in den Blattachseln der Pflanze sitzen) zu Mehl verarbeitet werden. Sie enthalten sehr viel Stärke und haben einen leicht nussigen Geschmack. Wissenschaftliche Belege hierfür können nicht bzw. wohl nur schwer erbracht werden. Der Autor Rudi Beiser und die Heilpraktikerin Eva Marbach verweisen unter anderem auf die Verwendung der Pflanze. Erfahrungswissen ist auch bei Michael Machatschek (Nahrhafte Landschaft) zu finden.
Verwendung in der Ernährung: Die kleingehackten Blätter können in Kräutermischungen, Kräuterkäsen und Salaten verwendet werden. Sie werden zum Teil auch in verschieden Gemüsegerichten verwendet. Im trockenen Zustand können die Blätter auch als Zugabe zur Kräutersalzen gegeben werden.
Verwendung als Heilpflanze: Das Scharbockskraut wurde aufgrund seines hohen Vitamin C Gehaltes früher als Mittel gegen Skorbut verwendet – dabei handelt es sich um eine früher weit verbreitete Vitamin-C-Mangelkrankheit. Eine weitere Anwendung der Pflanze ist, die Verwendung als Abhilfe gegen „Frühjahresmüdigkeit“. WICHTIG: Die Blätter der Pflanze sollten nur vor dem Aufblühen der Blüten gesammelt und ausschließlich in kleinen Mengen gegessen werden. Die Blätter und auch Wurzeln enthalten unter andrem giftiger Scharfstoffe, welche während der Blüte und auch danach vermehrt vorhanden sind.
Inhaltstoffe: Anemonin, Asparagin, Enzym Urease, Gerbstoff, Protoanemonin, Ranunculin, Saponine, Vitamin C
Ab wann darf ich die Pflanze sammeln: Grundsätzlich gilt: vor der Blüte, im frühen Frühling. Danach nicht mehr! In der meisten Literatur wird eine Verwendungszeit von März bis in den April angegeben. Sie darf aber nur gesammelt werden, wenn man sich wirklich sicher ist das es sich nicht um eine andere Pflanze handelt. Zur Unterscheidung zu weiteren Pflanzen siehe auch den Punkt: Verwechslungsgefahr.
Leichte Giftpflanze – Hinweise zum Umgang
Giftigkeit der Pflanze für Menschen: In den Blättern des Scharbockskrautes lassen sich kleine Mengen des Gifts „Protoanemonin“ nachweisen. Dieser Stoff schmeckt sehr bitter und brennt scharf auf der Zunge. Es bildet sich vermehrt während Blütezeit der Pflanze. Auf keinen Fall sollte das Scharbockskraut in großen Mengen frisch / getrocknet zu sich genommen werden.
Giftigkeit der Pflanze für Tiere: Für Tiere ist die Pflanze ebenfalls leicht giftig in größeren Mengen (bei Pferden – ca. 2 kg oder 3 kg). Die enthaltenen Stoffe wirken sich dabei auf die Haut und Schleimhaut (vor allem im Maul und Verdauungstrakt) aus. Sie haben zudem Auswirkung auf das zentrale Nervensystem in dem sie zunächst erregend und später lähmend wirken. Größere Mengen können zudem Leber- und Nierenschäden verursachen.
LD50 bei Rindern: 120 – 200 mg Protoanemonin pro kg Körpergewicht
Symptome einer Vergiftung: Bei einer Vergiftung mit dem Scharbockskraut kann es durch die enthaltenen Stoffe zu Erbrechen und Durchfall kommen. Eine weitere Nebenwirkung ist die Reizung der Schleimhäute im Mund und Rachen.
Erste Hilfe bei einer Vergiftung: Es ist bei Verdacht auf eine Vergiftung ein Arzt aufzusuchen und gegebenenfalls der Giftnotruf zur weiteren Abklärung von Maßnahmen zu informieren!
Vorsicht Verwechslungsgefahr: Vor allem die jungen Blätter des Scharbockskrautes ähneln denen des mittelstark giftigen Haselwurz. Die älteren Blättern des Haselwurz sind aber deutlich größer als die des Scharbockskrautes! Der Haselwurz ist außer in Österreich sehr selten anzutreffen (dennoch ist es nicht ganz ungewöhnlich größere Mengen der Pflanze zu finden). Am besten sollten die Stellen zum Sammeln bereits im Jahr zuvor ausgekundschaftet werden um Verwechslungen auszuschließen.
Volkstümliche Namen & Namensherkunft
Volkstümliche Namen: Das Scharbockskraut ist unter verschiedenen Namen bekannt. In der Region um Würzburg ist die Pflanze als „Gockeler“ bekannt (Hahn?, nicht gesichert warum dieser Name existiert). Aufgrund der feigenartigen Wurzeln wird die Pflanze im Volksmund zum Teil auch als „Feigwurz“ bezeichnet. Weitere volkstümliche Namen sind „Mäusebrot (von den kleinen Früchten), Goldblümli, Sonnenblümli, Sternblümlein, Butterblätter“ und viele weitere.
Namensherkunft: Der Gattungsname „Ranunculus ficaria“ stammt von dem mittelalterlichen Namen „Ficaria“. Dieser lässt sich aus dem lateinischen Namen ‚herba ficaria‘ ableiten. Dabei deutet der Name auf die Form der Wurzelknollen hin. Der deutsche Name „Scharbockskraut“ stammt von der Verwendung gegen Skorbut, denn dieser wurde früher als ‚Scharbock‘ bezeichnet.
Interessante alte Sagen: Aufgrund der vielen Brutzwiebeln an den Pflanzen kann es zum Teil zu einem „Weizenregen“ kommen. Hierbei werden durch den Regen die kleinen Zwiebeln in größeren Mengen zusammengeschwemmt. Ein Nachweis hierfür kann in Losch „Kräuterbuch – Unsere Heilpflanzen in Wort und Bild“ (1914) gefunden werden.
Gefährdung der Pflanze
Gefährdung der Pflanze: Auf der Roten Liste für Deutschland wird diese Art als “ungefährdet” eingestuft.
Verbreitungs-Code: A, AV, M1, M2, F, K
Schöne Beschreibung – auf zum Sammeln