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Die bekannteste heimische Schlüsselblume ist wohl die „hohe Schlüsselblume“ – sie wird auch Wald-Primel“ (Primula elatior) genannt. Durch Ihre hellgelbe Farbe sticht sie direkt aus den Wiesen heraus.
Oft bilden sich die typischen Polster von mehreren Schlüsselblumen aus. Manchmal steht die Schlüsselblume auch wie unten allein.
Vorkommen und Verbreitung: Die hohe Schlüsselblume wächst vor allem auf Feuchtwiesen und an Bachrändern. Sie ist zudem in krautreichen, nassen Laubwäldern sowie Auen zu finden. Zum Teil kommt die Pflanze auch auf Bergwiesen vor. In den Alpen kann sie auf einer Höhe von bis zu 2.300 Metern Höhe wachsen. Sie ist in fast ganz Mitteleuropa anzutreffen. Sie ist eine Zeigerpflanze für nährstoffreiche Lehmböden.
Pflanzenbeschreibung
Wuchsform & Stängel: Die hohe Schlüsselblume ist eine krautige Staude, die eine Wuchshöhe von 10 bis 30 cm erreichen kann. Der hohe Blütenstiel ist kurzhaarig besetzt. Am Ende des Stiels sitzen die Blüten in einer Dolde. Der Wurzelstock besitzt zahlreiche Faserwurzeln.
Blätter: Die Blätter sitzen in einer Rosette direkt über dem Boden. Sie haben eine dunkelgrüne / graugrüne Färbung und sind länglich bis eiförmig aufgebaut. Auf der Unterseite sind sie behaart. Die Seiten der Blätter besitzen wellige Zacken. Diese sind in den meisten Fällen nicht erkennbar, da sich die Blätter leicht nach innen rollen. Die Blattrippe in der Mitte des Blattes ist weiß gefärbt. Die Blätter können eine Länge von bis zu 12 cm erreichen.
Blüten: Die Kronblätter der Blüten ist hellgelb / schwefelgelb gefärbt. Die Mitte der Blüte hingegen besitzt eine leichte dunkelgelbe Färbung. Die Blumenkrone ist trichterförmig aufgebaut und besteht aus fünf miteinander verwachsenen Blütenblättern. Pro Blütendolde können sich bis zu 30 Blüten bilden. Der Blütenkelch besitzt eine hellgrüne Färbung. Die Blütezeit reicht von März bis in den April.
Früchte: Die Früchte dieser Art bestehen aus einer Kapselfrucht und sind länger als der Kelch. Die Fruchtkapseln öffnen sich nach vollständiger Reife und verteilen so die Samen.
Unterscheidungsmerkmale zu weiteren Schlüsselblumen
Unterscheidung zur echten Schlüsselblume: Die Blüten der hohen Schlüsselblume sind im Gegensatz zur echten Schlüsselblume größer und hellgelb anstelle von dunkelgelb gefärbt. Die Blüten der hohen Schlüsselblume haben keinen / nur wenig Duft.
Kreuzung mit anderen Arten: Durch die Weite Verbreitung der beliebten “Gartenprimel” kann es zu Kreuzungen zwischen der hohen Schlüsselblume und der Zuchtform der “stängellosen Schlüsselblume” kommen. Hierbei erhalten die entstehenden Hybride die Eigenschaften beider Elternpflanzen. Durch Bienen werden dabei die Pollen von Gartenprimeln auf die Schlüsselblumen übertragen. Die violett gefärbten Blüten werden bei den Hybriden meist zu einem rostroten Farbton. Die hohe Stängelform bleibt in den meisten Fällen erhalten.
Frühere Verwendung als Heilpflanze
Frühere Verwendung als Heilpflanze: Die Schlüsselblume wurde früher als Tee zur Schleimlösung und Auswurfförderung genutzt. Heutzutage sollte die Pflanze nicht mehr selbst in der Natur gesammelt werden, da sie wie alle weiteren Schlüsselblumenarten unter Naturschutz steht. Die Wurzeln können zum Teil in der Apotheke erworben werden. Aus der Wurzel kann ein Tee gegen Entzündungen in den Atemwegen hergestellt werden.
Inhaltsstoffe der Wurzeln: Die Wurzeln enthalten Triterpensaponine (u.a. Primulasaponine – Protoprimulagenin A), Phenolglykoside (Primverin und Primulaverin). Vor allem die Saponine haben eine schleimlösende Wirkung.
Inhaltsstoffe der Blüten: Die Blütenblätter sowie Kronblätter der Pflanze enthalten unter anderem Flavonoide (Apigenin, Rutin), Carotinoide und ätherische Öle. Der für die Pflanze charakteristische Duft entsteht erst beim Trocknen in Form von 5-Methoxy-methylsalicylat.
Nebenwirkungen: Die enthaltenen Saponine können bei empfindlichen Menschen zum Teil Magenprobleme auslösen.
Namensherkunft & Volkstümliche Namen
Namensherkunft: Der botanische Gattungsname „Primula“ lässt sich mit „Erstlingsblume“ ins Deutsche übersetzen. Das Wort “primula“ lässt sich aus zwei Wortteilen zusammensetzten. Dies sind „prima“ (zu deutsch: die erste) sowie „-ula“ (als Deminutiv / Verkleinerungsform). Diese Anlehnung lässt sich mit der frühen Blütezeit sowie der teilweise zierlichen Wuchsform der Pflanze erklären. Der botanische Artname „elatior“ lässt sich mit “hoch / höher“ ins Deutsch übersetzen. Dies leitet sich wiederum dabei aus dem lateinischen Wort „elatus“ – zu deutsch: erhaben, hochgehoben“ ab.
Der deutsche Gattungsname „Schlüsselblume“ lässt sich von der Ähnlichkeit des Blütenstands mit einem Schlüsselbund ableiten. Nach Ansicht des Volkes sollten die Blüten die Himmelspforte öffnen.
Volkstümliche Namen: Ähnlich wie die echte Schlüsselblume wird die hohe Schlüsselblume auch als „Himmelsschlüssel“ bezeichnet. Der Name bestand aber bereits seit dem Mittelalter. In alten Aufzeichnungen lässt sich der Name aus einer Sage ableiten. Nach dieser Sage soll Petrus seinen Schlüssel zum Himmelstor verloren haben. Der Schlüssel soll dabei auf die Erde gefallen sein und die Schlüsselblume hieraus gewachsen. Hieraus soll zudem der Name „Petriblume“ entstanden sein. Sie wird zudem als Arznei-Schlüsselblume bezeichnet.
Gefährdung der Pflanze
Gefährdung der Pflanze: In Deutschland ist diese Schlüsselblume noch als „ungefährdet“ eingestuft. Dennoch ist die Pflanzengruppe der „Primula“ / Schlüsselblumen / Primeln nach der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) sowie nach dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) geschützt. Die Pflanze darf daher nicht ausgegraben und auch nicht abgepflückt werden. Die Gefährdungsgrade in den einzelnen Bundesländern sind wie folgt,
– Deutschland: ungefährdet (Status: * )
– Baden-Württemberg: ungefährdet (Status: * )
– Bayern: ungefährdet (Status: *)
– Brandenburg: vom Aussterben bedroht (Status: 1)
– Hamburg: ungefährdet (Status: *)
– Hessen: ungefährdet (Status: *)
– Mecklenburg-Vorpommern: ungefährdet (Status: *)
– Niedersachsen: ungefährdet / gefährdet in Teilbereichen (Status: * / Tiefland: 3)
– Nordrhein-Westfalen: ungefährdet (Status: *)
– Rheinland-Pfalz: ungefährdet (Status: *)
– Saarland: ungefährdet (Status: *)
– Sachsen: ungefährdet (Status: *)
– Sachsen-Anhalt: ungefährdet (Status: *)
– Schleswig-Holstein: ungefährdet (Status: *)
– Thüringen: ungefährdet (Status: *)
Verbreitungs-Codes: A, AV, M1, M2, F, K