Wilde Möhre

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Die wilde Möhre (Daucus carota ssp. carota) ist eine besondere Pflanze für die Raupe des Schwalbenschwanz. Denn er ist auf diese als Futterpflanze angewiesen.
Wilde Möhre - Blüte

Vorkommen und Verbreitung: Die wilde Möhre wächst vor allem auf Trockenrasen, Wegrainen, Schuttplätzen und weiteren Ruderalstandorten. In den Alpen ist die Pflanze auf einer Höhe von bis zu 1.200 Metern anzutreffen. Sie ist in fast ganz Europa verbreitet. Die wilde Möhre gilt zudem zum Teil als Zeigerpflanze für artenreiche Wiesen.

Pflanzenbeschreibung

Wuchsform: Es handelt sich um eine zweijährige, stark krautig wachsende Pflanze. Sie kann eine Wuchshöhe zwischen 50 bis 100 cm, in seltenen Fällen auch eine Höhe von bis zu 140 cm erreichen. Der gesamte Stängel der Pflanze ist mit feinen, kurzen Haaren besetzt. Der Stängel selbst hat eine dunkelgrüne Grundfarbe. In der Mitte und vor allem im oberen Teil ist die Möhre deutlich verzweigt.

Blätter: Die einzelnen Blätter sind zwei- bis dreifach gefiedert und bestehen aus dünnen Einzelblättchen. Diese geben der Pflanze ihr typisches möhrenartiges Aussehen. Die Oberseite der Blätter ist dunkelgrün gefärbt. Die Unterseite ist durch die leichte Behaarung mit kurzen Härchen leicht grau. Die gesamte Blattform ist dreieckig bis oval-länglich. Die Hochblätter, welche direkt unter den Blütenständen sitzen, haben eine lineare, rundliche Form und sind wechselständig am Stängel angeordnet. Die einzelnen Blattteile sind ganzrandig und laufen am Ende spitz zusammen.

Blüten: Die Blüten bestehen aus einer weißen Doldenblüte mit vielen einzelnen kleinen weißen Blüten. Sie kann eine Größe zwischen 5 bis zu 15 cm erreichen (wobei große Blüten seltener sind). In der Mitte der Doldenblüte bildet sich die deutlich violette „Möhrenblüte“. Die einzelnen Blüten in der Dolde bestehen aus fünf weiß gefärbten Blütenblättern sowie einem leicht durchsichtig, weißem Fruchtknoten mit Blütennarbe sowie vier bis fünf Staubblätter mit rosafarbenen Staubbeuteln. Die Blüte erscheint je nach Wetter und Standort im Mai bis August.

Früchte: Nach dem Verblühen rollen sich die Fruchtstände der Möhre zur Mitte hin ein. Hierdurch ergibt sich die typische Form des Fruchtstandes (einem Vogelnest ähnlich). Nachdem die gesamten Blütenteile getrocknet sind, bilden sich aus den Fruchtknoten die Samen aus. Die einzelnen Samen haben eine Länge zwischen 2 bis 3 mm und sind oval geformt. Sie besitzt eine glatte, braune Oberfläche welche mit feinen weißen Borsten besetzt ist.

Wilde Möhre - Große Blüte mit violetter Scheinblüte in der Mitte
Eine besondere Blüte: 15 cm Durchmesser
Fruchtstand der wilden Möhre
Volkstümliche Namen & Namensherkunft

Volkstümliche Namen: Die Pflanze wird auch unter anderem als „Vogelnest“ bezeichnet. Nach dem Verblühen ziehen sich die Blütenstände zu einem kleinen Nest zusammen, woraus der Name entstand. In der Gegend um Augsburg ist die Pflanze als „Merchenstengel“ bekannt. Der Namensteil „Stengel“ wird dabei besonders für „derbe, harte Stängel“ verwendet. Sie sollen schlechtes Futter geben.

Namensherkunft: Der botanische Gattungsname „Daucus“ stammt von dem griechischen Wort „δαῦκος / daûkos (wörtlich eigentlich daykos)“ ab. Eine genaue Erklärung der Herkunft ist nicht möglich. Der botantische Artname „carota“ leitet sich von dem keltischen Wort „cor“ (zu deutsch: rot) ab. Dabei handelt es sich um eine Andeutung auf die rot / orange Färbung der Wurzel. Es lässt sich zudem mit „Gelbrübe“ ins Deutsche übersetzen. Aufgrund der länglichen Form der Wurzel ist der Vergleich mit einer „länglichen“ Rübe möglich.

Verwechslungsmöglichkeiten zu anderen Doldenblütlern

Verwechslungsmöglichkeiten: Die wilde Möhre kann zum Teil mit den weiteren Doldenblütlern verwechselt werden. Wenn eine „violette Einzelblüte“ in der Mitte der Blüte steht ist es sicher eine wilde Möhre. Die Färbung der „Möhrenblüte“ wird durch „Anthocyane“ – violette Farbstoffe – hervorgerufen. Diese Blüte ist auch das am einfachsten zu bestimmende Unterscheidungsmerkmal zu den weiteren Doldenblütlern. Weitere Informationen zu den Verwechslungsmöglichkeiten gibt es hier. Es kann aber auch vorkommen, dass sich keine violette Blüte ausbildet und die Blüte vollständig „reinweiß“ ist, oder die Blüte nur eine hellrosa Färbung hat!

Sollte die eindeutige Möhrenblüte nicht vorhanden sein, kann durch das zerreiben der Blätter auf den „Möhren / Karottengeruch“ getestet werden. Doch hierbei ist Vorsicht geboten, da die wilde Möhre auch mit zum Teil giftigen Pflanzen verwechselt werden kann. Daher sollte der Grundsatz gelten: Was ich nicht kenne, pflücke ich nicht!

Besonderheiten der Pflanze

Futterpflanze für Schmetterlinge: Die Raupe des Schwalbenschwanz ist an Doldengewächsen, der Weinraute und dem Diptam zu finden. Zu den Doldengewächsen gehört auch die wilde Möhre. Zum Teil sind die Raupen also auch an diesen Pflanze zu finden. Somit sollten die Pflanzen unbedingt stehen gelassen werden, wenn sie im Garten gefunden werden.

Besonderheiten zur Blütezeit: Im ersten Jahr bildet sich eine grundständige Blattrosette ohne weiteren Stängel dicht über dem Boden aus. Erst im zweiten Jahr beginnt die wilde Möhre mit der Blüte. Hierbei gibt es eine Besonderheit. Es handelt sich bei den großen Blütendolden um keine einzelne Blüte. Vielmehr bestehen diese Dolden aus einer Vielzahl von Einzelblüten. Diese sitzen in kleinen Gruppen von 10 bis 30 Stk. zusammen an kurzen Stielen. Aus einer Vielzahl dieser kleinen „Nester“ bildet sich wiederum die größere Doldenblüte aus.

Besonderheit der Möhrenblüte: Die Möhrenblüte in der Mitte der Blütenstände soll vermutlich die Blüte gegen Gallwespen schützen. So wurde herausgefunden, dass Blüten mit einer „violetten Möhrenblüte“ seltener von Gallwespen befallen werden. Eine Bestätigung für diese Erkenntnis konnte aber bis heute nur anhand von Aufnahmen der Blüten belegt werden. Warum die Gallwespen diese Blüten meiden gilt aber weiterhin als unbekannt. Die Bestäubung der Blüte erfolgt vor allem durch Fliegen, Wespen, Bienen, Hummeln und Käfer.

Gefährdung der Pflanze

Gefährdung der Pflanze: Die Pflanze ist auf der Roten Liste Deutschlands als nicht gefährdet eingestuft.

Verbreitungs-Codes: A, AV, M1, M2, F, K

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